Welche Formen der Alterung werden unterschieden?
1. 2. 3. 4. Primäre Alterung als biologischer Alterungsprozess der Zellen
Sekundäre Alterung als äußere Einflüsse wie Krankheiten oder Abnutzung,
die auf den Organismus einwirken und seine Lebensdauer reduzieren
Nicht biologische Formen der Alterung, beispielsweise der sozialen
Alterung, der psychologischen Alterung: sie beschreiben die Abnahme
kognitiver Fähigkeiten bzw. der sozialen Fähigkeiten sowie die soziale
Positionierung aufgrund des Alters.
Demographische Alterung ist definiert als der Prozess, der die Änderung
der Altersstruktur einer bestimmten Bevölkerung beschreibt, bei dem der
Anteil älterer Menschen im Verhältnis zu den jüngeren ansteigt.
Wichtig: Die demografische Alterung kann (im Gegensatz zu den zuvor
genannten Alterungsformen) neben einer Alterung i.e.S. auch eine
Verjüngung von Bevölkerungen umfassen.
Merkmale der demographischen Alterung
• Die demographische Alterung ist ein Prozess.
• Sie beschreibt den Wandel der Altersstrukturen von Bevölkerungen.
• Sie vollzieht sich kontinuierlich (schleichend); sie folgt einem langfristigen Trend, weist
normalerweise keine kurzfristigen Schwankungen.
• Die demografische Alterung ist eine zwangsläufige Folge des demografischen
Übergangsprozesses.
• Die Ursachen der demografischen Alterung sind sehr vielschichtig. Zahlreiche
Determinanten wirken gleichzeitig zusammen, aber unabhängig voneinander.
• Eine Beeinflussung der Alterung ist deshalb nahezu unmöglich.
• Die demografische Alterung ist ein Teilaspekt des demographischen Wandels.
• Die Auswirkungen betreffen zahlreiche Lebensbereiche, allerdings in unterschiedlicher
Intensität. Sie stellen eine klassische gesellschaftliche Querschnittsaufgabe dar.
Was kennzeichnet demographische Alterungsprozesse?
1. 2. 3. 4. Die Alterung von Bevölkerungen ist historisch gesehen eine relativ junge
Erscheinung.
Demographischen Alterung ist ein allgemeiner globaler Trend: weltweiter
Anstieg.
Die demographische Alterung ist weiblich.
Die demographische Alterung und Ihre Auswirkungen zeigen sich in
sozialstruktureller Hinsicht sehr unterschiedlich.
5. Die demographische Alterung vollzieht sich in regionaler Hinsicht sehr
unterschiedlich.
6. Wanderungsgewinne konnten bislang die Alterungsprozesse nicht nachhaltig
aufhalten, allerdings teilweise etwas abschwächen.
Weitere Determinanten der demographischen Alterung
Außerdem wirken sich die folgenden Effekte unmittelbar aus:
• Historische Einflüsse vor allem auf die altersspezifische Sterblichkeit aufgrund von
Kriegen, Naturkatastrophen, Epidemien.
• Die transformationsbedingte Alterung (mit welcher Geschwindigkeit verläuft der
Übergangsprozess, d.h. das Zusammenspiel von Sterblichkeits- und
Geburtenrückgang)
indirekte Determinanten (= Ursachen der demographischen Prozesse)
• Ursachen der Morbidität und Mortalität (medizinischer Fortschritt, sozio-
ökonomischer Wandel, sozio-kulturelle Veränderungen)
• Ursachen des Geburtenrückgangs (Säkularisierung, Individualisierung)
• Ursachen der Migration (aktuell: Auswirkungen der Flüchtlingsmigration)
Formen der Alterung
in Abhängigkeit von Fertilität und Mortalität
„Alterung von unten“
z.B. die Anteile der jungen Bevölkerung werden geringer aufgrund
abnehmender Fertilität oder wegen steigender Säuglings- und/oder
Kindersterblichkeit
„Alterung von oben“
Es gibt (strukturbedingt) immer mehr ältere Menschen (z.B. aufgrund der
geburtenstarken Jahrgänge), die außerdem (aufgrund der gestiegenen
ferneren Lebenserwartung im höheren Alter) immer älter werden.
Am Anfang des Alterungsprozesses gab es eine „Alterung von unten“,
später kam es zur Alterung von oben.
Zum Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Sterblichkeit bzw. der
Geburtenentwicklung und der Alterung
• Trotz eines Anstiegs der durchschnittlichen Lebenserwartung der Weltbevölkerung verjüngte sich die Bevölkerung in den
1950er, 1960er und auch noch teilweise in den 1970er Jahren deutlich (siehe Abb.1). In diesem Zeitraum war die
durchschnittliche Kinderzahl der Weltbevölkerung relativ konstant auf einem hohen Niveau (siehe Abb. 2). Aufgrund der
hohen Fertilität wurde der Anteil der jungen Bevölkerung (absolut und relativ) größer, was zu einer Verjüngung führte.
• Ab Ende der 1970er Jahre nahm die durchschnittliche Kinderzahl der Weltbevölkerung deutlich ab, so dass in der Folge
auch der Anteil der jungen nachwachsenden Bevölkerung kontinuierlich abnahm. Die Alterung setzte vor allem aufgrund
der abnehmenden Fertilität ein ( Alterung von unten).
• Aktuell reduziert sich die Fertilität nur noch geringfügig auf einem insgesamt relativ niedrigen Niveau, während die
Lebenserwartung weiter deutlich steigt. Der Einfluss der Fertilität auf die Alterung nimmt ab und gleichzeitig steigt der
Einfluss der zunehmenden Lebenserwartung ( Alterung von oben setzt ein).
• Die Alterung wird hier durch die Entwicklung des Medianalters beschrieben. Dieser Wert gibt das Alter an, bei dem 50
Prozent der Bevölkerung unter und 50 Prozent über dem genannten Alter liegen (in den beiden Abbildungen jeweils die
blaue Linie).
Demografischer Übergang und demografische Alterung
Die folgende Abbildung 3 zeigt in einem Bild die zuvor skizzierten Zusammenhänge auf der
Grundlage der globalen Entwicklung von roher Geburtenrate (CBR) und roher Sterberate (CDR).
Die beiden Linien (blau und grün) beschreiben den Verlauf des demografischen Übergangs (bezogen
auf die Weltbevölkerung) seit 1950. Die rote Linie beschreibt (wie in den vorhergehenden
Abbildungen) die Entwicklung des Medianalters.
Drei Phasen werden deutlich:
1. Phase der Verjüngung bei hoher Fertilität (trotz steigender Lebenserwartung bzw. abnehmender
Sterberate)
2. Phase einsetzender Alterung bei abnehmender Fertilität und weiter steigende Lebenserwartung.
(überwiegend Alterung von unten)
3. Phase einer weiter zunehmenden Alterung auf einem bereits hohen Niveau wegen eines
Anstiegs der ferneren Lebenserwartung im höheren Alter. (Alterung von oben)
Vier Kennziffergruppen zur Analyse demografischer Alterungsprozesse
1. 2. 3. 4. Aussagen über die Entwicklung der älteren Bevölkerung: deskriptive Kennziffern,
absolute bzw. relative Anteile
Aussagen über die Zusammenhänge zwischen Altersgruppen:
Abhängigkeitsquotienten
Aussagen über altersstrukturelle Veränderungen der Bevölkerung insgesamt:
Mittelwerte, Medianalter
Aussagen über die Altersstruktur in Abhängigkeit von der Entwicklung der
Lebenserwartung: POADR
Dynamische Alterungsmaße
Der prospektive Altenquotient (von W.C. Sanderson und S. Scherbov)
prospective old age dependency ratio (POADR)
𝑷𝑶𝑨𝑫𝑹 ∑ 𝑷𝒙 𝒇ü𝒓 𝒅𝒊𝒆 𝒈𝒊𝒍𝒕 𝒙 ∑ 𝑷𝒙 𝒇ü𝒓 𝒅𝒊𝒆 𝒈𝒊𝒍𝒕 𝒙 𝒆𝒙 𝟏𝟓
𝒆𝒙 𝟏𝟓 𝒖𝒏𝒅 𝒙 𝟐𝟎
Wie beim klassischen Altenquotienten (OADR) wird die ältere Bevölkerung im
Verhältnis zur Bevölkerung im mittleren Alter betrachtet.
Auf dem Bruchstrich (Zähler) steht die ältere Bevölkerung. Es ist die Bevölkerung,
die im Durchschnitt noch eine fernere Lebenserwartung von 15 Jahren oder
weniger hat.
Unter dem Bruchstrich (Nenner) steht die Bevölkerung, die mindestens 20 Jahre
alt ist und eine fernere Lebenserwartung von mehr als 15 Jahren hat.
Vorteile: Die Kennziffer berücksichtigt den
Anstieg der Lebenserwartung bzw. der
ferneren Lebenserwartung ex und damit
indirekt Veränderungen von Krankheit und
gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Sie ist
nicht statisch wie der auf ein chronologisches
(mehr oder wenig beliebig gewähltes) Alter
festgelegte Altenquotient. Damit erscheint der
POADR in vielen Fällen für die Beurteilung der
Alterung im Zeitablauf besser geeignet.
Nachteil: Die Kennziffer setzt für alle
betrachteten Zeitpunkte genaue Sterbetafeln
voraus. Für kleinere Raumeinheiten
(Bevölkerungen) kann diese Kennziffer deshalb
nicht immer berechnet werden.
Zuletzt geändertvor 19 Tagen