Corporate Social Responsibility (CSR) - Definition
Grundsatz unternehmerischer Verantwortung ist der am stärksten mit der Prinzip der Nachhaltigkeit verknüpfte Ansatz im Unternehmensrecht
Keine einheitliche Definition des CSR
Regelgeber im Mehrebenensystem gehen von unterschiedlichen CSR-Konzeptionen aus
Ursprünglich zentrale Charakteristikum – nämlich die Freiwilligkeit– zunehmend aufgegeben wird, da eine Verrechtlichung stattfindet
Definition der Bundesregierung:
CSR = gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens
Definition der EU-Komission:
CSR als Konzept, nach dem Unternehmen auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehung mit den Stakeholdern zu integrieren suchen
Definition aus der Literatur:
CSR als Selbstverpflichtung eines Unternehmens zu (sozialen bzw. ökologischen) Leistungen über das gesetzlich Geforderte hinaus
Freiwilligkeitsgrundsatz?
Jahr 2011: EU-Komission vom zentralen Kriterium der Freiwilligkeit abgerückt
CSR, als die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
Richtlinie über nichtfinanzielle Berichterstattung sowie das deutsche Umsetzungsgesetz vom 11. April 2017 verpflichten inzwischen börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten zur Abgabe einer nichtfinanziellen Erklärung
Entscheidend für den Paradigmenwechsel:
CSR-Strategien, waren nicht ausreichend, die Unternehmen auf freiwilliger Basis implementiert haben
Konnten den Anforderungen einer nachhaltigen Entwicklung im unternehmerischen Geschäftsverkehr nicht gerecht werden
Kernfrage:
inwieweit eine Weiterentwicklung der CSR von einem auf Freiwilligkeit basierenden Soft Law-Ansatz hin zu einem verpflichtenden Regulierungsinstrument mit Durchsetzungsmechanismen und Sanktionsmöglichkeiten diesen Beitrag leistet
UN Global Compact
Weltweit die bedeutendste Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung dar
Enthält 10 Grundprinzipien aus den Bereichen:
Menschenrechte
Arbeitsschutz
Umweltschutz
Korruptionsprävention
Versteht sich als Netzwerkplattform, auf der sich Unternehmen zur Einhaltung dieser Grundprinzipien verpflichten können
“offenes Forum, um Veränderungsprozesse anzustoßen und Ideen zu teilen”
Es handelt sich nicht um einen völkerrechtlichen Vertrag
sondern um eine gemeinsame Initiative des UN-Generalsekretärs, Wirtschaftsakteuren und UN-Agenturen
Rufem die Wirtschaftsteilnehmer dazu auf, die genannten Prinzipien freiwillig anzunehmen und umzusetzen
OECD Leitsätze für multinationale Unternehmen
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)
Leitsätze enthalten Grundsätze und Maßstäbe in Form von Empfehlungen für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln im globalen Kontext und betonen ausdrücklich das Prinzip der Freiwilligkeit
verfügen jedoch über für Staaten verbindliche Umsetzungsverfahren
da es sich um eine Empfehlungen der Regierungen der OECD-Mitgliedstaaten handelt, sind sie ohne aktives Bekenntnis der jew. Unternehmen anwendbar
Leitsätze beinhalten viele Aspekte unternehmerische Tätigkeiten:
Offenlegungspflichten, Menschenrechte, Beschäftigungspolitik, Vermeidung von Zwangs- und Kinderarbeit, Umwelt- und Verbraucherschutz, Korruptionsprävention, Wissenschaft und Technologie, Gewährleistung des Wettbewerbs sowie Besteuerung
Durchsetzungsmechanismus:
OECD-Mitgliedstaaten zur Einrichtung von Nationaler Kontaktstellen (NKS) verpflichtet
Förderung der wirksamen Leitsätze und zur Lösung von Problemen beitragen
Durchführen von außergerichtliche Vermittlungs- und Schlichtungsverfahren (Beschwerdeverfahren)
Können Reputationseinbußen für die betroffenen Unternehmen mit sich bringen
Corporate Social Responsibility– Zusammenfassung internationale Ebene
Auf der internationalen Ebene wird der Versuch unternommen, eine Verhaltenssteuerung mittels freiwilliger Verhaltenskodizes unter Inkaufnahme der damit verbundenen Legitimations- und Durchsetzungsdefizite zu erzielen
Inhaltlicher Fokus der Regulierungsansätze:
Problematik einer völkerrechtlichen Bindung von Unternehmen an Menschenrechte
Ökologische Belange spielen keine Rolle
CSR - Europäische Union
Unionsrechtliche Rahmen der CSR in drei Schritten:
Veröffentlichung des Grünbuchs 2001
CSR als freiwillige Selbstverpflichtung von Unternehmen beschrieben
Kurswechsel (2011)
Vom zentralen Charakteristikum der Freiwilligkeit abgerückt
CSR als die “Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft” chrakterisiert
Verabschiedung der Richtlinie über nichtfinanzielle Berichterstattung (2014)
(Non-Financial Reporting Directive = NFRD)
Pflicht zur nichtfinanziellen Berichterstattung
Inhaltliche Verknüpfung der CSR mit der internationalen Nachhaltigkeitsdiskussion -> CSR in Dienst der nachhaltigen Entwicklung
Adressaten der Richtlinie sind ausschließlich die Mitgliedsstaaten der Union, die zur Umsetzung der Regelung ins nationale Recht verpflichtet sind
Nationalen Normen binden dann die Unternehmen
Verpflichtung großer Unternehmen von öffentlichem Interesse, die im Schnitt mehr als 500 Arbeitnehmer beschäftigen, zur Abgabe einer nichtfinanziellen Erklärung im Lagebericht
Inhalte: Soziale und ökologische Belange, Arbeitnehmerbelange und Menschenrechte sowie die Bekämpfung von Korruption
Bewertung der Regulierung
Bedeutung der Richtlinie in ihrer Kombination aus Regelungszweck und Regelungstechnik
Lassen sich Vorstände der adressierten Gesellschaften jedoch nicht von den nichtfinanziellen Erwägungen leiten
so lässt sich auch nichts Entsprechendes berichten
kann dem unternehmerischen Erfolg aufgrund von Repurtationsverlusten für Kunden und Investoren abträglich sein
Problem:
Fehlen von verbindlichen unionsrechtliche Bestimmungen, wie die inhaltlichen Vorgaben prozedural umzusetzen sind
Ohne unionsweiten Standard betreffend Aufbereitung und Präsentation der Informationen -> mangelnde Vergleichbarkeit
Schadet der erwünschten Signalwirkung als auch dem Abbau von Inofrmationsasymmetrien
=> Richtlinie wurde überarbeitet und trat am 01.01.2024 in Kraft
=> NFRD von CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) ersetzt
European Green Deal
Europa soll als erster Kontinent bis 2050 klimaneutral sein:
CSRD
EU-Taxonomie
Offenlegungsverordnung
Weitere Verordnungen und Gesetze
Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Starke Ausweitung des Kreises der berichtspflichtigen Unternehmen:
Künftig fallen alle kapitalmarktorientierten Unternehmen unabhängig von ihrer Größe in den Anwendungsbereich der Regelungen
Große, kapitalmarktorientierte Unternehmen, die mind. zwei der drei Kriterien erfüllen, müssen einen Sustainability Report erstellen:
Bilanzsumme 25 Mio. Euro
Umsatzerlöse 50 Mio. Euro
250 Arbeitnehmer
CSRD - European Sustainability Reporting Standards (ESRS)
ESRS E3: Wasser/marine Ressourcen spezifiziert:
Wesentlichkeitsanalyse
Welche Nachhaltigkeitsthemen sind für ein Unternehmen relevant?
Ökologische und soziale Auswirkungen von Unternehmen
Finanzielle Auswirkungen ökologischer und sozialer Themen auf Unternehmen
Dreistufiges Vorgehen:
Erstellung Long List möglicherweise wesentlicher
Themen
Detaillierte Wesentlichkeitsanalyse
Short List von Themen, die für Ihr Unternehmen wesentlich sind
Wesentlichkeitsanalyse - Dreistufiges Vorgehen
Erstellung Longlist
Analyse der Impacts, Risks and Opportunities (IRO) und Zuordnung zu Standards
Bewertung der Wesentlichkeit aller Themen auf der Longlist durch interne und exterene Stakeholder
Interne Stakeholder: Mitarbeiter, Manager , Eigentümer, …
Externe Stakeholder: Lieferanten, Gesellschaft, Staat, Kunden, …
Bsp.:
Entscheidung über Short List
Wesentlichkeitsanalyse - Was muss berichtet werden?
EU Taxonomie
Klassifizierungssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten:
In welchem Umfang sind die taxonomiefähigen Aktivitäten eines Unternehmens ökologisch nachhaltig?
(Beispiel Klassifikation zur Herstellung von Aluminium: Vl. 8 S.56)
Gegenüberstellung CSR und Nachhaltigkeit
CSR ist enger als der Begriff der Nachhaltigkeit -> richtet sich nur an Unternehmen
CSR-Diskussion konzentriert sich auf die Verantwortung von Unternehmen für ökologische und soziale Belange
CSR bildet lediglich zwei Säulen vom drei Säulen Modell ab
Ökonomische Säule fehlt
Da es sich bei den Adressaten der CSR-Initiativen um Unternehmen handelt und somit die ökonomische Säule agiert
Ökologische und soziale Belange werden nur insoweit verfolgt, als sie sich mit dem primären unternehmerischen Ziel, der Gewinnmaximierung, in Einklang bringen lassen
Zuletzt geändertvor 12 Minuten