Was für eine Relevanz hat die Ernährung im Säuglingsalter?
Säugling: Kinder im 1. Lebensjahr
rasches Wachstum sorgt für hohe Anforderungen an Energie- und Nährstoffbedarf
neuromotorische Entwicklung, IS, nicht voll ausgereifte Verdauungs-, Stoffwechsel- und Ausscheidungsfunktionen sorgen für besondere Anforderungen
hat soziale und entwicklungspsychologische Bedeutung , kann Gesundheit bis ins Erwachsenenalter beeinflussen
Wie ist der Wachstumsverlauf von Säuglingen?
Geburtsgewicht verdoppelt sich in ersten 4-5 Monaten, verdreifacht sich im 1. Jahr, Köperlänge im 1. Jahr nimmt um 25cm zu
ist individuell, es gibt Unterschiede zwischen gestillten und nicht gestillten Säuglingen
gestillte Säuglingen nehmen erst mehr zu als Flaschenkinder, sind später aber schlanker
Erst Gewichtsabnahme nach Geburt, dann wieder Zunahme und danach erst Längenwachstum
Was sind die Referenzwerte für die Energiezufuhr?
gelten für gesunde reife Säugling, Werte für ersten 4 Monate bezieht sich auf gestillte Säuglinge
Energie:
ist besonders hoch bezogen auf das KG wegen schnellem Wachstum, Bedarf resultiert aus:
GU
körperliche Aktivität
postprandialen Thermogenese
Bedarf fürs Wachsen
Welche kritischen Nährstoffe gibt es im Säuglingsalter?
Wie sind die Referenzwerte für Protein, Fett, Vitamin D?
kritische Nährstoffe: Protein, PUFA (v.a. n-3), D, Vitamin K, Ca, Eisen, Jod, Fluorid
PRotein:
wird bestimmt durch Erhaltungs- und Wachstumsbedarf
MAßgebend ist der Stickstoffgehalt in Frauenmilch
Nierenfunktion ist noch nicht voll ausgereift, hohe Proteinzufuhr vermeiden (z.B. keine unverdünnte Kuhmilch geben), verursacht Adipositas und Übergewicht im Kindesalter
Fett:
Richtwert bis 4 Monate: 45-50%
Richtwert zwischen 4-12 Monate: 35-45%
FS Muster der Milch ist abhängig von exogener Zufuhr, De-novo-FS Synthese der Mutti, Mibilisierung körpereigener Fettreserven
ebenfalls beeinflusst durch Alter, Medikation, Gesundheit, Ernährungszustand der Mutti
körpereigene Synthese von Vorstufe für DHA und EPA (wird diskutiert ob die Eigensynthese ausreicht), ist wichtig für Gehirnentwicklung und Sehfähigkeit
Vitamin D:
wichtig für Knochengesundheit, bei Mangel Rachitis (selten in DE)
zusätzlich zur Zufuhr mit Milch noch Supplementation von 400-500 IE Vitamin D3 ab 1. Woche bis zum 2. erlebten Frühling
Gabe gemeinsam mit Fluoridprophylaxe kombinieren
Wie sind die Referenzwerte für Vitamin K, Ca, Eisen?
Vitamin K
Bei Mangel evtl. Blutungen die das Gehirn betreffen
frühe Form ab 1 Tag, klassische Form 1. Woche, späte Form 2.-12. Woche
durch unzureichenden Transport duch Plazenta
Orale Gabe zur Prophylaxe am 1. Tag und dann noch 2x (3x 2mg)
Calcium
täglich werden 100mg im Körper zurückgehalten
Vitamin D abhängige Calciumtransport ist bei Säuglingen höher
Absorption aus Frauenmilch ist höher als aus Flasche
Eisen
Im Alter von 6 Monaten sind Eisenspeicher leer, dann Zufuhr durch Nahrung
Frauenmilch hat wenig Eisen, aber gute Verfügbarkeit durch Bindung an LActoferrin
Eisenreiche Beikost und Vermeiden von Kuhmilch als Trinkmilch vermindern Risiko für Mangel
Hämeisen hat bessere Bioverfügbarkeit
Was sind die Referenzwerte für Jod und Fluorid?
Jod
essenziell, zur Bildung von Hormonen zur Gehirnentwicklung
Gehalt hängt von Milch und der Ernährung der Mutter ab, Supplementation von 100-150μg/Tag
industriell hergestellte Nahrung hat genug Jod
50μg Jodsupplementation bei ausschließlicher Nutzung von sekbst zubereiteter Beikost, keine Supplementatin bei angereicherten Beikostprodukten
Fluorid
wirkt durch Auftragen auf Zähne und durch Einnahme kariespräventiv, ebenfalls für Stabilisierung und Mineralisierung von Zahnschmelz
Supplementation zur Prophylaxe, gemeinsam mit Vitamin D einnehmen —> Fluoridgehalt von Trinkwasser berücksichtigen (0,3mg/l brauch man Präparate, von 0,3-0,7mg/l sollten Präparate reduziert werden)
Dann auf Zahnpasta verzichten oder fluoridfreie nehmen, nach Durchbruch der Milchzähne erbsengroße Menge an fluoridhaltiger Kinderzahnpasta statt Supplemente
Wie sieht der Ernähungsplan für das 1. Lebensjahr aus?
Plan lässt sich in 3 ernährungs- und entwicklungsphysiologisch begründete Abschnitte gliedern:
ausschließlich Ernährung mit Frauenmilch, ersatzweise industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung —> 4-6 Monat
Einführung der Beikost —> 5.-7. Monat
Übergang zu Familienkost —> ab 10. Monat
Was sind zusammengefasst die Vorteile und Empfehlungen bei Frauenmilch?
optimale Zusammensetzung, an Bedarf des Kindes angepasst und leicht verdaulich
Schutz vor Infektionen durch immunologisch wirksame Faktoren
mütterliche Antikörper und Lymphozyten, Lysozym und Lactoferrin (bindet Eisen, Eisen kann dadurch nicht von Bakterien genutzt werden)
Risiko vermindert für: plötzlicher Kindstod, DM, Adipositas, Übergewicht, Asthma, Bluthochdruck
Ausschließliches Stillen in ersten 4-6 Monaten, danach nach Bedarf (nicht über 20 Minuten, Brustwarze wird sonst von Speichel angedaut)
richtiges Anlegen wird gezeigt —> Körper des Säuglings stützen und Mund zur Brustwarze führen
gut angelegt wenn Kinn die Brust berührt, Mund weit offen und Unterlippe nach außen gestülpt ist, mehr Warzenhof oberhalb als Unterhalb des Mundes zu sehen
Wie werden Säuglingsmilchnahrungen eingeteilt?
nach Bedarf füttern
unterliegen strengen Richtlinien, Einteilung in Säuglingsanfang- und Folgenahrung
Säuglingsanfangsnahrung für Ernährung im 1. Jahr, nach 4-6 Monaten zusätzlich zur Beikost (im Handel als “Pre-” und “1-Nahrung”
Pre Nahrung enthalten als einziges KH Lactose
1-Nahrung enthalten Lactose, Stärke und ggf. andere KH (Maltose, Saccharose, Maltodextrin, Glucosesirup), sind nicht energiereicher haben sämigere Konsistenz
Folgenahrung ab Alter von 7 Monaten, nicht vor Beikost geben (Im Handel als “2” und “3” Nahrung)
enthalten Fructose, Honig und sind evtl. aromatisiert
In Zusammensetzung nicht so ähnlich wie Frauenmilch, können bis zum 2. Jahr in Kombi mit Beikost gegeben werden ist aber nicht nötig (komplettes 1. Jahr kann auch mit Anfangsnahrung gemacht werden, ist aber teurer)
Welche Basis darf bei der Herstellung der Säuglingsnahrung genutzt werden?
Basis von Anfangs- und Folgenahrung können sein:
Kuhmilchprotein
Ziegenmilchprotein
Proteinhydrolysat (hypoallergene Nahrung)
sollen Säuglinge bekommen die nicht oder nicht ausschließlich gestillt wurden mit Allergierisiko (Eltern und Geschwister haben Allergie)
Nahrungen auf Sojabasis zählen zu bilanzierten Diäten (=Sojanahrung)
ist sicher und wirkt genauso gut auf Wachstum, IS etc. wie Frauenmilch, Anfangs- oder Folgenahrung
soll aber nur bei begründeter Indikation gegeben werden, nicht geeignet für Kinder mit Allergierisiko oder Kuhmilcheiweißallergie
Zusätze in Säuglingsmilchnahrungen sind erlaubt: PUFA (v.a. DHA, Wirkung wird diskutiert), Pro- und Präbiotika (Nutzen ist noch nicht nachgewiesen)
Spezialnahrungen zählen zu bilanzierten Diäten, z.B. bei Blähungen oder milden Verdauungsstörungen, häufiges Spucken (ärztliche Empfehlung!)
Wie sollte Säuglingsmilchnahrung zubereitet werden, welche Anforderungen werden ans Wasser gestellt?
Trinkwasser (Leitungswasser) ist i.d.R. geeignet, ausgenommen:
Wasser aus alten Bleiwasserleitungen
Nitratgehalt über gesetzlichen Grenzwert (>50mg/l) z.B. aus ungeprüften Hausbrunnen nahe/in landwirtschaftlich genutzten Flächen
pH-Wert unter 6,5 (Kupfer wird dann ins Wasser aufgenommen)
Haushalte mit fest installierten Enthärtungsanlagen (Ionenaustauschern), Ca wird durch Na ersetzt, kann Säugling nicht filtern afgrund unreifer Nierenfunktion
—> Dann lieber abgepacktes stilles Wasser mit Hinweis “für Säuglingsnahrung geeignet”
Zubereitung sorgfältig und hygienisch
selbst hergestellte Säuglingsmilch als Frauenmilchersatz nicht geeignet
Was für Vorteile bringt Einführung der Beikost?
Welche Breie werden eingeführt?
folgende Vorteile ergeben sich
Entwicklung der Essfertigkeiten
Versorgung mit Energie und (kritischen) Nährstoffen (z.B. Eisen, Zink)
Auseinandersetzung des IS mit neuen LM
Entwicklung von Geschmacksvorlieben
Einführung nicht vor 5. Monat und spätestens bis zum Beginn des 7.
Kind nicht mit Zwang und Druck neue LM anbieten, präferien Bekanntes —> Geduld und Vorbild als Eltern oder andere Kinder sein
In Abstand von etwa 1 Monat werden nacheinander 3 aufeinander abgestimmt Breie eingeführt:
Gemüse-KArtoffel-Fleisch/Fisch Brei
Milch-Getreide Brei
Getreide-OBst Brei
Kein Brei mit Flasche füttern, Kauen ist wichtig für Kieferentwicklung und Einspeicheln fürs Verdauen
Wie sollte die Einführung des Gemüse-KArtoffel-Fleisch/Fisch Breis erfolgen?
liefert Hämeisen, Zink, A, B6, C, Thiamin, essenzielle FS, Kalium, Magnesium
Einführung ist schrittweise (Gemüsebrei, Gemüse-Kartoffel-Brei, Gemüse-KArtoffel-Fleisch/Fisch Brei)
neue LM in Abstand von 2-3 Tagen einführen um Allergien zu erkennen
Aufgrund hohen Eisen und Jodbedarf 5x Fleisch und 1-2x Fisch (fettreich und fettarm) pro Woche
Verwendung von Fisch zeigt allergiepräventive Wirkung
Fertigprodukte sind Baby- und Juniormenüs, enthält es unter 8g Fett/Portion sollte fehlende Menge zugesetzt werden
Wie sollte die Einführung des Milch-Getreide-Breis erfolgen?
liefert Calcium, Riboflavin, Protein, Ballaststoffe
pasteurisierte Vollmilch (3,5%) oder H-Vollmilch verwenden, Rohmilch oder Vorzugsmilch ist ungeeignet
bis zu 200ml zur Zubereitung verwenden (wenn am Ende des 1. JAhres Brot statt Brei gegeben wird die Menge zum Trinken geben)
Alternative zu selbstgemachten Breien sind Industriebreie mit Jodzusatz
Neben Breie gibt es auch milchhaltige Zwischenmahlzeiten oder Desserts ab 7 oder 8. Monat, sind aber aufgrund von viel Zucker und viel Protein nicht empfohlen
Wie sollte die Einführung des Getreide-Obst-Breis erfolgen?
milchfreier Brei löst spätestens ab 7. Monat eine Milchmahlzeit ab
Kh und fettreich —> Deckt Energiebedarf aber nicht zu viele Proteine
ergänzt andere Breie mit B6, C, Magnesium, Ballaststoffe, gute Eisenverfügbarkeit ohne Milch
Obst allein ist nicht als vollständige Mahlzeit geeignet
glutenhaltige LM in kleinen Mengen einführen (keine Hinweise, dass Erstkontakt mit Gluten Zöliakie auslöst)
Was sind die Vor- und Nachteile von selbst hergestellten Breien gegenüber gekauften?
industriell hergestellt
selbstgemacht
Minimierung von schadstoffgehalten
+ besonders strenge Vorgaben
+ ausreichend sicher
Geschmack
- evt. Zusatz von Süßungsmittel, Gewürzen, Aromen
+ Geschmacksvielfalt, Anzahl Zutaten regulierbar
Aufwand
+ spart Zeit und Arbeit
- höherer Zeitaufwand, besondere Sorgfalt
Kosten
- teuer
+ preisgünstiger
Wie ist das Prinzip der Beikost als Fingerfood (baby led weaning) bewertet?
Fingerfood damit Baby MEnge selbst steuern kann, bis zum 1. Jahr wird Milch gegeben
Vorteile für bessere Selbstregulation oder höhere LM Vielfalt sind wissenschaftlich nicht belegt
ausreichende Energie und Nährstoffzufuhr kann nicht nachgewiesen werden
Kombi mit traditioneller Fütterung ergänzt sich
Achtung: Aspirationsgefahr durch größere harte Stückchen, nicht verwenden
—> wird eher abgeraten
Wie sollte die Teilnahme an der Familienernährung eingeführt werden?
ab 10-12. Monat, Milch- und Breimahlzeiten gehen schrittweise in 3 Haupt- und 2 Zwischenmahlzeiten mit zunehmend höherem Anteil an fester Nahrung über
Frühstück:
alleinige Milchmahlzeit wird schrittweise mit Brot-/Getreide-/Milchmahlzeit ersetzt
kleine Menge Kuhmilch aus Tasse darf ergänzen (nicht mehr als 300ml Kuhmilch und Milchprodukte täglich, nachteilige Wirkung aus Eisenaufnahme)
Nüsse nur gemahlen verwenden
dazu kann weiter gestillt werden oder Säuglingsmilch aus Flasche
Mittagessen
Menge des Gemüse-KArtoffel-Fleisch/Fisch Breis kann erhöht werden, nicht mehr pürieren sondern zerdrücken
Stückchen regen zum Kauen an
an 3 Tagen Fleisch, an 1-2 Tagen Fisch und Rest vegetarisch
Abendessen
abwechselnd Milch-Getreide-Brei und Brot-Milchmahlzeit
ergänzt mit kleiner Menge Rohkost
Zwischenmahlzeiten
Am Vormittag und Nachmittag abwechselnd verschiedene Brotsorten, Getreideflocken, Obstsaft und frisches Obst
—> Am Ende des 1. Jahres verträgt Säugling die meiste Nahrung
Welche LM sollten Säuglinge nicht erhalten?
kleine, harte LM (Johannisbeeren, Weintrauben, Karotten, Nüsse) gelangen leicht in Luftröhre
schwer verdaulich und stark blähende LM (Hülsenfrüchte, Kohl)
sehr fettreiche LM und Zubereitungen
gepökelte Fleisch- und Wurstwaren (viel Salz, Nitrat)
Zucker, sehr zuckerhaltige LM und Getränke
rohe tierische LM: Rohmilch und daraus hergestellte Produkte, rohes Fleisch, roher Fisch, rohe Eier
Honig (Säuglingsbotulismus!)
Salz sparsam und als Jodsalz verwenden
Welche Getränke sollten Säuglinge trinken?
spätestens bei Einführung des 3. Breis zusätzliche Flüssigkeit von 150-200ml/Tag
geeignet sind Trinkwasser, stilles Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees
Auswahl wechseln
Getränke aus Becher oder Tasse um lernen zu erleichtern
Dauernuckeln an Flasche vermeiden, Zähne können durchs Dauerspülen geschädigt werden (verdünnen Speichel, ist für Remineralisierung)
KH und Säure in Getränken verursachen Karies, Bildung Zahnbelag, Zahnerosionen (Nuckelflaschenkaries)
Wie wird die vegetarische Ernährung im Säuglingsalter bewertet?
vollwertige ovo-lacto-vegetarische Ernährung ist möglich
Zufuhr von D, B12, Fluorid, Jod, langkettige FS, Eisen achten
Gemüse-KArtoffel-Fleisch/Fisch Brei mit Gemüse-Kartoffe-Getreide Brei ersetzt
Kombi mit Vollkorngetreide und Vitamin C haltigen Obstsaft/mus erhöht Verfügbarkeit von Eisen
Verwendung von mit DHA angereichertem Öl
vegane Ernährung wird nicht empfohlen!
ansonsten Fachkraft dazu holen und Supplementieren (v.a. B12, auch Thiamin, Eisen, Zink, Jod, Calcium, Protein, DHA)
Sojanahrung ist mit B12 angereichert
Zuletzt geändertvor 7 Tagen