Was für Besonderheiten werden mit dem Alter verbunden?
Seniorenalter umfasst bis zu 5 Dekaden (gibt weitere Unterteilung in jüngere, hochbetagte Senioren…)
Gesundheit oder KRankheit hängen nicht per se vom Alter ab, viele Untershciede im BEzug zu Gesundheit, LEistungsfähigkeit etc. (große Heterogenität)
Mit zunehmenden Alter:
lassen Leistungs- und Anpassungsfähigkeit nach
Anfälligkeit für Gebrechlichkeit
Multimorbidität (mehrere meist chronische Krankheiten gleichzeitig)
Polypharmazie (mehrere Medieinnahme)
Was gibt es für physiologische Altersveränderungen mit Auswirkungen auf die Ernährung?
können individuell unterschiedlich ausgeprägt sein
Hunger und Sättigungsregulation:
Alteranorexie: physiologisch bedingte Reduktion des Appetits
Phasen erhöhter/erniedrigter Energiezufuhr werden anschließend meist nicht (vollsätndig) ausgeglichen (z.B. nach Krankheit)
Körperzusammensetzung:
Abnahme von Muskel- und Knochenmasse ab 3. Lebensdekade (erhöht Risiko für Osteoporose, Knochenbrüche)
Wasserhaushalt:
Dehydrationsrisiko durch nachlassendes Durstempfinden
Proteinstoffwechsel
anabole Resistenz steigt (Aufbau von Muskulatur durch Protein und Bewegung ist nicht mehr so effektiv wie früher, brauchen mehr für gleichen Effekt))
Gastrointestinaltrakt:
Absorption bleibt weitegehend erhalten, meist aber Funktionsstörungen und Krankheiten
Mundtrockenheit, Schluckstörung, atrophische Gastritis, OBstipation, Kaubeschwerden
Haut und Nieren:
Risiko für Vit. D Mange erhöht durch nachlassende Bildung in Haut und Umwandlung in aktive Form in der Niere (Osteoporose, Sturz)
Wie sehen die sozialen Aspekte im Alter aus?
Die meisten leben selbstständig
Im Krankenhaus ist Bedarfsdeckung besonders schwierig, viele unterschiedliche Anforderungen
—> es zählt die Qualität der pflegerischen Versorgung (Anreichen, Hilfsmittel) und des angebotenen Esssens!
Abbau der Ernährungssituation:
Hilfsbedürftigkeit (Reduktion der Selbstständigkeit, Aktivität)
Einsamkeit, soziale Isolation (Freunde, Familie, Bekannte versterben) —> keine Motivation zur Selbstevrsorgung —> weitere Abnahme und Hilfsbedürftigkeit steigt
—> Alleine Essen beeinträchtigt Appetit, Depressionen, Vernachlässigung wenn z.B. Lebenspartner gepflegt werden muss
Im jüngeren Seniorenalter ist eher Übergewicht, je höher das Alter desto häufiger Mangelernährung (besonders Senioren mit Pflegebedarf)
Wie sind die Referenzwerte für die Energie und Protein von älteren Menschen?
Energiebedarf nimmt im Alter ab
individuell, je nach Aktivität (Durchschnittlich 1900-2500)
KG beobachten, Schwankungen durch Änderungen im Wasserhaushalt beachten!
Protein:
aufgrund der anabolen Resistenz bei 1g/kg KG (Schätzwert) —> kann auf 2g steigen (Wunden, Dialyse, Untergewicht) oder auf 0,6-0,8g sinken (Niereninsuffizienz im prädialityischen Stadium)
Auf Energiebedarfsdeckung achten um zu verhindern, dass Protein zur Energiegewinnung herangezogen wird
Gleichmäßige Verteilung der Proteinzufuhr auf 3 Hauptmahlzeiten wird diskutiert
Wie sind die Empfehlungen für Flüssigkeit, Ballaststoffe, Mineralstoffe?
Flüssigkeit
individuell, ca. 1500l/Tag
Erhöhter Bedarf bei vermehrten Flüssigkeitsverlusten (Krankheit, Hitze, Aktivität), Ernährungsgewohnheiten (erhöhter PRotein- und Salzaufnahme)
Limitierung bei: Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz mit Aszites (dann mx. 1,5l oder sogar weniger)
Ballastoffe:
30g/Tag
Mikronährstoffe
für gesunde ältere Menschen wird gleiche Menge Nährstoffe empfohlen wie für junge Erwachsene
Wie kann die bedarfsangepasste Energiezufuhr in der Praxis umgesetzt werden?
Überpürfung des Gewichts zur Kontrolle (22-30)
Gewichtsreduktion vermeiden, nur bei BMI >30 und gleichzeitig vorliegenden Komorbidiäten (in Kombi mit Bewegung!)
Bei Übergewicht Energiemenge reduzieren (fettarme Varianten), hohe Nährstoffdichte und geringe Energiedichte
Bei Untergewicht Energiemenge erhöhen, hohe Nährstoff und Energiedichte
Tipps zur Unterstützung der NAhrungsaufnahme bei hilfe- bzw. pflegebedürftigen Menschen
Fingerfood
Appetit anregen durch intensiven Geschmack, Geruch , Kräuter, Gewürze
Hilfsmittel zum Essen und Trinken
Wie kann die ausreichende Zufuhr der essenziellen Nährstoffen in die Praxis umgesetzt werden?
LM mit hoher Nährstoffdichte auswählen nach dem Prinzip des DGE Ernährungskreis (Enerigebedarf sinkt, Bedarf für Vitamine und co. aber nicht) —> Vollwertige Ernährung:
täglich mehrmals Gemüse + Obst, Milch und -produkte, Getreideprodukte (a.B. Vollkorn)
mageres Fleisch
wöchentlich Fisch
vielfältige LM Auswahl
nährstoffschonende LAgerung und Zubereitung
schwer kaubare LM entsprechend aufbereiten, dass sie verzehrbar sind (z.B. bei Kau- und SChluckbeschwerden)
evtl. Supplementation bei zu geringer Nahrungsaufnahme (<1500kcal)
Wie kann die ausreichende Zufuhr der Proteine in die Praxis umgesetzt werden?
geeignet sind v.a. tierische Produkte
hohe Proteinqualität durch geeignete Kombinationen von tierischen und pflanzlichen LM!
hochwertige Proteinquellen: Fleisch, Milch und -produkte, Hülsenfrüchte, Eier
Tipps um Proteinzufuhr zu unterstützen:
Müsli mit Milch, Joghurt, Früchte / Brot mit Quark und MArmelade
Mittags z.B. Eintopf mit Hülsenfrüchten + Brot / KKartoffel + Quark / Auflauf aus Gemüse und Vollkornnudeln + Käse / Pürree mit Linsen o. Erbsen ergänzen
Abends z.B. Vollkornbrot mit Käse + Heringssalat o. Rollmops o. Salat mit Feta o. Quiche
Wie kann die ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D in die Praxis umgesetzt werden?
sehr wichtig —>Knochenstoffwechsel und Osteoporose, meist Mangel im Alter
Vitamin D evtl. Supplementieren
Tipps:
täglich Milch und Milchprodukte
1-2x/Woche Fisch mind. 1 mal fetter
Calciumquellen sind Milch und Milchprodukte, grünes Gemüse, Nüsse, Samen, Calciumhaltiges Wasser (ab 150mg/l)
Wie kann die ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen in die Praxis umgesetzt werden?
reichlich Vollkornprodukte, Gemüse, Obst
Obstipation sind weit verbreitet
bei ausreichender Zufuhr auf ausreichende Trinkmenge achten
Tipps um diese für Menschen mit Kauproblemen verzehrbar zu machen:
Gemüse, Obst reiben
Gemüse, Obst zu Smoothie pürieren
Trinkmüsli aus Obst, Milch, Joghurt, Quark, Hafer- oder Schmelzflocken
Vollkornvarianten aus fein gemahlenem Vollkornmehl
Hafer- oder Schmelzflocken eignen sich zum Andicken für Soßen, Suppen
Beim Backen von Kuchen, Brot einen Anteil Mehl durch fein gemahlenes Vollkornmehl ersetzen
Wie kann die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit in die Praxis umgesetzt werden?
immer regelmäßig ermutigen und erinnern zu trinken
evtl. Trinkplan, leichter Zugang zu trinken, Unterstützung
Flüssigkeitsverluste rasch ausgleichen
tägliche Trinkmenge schon morgens bereitstellen
zu jeder MAhlzeit und zwischendurch was trinken
Leere Gläser direkt wieder auffüllen
Getränke in Sicht- und Reichweite stelle, darauf achten dass es erkannt wird
bewusste Trinkpause einlegen
Trinkrituale angewöhnen (17 Uhr Tee)
Getränk mitnehmen wenn man aus dem Haus geht
Trink Erinnerung: Wecker, Zettel
Tipps bei pflegebedürftigen:
farblose Getränke in bunten Gläsern anbieten (leichter zu erkennen)
Lieblingsgetränke und -trinkgefäße, Gewohnheiten erfragen
mittrinken als Vorbild
Trinklieder oder -sprüche
individuelle Trinkgefäße oder Hilfsmittel
spezielle Trinkbecher bei Tremor oder Schluckstörungen (geben nur bestimmte Menge Flüssigkeit pro Kippvorgang ab)
Trinkplan, abwechslungsreiche Getränke, leichter Zugang
Wasserreiche LM ergänzen Zufuhr
Gemüse und Obst (Gurke, Tomate, Melone, Orange)
Suppen
Smoothies
Wie kann die Regelmäßigkeit beim Essen in die Praxis umgesetzt werden?
regelmäßige Haupt und Zwischenmahlzeiten
Strukturieren und geben Orientierung
regelmäßige Essenszeiten
täglich 1 warme MAhlzeit
regelmäßig, kontinuierlich trinken
Was muss bei der Bedürfnisgerechten Ernährung beachtet werden?
nicht nur die physiologische Funktion (zur Deckung des Bedarfs) zählt, sondern auch die psychologischen, sozialen und kulturellen Aspekte
Appetitlich anrichten
gut riechen und schmecken (durch Gewürze und Kräuter)
Umgebung und Atmosphäre, Gesellschaft
persönliche Vorlieben und Abneigungen —> Essbiografie
bestimmte Bedürfnisse durch geusndheitliche Einschränkungen (Kaubeschwerden)
—> trägt zur Wertschätzung und seelischem Wohlbefinden + Lebensqualität bei, Balance zwischen Bedarf und Bedürfnisse finden
Wie kann die Ernährnungsversorgung von selbständigen Senioren unterstützt werden?
Angebote sind z.b.
gemeinschaftlicher oder offener Mittagstisch, z.B. organisiert von örtlichen Wohlfahrtsverbänden, Vereinen oder stationären Senioreneinrichtungen
Essen auf Rädern
Hol- und Bringdienste
organisierte Einkaufsfahrten
“Patenschaften” zum (gemeinschaftlichen) Einkaufen, Koche, Essen
viele Personen sind meist involviert, Austausch und Abstimmung untereinander ist wichtig
Screening auf Mangelernährung im ambulanten und stationären Bereich (z.B. über Kurzfragebögen)
Bei Auffälligkeiten Ursachenforschung
Auf Kontinuität der Versorgung achten, besonders bei äußeren Veränderungen z.B. bei Verlegung, Entlassung aus Klinik (Wünsche, Bedürfnisse der Senioren)
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