Grundverständnis der Motivation
Motivation ist der innere Antrieb, der Handlungen initiiert, steuert und aufrechterhält.
Sie beeinflusst nicht nur den Beginn einer Handlung, sondern auch deren Qualität, Dauer und Abschluss.
Das Rubikon-Modell beschreibt den Handlungsverlauf in vier Phasen:
Prädezisionale Phase: Abwägung von Erfolgserwartung und Aufgabenwert.
Präaktionale Phase: Planung der Umsetzung.
Aktionale Phase: Durchführung der Handlung.
Postaktionale Phase: Bewertung der Handlungsergebnisse.
Erwartungskomponente: Einfluss auf Motivation
Lernende entwickeln Erwartungen, ob sie eine Aufgabe erfolgreich bewältigen können.
Eine hohe Erfolgserwartung führt zu höherer Anstrengung und besseren Leistungen.
Determinanten der Erfolgserwartung:
Fähigkeitsselbstkonzept: Eigene Einschätzung der eigenen Fähigkeiten.
Erfahrungen: Frühere Erfolge/Misserfolge prägen zukünftige Erwartungen.
Soziales Umfeld: Eltern, Lehrer und Mitschüler beeinflussen das Selbstbild.
Vergleich mit anderen: Je nachdem, ob sich Lernende mit Stärkeren oder Schwächeren vergleichen, kann das Selbstkonzept steigen oder sinken (Big-Fish-Little-Pond-Effekt).
Wertkomponente: Bedeutung der Aufgabe
Warum investieren Menschen Anstrengung in eine Aufgabe? Vier Faktoren:
Intrinsischer Wert: Freude an der Aufgabe selbst (z. B. Interesse an Mathematik).
Nützlichkeit (Utility Value): Langfristige Vorteile (z. B. Noten für Studienzulassung).
Erreichungswert: Übereinstimmung der Aufgabe mit dem eigenen Selbstbild (z. B. jemand sieht sich als guter Schüler).
Kosten: Zeit, Anstrengung und potenzielle negative Emotionen (z. B. Angst vor Misserfolg).
Zielorientierungen und Handlungsverhalten
Lernziele: Ziel ist Kompetenzsteigerung.
Performanzziele: Ziel ist gute Leistung im Vergleich zu anderen.
Annäherungs-Performanzziel: Man will gut sein.
Vermeidungs-Performanzziel: Man will nicht schlecht sein.
Arbeitsvermeidungsziele: Ziel ist, mit minimalem Aufwand durchzukommen.
Empirische Ergebnisse: Lernzielorientierung ist langfristig am förderlichsten für Motivation und Leistung.
Volition und Selbstkontrolle
Volition bezeichnet die Fähigkeit, motivierte Handlungen umzusetzen und durchzuhalten.
Strategien zur Selbstregulation:
Aufmerksamkeit steuern (z. B. sich nicht ablenken lassen).
Motivation stärken (z. B. Belohnungen setzen).
Zeitmanagement nutzen (z. B. Pausen planen)
Attributionen: Wie werden Erfolge und Misserfolge erklärt?
Menschen erklären Erfolge und Misserfolge unterschiedlich:
Internale Attributionen: "Ich habe es geschafft, weil ich klug bin."
Externale Attributionen: "Ich hatte einfach Glück."
Stabile Ursachen: "Ich bin generell schlecht in Mathe."
Variable Ursachen: "Ich habe mich diesmal nicht genug angestrengt."
Positive Attributionen (Erfolge auf eigene Fähigkeiten, Misserfolge auf mangelnde Anstrengung zurückführen) fördern Motivation.
Negative Attributionen (Erfolge als Zufall, Misserfolge als fehlende Begabung sehen) können demotivieren.
Motivation fördern
Unterrichtsgestaltung: Motivationsfördernde Lernumgebungen beinhalten:
Autonomie (z. B. Wahlmöglichkeiten geben).
Kompetenzförderung (z. B. klares, konstruktives Feedback).
Soziale Eingebundenheit (z. B. kooperative Lernmethoden).
Attributionstrainings: Lehrkräfte sollten Erfolge mit Anstrengung und Kompetenz in Verbindung bringen, um ein positives Selbstkonzept zu fördern.
Zielstrukturen im Klassenzimmer: Lernzielorientierte Klassen (statt reiner Leistungsmessung) fördern langfristig bessere Lernmotivation.
Fazit
Motivation ist ein dynamischer Prozess, der durch individuelle Faktoren (Erwartung, Werte, Zielorientierung) und externe Einflüsse (Lehrer, Eltern, Klassenklima) geprägt wird. Langfristig erfolgreiche Motivation entsteht durch realistische Erfolgserwartungen, das Erleben von Sinnhaftigkeit und Interesse sowie unterstützende soziale Umfelder.
Zuletzt geändertvor 11 Tagen