Was beschreibt die Pharmakogenetik?
Erkläre das anhand des Beispiels zur CYP P 450:
beschreibt die genetischen Variationen zwischen Individuen und deren Einfluss auf die Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Arzneimitteln!!!
Beispiel:
Menge an CYP P 450 ist interindividuell sehr unterschiedlich
→Unterschiede in Wirkung und Wirkdauer von Arzneistoffen
Ursachen:
Erbfaktoren: genetische Polymorphismen, z.B. für CYP2D6 und CYP2C19 beschrieben
Aktivität kann durch Induktion sowie Inhibition reguliert wird
Was passiert grob bei der Metabolisierung?
Metabolisierung erfolgt in der Leber (hauptsächlich) oder Niere
Metabolisierung = Biotransformation:
Fremdstoffe (Xenobiotika), besonders Arzneistoffe, werden bei Körperpassagen in unterschiedlichem Ausmaß
biochemisch verändert
metabolisiert
biotransformiert
einzelne Prozesse laufen meist in zwei Phasen ab
Welchen Nutzen hat die Metabolisierung?
Bedeutung
Verbesserung der Exkretionsfähigkeit —> Hydrophilie steigern
Substanzen mit lipophilem Charakter werden nach der glomerulären Filtration in den Nierentubuli weitgehend wieder rückresorbiert, sie können nur langsam renal eliminiert werden
Sofern solche Stoffe nicht chemisch verändert werden, besteht die Gefahr, dass sie im Körper verbleiben und sich insbesondere im Fettgewebe anreichern
Die Eliminationsgeschwindigkeit fettlöslicher Stoffe hängt in hohem Maße davon ab, wie schnell sie im Organismus zu wasserlöslicheren Verbindungen metabolisiert werden7
s.a. Eliminationshalbwertszeit
Welche Bedutung hat die Metabolisierung?
Inaktivierung der Pharmaka (Entgiftung)
Arzneistoffe, die relativ schnell metabolisiert werden Bioverfügbarkeit?!
Bioaktivierung
Wirkungsverstärkung
(Prodrug-Prinzip)
Biotoxifizierung
Bildung toxischer Metabolite oder Intermediate
Wo findet die Metabolisierung statt und womit wird metabolisiert?
Wo wird metabolisiert?
Vor allem in der Leber, untergeordnet z. B. im Darm, in der Niere, der Haut oder im Blut
Womit wird metabolisiert?
Biotransformation durch Enzyme, die strukturgebunden hauptsächlich in den Membranen des endoplasmatischen Retikulums und z. T. auch in den Mitochondrien vorkommen
Daneben strukturungebunden als lösliche Enzyme (z.B. Esterasen, Amidasen, Sulfotransferasen)
WIe spezifisch ist die Metabolisierung?
Meist wenig substratspezifisch sie können Substrate unterschiedlicher chemischer Struktur umsetzen
Nicht nur an der Biotransformation von Fremdstoffen, sondern auch an Stoffwechselprozessen körpereigener Stoffe (z.B. von Hormonen, Gallensäuren, Häm) beteiligt
Auch die Darmflora leistet, insbesondere durch Reduktion und Hydrolyse, einen Beitrag zur Biotransformation
WIe ist die Biotransformation von Fremdstoffen/ körpereigenen Stoffen aufgeteilt, welche Organe übernehmen die Schritte?
Phase-I-Reaktion: Arzneistoff möglicht wasserlöslich machen
werden meistens von der Leber gemacht, seltener Niere oder Darm
Oxidation (hauptsächlich Leber), Reduktion (schon im Darm), Hydrolyse (Leber und z.T. Darm)
Phase-II-Reaktionen: Hochgeladenen Teilchen werden angehängt, um löslichkeit in Wasser noch weiter zu verbessern
finden fast nur in Leber statt
—> Ausscheidung ermöglichen durch verbesserte Löslichkeit
Welche Reaktionen laufen bei Phase-I der Metabolisierung ab?
Metabolisierung: Phase-I-Reaktion
Biotransformationsreaktionen, bei denen das Pharmakon-Molekül oxidativ, reduktiv oder hydrolytisch verändert wird
Bildung neuer funktioneller Gruppen (z.B. –OH)
Transformation vorhandener Gruppen (z.B. O-, S- oder N-Dealkylierung
Zahl freier Elektronenpaare sowie Hydrophilie wird erhöht
Zu viele Elektronenpaare auch nicht gut, weil sonst zu polar
passive Duffusion durch Darmwand nicht mehr möglich
Über welche Enzyme laufen die Oxidationsreaktionen ab?
Oxidationsreaktionen:
Von besonderer Bedeutung für die Biotransformation sind Oxidationsreaktionen, an denen:
Oxidasen
oxidieren durch Entzug von Wasserstoff bzw. Elektronen
Monooxygenasen (besonders Hydroxylasen)
wird ein Sauerstoffatom von einem Sauerstoffmolekül in den Fremdstoff eingebaut und das andere zu Wasser reduziert
Tetrahydrobiopterin —> Wasserstofflieferant für Aromaten
Vitamin C —> für Alipahtische Verbindungen
Dioxygenasen beteiligt sind
nehmen 2 O-Atome und öffnen aromatischen Ring und hängen beide dran
(führen dagegen beide Atome eines Sauerstoffmoleküls in das Xenobiotikum ein)
—> Stoffe werden polarer gemacht
Wie werden Alkohole oxidiert?
Wie sieht die Metabolisierung von Losartan über P450 aus?
Aus einem primären Alkohol entsteht ein Aldehyd im ersten Schritt
Oxidation von Pyridoxin:
Von oral oder intravenös verabreichtem Losartan werden etwa 14% zu dem aktiven Carboxylsäure-Metaboliten E3174 umgewandelt. Die Metabolisierung von Losartan zu E3174 erfolgt durch Cytochrom P450 2C9 und 3A4
Wie sieht die Pharmakokinetik von Losartan aus?
Resorption:
Nach oraler Einnahme wird Losartan gut resorbiert, unterliegt aber einem beträchtlichen First-pass-Metabolismus
systemische Bioverfügbarkeit von Losartan-Filmtabletten beträgt ca. 33%
Wirkungseintritt:
blutdrucksenkende Wirkung einer Einzeldosis setzt innerhalb der ersten Stunde nach Einnahme ein und erreicht ihr Maximum nach 5 bis 6 Stunden
maximale blutdrucksenkende Wirkung wird etwa 3 bis 6 Wochen nach Therapiebeginn erreicht
Zeit bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration:
Nach oraler Einnahme werden maximale Plasmakonzentrationen von Losartan nach 1 Stunde, von dem aktiven Metaboliten nach 3 bis 4 Stunden erreicht
—> Rezeptorgewöhnung bei Blutdruckesenkern
Wie werden aliphatische Ketten oxidiert?
Oxidation der Alkylgruppen mit Hilfe von Vitamin C durch Monooxygenasen (Hydroxylasen)
katalysieren hauptsächlich den Einbau eines Sauerstoffatoms in Form einer Hydroxylgruppe in ihr Substrat katalysieren
können auch ganze Teile der aliphatischen Kette abspalten
Was passiert bei der oxidativen N-Desalkylierung?
wird eine Alkylgruppe (z. B. Methyl, Ethyl) von einem Stickstoffatom (N) entfernt wird
Reaktion wird häufig von Enzymen wie Cytochrom-P450-Monooxygenasen katalysiert
Am Ene bekommt man Ethanol und Aminogruppe (NH2)
Was passiert bei oxidativer Desaminierung?
eine Aminogruppe (-NH₂) wird von einer organischen Verbindung entfernt
Dabei wird die Aminogruppe in Ammoniak (NH₃) oder ein verwandtes Produkt umgewandelt, und die ursprüngliche Verbindung wird oxidiert
Stickstoff wird z.B. durch OH-Gruppe ausgetauscht
Ammoniak kann z.B. durch Harnstoff entsorgt werden (Harnstoffzyklus)
Was passiert bei der oxidativen O-Desalkylierung und der N-Oxidation?
Oxidative O-Desalkylierung:
eine Alkylgruppe (z. B. Methyl, Ethyl) wird von einem Sauerstoffatom entfernt wird
werden zu CO2 und es entsteht OH-Gruppe
N-Oxidation
Sauerstoffeinheit enzymatisch oder chemisch an ein Stickstoffatom (N) gebunden wird
Ergebnis ist eine stickstoffhaltige Verbindung, die eine zusätzliche Sauerstoffgruppe trägt, typischerweise als N-Oxid
Entsteht eine Nitro-Gruppe (NO2)
Was passiert bei der S-Oxidierung und der Desulfulierung?
S-Oxidierung:
ein Schwefelatom (S) wird oxidiert, indem ein oder mehrere Sauerstoffatome an den Schwefel gebunden werde
Desulfulierung:
ein Schwefelatom (S) wird aus einer organischen Verbindung entfernt
Was passiert bei der Epoxierung?
Epoxidierung:
chemische Reaktion, bei der ein Epoxid gebildet wird
Epoxid ist ein dreigliedriger Ring, der aus einem Sauerstoffatom und zwei Kohlenstoffatomen besteht
Die Epoxierung erfolgt durch die Addition von Sauerstoff an eine Doppelbindung (C=C) in einer ungesättigten Verbindung, wie etwa einem Alken
Was pasiert bei der Hydroxylierung von Aromaten und von Aliphaten?
Hydroxylierung von Aromaten:
Hydroxylgruppe (−OH) wird an einen aromatischen Ring eingeführt
Hydroxylierung von Aliphaten:
ein Wasserstoffatom wird in einer aliphatischen Verbindung (also einer nicht-aromatischen Kohlenwasserstoffkette) durch eine Hydroxylgruppe (−OH) ersetzt
—> Aufzeichnung zu VL12
Welche Enzyme spielen eine sehr wichtige Rolle bei oxidativen Biotransformationen?
Größte Bedeutung für die oxidative Biotransformation besitzen Monooxygenasen, die Hämproteine vom Typ des Cytochrom P-450 (CYP) enthalten
Mehrere CYP-Enzyme, unterscheiden sich in:
Substratspezifität
vorhandenen Menge sowie
weiterer Charakteristika Induzierbarkeit; Inhibition
genetische Polymorphismen → schnelle und langsame Metabolisierer (s.a. Pharmakogenetik)
unterschiedliche Enzymausstattungen bei Populationen
Wie funktionieren die Cytochrom P-450 Monooxygenasen?
Substrat wird zunächst an Cytochrom P-450 mit dreiwertigem Eisen gebunden
Dann erfolgt die Übertragung eines Elektrons auf das Eisen, unter Oxidation von NADPH, wodurch Eisen im CYP zweiwertig wird
Nach Anlagerung von molekularem Sauerstoff und Aufnahme eines weiteren Elektrons über eine zweite Transferkette zerfällt der ternäre Komplex unter Regeneration von CYP mit dreiwertigem Eisen in das hydroxylierte Substrat und Wasser
Wie werden due CYP-Enzyme weiter eingeteilt?
HämhaltigeSuperfamilie von Enzymen
Cytochrom P-450-Enzyme (CYP) werden anhand ihrer Aminosäuresequenzen in verschiedene CYP Familien eingeteilt, die durch eine arabische Zahl charakterisiert sind
Wichtigste CYP-Enzym ist CYP3A4, das an der Oxidation einer Vielzahl häufig verwendeter Arzneistoffe beteiligt ist
relativ unspezifisch, Häm-Molekül liegt sehr gut zugänglich
17 CYP-Familien mit 50 Isoenzymen im menschlichen Genom charakterisiert (stand vor 5 Jahren)
Wo kommen die CYP Enzyme hauptsächlich vor?
Größte Menge an CYP-Enzymen: in der Leber
Vorkommen von CYP-Enzyme auch in anderen Organen:
im GIT-Trakt, Lunge, Gehirn
im Dünndarm (Lokalisation im apikalen Bereich der Enterozyten) → kann die Bioverfügbarkeit oral verabreichter Substanzen minimieren
Wodurch kann es zu dieses genetischen Polymorphismen kommen?
SNPs können sich, wenn sie in regulatorischen DNA Sequenzen liegen, auf die Expression des vom entsprechenden Gen kodierten Proteins auswirken
Wann sind genetische Untersuchungen von Arzneimittel-metabolisierenden Enzymen indiziert?
Die genetische Untersuchung von Arzneimittel metabolisierenden Enzymen, z.B. von CYP2C19 oder CYP2D6 ist indiziert:
Die Wirkung eines Medikamentes bleibt aus
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen treten auf
Familienmitglieder sind von einem entsprechenden Enzym-Polymorphismus betroffen
Welche Arten von SNPs gibt es?
Linked SNPs:
befinden sich ausßerhlab des Gens
Haben keinen Einfluss auf die Protein-Produktion und Funktion
Causative SNPs:
befinden sich innerhalb des Gens
Non-coding SNP:
verändert Menge der Proteinproduktion
Coding SNP:
verändert die Aminosäuresequenz und damit ggf die Funktion des Proteins
Was versteht man unter Enzyminduktion?
Enzyminduktion
Zahlreiche Arzneistoffe, insbesondere gut lipidlösliche Verbindungen mit langer Verweildauer in der Leber, können eine vermehrte Bildung von Enzymen, die an der Biotransformation beteilig sind, induzieren
—> Wichtig, wenn mehrere Antibiotika gleichzeitig eingenommen werden
Enzyminduktoren z.B.:
Glucocorticoide, Calcitriol, Rifampicin, Ritonavir
Welche Konsequenzen für die medikamentöse Therapie entstehen durch das Phänomen der Enzyminduktion?
Konsequenzen für die medikamentöse Therapie
Bei einer längerdauernden Medikation mit Enzyminduktoren kommt es zu einer Erniedrigung, der zu Beginn der Behandlung mit einer bestimmten Dosis erreichbaren Arzneistoffkonzentration im Plasma
Abbauprodukte:
weniger aktiv als die Ausgangssubstanz
—> Wirkung vermindert
Besitzen stärkere Effekte als die Ausgangssubstanz
—> Wirkung verstärkt
Was passiert bei der Enzyminhibition?
Enzyminhibition
Arzneistoffe können Biotransformationsprozesse hemmen.
Wirkungsverlängerung und -steigerung anderer Arzneistoffe
verminderte Synthese oder verstärkten Abbau von Enzymen oder
Konkurrenz um die Bindungsstelle der Enzyme und damit zu einer kompetitiven Hemmung des Abbaus
Gefahr: Erreichen eines toxischen Bereichs
—> Runterdosieren des Medikaments erforderlich
Was sind weitere wichtige Phase-I-Enzyme?
Alkoholdehydrogenase (ADH)
zu 95% verantwortlich für primären Ethanolabbau
Aldehyddehydrogenase (ALDH)
verantwortlich für weiteren Ethanolabbau zu Essigsäure
Xanthinoxidase (z.B. Coffein, Harnsäureproduktion)
Monoaminoxidasen (z.B. endogene Catecholamine, Tyramin im Käse)
Reduktasen, Dehydrogenasen, Esterasen, Epoxidhydrolase
Welche Rolle spielen Reduktionen bei der Biotransformation?
Reduktionen
Im Vergleich mit den Oxidationen spielen Reduktionen bei der Biotransformation nur eine untergeordnete Rolle
Toxikologisch bedeutsam: reduktive Dehalogenierung
Wodurch kommt der first-pass-Effekt zu stande?
gesamte venöse Blut des Magen-Darm-Kanals und damit auch alle darin enthaltenen Substanzen
—> gelangen Pfortader und durch diese in die Leber
Bevor also ein durch die Magen- oder Dünndarmschleimhaut resorbiertes Pharmakon das Herz und von dort aus den Lungen-und Körperkreislauf erreicht, muss es die Leber passieren
Welche weiteren Metabolisierungen gibt es neben dem Abbau in der Leber noch?
…weitere Metabolisierungen, neben dem Abbau in der Leber:
Metabolisierung im Lumen oder in der Wand des Gastrointestinaltrakts
Oxidationsreaktionen durch CYP450-abhängige Monooxygenasen
P-Glykoprotein(Pgp, MDR): Effluxtransporter(ABC Transporter) Bem.: Wirkung von Loperamid!!!
MDR-Inhibitor –z.B. Verapamil, Ciclosporin
MDR-Induktor –z.B. Rifampicin, Johanniskraut
—> MDR: multi drug resistance, transportiert die Stoffe wieder raus
Inwiefern ist der First-pass-Effekt wichtig für die Wirksamkeit?
Wichtig für die Wirksamkeit:
ob und in welchem Umfang wird bei der ersten Passage durch die Schleimhaut des Magen-Darm Kanals der (Arznei-)Stoff metabolisiert sowie durch die Leber extrahiert und/oder biochemisch umgewandelt = First-pass-Effekt
Anteil eines Stoffes, der bei dieser ersten Passage metabolisiert oder von der Leber zurückgehalten wird
—> Applikation muss dementsprechend angepasst werden
Zuletzt geändertvor 7 Tagen