Was ist Partizipative Gesundheitsforschung (PGF) und welches Ziel verfolgt sie?
PGF ist ein wissenschaftlicher Ansatz, der Akteur*innen aus Wissenschaft, Praxis und betroffenen Zielgruppen gleichberechtigt in den Forschungsprozess einbindet.
Ziel: Förderung von Gesundheit, Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten und praxisnahe Lösungsentwicklung.
Nenne und erkläre zwei zentrale Prinzipien der PGF.
1. Partizipation: Alle Beteiligten wirken aktiv mit, von der Problemdefinition bis zur Verwertung der Ergebnisse.
2. Empowerment: Stärkung der Handlungskompetenz der Beteiligten zur Verbesserung ihrer Lebensumstände.
Welche Herausforderungen gibt es bei PGF?
Hoher Zeit- und Ressourcenaufwand
Ungleiche Machtverhältnisse zwischen Wissenschaft und Praxis
Risiko der Scheinpartizipation ohne echte Mitgestaltung
Was ist das Ziel der ethnografischen Forschung?
Untersuchung kultureller Praktiken und sozialer Interaktionen durch intensive Feldforschung.
Nenne zwei Grundprinzipien der Ethnografie.
1. Offenheit: Keine vorgefertigten Hypothesen, um authentische Einblicke zu gewinnen.
2. Selbstreflexivität: Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im Forschungsprozess.
Welche Rolle kann ein ethnografischer Beobachter einnehmen?
Starke Involviertheit: Tiefe Einblicke, aber Gefahr der Betriebsblindheit.
Schwache Involviertheit: Mehr Distanz, aber weniger Verständnis für das Forschungsfeld.
Welche drei Formen qualitativer Interviews gibt es?
1. Narratives Interview: Offene Erzählaufforderungen, um biografische Erfahrungen zu erfassen.
2. Leitfadeninterview: Mischung aus Struktur und Offenheit zur Themenfokussierung.
3. Strukturiertes Interview: Feste Fragenreihenfolge, weniger flexibel.
Warum ist Reflexion nach einem qualitativen Interview wichtig?
Dokumentation von Beobachtungen und Selbstwahrnehmung der Forschenden.
Erste Interpretationen zur späteren Analyse.
Welche zwei Arten der Kategorienbildung gibt es in der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse?
1. Induktive Kategorienbildung: Kategorien entstehen direkt aus dem Material.
2. Deduktive Kategorienbildung: Kategorien werden aus der Theorie abgeleitet.
Welche Schritte gehören zur qualitativen Inhaltsanalyse?
1. Materialauswahl und Transkription
2. Kategoriensystem entwickeln
3. Codierung und Analyse
Welche typischen Bestandteile hat ein wissenschaftliches Poster?
1. Titel und Einleitung
2. Methoden und Ergebnisse
3. Diskussion und Fazit
Nenne einen häufigen Fehler beim Erstellen eines wissenschaftlichen Posters.
Zu viel Text und zu wenig visuelle Aufbereitung.
Ist die Grounded Theory eine Theorie? Begründe deine Antwort.
Nein, die Grounded Theory ist keine Theorie, sondern eine Methodologie zur Entwicklung von Theorien aus empirischen Daten.
Wann ist die Grounded Theory besonders geeignet?
Wenn die Forschungsfrage sehr offen und explorativ ist. Ziel ist es, eine realitätsnah Theorie zu entwickeln.
Was ist das zentrale Prinzip der Grounded Theory?
Das zentrale Prinzip ist der zirkuläre Prozess der Datenauswertung, bei dem Datenerhebung und -auswertung parallel stattfinden oder sich abwechseln.
Welches Prinzip steckt hinter der Fallauswahl in der Grounded Theory?
Das theoretische Sampling: Die Auswahl der Fälle erfolgt nicht zufällig, sondern gezielt auf Basis der bisherigen Analyseergebnisse.
Welche drei Kodierphasen gibt es in der Grounded Theory?
1. Offenes Kodieren (Benennung von Datensegmenten und erste Codes erstellen)
2. Axiales Kodieren (Zusammenhänge zwischen Codes herstellen)
3. Selektives Kodieren (Sortierung und Integration der Codes in eine übergeordnete Theorie)
Wie kann man Kategorien im Kodierprozess bilden?
Kategorien entstehen entweder induktiv (aus den Daten heraus) oder deduktiv (basierend auf bestehenden Theorien) oder als Mischform.
Welche Prinzipien spielen eine Rolle bei der qualitativen Forschung?
Subjektbezogenheit (Fokus auf Individuen, Gruppen oder Institutionen)
Alltagsorientierung (Kontext des Subjekts berücksichtigen)
Ganzheitlichkeit (Subjekt in seiner Gesamtheit betrachten)
Kommunikation (Interaktion zwischen Forschenden und Beforschten reflektieren)
Offenheit (induktives Vorgehen, wenig vorab festgelegte Hypothesen)
Verständnis (subjektive Sinnzusammenhänge erkennen)
Warum ist das Schreiben von Memos wichtig?
Memos helfen dabei, die einzelnen Schritte des Forschungsprozesses zu dokumentieren, Reflexionen festzuhalten und Muster in den Daten zu identifizieren.
Welche IT-Tools können bei der qualitativen Datenanalyse helfen?
Beispielsweise MAXQDA:
Markieren, Kommentieren und Kategorisieren von Textstellen
Unterstützung beim Kodierprozess
Verknüpfung mit quantitativen Analysen
Was bedeutet “All is data” in der Grounded Theory?
Alle Formen von Daten (Interviews, Audio, Video, Social Media) sind relevant, solange sie kodierfähig aufbereitet werden können.
Worin liegt der zentrale Unterschied zwischen Fokusgruppe und Gruppendiskussion?
Fokusgruppe: stammt aus der Marktforschung, dient primär der ökonomischen Datenerhebung, Gruppendynamik ist nicht Teil der Analyse.
Gruppendiskussion: untersucht kollektive Orientierungen, Wissensbestände und Werthaltungen, berücksichtigt Interaktionen und Gruppendynamiken.
Welche Ziele verfolgt eine Gruppendiskussion?
Ermittlung individueller Meinungen durch Gruppenprozesse
Untersuchung kollektiver Einstellungen der Gruppe
Erforschung öffentlicher Meinungen und gruppenspezifischer Verhaltensweisen
Analyse gesellschaftlicher Teilbereiche
Welche zwei Arten der Gruppenzusammensetzung gibt es?
Bestehende reale Gruppen (z. B. Freundeskreise, Vereinsmitglieder, Fans)
ermöglichen eine Analyse von gruppeninternen Orientierungen und Wissensbeständen sowie einen Vergleich unterschiedlicher Erfahrungsräume.
Vom Forscher zusammengestellte Gruppen, die eine Strukturidentität in ihren Erfahrungen haben (z. B. gleiche Sozialisation, gleicher Beruf, gleiche körperliche Erfahrungen)
Wann ist eine Fokusgruppe besonders sinnvoll?
Als Pre-Test für Fragebögen
Zur Entwicklung von Forschungsinstrumenten
Als Ergänzung zu quantitativen Methoden
Zur Evaluation von Produkten oder Dienstleistungen
Welche Herausforderungen gibt es bei Gruppendiskussionen?
Dominante Teilnehmer können die Diskussion beeinflussen
Nicht alle Gruppenmitglieder äußern sich gleich viel
Der Forscher kann durch Interventionen unbewusst steuern
Die Analyse erfordert eine sorgfältige Kontextinterpretation
Ethnographie bezeichnet ein Forschungansatz, der verschiedene qualitative Methoden verbindet. Nenne und beschreibe zwei.
Ethnographie ist ein Forschungsansatz, der verschiedene qualitative Methoden kombiniert, um soziale Praktiken und Kulturen zu untersuchen. Zwei zentrale Methoden sind:
Teilnehmende Beobachtung: Der/die Forschende nimmt aktiv am Alltag der untersuchten Gruppe teil, um deren Verhalten, Routinen und Interaktionen aus der Innensicht zu verstehen. Dies ermöglicht eine tiefere Einsicht in soziale Prozesse und Kontexte.
Narrative Interviews: In diesen offenen Interviews erzählen die Befragten ausführlich von ihren Erfahrungen und Lebenswelten. Dadurch werden subjektive Sichtweisen und Bedeutungszuschreibungen erfasst.
Was sind die vier Stufen der Bildanalyse in der qualitativen Forschung?
Die qualitative Bildanalyse folgt oft diesen vier Stufen:
1. Deskription: Beschreibung des Bildes ohne Interpretation (z. B. Farben, Formen, Komposition).
2. Formale Analyse: Untersuchung der Gestaltungselemente, Bildkomposition und Technik.
3. Inhaltliche Analyse: Ermittlung von Motiven, Symbolen und Bedeutungen im kulturellen Kontext.
4. Interpretation und Theoriebildung: Verbindung der Bildanalyse mit theoretischen Konzepten und gesellschaftlichen Zusammenhängen.
Was ist Scheinpartizipation. Nennen Sie ein Beispiel.
Scheinpartizipation bezeichnet eine Situation, in der Beteiligung nur oberflächlich oder symbolisch gewährt wird, während die wesentlichen Entscheidungen weiterhin von einer höheren Instanz getroffen werden.
Beispiel: In einer Schule dürfen Schüler:innen an einem “Mitbestimmungsprojekt” teilnehmen, jedoch werden ihre Vorschläge letztlich nicht berücksichtigt, weil die Lehrkräfte bereits alle wichtigen Entscheidungen getroffen haben.
Wann wird das PICO Schema angewandt. Erläutern Sie dies.
Das PICO-Schema wird häufig in der evidenzbasierten Medizin und Forschung angewendet, um gezielte Forschungsfragen für systematische Literaturrecherchen zu formulieren.
P (Patient/Problem): Welche Personengruppe oder welches Problem wird untersucht?
I (Intervention): Welche Maßnahme oder Behandlung wird analysiert?
C (Comparison/Vergleich): Gibt es eine Vergleichsgruppe oder eine alternative Behandlung?
O (Outcome/Ergebnis): Welche Ergebnisse oder Effekte sollen gemessen werden?
Anwendung: Bei der Untersuchung der Wirksamkeit eines neuen Medikaments könnte die Fragestellung lauten: “Wie wirkt Medikament X (I) im Vergleich zu Placebo (C) auf die Schmerzreduktion (O) bei Patienten mit Arthrose (P)?”
Erläutern Sie anhand Dreier Merkmale, die Unterschiede zwischen konventioneller und partizipativer Arbeitsweise in der qualitativen Sozialforschung.
Konventionelle Forschung
Rolle der Teilnehmenden werden als “Untersuchungsobjekte” betrachtet
Erkenntnisgewinn für die Wissenschaft
Forschende analysieren und interpretieren eigenständig
Partizipative Forschung
Werden aktiv in den Forschungsprozess eingebunden
Praxisnahe Lösungen für die Beteiligten
Gemeinsame Reflexion mit den Beteiligten
Partizipative Forschung strebt also eine gleichberechtigte Zusammenarbeit an, während konventionelle Forschung oft eine einseitige Wissensproduktion ist.
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