Was ist die mittelalterliche Herrschaftspraxis
persönliche Präsenz des Königs in unterschiedlichen Reichsteilen → Reisekönigtum (hohe Mobilität)
Herrschaftssitz (regnum) war dort, wo sich die königliche Hofhaltung aufhielt
Was sind Pfalzen
temporäre Aufenthaltsorte des Herrschers; dienten als repräsentative Stützpunkte für Regierungsgeschäft
Zeugnis politischer und militärischer Macht, Kernpunkt eines wirtschaftlich strukturierten Raumes
Verwaltungs- und Wirtschaftssitze; Repräsentation des herrschaftlichen Machtanspruchs
Wie waren Pfalzen aufgebaut
Saalbau (aula): Herrschaftsausübung, Abhaltung von Hof- und Gerichtstagen, Empfang von Gesandten
Wirtschaftshof (Curtis, villa): Versorgung des reisenden Hofes
Pfalzkapelle {Hofkapelle (capella) = Kollegium schriftkundiger Kleriker → geistliche und administrative Funktionen}
Wie waren die Pfalzen der Karolinger (8.-9. Jh.) aufgebaut
vergleichsweise einheitliches Bauprogramm; Übernahme antiker Vorbilder (zb in Aachen, Ingelheim)
Große Saalbauten, lange Verbindungsgänge
keine eigene Befestigung
für die Unterhaltung notwendige Infrastruktur befand sich in der Nähe
Was waren die Kennzeichen und die drei funktionalen Bereiche ottonischen Pfalzen (10.-11.Jh.)
Kennzeichen ottonischer Pfalzen:
Massive Befestigung d. Gesamtanlage + strukturelle Zweiteilung in Kernburg mit repräsentativer Steinarchitektur (Kapelle, Aula Regia) und Vorburg mit Gewerbe
Drei funktionale Bereiche von Pfalzen:
representations- und Wohnbauten des Hofes (palatium)
Burg (castrum)
Landwirtschaftliche Anlagen (Curtis)
Was ist das besondere an der Königspfalz Tilleda (Sachsen-Anhalt)
Ausgrabung unter Paul Grimm, archäologische Untersuchungen seit 1935-1979 → einzige vollständig ausgegrabene Pfalzanlage
Besiedlung: ca. 7./8. - 13. Jh; bedeutend als mittelalterliche Königspfalz v.a. im 10.-11. Jh
Wie war Tilleda im 9.-10. Jh. aufgebaut
Erste Befestigung: ”Vorderwall” - Holz-Erde-Mauer → wohl im 9./frühen 10. Jh → teilweise Zerstörung im 10. Jh, Auflassung im frühen 11. Jh
Vorburgbereich:
unbefestigtes Areal
einfache Grubenhäuser; große Zahl undatierte Pfostengruben
→ ebenerdige Bauten
Hauptburg:
Spuren von Gruben- und Pfostenbauten + repräsentative Gebäude (Keller, Heizung)
Wie war Tilleda im 10.-11. Jh. aufgebaut
es gab eine Neubefestigung mit Vorburgmauer im fortgeschrittenen 10. Jh.
es gab auch eine Pfalzkirche aus dem späten 10./ 1. H. 11. Jh mit hellem Gipsputz, dunklem Schieferdach und Fensterglas
Was waren salische und staufische Pfalzen aus dem 11.-13. Jh.
stark befestigte Plätze, zb. Eger, Nürnberg, Kaiserwerth
unbefestigte Orte mit reicher Repräsentationsarchitektur (zb Goslar, Gelnhausen) → bei unbefestigten Pfalzanlagen häufig starke Höhenburgen in der Nähe
angegliederte Siedlung scheinen teils planmäßig entstanden zu sein
Was sind Burganlagen
= Bautyp der Aristokratie → Ort adligen Selbstverständnisses, soziale Abgrenzung
Mittelpunkt eines wirtschaftlich und politisch strukturierten Gebiets
Wohn- und Wehrbau - verteidigungsfähiger Wohnsitze einer adligen Familie (”Stammsitze”)
Aristokratie als Begriff besser als Adel, da der Begriff Adel erst in der Neuzeit aufkam
Was sind die Funktionen von Burgen
Zentralort und Orientierungspunkt einer Herrschaft
Ausübung von Herrschaft
Sicherung von Territorien, Wegen, Brücken; Zolleinnahmen
Militärische Funktion
von Siedlungen meist durch eine isolierte Lage, in jedem Falle durch Mauern und Gräben getrennt
Was sind wesentliche Elemente aller Burgen
Befestigung (Gräben, Wälle/Mauern, Tore)
Häufig repräsentative Innenbebauung
Multifunktionalität! → Wohnsitz einer adligen Familie, Herrschaftsmittelpunkt, Zentrum wirtschaftlicher Aktivitäten, militärische Funktion, Sicherung von Territorien, Wegen, Brücken
Anlage und Struktur von Burganlagen verändern sich über die Jahrhunderte; zudem große regionale Unterschiede, zb. bedingt durch topographische Lage (Höhe, Sporn, Niederung), Art der Befestigung (Mauer, Erdwall, Graben, Wassergraben), Baumaterial (Holz, Naturstein, Backstein)
Beschrifte die wichtigsten Elememte der Burg
Bergfried -> massiver Hauptturm, unbewohnt, zum Schutz da man sich oben verstecken und die Leiter hochziehen konnte
Hauptburg
Vorburg
Palas
Kapelle -> für seelsorgerische Versorgung der Burgbewohner (religion war sehr wichtig)
Was sind die administrativen und kirchlichen Zentren der Befestigungen aus der Karolingerzeit (8./9. Jh.)
→ Mittelpunkt königlicher Herrschaft in Nordhessen
aufgrund der Größe, der scheinbar kontinuierlichen Besiedlung und der starken Mauern → von der fränkischen Reichsgewalt errichtete und unterhaltene Befestigung (Funktion v.a. während Sachsenkriegen)
Überwiegend ebenerdige Pfostenbauten; auf Gipfelplateau auch Holzbauten auf Steinfundamenten
Nach N. Wand (Name) These einer intensiven Innenbebauung → konnte bei neueren Untersuchungen durch T. Sonnemann nicht bestätigt werden
Was sind Motten
→ Ausgehend von Frankreich entstanden sog. Motten (franz. Erdklumpen, Hügel) oder Turmhügelburgen im 10.-11. Jh
vorwiegend Niederungsburgen
Hauptmerkmal: künstlich angelegter Erdhügel mit einem turmförmigen Gebäude (meist aus Holz, selten aus Stein)
Graben und Palisade umgaben Zentralbereich der Anlage
dem kleinen, eng bebauten Areal waren eine oder mehrere größere Vorbergen als Wirtschaftsbereich vorgelagert
Bsp.: Haus Meer, Husterknupp, Burg Elmendorf
Mehrzahl der Turmhügelburgen aus 11.-12. Jh., Typ aber bis ins 14. Jh.
Im HMA häufig Ausbau in Stein oder Integration in größere Anlage
Turm = architektonische Leitform und Kernelement einer Burg (Kontrolle Umland & Herrschaftszeichen)
Was sind zwei Beispiele für Motten/Turmhügelburgen
Burg Husterknupp (Niederrhein)
1: anfängliche Flachsiedlung, spätes 9. Jh./1. H. 10. Jh
2: erste flache Aufschüttung (”Kernmotte”), 2. H. 10. Jh
3: “Hochmotte”, 11. Jh
“Schlössel” bei Klingenmünster (Pfalz)
eines der am besten erhaltenen Beispiele einer frühen Turmburg in Deutschland, 11. Jh
Welche Entwicklungsstränge waren im 11. Jh. erkennbar
erstmals in größerem Maße Stein als Baumaterial
Typische Elemente: mehrgeschossiger Wohnbau, kleinere Neben- und Wirtschaftsgebäude, Umfassungsmauer mit Torturm
Massiver Hauptturm: Wehr- und Repräsentationsfunktion
Aus kleinen, oft beengten Anlagen entwickeln sich im 12. Jh. große Adelsburgen
Was waren charakteristische Elemente von Burgen
Charakteristische Elemente:
Wehrhafter Hauptturm (Burgfried), Palas mit repräsentativer Halle und gleichzeitiger Wohnfunktion; z.T. mehrfach gestaffelte Vorburgen
12. und 13. Jh. Blütezeit des Burgenbaus → so viele neue Burgen, wie nie zuvor entstehen z.B Burg Münzenberg, Wartburg, Neuenburg bei Freyburg
Was ist der Palas
repräsentativer Wohn- und Repräsentatiosbau
typisch Dreiteilung, Kellerbereich, Hauptgeschoss und Obergeschoss
Hauptgeschoss erhöht symbolisch
Warum wurden mit Ausgang des 14. Jhs. viele Burganlagen aufgegeben
→ neue Feuerwaffen sowie verändertes Repräsentations- und Wirtschaftsverhältnisse der Aristokratie (Aristokratie besser als adel da begriff erst nach mittelalter kommt**)**
Umbau von Burganlagen in Schlösser, Modernisierungsmaßnahmen; teils Abzug des Adels in Städte
Worauf lag lange der Fokus bei Burgen als archäologisches Forschungsfeld
Anfänge der Burgenforschung 1. H. 19. Jh.; v.a. bau- und kunstgeschichtliche Betrachtung
seit 1849 Ausgrabung Burg Tannenberg (Hessen, 1399 zerstört); 1850 wegweisende Publikation
Fokus lange fast ausschließlich auf der militärischen Funktion des Adelssitzes
Worauf schauen jüngerer Forschungsperspektiven
Lebenswelt Burg (Alltag, Bewohner, Versorgung, materielle Kultur), Burg in der Landschaft (”aristocratic landscapes”)
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