Auswahl des Abbruchverfahrens
Was überführt das Bauwerk (Tal, Fluss, Bahn, Straßen, Bebauung, Naturräume) oder was wird überführt (Schiene, Straße)?
Befinden sich neue oder alte Bauwerke in der Nähe?
Welches Tragsystem besitzt die Brücke und ergeben sich dadurch Vorteile?
Müssen Lärm-, Erschütterungs- oder Staubbelästigungen vermieden werden?
Welche Historie liegt vor? (Herstellungsverfahren, Vorschädigungen, Ertüchtigungen)
Welche gibt es?
Sprengung
Ausschwimmen
Ausschieben
Ausfahren
Rückbau auf Vorschubrüstung
Rückbau auf Lehrgerüst
Absenken mit Litzen
Kontrollierter Einsturz
Konventioneller Rückbau
Kranaushub
Rückbau nach Möglichkeit unter…
Aufrechterhaltung des Verkehrs
Berücksichtigung von vorhandenen Schäden oder Tragfähigkeitsdefiziten
Vorgaben aus technologischen, verkehrlichen, rechtlichen oder volkswirtschaftlichen Gründe
1. Sprengung
Infos & Vor- und Nachteile
Effizient und konkurrenzlos bei Großbrücken.
Prinzip: Kontrollierte Zerstörung tragender Bauteile.
Vorteile
Zeitersparnis
geringer Nachzerkleinerungsaufwand
Weniger verletzte
Nachteile
Erschütterungen
hoher Sicherungsaufwand
Staub
Fachpersonal notwenig
2. Ausschieben
Infos & Vorteile- und Nachteile
Rückbau durch Zurückschieben des Überbaus
Besonders geeignet für gerade Brücken oder konstant gekrümmte Bauwerke
Effiziente Nutzung der Bauzeit durch wiederkehrende Arbeitsgänge
Lichtraum unter Brücke bleibt unbeeinträchtigt
aufwendige Hilfkonstruktionen können benötigt werden
3. Ausschwimmen
Abbau des Überbaus auf Pontons und Transport über Wasserwege
Anwendung bei Wasserstraßen, wenn Kranabbruch nicht möglich ist
Schnelligkeit
platzsparende Abbruchmethode
Abhängigkeit von Wasserständen
hohe Kosten
4. Ausfahren
Schienen- oder Rollsysteme werden installiert, die den Abtransport von einzelnen Brückenteilen ermöglichen
die einzelnen Teile können im Anschluss konventionell abgebrochen oder zerlegt werden
günstige Alternative
Nutzung von Konstruktionen, die auch für den Neubau verwendet werden können
begrenzte Einsetzbarkeit, da abhängig von Geometrie und Tragfähigkeit des Bestands
5. Rückbau auf Vorschubrüstung
Unterhalb des Überbaus wird das Vorschubgerüst auf Hilfsstützen errichtet, die auf den Fundamenten der Brückenpfeiler stehen
abzubrechender Teilabschnitt liegt in der Vorschubrüstung, die abschnittsweise verschoben wird
Konventioneller Abbruch durch auf dem Überbau stehenden Abbruchmaschinen
Abtransport Richtung Widerlager
Rückbau von feldweise hergestellten Durchlaufträgern
Verkehrswege bei hohen Brücken weitesgehend uneingeschränkt
Aufwändige Vorarbeiten mit hohem Planungsbedarf
Zeitaufwändig
Hohe Kosten
6. Rückbau auf Lehrgerüst
Lehrgerüst besteht aus einem Traggerüst, welches i.d.R. auf Traglasttürmen aufgelagert
Lehrgerüst fängt das abgebrochene Material auf
Längs- und Querträger als lastverteilende Unterkonstruktion zw. Gerüsttürmen
Auffangkonstruktion aus einer Holz- oder Stahlschalung
wenig Materialverbrauch
Effektiv bei schwer zugänglichen Bereichen (Bahngleise)
nicht geeignet bei zu großen Spannweiten
Geringe Steifigkeit des Traggerüstes im Vergleich zu einer Vorschubrüstung
7. Absenken mit Litzen
Hydraulisches Ablassen großer Bauteile
Schonendes Verfahren ohne Erschütterungen
Anwendung bei der Reduzierung der Fallhöhe vor dem Abbruch
Erschütterungsfrei, geräuschlos
Demontage großer, schwerer Bauteile
kein vollständiges Abbruchverfahren
Kostenintensives Verfahren durch hoch spezialisierte Firmen (begrenzter Markt)
8. Kontrollierter Einsturz
steht nahezu immer in Kombination mit dem konventionellen Rückbau, wobei lediglich einzelne Überbauabschnitte mit dem kontrollierten Einsturz zu Fall gebracht werden
Statische Sicherheiten des bestehenden Tragwerks erforderlich
Großgerät mit ausreichendem Sicherheitsabstand für Einsturz erforderlich
geringer technischer Aufwand
schnell und wirtschaftlich
begrenzte Reichweite der Abbruchgeräte
Abhängigkeit von örtlichen Gegebenheiten unter der Brücke
hohe Lärm- und Staubemissionen
9. Konventioneller Rückbau
ist die am häufigsten verwendete Abbruchmethode, wobei das Bauwerk lediglich mittels Abbruchgeräten grob zerkleinert wird
Verfahren lässt sich leicht mit anderen Abbrucharten (z.B. Sägen oder Kranaushub) kombinieren
Separierung des Abbruchmaterials (Beton zerkleinern und Bewehrungsstahl freilegen) erfolgt im Nachgang
Geringer technischer Aufwand
schnelle und wirtschaftliche Methode
(dauert hier 3 Tage - geht auch noch voll fit von der Zeit her)
10. Kranaushub
Stahlbetonverbund- oder reine Stahlbetonbrücken können mit einem Kran zurückgebaut werden
-> Überwiegend bei Stahlbrücken
Zur Leichterung werden meist Fahrbahnbeläge und Ausstattungen entfernt bzw. die Fahrbahnplatte konventionell abgebrochen
Auswahl des Krans in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Aufstellfläche sowie der Gewichtsermittlung der auszuhebenden Bauteile
Effektives Verfahren bei schwer zugänglichen
Bereichen
Hoher Organisations- und Planungsaufwand
Hohe Krankkosten bei Betonbrücken durch großes Eigengewicht
Einschränkung bei Kranstandorten (Leitungen, Bebauung, etc.)
Festlegung von Trennschnitten und Abbruchgrößen abhängig von Krantragkraft und Abbruchstatik
Bogenklappverfahren
Querverschubverfahren
Längsverschub / Einschwimmen
Expressbauweisen
1. Bogenklappverfahren
Senkrechte Herstellung zweier Bogenhälften, die nach Fertigstellung abgesenkt werden
Ablassen der Hälften nach Fertigstellung in Endlage
Beispiel: Argentobelbrücke im Allgäu (145 m lichte Weite)
Vorteil
Geringe Verkehrsbeeinträchtigung
2. Querverschubverfahren
Verschieben ganzer Brückenquerteile
Beispiel: Lennetalbrücke (1000 m Querverschub, 30.000 t Gewicht)
Varianten: Mit und ohne Pfeiler
Bauzeitverkürzung: Keine Hilfspfeiler wie bei Lennetalbrücke
Arbeitssicherheit: Keine Verschubeinrichtungen in großer Höhe
Emissionen: Weniger Lärm und Staub durch Abbruch von Hilfskonstruktionen
Bauablauf
Vorbereitung: Baustelle einrichten, Baufeld herrichten, Kampfmittel
Bauphase 1: Herstellen der Fertigungsgrube
Bauphase 2: Herstellen des Rahmenbauwerks in Fertigungsgrube
Bauphase 3: Verschub des Rahmenbauwerks in Endlage während Sperrpause
Bauphase 4: Verfüllung der Baugrube
3. Längsverschub / Einschwimmen
Einschieben oder Einschwimmen von Brückenteilen
geschieht schrittweise mit hydraulischen Pressen oder Seilzugsystemen, während die Brücke auf Gleitlagern oder Rollenlagern aufliegt
Minimale Verkehrsbeeinträchtigung
Hohe Sicherheit
Kosteneffizient
Begrenzte Spannweiten
Aufwendige Vorbereitung
4. Expressbauweisen
Einsatz von Fertigteilen zur Verkürzung der Bauzeiten
Beispiel: Expressbrücke Dülmen (Bauzeit 3 Monate)
Minimaler Eingriff in den Verkehr
reduzierte Kosten
Zuletzt geändertvor 15 Tagen