Nenne die Kernbestandteile eines Sanierungskonzepts nach IDW S6.
Ein Sanierungskonzept nach IDW S6 umfasst folgende Kernbestandteile:
Krisenanalyse: Bestandsaufnahme, Ursachen und Stadium der Krise.
Strategische Analyse: Bewertung von Markt, Wettbewerb, Stärken und Schwächen.
Sanierungsfähigkeit: Nachweis der Fortbestehensfähigkeit und Risikoabschätzung.
Sanierungsmaßnahmen:
Operativ: Kostenreduktion, Prozessoptimierung.
Strategisch: Neuausrichtung, Marktchancen.
Finanziell: Umschuldung, Kapitalmaßnahmen.
Integrierte Planung: Ergebnis-, Liquiditäts- und Bilanzplanung mit Szenarien.
Umsetzung und Controlling: Meilensteine, Monitoring und Berichtswesen.
Dokumentation: Ziele, Zusammenfassung und Empfehlung.
Es liefert eine fundierte Basis zur Bewertung der Sanierungsfähigkeit und Umsetzung.
In welchen Situationen ist es aus Geschäftsführer und/oder Bankensicht vorteilhaft ein Gutachten nach IDW S6 zu erstellen? 3 Beispiele nennen und erläutern
1. Sanierung zur Insolvenzvermeidung:
Unternehmen in schwerer Krise benötigen eine tragfähige Sanierungsstrategie.
Das Gutachten bewertet Sanierungsfähigkeit und -würdigkeit, um Gläubiger und Investoren zu überzeugen.
2. Finanzierungssicherung durch Banken:
Unternehmen brauchen Kredite oder Restrukturierungen.
Banken erhalten eine fundierte Entscheidungsgrundlage für Finanzierung und Risikoabschätzung.
3. Haftungsvermeidung für Geschäftsführer:
Es hilft, Insolvenzverschleppung zu vermeiden und dokumentiert Sanierungsbemühungen.
Geschäftsführer können ihre Sorgfaltspflichten nachweisen und Haftungsrisiken minimieren.
Welche Standards für Sanierungskonzepte existieren neben dem IDW S6?
Österreich:
Fortbestehensprognose, macht das Management selbst und zielt auf Liquidität ab.
International, UK: IBR, macht externer Berater und befasst sich mit Unternehmenskonzept. Ist Teil des IDW S6 und reicht alleine nicht in DE.
Wann gilt ein Unternehmen als sanierungsfähig nach IDW S6? Nenne wesentliche Prüfungskriterien?
Welche Finanzkennzahlen werden für Prüfung verwendet?
1. Fortbestehensprognose:
Ist das Unternehmen in den nächsten 24 Monaten lebensfähig? (ZU & ÜS – Durchfinanzierung)
2. Fortführungsprognose:
Sprechen andere rechtliche / tatsächliche Gegebenheiten gegen die Fortführung? (Betriebsgenehmigung, Schanklizenz, Verbote usw.)
3. Wettbewerbs- und Renditefähigkeit:
Ist das Unternehmen nachhaltig wettbewerbs- und renditefähig?
Welche Themen eines Sanierungskonzeptes nach IDW S6 sind gesetzlich geregelt?
BaFin/MaRisk bestimmen, dass Sanierungskredit nur aufgrund Sanierungskonzept gegeben werden darf. Keine konkrete Vorgabe. Begriff und Mindestanforderungen an Konzept sind nicht gesetzlich definiert. Nicht rechtsverbindliche Anforderungen in „Leitfaden Treuhandanstalt“, Stellungnahme IDW S6, Gegenentwürfe von Beratern.
Nennen Sie 3 Beispiele für Industrien die derzeit eine Krise durchlaufen.
Automobilindustrie: Dieselkrise, Elektromobilität, Zulieferer brechen weg, Imageverlust
Immobilienbranche: Hohe Zinsen, Baukostensteigerung, schwache Nachfrage nach Büroflächen.
Automobilzulieferer: E-Mobilitätswandel, Rohstoffmangel, Absatzprobleme.
Einzelhandel: Online-Konkurrenz, hohe Kosten, Kaufkraftverlust.
Tourismus: Thomas Cook usw., Einheimische kritisieren Massentourismus, Mangelndes wirtschaftliches Know How der Hotellerie
Banken: Wird private Bankfiliale noch genutzt?, klassische Sparprodukte unrentabel,
Nenne und beschreibe die 5 Krisenstadien mit je einem Bsp.
1. Stakeholderkrise: Vertrauensverlust bei Investoren, Banken oder Kunden.
Beispiel: Tesla bei Qualitäts- und Sicherheitsbedenken.
2. Strategische Krise: Fehlende Marktanpassung und Wettbewerbsprobleme.
Beispiel: Nokia verschlief den Smartphone-Trend.
3. Erfolgskrise: Sinkende Umsätze und Margen trotz laufendem Geschäft.
Beispiel: Modeketten wie H&M durch Online-Wettbewerb.
4. Liquiditätskrise: Zahlungsengpässe, Schwierigkeiten bei Kreditbeschaffung.
Beispiel: Evergrande (chinesischer Immobilienriese) durch hohe Schulden.
5. Insolvenzkrise: Zahlungsunfähigkeit, Insolvenz droht oder tritt ein.
Beispiel: Galeria Karstadt Kaufhof durch Umsatzrückgang und hohe Fixkosten.
Nennen Sie die relevanten Betrachtungsfelder zur Darstellung der Unternehmenssituation.
Geschäftsmodell (Positionierung, Strategie, Segmente. Produkte, Branche)
organisatorische/rechtliche Situation (Organisationsstruktur, Gesellschafterstruktur, Verträge, Organschaften, Unternehmenshistorie)
Leistungswirtschaftliche Situation (Wertschöpfungskette, Footprint, usw.)
Skizzieren und beschreiben Sie das Verfahren zur Prüfung der Zahlungsunfähigkeit gemäß IDW S11 Standard.
1. Liquiditätsstatus: Vergleich verfügbarer Zahlungsmittel mit fälligen Verbindlichkeiten. Zahlungsunfähigkeit bei >10 % Liquiditätslücke.
2. Drewochenprognose: Prüfung, ob die Lücke durch Einzahlungen gedeckt werden kann.
3. Drei-Monats-Prognose (bei Unsicherheit): Bewertung, ob Zahlungsfähigkeit in absehbarer Zeit wiederhergestellt werden kann.
Besteht Zahlungsunfähigkeit, ist ein Insolvenzantrag erforderlich (§ 15a InsO).
Skizzieren Sie für folgende Sachverhalte den Verlauf der Liquiditätskurve der 13-Wochen-Liquiditätsvorschau (Prinzipskizze). Erläutern Sie den jeweiligen Kurvenverlauf stichpunktartig.
Laut IDW S11 wird geprüft, ob eine Zahlungsunfähigkeit vorliegt oder ob es sich um eine Zahlungsstockung handelt.
Dabei wird ein stichtagsbezogener Finanzstatus herangezogen und ein 3-wöchiger Finanzplan erstellt. Wird festgestellt, dass am Stichtag nicht mehr genügend liquide Mittel für die Tilgung der fälligen Verbindlichkeiten zur Verfügung stehen, dann muss geprüft werden, ob die Liquiditätslücke von 10% innerhalb des 3 Wochenzeitraums getilgt werden kann, wenn ja liegt eine Zahlungsstockung vor, wenn nein, dann ist man zahlungsunfähig.
Erstellen Sie den Finanzstatus für die Mustermann GmbH und beurteilen Sie die Zahlungsfähigkeit des
Unternehmens zum Stichtag. Begründen Sie Ihre Antwort. Es gilt der folgende Sachverhalt:
Das Unternehmen ist verfügt nicht mehr über genügend liquide Mittel, um zum Stichtag alle fälligen Verbindlichkeiten tilgen zu können und ist daher zahlungsunfähig. Es muss daher eine 3-wöchige Planung erstellt werden, welche aufzeigen soll, ob sich der Zustand verschlechtert oder ob dieser nach diesem Zeitraum überwunden ist. Sollte die Zahlungsfähigkeit nach diesem Zeitraum wiederhergestellt sein und die Liquiditätslücke von 10% überwunden, bestand eine Zahlungsstockung. Wenn dies negativ ist, dann ist das Unternehmen zahlungsunfähig und ist daher Antragspflichtig.
Nennen Sie die relevanten Betrachtungsfelder im Rahmen der Analyse des Markt- und Wettbewerbsumfelds.
Unternehmensumfeld (rechtlich-politisch, gesellschaftliche, wissenschaftlich-technisch)
Markt (Entwicklung, Forecast, Markttreiber, Preis-Menge, etc.)
Wettbewerber (Wettbewerbslandschaft, Geschäftsmodelle, Positionierung, Benchmarking, usw.)
Kunden (Konzentration, Sourcingverhalten, Einkaufskriterien, etc.)
Lieferanten (Konzentration, Surcingverhalten, Einkaufskriterien, etc.)
SWOT
Nennen Sie die relevanten Betrachtungsfelder im Rahmen der Analyse des Leitbildes und definieren Sie Leitbild.
Ein Leitbild ist eine langfristige Zielvorstellung und Strategie des Unternehmen, es zeigt die angestrebte Wettbewerbsposition bzw. Wettbewerbsvorteile auf und ist ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur. Weiters dient das Leitbild dazu, um eventuell geeignete Sanierungsmaßnahmen zu finden und dann auch umzusetzen.
Dabei ist es wichtig alle Stakeholder so gut als möglich miteinzubeziehen, um dadurch eine neue Ausrichtung des Unternehmens bzw. des Leitbildes zu generieren und auch unzusetzen.
Sanierungskonzept zur stadiengerechten Bewältigung der Krise (Teil I Leitbild + Teil II Maßnahmenprogramm)
Leitbild (Vision, Mission, Strategie, Werte, strategische und operative Ziele der Sanierung):
Wesentliche Geschäftsfelder
Ressourcen & Fähigkeiten
Wettbewerbsposition
Was versteht man unter einer integrierten Finanzplanung i.S. des IDW S6?
Mithilfe einer integrierten Finanzplanung werden alle zu erwartenden Ein- und Auszahlungen in ausreichender Detailierung aufgeführt. Dabei ist ratsam nicht nur das laufende Geschäftsjahr zu analysieren, sondern eine 2 Jahresplanung aufzusetzen. Dadurch kann kurz- bis mittelfristige im betrachtenden Zeitraum die Liquidität bzw. Illiquidität aufgezeigt werden.
Relevante Bestandteile einer Business Planung:
Ertrags-, Vermögens- und Finanzplanung
Planungsmaßnahmen (Bewertung, u.a. Hervorhebung kritischer Prämissen)
Problem- und Verlustbereiche
Maßnahmeneffekte (Quantifizierung, zeitlicher Eintritt, usw.)
Plan Bilanz
Plan Cashflow
Plan Gewinn- & Verlustrechnung
Nennen Sie die fünf Detailplanungen, die in eine integrierte Finanzplanung einfließen können.
Umsatzplanung
Personalplanung
Investitionsplanung
Liquiditätsplanung
Kapitalbedarfsplanung
Abschreibungsplanung
Zins- und Tilgung
Nennen und beschreiben Sie fünf Erfolgsfaktoren für die nachhaltige Umsetzung von Sanierungskonzepten.
Beteiligung aller Stakeholder (Sanierungsbeiträge aller Beteiligten)
Umsetzungsorientierung (Vorhandensein von Aufbau- und Ablauforganisation zur Absicherung des Umsetzungserfolgs)
Sanierungskompetenz (Vorhandensein von sanierungserfahrenen Beteiligten)
„Cash is King“ (Hohe Transparent über alle liquiditätswirksamen Geschäftsvorfälle)
Strategie (Klares Verständnis über zukünftiges Geschäftsmodell)
Ansatz (Ganzheitlicher Ansatz und Berücksichtigung aller Unternehmensbereiche)
Nennen Sie vier Wege, um Ideen für Restrukturierungsmaßnahmen zu generieren.
1. Benchmarking – Vergleich mit erfolgreichen Wettbewerbern zur Identifikation bewährter Maßnahmen.
2. Interne Analyse – Identifikation von Effizienzpotenzialen durch Prozess- und Kostenanalysen.
3. Kunden- und Lieferantenfeedback – Einbindung externer Partner zur Verbesserung von Produkten und Abläufen.
4. Externe Beratung – Experten und Sanierungsspezialisten bringen neue Perspektiven und Best Practices ein.
Nennen Sie drei Fallgruppen warum Sanierungskonzepte scheitern.
1. Fehlende Umsetzung: Maßnahmen bleiben aus (z. B. Schlecker).
2. Marktfaktoren: Externe Krisen verhindern Erfolg (z. B. Thomas Cook).
3. Kapitalmangel: Keine Finanzierung für Sanierung (z. B. Wirecard).
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