Warum ist die Zentrifugation innerhalb einer Stunde nach der Blutentnahme notwendig, und welche chemischen Prozesse können bei Verzögerung eintreten?
Die Zentrifugation trennt Zellinhaltsstoffe vom Plasma und verhindert die Freisetzung intrazellulärer Substanzen wie Kalium oder Enzyme, die Analyseergebnisse verfälschen können
Welche Probenarten erfordern eine sofortige Verarbeitung, und welche Auswirkungen haben Verzögerungen auf deren Analyse?
Proben zur Zellzahlbestimmung und Gerinnung (inenrhalb 4 h). Verzögerungen führen zu Zellzerfall, Gerinnungsvorgängen oder metabolischen Veränderungen wie Glukoseabbau.
Welche typischen Fehler bei der Lagerung können Labormessungen beeinträchtigen?
Licht zerstört Bilirubin, unsachgemäße Temperaturen können Proteine denaturieren oder Enzyme inaktivieren, und Verdunstung beeinflusst Probenkonzentrationen.
Warum wird Serum oder Plasma Vollblut im Postversand vorgezogen, und welche Faktoren beeinflussen die Stabilität?
Serum und Plasma sind stabiler, da Gerinnungsprozesse und Zelllyse im Vollblut die Ergebnisse verfälschen können. Faktoren wie Kühlung verbessern die Stabilität.
Welche spezifischen Lagerungsbedingungen sind für lichtempfindliche Analyten wie Vitamine oder Bilirubin erforderlich?
Sie müssen lichtgeschützt und bei ktzt und bei k\u00fhlen Temperaturen aufbewahrt werden, da Licht und Wärme ihre chemische Stabilität beeinträchtigen.
Frage: Was ist Hämolyse und welche Ursachen hat sie?
Antwort: Hämolyse ist der Zerfall von roten Blutkörperchen (Erythrozyten), wodurch Hämoglobin in das Blutplasma freigesetzt wird.
Physiologisch:
Alterung der Erythrozyten (nach ca. 120 Tagen).
Pathologisch:
Autoimmunerkrankungen (z. B. Autoimmunhämolytische Anämie).
Infektionen (z. B. Malaria).
Hämoglobinopathien (z. B. Sichelzellanämie).
Mechanische Schäden (z. B. künstliche Herzklappen).
Präanalytisch (bei Blutproben):
Unsachgemäße Probenentnahme (z. B. zu starkes Schütteln).
Lagerungsfehler (z. B. extreme Temperaturen).
Zu hohe Scherkräfte bei der Blutabnahme.
Erhöhte Hämoglobinwerte im Plasma.
Falsche Laborergebnisse (z. B. bei Kalium, LDH).
Beeinträchtigung der diagnostischen Aussagekraft.
Frage: Was ist Hyperlipämie und welche Ursachen hat sie?
Antwort: Hyperlipämie bezeichnet eine Erhöhung der Lipide (Fette) im Blut, insbesondere von Triglyzeriden und/oder Cholesterin.
Primär (genetisch bedingt):
Familiäre Hypercholesterinämie.
Familiäre kombinierte Hyperlipidämie.
Sekundär (erworben):
Fehlernährung (z. B. fettreiche oder zuckerreiche Ernährung). -> Trübung durch Chylomikronen
Übergewicht und Adipositas.
Diabetes mellitus (insbesondere Typ 2).
Alkoholmissbrauch.
Medikamente (z. B. Kortikosteroide, Beta-Blocker).
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).
Erhöhtes Risiko für Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall.
Sichtbare Fettablagerungen (Xanthome) bei stark erhöhten Werten.
Diagnostik: Bestimmung von Cholesterin, LDL, HDL und Triglyzeriden im Blut.
Therapie: Lebensstiländerungen (Ernährung, Bewegung), lipidsenkende Medikamente (z. B. Statine).
Frage: Was ist Hyperbilirubinämie und welche Ursachen hat sie?
Antwort: Hyperbilirubinämie ist eine Erhöhung des Bilirubinspiegels im Blut (> 1,2 mg/dl). Bilirubin ist ein Abbauprodukt des Hämoglobins aus alten Erythrozyten.
Unkonjugierte (indirekte) Hyperbilirubinämie:
Ursache: Erhöhte Bilirubinbildung oder verminderte Konjugation in der Leber.
Beispiele:
Hämolytische Anämie.
Gilbert-Syndrom (verminderte Glucuronidierung).
Neugeborenengelbsucht.
Konjugierte (direkte) Hyperbilirubinämie:
Ursache: Störung des Bilirubin-Abflusses in die Gallenwege.
Cholestase (z. B. Gallensteine, Tumore).
Hepatitis oder Leberzirrhose.
Gelbfärbung der Haut und Skleren (Ikterus).
Dunkler Urin, heller Stuhl (bei konjugierter Form).
Diagnostik: Bilirubin (direkt/indirekt), Leberenzyme (ALT, AST, GGT, AP).
Therapie: Abhängig von der Ursache (z. B. Behandlung der Grunderkrankung, Phototherapie bei Neugeborenen).
Wie korrelieren Hämoglobinwerte und Thrombozytenzahl mit physiologischen oder pathologischen Zuständen?
Antwort: Niedrige Hämoglobinwerte deuten auf Anämie hin, erhöhte Thrombozytenzahlen auf entzündliche Prozesse oder myeloproliferative Erkrankungen (Myeloproliferative Erkrankungen sind chronische, klonale Knochenmarkserkrankungen, bei denen es zu einer unkontrollierten Vermehrung reifer Blutzellen (z. B. Erythrozyten, Thrombozyten, Granulozyten) kommt. Ursache sind genetische Mutationen, wie die JAK2-Mutation. Beispiele sind Polycythaemia vera, essentielle Thrombozythämie, primäre Myelofibrose und CML. Symptome umfassen Splenomegalie, Thrombosen und allgemeine Schwäche.)
Welche diagnostischen Vorteile bietet das Differentialblutbild gegenüber dem kleinen Blutbild?
Es liefert detaillierte Informationen über die Verteilung und Morphologie von Leukozyten, was bei Infektionen, Allergien und Leukämien essenziell ist.
Frage: Was ist der Unterschied zwischen großem und kleinem Blutbild?
Antwort: Das kleine Blutbild und das große Blutbild sind Laboruntersuchungen zur Analyse der Blutzusammensetzung.
Untersucht die zellulären Bestandteile des Blutes:
Erythrozyten (rote Blutkörperchen): Anzahl, Hämoglobin (Hb), Hämatokrit (Hkt).
Leukozyten (weiße Blutkörperchen): Gesamte Anzahl.
Thrombozyten (Blutplättchen): Anzahl.
Erythrozytenindizes: MCV, MCH, MCHC (Information über Zellgröße und Hämoglobingehalt).
Umfasst das kleine Blutbild und zusätzlich das Differenzialblutbild, das die verschiedenen Leukozytenarten unterscheidet:
Neutrophile Granulozyten (stabkernig, segmentkernig).
Eosinophile Granulozyten.
Basophile Granulozyten.
Lymphozyten.
Monozyten.
Kleines Blutbild: Basisuntersuchung zur Beurteilung der allgemeinen Gesundheit, z. B. bei Anämien oder Infektionen.
Großes Blutbild: Detaillierte Untersuchung bei Verdacht auf Entzündungen, Infektionen, Allergien oder hämatologische Erkrankungen (z. B. Leukämie).
Welche pathophysiologischen Mechanismen stehen hinter einer Leukozytose mit Linksverschiebung?
Sie resultiert aus vermehrter Freisetzung unreifer Neutrophiler bei akuten Infektionen oder Entzündungen, oft ausgelöst durch Zytokine.
Wie beeinflussen Kohlenmonoxid aus Zigarettenrauch oder Sauerstoffmangel in großen Höhen die Hämoglobinproduktion?
Kohlenmonoxid bindet an Hämoglobin und reduziert die Sauerstoffversorgung, was die Erythropoese stimuliert. Höhenmangel führt ähnlich zu kompensatorischer Erythropoese.
Erytrhozytenindices
Erythrozytenindices sind berechnete Laborwerte, die Informationen über die Größe und den Hämoglobingehalt der Erythrozyten liefern. Sie werden zur Diagnose und Einordnung von Anämien verwendet. Die wichtigsten Erythrozytenindices sind:
1. MCV (Mean Corpuscular Volume):
• Definition: Durchschnittliches Volumen eines einzelnen Erythrozyten.
• Normwert: 80–100 fl (Femtoliter).
• Bedeutung:
• ↓: Mikrozytäre Anämie (z. B. Eisenmangel).
• ↑: Makrozytäre Anämie (z. B. Vitamin-B12-Mangel).
2. MCH (Mean Corpuscular Hemoglobin):
• Definition: Durchschnittlicher Hämoglobingehalt eines einzelnen Erythrozyten.
• Normwert: 28–34 pg (Pikogramm).
• ↓: Hypochrome Anämie (z. B. Eisenmangel).
• ↑: Hyperchrome Anämie (z. B. Sphärozytose).
3. MCHC (Mean Corpuscular Hemoglobin Concentration):
• Definition: Durchschnittliche Hämoglobinkonzentration in einem Erythrozyten.
• Normwert: 32–36 g/dl.
• ↓: Hypochrome Anämie.
• ↑: Selten, bei hereditärer Sphärozytose.
4. RDW (Red Cell Distribution Width):
• Definition: Maß für die Größenverteilung der Erythrozyten (Anisozytose).
• Normwert: 11,5–14,5 %.
• ↑: Unterschiedliche Zellgrößen (z. B. Eisenmangelanämie, Thalassämie).
Zusammenfassung:
Erythrozytenindices sind wichtige Parameter zur Einordnung von Anämien (z. B. mikrozytär, makrozytär, hypochrom) und helfen bei der Identifikation von zugrunde liegenden Ursachen wie Eisen-, Vitamin-B12-Mangel oder genetischen Erkrankungen.
Warum ist die Cyanhämoglobinmethode trotz ihrer Toxizität ein Goldstandard in der Hämoglobinmessung?
Sie bietet präzise und stabile Ergebnisse, da Cyanhämoglobin chemisch stabil ist und photometrisch gut messbar.
Referenzwerte Hämaglobin:
• Männer 13.8 - 16.9 g Hb/dL
• Frauen 11.8 - 15.8 g Hb/dL
Welche Effekte haben Hämolyse, Hyperlipämie und Hyperbilirubinämie auf optische Analyseverfahren?
Hämolyse erhöht Plasma-Kalium und LDH, Hyperlipämie stört durch Lichtstreuung, und Hyperbilirubinämie verfälscht Photometrie durch ähnliche Absorptionsspektren.
Welche klinische Aussagekraft hat der Hämatokritwert, und wie wird er gemessen?
Anteil der zellulären Bestandteile am Gesamtvolumen des Blutes
gibt Auskunft über die Fließeigenschaften des Blutes
Er zeigt das Verhältnis von Zell- zu Gesamtblutvolumen und wird durch Zentrifugation oder Impedanzanalyse bestimmt -> ungerinnbar gemachte Blutprobe wird in Mikro-Hämatokritröhrchen zentrifugiert
Referenzwerte:
• Männer 40 - 48%
• Frauen 36 - 42%
• unter Normalwert: Anämien
• über Normalwert: entweder vermehrte Ery-Produktion (pathologisch oder normal z.B. Leistungssportler) oder Flüssigkeitsverlust (Fieber, Durchfall) und Exsikose (Austrocknung)
Hämatokrit > 45 bzw. 50% Polyglobulie (Erhöhung der Erys)
bei Werten < 35 bzw. 40% Anämie
Veränderung von Erythrozytenparametern
In welchen Fällen sind MCH-, MCHC-, MCV-Werte zu niedrig?
Wenn alle Werte zu niedrig sind, deutet dies häufig auf einen Eisenmangel hin, der zu einer Blutarmut führt.
Niedrige Werte kommen zum Beispiel vor bei:
• Eisenmangel
• Vitamin B6-Mangel
• Eisenverwertungsstörung
• Infektionen
In welchen Fällen sind MCH-, MCHC-, und MCV- Werte erhöht?
Erhöhte Werte können auf viele Krankheiten oder Mangelerscheinungen weisen, zum Beispiel:
• Alkoholismus (MCH, MCV)
• Vitamin B12-Mangel
• Folsäuremangel
• Chronische Leberkrankheiten
• Blutkrankheiten (Leukämie, Plasmozytom)
Lebenszeit der Blutzellen im Blut
Welche klinischen Symptome und Ursachen sind typisch für eine Methämoglobinämie und was ist das?
Methämoglobinämie ist eine Erkrankung, bei der Methämoglobin (MetHb) im Blut erhöht ist. Methämoglobin kann keinen Sauerstoff transportieren, da das Eisen im Hämoglobin in der dreiwertigen Form (Fe³⁺) vorliegt.
Angeboren: Enzymdefekte (Methämoglobinreduktase-Mangel).
Erworben: Kontakt mit Oxidantien (z. B. Nitrite, Medikamente wie Lidocain oder Sulfonamide).
Zyanose (bläuliche Verfärbung der Haut).
Müdigkeit, Atemnot bei hohen Werten.
Methylenblau (fördert die Reduktion von MetHb).
Sauerstoffgabe.
Auslöser entfernen.
Wie unterscheiden sich reaktive und pathologische Linksverschiebungen hinsichtlich ihrer Ursachen und morphologischen Merkmale?
Reaktiv: Infektionen, erhöhte Stabkernige. Pathologisch: Leukämien mit Promyelozyten und Myeloblasten.
Frage: Was sind Retikulozyten und welche Bedeutung haben sie?
Antwort: Retikulozyten sind unreife, kernlose Vorstufen der Erythrozyten (rote Blutkörperchen), die im Knochenmark gebildet und ins Blut freigesetzt werden. Sie enthalten noch Reste von RNA.
Marker für die Erythropoese (Bildung neuer Erythrozyten).
Erhöhte Werte: Hinweis auf gesteigerte Blutbildung (z. B. nach Blutverlust oder Hämolyse).
Niedrige Werte: Hinweis auf eine gestörte Blutbildung (z. B. bei Anämien oder Knochenmarkserkrankungen).
Bewertung der Regenerationsfähigkeit des Knochenmarks.
Differenzierung zwischen regenerativen und aregenerativen Anämien.
Welche Rolle spielen eosinophile Granulozyten bei allergischen Reaktionen und Parasitenabwehr?
Sie setzen toxische Mediatoren frei, die Parasiten angreifen, und modulieren Entzündungsreaktionen bei Allergien.
Welche spezifischen Mechanismen nutzen natürliche Killerzellen (NK-Zellen), um virusinfizierte Zellen zu eliminieren?
Sie induzieren Apoptose durch Perforine und Granzym-B-Freisetzung.
Welche myeloischen Vorläuferzellen differenzieren zu welchen Blutzelltypen, und wie regulieren Wachstumsfaktoren diesen Prozess?
Myeloische Vorläufer differenzieren zu Erythrozyten, Granulozyten, Monozyten und Thrombozyten. Wachstumsfaktoren wie Erythropoetin und G-CSF steuern die Differenzierung.
Frage: Was zeigt ein pathologisches Differentialblutbild und welche Ursachen gibt es?
Antwort: Ein pathologisches Differentialblutbild weist auf Veränderungen in der Zusammensetzung der Leukozyten hin. Es zeigt Abweichungen der Leukozytenarten (Granulozyten, Lymphozyten, Monozyten) und liefert Hinweise auf Infektionen, Entzündungen oder hämatologische Erkrankungen.
Neutrophilie (erhöhte neutrophile Granulozyten):
Akute bakterielle Infektionen.
Stress, Kortisonwirkung.
Entzündungen (z. B. Appendizitis).
Neutropenie (verminderte neutrophile Granulozyten):
Virusinfektionen (z. B. Grippe).
Knochenmarksschäden (z. B. Chemotherapie).
Eosinophilie (erhöhte eosinophile Granulozyten):
Allergien (z. B. Asthma, Heuschnupfen).
Parasiteninfektionen.
Basophilie (erhöhte basophile Granulozyten):
Chronisch-myeloische Leukämie (CML).
Allergische Reaktionen.
Lymphozytose (erhöhte Lymphozyten):
Virusinfektionen (z. B. Epstein-Barr-Virus).
Chronische lymphatische Leukämie (CLL).
Lymphopenie (verminderte Lymphozyten):
Immunschwäche (z. B. HIV).
Kortikosteroidtherapie.
Monozytose (erhöhte Monozyten):
Chronische Infektionen (z. B. Tuberkulose).
Autoimmunerkrankungen (z. B. Lupus).
Ein pathologisches Differentialblutbild hilft bei der Identifikation von:
Infektionsursachen (bakteriell, viral, parasitär).
Allergischen Reaktionen.
Hämatologischen Erkrankungen (z. B. Leukämie).
Entzündungszuständen.
Frage: Was ist Hämatopoese und wie läuft sie ab?
Antwort: Die Hämatopoese ist die Bildung und Entwicklung der Blutzellen im Knochenmark. Sie sorgt für die kontinuierliche Erneuerung von Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten.
Welche Unterschiede bestehen zwischen myeloischen und lymphatischen Leukämien hinsichtlich der Diagnostik?
Myeloische Leukämien zeigen oft eine erhöhte Zahl von Granulozyten oder deren Vorstufen, während lymphatische Leukämien vermehrt unreife Lymphozyten aufweisen.
Frage:
Was sind die Unterschiede zwischen AML und ALL?
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• AML (Akute myeloische Leukämie):
• Maligne Entartung der myeloischen Vorläuferzellen.
• Betrifft v. a. Erwachsene.
• Symptome: Anämie, Thrombopenie, Infektionen.
• Diagnostik: Blasten > 20 % im Knochenmark, Auer-Stäbchen.
• Therapie: Chemotherapie, Stammzelltransplantation.
• ALL (Akute lymphatische Leukämie):
• Maligne Entartung der lymphatischen Vorläuferzellen.
• Betrifft v. a. Kinder (häufigste Krebserkrankung im Kindesalter).
• Symptome: Knochenschmerzen, Hepatosplenomegalie, ZNS-Beteiligung.
• Diagnostik: Blasten > 20 % im Knochenmark, Immunphänotypisierung.
• Therapie: Chemotherapie, ZNS-Prophylaxe, ggf. Stammzelltransplantation.
Merke: AML ist häufiger bei Erwachsenen, ALL häufiger bei Kindern.
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