Begriffsprägung durch den Brundtland-Bericht (Definition, innovater Ansatz, Prägende Faktoren)
Brundtland-Definition von Nachhaltigkeit:
Nachhaltige Entwicklung wird definiert als eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.
—> Konzept der nachhaltigen Entwicklung als allgemeine Handlungsleitlinie zum Umgang mit den wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Problemen von globaler Bedeutung vorgeschlagen
Innovativer Ansatz des Konzepts:
Berücksichtigung künftiger Generationen und deren Lebenssituation im Wege einer inter- und intragenerationalen Gerechtigkeit
Konkret sollen diese Bedürfnisse neben den von der Weltkommission priorisierten, ganz grundlegenden Bedürfnissen wie Nahrung, Kleidung, Wohnung und Arbeit, all jene umfassen, die sozial und kulturell bedingt in einer Gesellschaft bestehen
—> Schutz der natürlichen Umwelt als Grundlage der menschlichen Bedürfnisbefriedigung
Die entscheidende Innovationswirkung des Brundtland-Ansatzes liegt darin, dass er mit diesen Forderungen bislang isoliert betrachtete Problembereiche wie Umweltverschmutzung in den Industrieländern, wirtschaftliche Entwicklung und sozial Aspekte miteinander verknüpft und in ein Wirkungsgeflecht setzt
—> Erkenntnis: verschiedenen Probleme innerhalb des Wirkungsgeflechts durch nationale Einzelmaßnahmen nicht lösbar
Grundansatz des Nachhaltigkeitsprinzips (3 Säulen Modell):
Nachhaltige Entwicklung will die menschliche Bedürfnisbefriedigung mit ökologischen, ökonomischen und sozialen Parametern in Einklang bringen und dabei zukunftsorientiert, mit Blick auf künftige Generationen, vorgehen
Prägende Faktoren für die Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitskonzepts:
Multi-Stakeholder-Ansatz
Fehlende Konkretisierung der Reichweite des ökologisch Vertretbaren einerseits und der menschlichen Bedürfnisbefriedigung andererseits
Begriffskonkretisierung durch den RIO-Gipfel 1992
3 Säulen Modell als die wesentlichen Komponenten der Nachhaltigkeit: 3 Säulen sind nicht komplett berührungsfrei sondern weisen Schnittstellen auf
Begriffskonsolidierung durch Milleniumsgipfel
Zielkatalog mit acht Zielen verabschiedet (MDGs = Millenium Development Goals) sollte innerhalb von 15 Jahren erreicht werden (bis 2015)
Beseitigung extremer Armut und Hunger,
Verwirklichung allgemeiner Grundschulbildung,
Förderung der Geschlechtergerechtigkeit,
Senkung der Kindersterblichkeit,
Verbesserung der Gesundheit von Müttern,
Bekämpfung schwerer Infektionskrankheiten,
Sicherung ökologischer Nachhaltigkeit und
Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft.
Kritik:
Präzisierungsbemühungen und der konkrete Zuschnitt
MDGs vom bisherigen Leitbild nachhaltiger Entwicklung abgewichen und nicht mehr auf die drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales Bezug genommen
Ziellerreichung: gemischtes Bild
—> Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit ist sogar eine Verschlechterung eingetreten
Agenda 2030 und Sustainable Development Goals
Die große Bedeutung der Agenda 2030 liegt in der inhaltlichen Konsolidierung, der Stärkung institutioneller Strukturen sowie einer verbesserten Operabilität der Nachhaltigkeitsziele
Führt die parallel geführten Entwicklungslinien der Nachhaltigkeitsansätze der UN wieder zusammen und sorgt für Kohärenz
Neben der inhaltlichen Konsolidierung erreicht die Agenda 2030 eine Stärkung der institutionellen Strukturen
17 SDGs für alle UN-Mitgliedstaaten gleichermaßen gelten und sich nicht allein - wie zuvor die MDGs - auf die Schwellenländer und deren Entwicklung konzentrieren
Kritik: Zweifel an einer effektiven Implementierung der Nachhaltigkeitsziele & Überwachung der Durchsetzungsprozesse
—> Grund: Freiwilligkeit beruhende Ansatz der UN-Nachhaltigkeitsstrategie
Zentrale Merkmale des Nachhaltigkeitskonzepts - Die fünf Dimensionen des Nachhaltigkeitsbegriffs
Ergänzung um die räumliche und zeitliche Dimension
Kritik am Modell:
Zu extensiv
Nicht praktikabel,
Nicht glaubwürdig
Problem der Gewichtung der Faktoren
Die fünf Dimensionen des Nachhaltigkeitsbegriffs - Starke vs Schwache Nachhaltigkeit
Ansatz der schwachen Nachhaltigkeit:
Prämisse des Vorrangs ökonomischer Aspekte
Geht von einer grundsätzlichen Substituierbarkeit des Naturkapitals durch Sachkapital aus
Konzept einer starken Nachhaltigkeit:
Engeres Nachhaltigkeitsverständnis
Das Wirtschaften als solches im Grundsatz der Natur unterzuordnen
Lehnt eine unbegrenzte Substituierbarkeit von Naturkapital durch anderes Kapital grundsätzlich ab
Verbrauch natürlicher Ressourcen im Rahmen wirtschaftlicher Produktionsprozesse als unverzichtbar angesehen, der kritische Bestand des ökologischen Kapitals soll dennoch nicht unterschritten werden, um die Existenz von auch für das menschliche Überleben zentralen Ökosystemen nicht zu gefährden
Das Konzept der Planetary Boundaries
Schaffung einer Rahmenordnung
Ziel: Erhebliche Verbesserung der Operabilität des Nachhaltigkeitskonzeptes ab
Aktuell einflussreichste Strömung im Nachhaltigkeitsdiskurs dar, welche die ökologische Komponente betont
Zentrale Herausforderung ist es, die natürlichen Grenzen des Planeten nicht zu überschreiten, um die soziale Grundlage für Menschenleben jetzt und in Zukunft zu erhalten
Ansatz der Planetary Boundaries identifiziert neun dieser Grenzen oder Subsysteme
Klimawandel
Ozeanversauerung
Luftverschmutzung
Verlust von Biodiversität
…
Die Definition der planetarischen Grenzen trägt dazu bei, dieses Ziel zu erreichen, indem es einen Rahmen für menschliches Verhalten modelliert, innerhalb dessen diese Stabilität gewahrt werden kann
—> Dieser Rahmen wird als derSafe Operating Space for Humanity bezeichnet
Zuletzt geändertvor 5 Tagen