Schwache und starke Nachhaltigkeit
Schwache Nachhaltigkeit: Natürliches Kapital kann durch andere
Kapitalarten (Beispiele: produziertes Kapital, Infrastruktur)
substituiert werden
Starke Nachhaltigkeit: Komplementärbeziehungen zwischen
natürlichem Kapital und anderen Kapitalarten;
Beispiel: Fischerboote ohne Fische sind nutzlos
Dimensionen der Nachhaltigkeit
Begründung für Umweltschutz auf Basis
der ökonomischen Ethik
Herleitung von ethischen Beiträgen zur Beantwortung einer Frage, was
getan werden sollte („normative Empfehlungen“) aus zwei Prämissen:
Prämissen über moralische Ideale
Prämissen über empirische Bedingungen
Umweltökonomie und ökologische Ökonomie
Umweltökonomie:
Anthropozentrischer Ansatz. Umweltprobleme insoweit berücksichtigt, als sie in den Präferenzen und Kostenkalkulationen der Individuen Eingang finden Möglichkeit der Erklärung über Marktmodelle
Ökologische Ökonomie:
Biozentrischer Ansatz. Integration von naturwissenschaftlichen Aussagen wie auch Erkenntnissen über Gegebenheiten und Ursache-Wirkungs-Beziehungen in der Umwelt. zentrale Themengebiete: u. a. Tragfähigkeit und Irreversibilitäten.
Umweltbezogene Gründe für Eingriffe in das Marktgeschehen
In einer Marktwirtschaft grundsätzlich Koordinierungsfunktion des Marktes gegeben über Preis, Renditeerwartung, Risikoeinschätzung.
Markt gewährleistet vorteilhafte Allokation von Ressourcen aus ökonomischer Sicht.
Fälle von Marktversagen:
Öffentliche Güter: Keine Ausschließbarkeit vom Konsum, Keine Rivalität im Konsum
Externe Effekte: Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Aktivitäten der Marktteilnehmer. Auswirkungen einzelner Aktivitäten auf Andere, die nicht kompensiert werden
Allmende Problem und Meritorische Güter
Allmende Problem:
Keine direkte Zuordnung von Eigentumsrechten (z.B Weideflächen). Eventuell Übernutzung von Ressourcen. Aber Aufteilung von Allmendegütern häufig sehr Komplex.
Meritorische Güter:
Nicht nur individuelle sondern auch gesellschaftlichen Präferenzen relevant. Individuelle Präferenzen verzerrt. Über staatlichen Eingiff (z.B. Subventionen) wird versucht tatsächliche Nachfrage an die gesellschaftlich gewünschte Nachfrage anzupassen.
Annahme das Politiker aufgrund von Informationsvorsprüngen längeren Zeithorizont als Bürger betrachten.
Externe Effekte
Folgewirkungen:
Marktergebnis nicht volkswirtschaftlich effizient oder akzeptable für die Gesellschaft.
Möglichkeiten der Internalisierung externer Effekte:
markbasiert: Zertifikate, Eigentumsrechte, Stücksteuern (Pigou-Steuer)
nicht-marktbasiert: Vorschriften und Verbote (u.U. wenig ausgerichtet an ökonomischen Parametern wie Kosten und Nutzen)
einzelwirtschaftliche Parameter (Kosten und Nutzen): Verhandlungslösung. -> Coase Theorem: Verhandlungsn zwischen Verursacher und Geschädigten. unter idealen Bedingungen (niedrige Transaktionskosten, klare Zuordnung von Eigentumsrechten) optimales Ergebnis möglich, in der Realität oft nicht zutreffend.
Pressure-State-Response Modell
Von der OECD entwickeltes Modell zur Erklärung von Zusammenhängen
zwischen dem Zustand der Umwelt, der umweltpolitischen Diskussion im
öffentlichen Raum und der Durchführung umweltpolitischer Maßnahmen
Ressourcennutzung und Emissionen -> Veränderung Umweltzustand -> Akteure im umweltpolitischen Diskurs platzieren Informationen über Umweltzustand im öffentlichen Raum -> Druck auf Politik zur Ergreifung von Maßnahmen zum Schutz der Umwelt
Verursacherprinzip
Grundsatz der bundesdeutschen Umweltpolitik, der darauf abzielt,
die Verursacher von Umweltproblemen in die Verantwortung zu nehmen.
Zahlreiche Umweltprobleme lassen sich den Verursachern nicht oder
nur teilweise anrechnen, da eine individuelle Zurechnung und eine
exakte Quantifizierung schwierig umsetzbar sind.
Inanspruchnahme der Verursacher durch
Zurechnung der verursachten Kosten und
darüber hinaus materielle Verantwortung mit entsprechender Haftung
Anwendung über bspw. Gütersteuern, jedoch in zahlreichen Fällen
Probleme bei der Internalisierung
Vorsorgeprinzip
Grundsatz der bundesdeutschen Umweltpolitik, demzufolge unmittelbare
Gefahren aus Umweltschädigungen abgewehrt und die natürlichen
Lebensgrundlagen vorsorglich geschützt werden sollen; Kernelemente:
Gefahrenabwehr, die in Gefahrensituationen mit hoher Wahrscheinlichkeit und großem Schadensausmaß zum Eingreifen zwingt
Risikovorsorge, der zufolge Risiken für die Umwelt und die menschliche
Gesundheit im vorneherein zu vermeiden oder zu vermindern sind
Anwendung über bspw. Raumordnungs- und Landesplanungsrecht
wie auch Umweltverträglichkeitsprüfung
ABER: Erkennung von Umweltrisiken komplex
Umweltpolitische Strategien
Output-orientierte Umweltpolitik;
Ziel und Ansatzpunkt ist primär die Drosselung von Produktion und Konsum
solcher Güter und Dienstleistungen
Input-orientierte Umweltpolitik;
Ziel und Ansatzpunkt ist primär die Drosselung des Einsatzes von
nicht erneuerbaren Ressourcen im Produktionsprozess
Senkung des Verbrauchs natürlicher Ressourcen:
Drosselung über bspw.
künstliche Verteuerung von Rohstoffen
Vorschriften zur besseren Wärmeisolation
Verknappung des Bodens für Bauzwecke und Verkehr
Reduzierung der Abgabe unerwünschter Reststoffe:
Drosselung durch z. B.
Vorschriften für abfallarme Produkte und Verpackungen
Förderung von Produktionsverfahren mit geringer Abgasund Abwasseremission
Erhaltung der Regenerationsfähigkeit natürlicher Ressourcen:
Förderung durch z. B.
Fruchtfolgen in der Landwirtschaft,
Anpflanzung von Grüngürteln in der Stadtentwicklung
Sauerstoffeintrag in Gewässern
Ressourcenmanagement/ Recycling: Wiederverwendung von
Reststoffen (bspw. Altglas, Altpapier)
Abgasen und Abwässern
Abwärme
Umweltpolitische Instrumente
Auflagen: Verbote von umweltschädlichen
Auflagen: Gebote/ Vorschriften
Stücksteuern (bezüglich der Produktion)
Gütersteuern (bezüglich der Nachfrage): Nicht „direkte“ Steuern auf Löhne, Gehälter, Gewinne oder Vermögen,
sondern „indirekte“ Steuern und Abgaben wie z. B. die Mehrwertsteuer,
die Tabaksteuer, Energiesteuern, Luxussteuern und Zölle. -> Verändern das Marktergebnis und lenken dieses in eine je nach gesellschaftlicher Sichtweise erwünschte bzw. unerwünschte Richtung. Aber: Verzerrung des Marktergebnisses eventuell in Konflikt mit anderen Zielen.
-> Bei gegebener Marktnachfrage wird die Produktion teurer
-> Die am Markt gehandelte Menge sinkt gegenüber dem
Konkurrenzmarktgleichgewicht
Bei zahlreichen Gütersteuern lässt sich beobachten, dass die
Nachfrageelastizität gering ist
-> Veränderung des Marktergebnisses ist eventuell gering,
aber Steuereinnahmen sind u. U. bedeutsam. Der Verdacht liegt nahe, dass der Staat nicht allein das Wohl der
Allgemeinheit im Auge hat, sondern teilweise „die Situation ausnutzt“
und die Nachfrager „zur Kasse bittet“
Subventionen:
Durch eine Gütersubvention verschiebt sich, infolge einer Reduzierung der
Grenzkosten für die Unternehmen, die Angebotsfunktion S nach unten
-> Verglichen mit dem Marktgleichgewicht ohne Subvention ist der am
Markt erzielte Kohlepreis zu niedrig und die gehandelte Menge
inländischer Kohle ist zu groß.
Möglichkeit einer anderweitigen Verwendung der für die Subventionierung aufgewandten öffentlichen Finanzmittel (Opportunitätskosten): Aus volkswirtschaftlicher Sicht wäre es u. U. sinnvoller, die Subvention
einzustellen und stattdessen Energieträger aus anderen Ländern mit
komparativen Vorteilen zu importieren.
-> Subvention von der Gesellschaft gezahlter „Preis“ für die Sicherung von
Energieversorgung und sektoraler Beschäftigung
Dies ist nur sinnvoll, wenn es sich um eine ganz bewusste und von
der Gesellschaft gewollte Korrektur der Marktergebnisse handelt.
-> Beispiele sind wirtschaftspolitische Eingriffe auf Grundlage von
umweltpolitischen oder gesundheitspolitischen Zielen
-> Messung der Zielerreichung erforderlich (z. B. über Zugrundelegung
von Benchmarks)
Lizenzen: Einrichtung und Überwachung von Umweltmärkten
durch Vergabe von „Verschmutzungsrechten“
Förderung privater Lösungen
Umweltschutz durch Nutzungsrestriktionen
Je nach Standortbedingungen bzw. Raum- und Wirtschaftsstruktur
unterschiedlich starke Konkurrenz bezüglich der Flächennutzung; u. U.
von Nachteil für spezifische Branchen, bspw. Agrarwirtschaft
und erneuerbare Energien
von Vorteil für einzelne Segmente der Tourismuswirtschaft
Unter bestimmten Bedingungen Potenziale durch Synergieeffekte;
Beispiel: Zusammenhang zwischen Label und Standortmarketing
Auswirkungen von Nutzungsrestriktionen auf die Umwelt eher unklar,
bezüglich etwa
der Artenvielfalt
des Wasserhaushalts
Potenziale für erneuerbare Energien
Starke Abhängigkeit von Standortfaktoren
Primäre Standortfaktoren: Natürliche Ausstattung einer Region; bspw.
Klima, Rohstoffvorkommen, Wasserverfügbarkeit
Verfügbarkeit von ebenen und fruchtbaren Landflächen
Nähe zu Flüssen (Transportwege, für z.B. Energieträger)
Sekundäre Standortfaktoren: Entstehung durch wirtschaftliche Nutzung
des Raumes; z. B.
Verkehrsinfrastruktur, Technologien, innovatives „Milieu“
Agglomerationsvorteile, Kompetenzen der Erwerbstätigen
Bodenpreise
Standorttheorie nach Weber (1926)
• Branchenabdeckung
Generelle Standortfaktoren, die für sämtliche Industriezweige von
Bedeutung sind (z. B. Transportkosten und Arbeitskosten)
branchenspezifische Standortfaktoren
• Agglomerativfaktoren und Deglomerativfaktoren, durch die Industrien
innerhalb einer Region zusammengeballt bzw. ausgebreitet werden
• Teilbereiche in Wirtschaft und Gesellschaft
natürlich-technische Standortfaktoren, die vor allem
durch Technologien veränderbar sind
gesellschaftlich-kulturelle Standortfaktoren
Standorttheorie nach Behrens (1971)
• Beschaffungsbezogene Standortfaktoren
Beschaffungspotenzial: Preise und Transporteigenschaften der Roh-,
Hilfs- und Betriebsstoffe, Verkehrsanbindung
Beschaffungskontakte: Beschaffungsstrukturen, Lieferanten,
Intermediäre wie Zwischenhändler und Makler
• Fertigungsbezogene Standortfaktoren: Naturräumliche und
technologische Bedingungen, Qualifikation der Arbeitskräfte
• Absatzbezogene Standortfaktoren
Absatzpotenzial: Bedarf, Kaufkraft, Produktpreise, Fördermittel
Absatzkontakte: Vermarktungskanäle/ -institutionen
Umweltbelastungen
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung durch spezifische Merkmale
gekennzeichnet, z. B.
-> Zunahme des Kapitalstocks und der Kapitalintensität
-> Erhöhung der Faktorproduktivität
-> Veränderung der Einkommensverteilung
Typische Ausprägungen des wirtschaftlichen Strukturwandels
-> Rückgang der Bedeutung des Agrarsektors
-> zunächst Zunahme und dann Abnahme der Bedeutung
des Produzierenden Gewerbes
-> im weiteren Verlauf Anstieg der Bedeutung des Dienstleistungssektors
Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Wirtschaft komplex
-> Entnahme von Rohstoffen und Nutzung des Naturvermögens,
bestehend aus Umweltmedien wie Böden, Atmosphäre
und Gewässer wie auch Tiere und Pflanzen
-> Quantitative und qualitative Veränderungen des Naturvermögens
Regional unterschiedliche umweltbezogene Entwicklungen; Beispiele:
CO2-Menge: seit 1990 in Europa und Nordamerika Rückgang;
in bspw. Lateinamerika und Südasien Zunahme
CO2-Intensität: seit 1990 weltweiter Rückgang; in Europa und
Nordamerika besonders ausgeprägt
In weiten Teilen der Erde Expansion geschützter Naturräume
Kategorien und Institutionen der politischen und
administrativen Rahmenbedingungen
Unternehmen unterliegen vielfältigen politischen und administrativen
Rahmenbedingungen; Beispiele:
• Ordnungspolitik (Ordnungsrahmen, Leitlinien)
• Ablauf-, Förder- und Anreizpolitik (über Politikinstrumente)
• Appelle, moralische Aufrufe
• Eigenregie (über Verwaltung)
• Information, Beratung, Forschung
Beispiele für politische Konzeptionen und Regelwerke: Green Deal der Europäischen Kommission
Intention: Sicherstellung des Übergangs zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft; wesentliche Ziele:
->ab 2050 keine Nettotreibhausgasemissionen; Senkung der Nettotreibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % (im Vergleich zur
Menge für 1990); drei Mrd. zusätzliche Bäume in der EU bis 2030
-> Abkopplung des Wachstums von der Ressourcennutzung
-> Sicherstellung, dass niemand – weder Mensch noch Region – während
dieses Prozesses „im Stich gelassen wird
Finanzierung
-> 600 Mrd. Euro (≙ 4,1 % des EU-weiten BIP für 2021) für Investitionen
-> Bereitstellung über Aufbaupaket NextGenerationEU und
Siebenjahreshaushalt der EU
Beispiele für politische Konzeptionen und Regelwerke: ESG-Kriterien
Werden zunehmend zum Maßstab für eine nachhaltige
Unternehmensführung.
Berücksichtigung der drei Dimensionen von Nachhaltigkeit
-> “E“: „“Environment“ im Sinne eines umweltschonenden Handelns
(Stichwort: ökologische Nachhaltigkeit)
-> “S“: “social“ im Sinne eines Verhaltens, das sich an entsprechenden
Aspekten wie bspw. Arbeitssicherheit, Gesundheitsfortschritt und
gesellschaftlichem Engagement orientiert (Stichwort: soziale
Nachhaltigkeit)
-> “G“: “Governance“ im Sinne einer das Weiterbestehen des
Unternehmens sichernden Unternehmensführung
(Stichwort: ökonomische Nachhaltigkeit)
• Nachprüfbare Anforderungen, die zunehmend in Entscheidungen
über die Geld- und Kapitalanlage einfließen
• Aspekt der Nachprüfbarkeit ist im Hinblick auf Transparenz bedeutsam
-> Einerseits Deklarierung nachhaltigkeitsbezogener Leistungen
-> Andererseits Vermeidung von “Greenwashing“; dieses liegt vor,
wenn sich Unternehmen, die nicht umwelt- bzw. sozialverträglich
handeln, in ihrer Außendarstellung in ein positives Licht rücken
grundlegende Regelwerke innerhalb der EU:
EU-Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen von 2018
EU-Offenlegungsverordnung von 2019 und EU-Taxonomieverordnung
von 2020 (umfassen jeweils Transparenzpflichten im Hinblick auf
Nachhaltigkeit; vgl. Kreutzer, 2023)
Unternehmensbezogene Transparenzpflichten, die sich an Finanzmarktakteure wie etwa Fondsmanager, Anbieter von Wertpapieren und
Kreditinstitute richten; Informationen über
die Einbeziehung von Nachhaltigkeitsrisiken in die Beratung
und bei Investitionsentscheidungen
Nachhaltigkeitsauswirkungen auf das Unternehmen/ dessen Tätigkeiten
Nachhaltigkeitsrisiken bei der Vergütungspolitik
Produktbezogene Transparenzpflichten: Informationen über u. a. die
Bewertung von Auswirkungen auf die Rendite von Finanzprodukten
Erfüllung ökologischer und sozialer Merkmale („hellgrüne Produkte“)
und Erreichung von Nachhaltigkeitszielen („dunkelgrüne Produkte“;
vgl. Kreutzer, 2023)
Beispiele für politische Konzeptionen und Regelwerke: Corporate Sustainability and Reporting Directive - CSRD
• 2022 von der Europäischen Union veröffentlicht;
ersetzt die Non-Financial Reporting Directive - NFRD
• erstmals einheitlicher Rahmen für die Berichterstattung zu nichtfinanziellen Themen
-> Regelung der jährlichen nichtfinanziellen Berichterstattung über Nachhaltigkeitsaspekte
-> erhebliche Ausweitung der ESG-Berichtspflichten
für in der EU ansässige Unternehmen
• Unternehmen müssen in einem “Sustainability Statement“, das in den Lagebericht zu integrieren ist, Rechenschaft über die Verfolgung von ESGZielen ablegen (vgl. Europäische Kommission, 2021, und Kreutzer, 2023)
• „Doppelte Wesentlichkeit” impliziert Berichtspflichten
zu nachfolgenden Aspekten
Auswirkungen der Aktivitäten des Unternehmens auf die Umwelt
und den Menschen (“Impact Materiality“) wie auch entsprechende
Risiken
Auswirkungen von Umweltveränderungen auf die Aktivitäten des
Unternehmens (“Financial Materiality“) und betreffende Risiken,
bspw. infolge Klimawandels
• “Impact Materiality“ und “Financial Materiality“ mit gleichem Gewicht
Beispiele für politische Konzeptionen und Regelwerke: Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
• Inkrafttreten 2023; wesentliches Ziel: Verbesserung der weltweiten
Menschenrechtslage durch Definition eines klaren, verhältnismäßigen
und zumutbaren Rahmens zur Erfüllung der menschenrechtlichen
Sorgfaltspflichten (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2022)
-> Verpflichtung der Unternehmen, in ihren Lieferketten umfangreiche
und weiterführende Verantwortung (über den eigenen Geschäftsbereich hinaus) zu übernehmen (vgl. Kreutzer, 2023)
• Sehr kontroverse Diskussionen, bei Gegenüberstehen von
-> Argumenten im Hinblick auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen
-> Bedenken bezüglich möglicher Kostenbelastungen, des administrativen
Aufwands und der faktischen Durchführbarkeit
Einschätzungen von Akteuren
• „Das ist ein großer Erfolg für den Einsatz zugunsten der Menschenrechte.
Wir sind ein gutes Stück weiter gekommen auf dem Weg für eine zukunftsfähige und gerechtere Wirtschaftsweise, die den Menschen dient und
nicht ausbeutet.“ (Misereor, 2021)
• „Damit eine mittelstandfreundliche Ausgestaltung erfolgen kann, sollten
die Vorgaben der französischen Loi de Vigilance, also eine Schwelle von
5.000 inländischen Arbeitnehmern oder 10.000 Arbeitnehmern weltweit,
.... Mittelständische Unternehmen würden dadurch entlastet.“
(Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, 2021)
• „...zeigt im internationalen Vergleich einige bessere und umfangreichere
Ansätze. ... Der Schwellenwert von mindestens 1.000 Angestellten (ab
2024) ist immer noch viel zu hoch.“ (Deutscher Gewerkschaftsbund, 2021)
Beispiele für politische Konzeptionen und Regelwerke: Kreislaufwirtschaftsgesetz
• Inkrafttreten der ursprünglichen Fassung („Kreislaufwirtschafts- und
Abfallgesetz“) 1996 und der letzten Änderung 2023
• Wesentlicher Zweck, die Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen
Ressourcen zu fördern, bei Sicherstellung des Schutzes von Mensch und
Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen
• Zielhierarchie
1. Vermeidung von Abfällen
2. Vorbereitung der Materialien auf eine Wiederverwertung
3. Stoffliche Verwertung durch Recycling
4. Andere Verwertung, bspw. energetische Verwertung (Verbrennen)
oder Deponierung
Bereits im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz zentrale Neuerungen
• Veränderter Abfallbegriff: sämtliche beweglichen Sachen, deren sich der
Besitzer entledigen will oder muss (vorher: Unterscheidung zwischen
Abfall und Rest- bzw. Wertstoffen)
• Festschreibung einer weitgehenden Produktverantwortung
-> Aufbauend auf dem Verursacherprinzip sind Hersteller verpflichtet,
Verantwortung für ihre Produkte über den gesamten
Produktlebenszyklus zu übernehmen
-> Vermeidung von Abfällen bei der Herstellung und beim Gebrauch
von Produkten; anschließende Verwertung muss ermöglicht sein
• Die Entsorgung von Abfällen darf nur von zertifizierten Entsorgungsfachbetrieben vorgenommen werden
Ansatzpunkte für nachhaltiges Wirtschaften:
der betriebswirtschaftliche Wertschöpfungsprozess
Sustainable-Supply-Chain-Strategie
• Zusammenhang zwischen der Einführung einer Nachhaltigkeitsstrategie und der Erreichung ökonomischer, ökologischer und
sozialer Ziele nicht immer klar ersichtlich
• Zahlreiche Unternehmen stoßen bei der Implementierung der
betreffenden Strategie auf Probleme
• Umsetzung der Strategie von wesentlichen Faktoren abhängig
-> Marktdruck und Umweltdruck
-> Ressourcenverfügbarkeit in der Organisation
-> Know-how und Stärke der Organisation im Supply Chain Management
-> Zusammenarbeit der Organisation mit anderen Organisationseinheiten
in der Lieferkette
Ansatzpunkte für nachhaltiges Wirtschaften: Framework for Strategic Sustainable Development - FSSD
Framework der Europäischen Kommission
Eckpunkte des New Circular Economy Action Plan
• perspektivisch nachhaltige Produkte als Norm
• Verringerung des Anfalls von Abfällen
• Fokussierung auf Wirtschaftszweige mit größtem Ressourcenverbrauch,
bei gleichzeitig überproportionalem Potenzial für zirkuläre Prozesse; z. B.
-> Verpackungsindustrie
-> Textilindustrie
-> Bauwirtschaft
• Stärkung der Konsumentenkompetenzen
Kategorien von Green Finance-Produkten
auf den Kapitalmärkten
• Anleihen, die zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen
-> Green Bonds (für vollumfänglich ökologisch orientierte Projekte)
-> Transition Bonds (für Projekte zur Forcierung der Transition der Wirtschaft gemäß den Pariser Klimazielen; bislang sehr kleines Volumen)
-> Sustainability Bonds (für gemischt ökologisch orientierte
und soziale Projekte)
-> Sustainability-Linked Bonds (Orientierung an ESG-Zielen; keine
Zusicherung, dass gesetzte Ziele auch erreicht werden)
• Green Loans und Sustainability-Linked Loans mit entsprechender
Ausrichtung
• Social Bonds (für soziale Projekte)
Motive für nachhaltiges Wirtschaften:
Relevanz des Unternehmertyps
Innovativer Unternehmer: „Durchsetzung einer anderen
als der bisherigen Verwendung nationaler Produktivkräfte“
(Schumpeter, 1928)
• Hiervon abgegrenzt: Unternehmer,
-> der neuartige gesamtwirtschaftliche Trends und
betriebswirtschaftliche Managementkonzepte bzw.
Produktionsverfahren adaptiert
-> bei dem die vorgenannten Entwicklungen auf Vorbehalte stoßen
• Unterscheidung zwischen
-> Unternehmer, der eigenständig die Initiative ergreift, und
-> Unternehmer, der (u. U. auf Druck) reagiert
Absatzwirtschaft
Marketing-Mix; wesentliche Instrumente: Produkt, Preis, Distribution und
Kommunikation; hergeleitet von den englischen Begriffen product, price,
place und promotion („vier P‘s“).
Grundlegende Merkmale
von Ökobilanzen
• Systematische Analyse der Umweltwirkungen von Produktionsprozessen
und Produkten während des gesamten Lebensweges („von der Wiege bis
zur Bahre“)
• Orientierung am betrieblichen Wertschöpfungsprozess
-> Miteinbeziehung sämtlicher Umweltwirkungen während der Produktion, der Nutzungsphase undder Entsorgung
• Berücksichtigt auch vor- und nachgelagerte Prozesse
(Beispiele: Herstellung der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe; Lagerung und
Distribution der Produkte)
• Zu den Umweltwirkungen zählt man sämtliche umweltrelevanten
-> Entnahmen aus der Umwelt (von z. B. Erzen, Wasser, Rohöl)
-> Emissionen in die Umwelt (von z. B. Reststoffen, Stickoxiden
Schwefeloxiden und Treibhausgasen)
• Begriff der Bilanz wird bei der Ökobilanz im Sinne
einer Gegenüberstellung verwendet
• Schwerpunkt auf Stromgrößen
• Ökobilanz ist nicht mit der Bilanz innerhalb der kaufmännischen
Buchhaltung (auf Basis von Bestandsgrößen) zu verwechseln
Anforderungen an Ökobilanzen
• Klarheit und Übersichtlichkeit
-> Überblick über Umwelteinwirkungen in angemessener Zeit
-> Transparenz der Methodik und des Untersuchungsumfangs
• Kontinuität und Vergleichbarkeit
-> Beibehaltung der Bewertungsmethodik und der Darstellung
-> Zeitliche Vergleichbarkeit der Bilanzierungspositionen
• Wahrheit
-> Vollständige und korrekte Erfassung der Umwelteinwirkungen
-> Keine Verschleierung von Umweltproblemen
Grundlegende Kategorien von Ökobilanzen
• Betriebsbilanz:
-> Erfassung sämtlicher Inputs und Outputs
(auch von Material- und Energieverlusten)
-> Untersuchung von Umwelteinwirkungen
• Prozessbilanz, Produktlinienbilanz
-> Analyse des vollständigen Produktionsprozesses
-> Erfassung von Input-/Output-Strömen
(auch von Umwandlungsverlusten und Emissionen)
• Standortbilanz
-> Erhebungen über zusätzliche Aktivitäten am Betriebsstandort
-> Reicht weit über die Produktion in engerem Sinne hinaus
Schema einer Ökobilanz
Gewinnung von Informationen zur Erstellung
einer Ökobetriebsbilanz
• Erfassung physikalischer Einheiten (z. B. Tonnen, Liter, m3)
für Inputs und Outputs über das betriebliche Rechnungswesen
• Inputs zur Produktion: beispielsweise
-> Materialien wie metallische Rohstoffe, Gase
und Grundchemikalien
-> Energieträger
-> Wasser
—> Darstellung in umweltrelevanten Größen (für z. B. Energie
und physische Mengen)
• Outputs der Produktion
-> Darstellung in umweltrelevanten Größen, in Bezug auf z. B.
-> materielle Ressourcen/ Reststoffe
-> Schadstoffemissionen
-> Energie (z. B. Abwärme)
• Herausforderung: Konsistenz und Vollständigkeit
der verwendeten Angaben
• Verwendung ergänzender Angaben (z. B. Koeffizienten) über
umweltrelevante Austauschbeziehungen und Produktionsprozesse aus
ökologischen, naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen
Analysen
Aspekte einer Standortbilanz
• In der Prozessbilanz nicht berücksichtigte
Werkstätten
Läger
Versorgungs- und Entsorgungsanlagen
• Allgemeine Verwaltungseinrichtungen/-materialien
• Verkehrs- bzw. Transportströme
• Flächennutzung und Immobilienmanagement
• Umgang mit Altlasten
Nutzen von Ökobilanzen
• Erhöhung der Transparenz über Konflikte bzw. Synergien
zwischen Ökonomie und Ökologie
• Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
zu einem umweltschonenden Verhalten
• Sichtbarkeit der Zusammenhänge zwischen
Arbeitsschutz
Verbesserung der Lebensqualität
umweltfreundlichem Verhalten
• Im Vorfeld Vermeidung von Störfällen und Gefährdungspotenzialen
• Verbesserung des Verhältnisses zu Behörden
Der Ökologische Fußabdruck:
Konzept
• Methodik zur Messung des Umwelt- bzw. Ressourcenverbrauchs,
bspw. je Mensch (in einer Region; vgl. Wackernagel et al., 1997)
• Umgerechnet auf die für den Ressourcenverbrauch
erforderliche Nutzfläche
• Vergleich zwischen etwa
-> Industrieland und Entwicklungsland
-> ressourcenreichem und ressourcenarmem Land
-> dichtbesiedeltem und dünnbesiedeltem Land
• Exemplarische Schlussfolgerung auf Basis der Berechnung: „Wenn alle
Menschen so viel Ressourcen verbräuchten wie die Deutschen, müssten
zweieinhalb Erdbälle existieren.“
Annahmen
• Anthropogener Ressourcenverbrauch und aus diesem resultierende
Abfallmengen können großenteils identifiziert werden
• Ressourcenmengen und Abfallmengen lassen sich rechnerisch auf
bioproduktive Flächen umlegen, die für die Bereitstellung bzw.
Absorption benötigt werden
• nicht erfassbare Mengen finden keine Berücksichtigung
• Flächen mit einem unterschiedlichen Ertragspotenzial können
rechnerisch in eine einheitliche Flächeneinheit – das Globale Hektar –
transformiert werden, deren Produktivität dem weltweiten Durchschnitt
entspricht
• Jedes Globale Hektar spiegelt die gleiche Bioproduktivität wider
-> In dieser Maßeinheit erfasste Flächen können
aufsummiert werden
• Weil sowohl der Ressourcenverbrauch als auch die Ressourcenkapazität
in Globalen Hektaren erfasst werden, können die Werte dieser Variablen
gegeneinander verrechnet werden
• Hieraus kann sich ergeben, dass
-> die auf Grundlage des Ressourcenverbrauchs ermittelte
Flächennachfrage das vorhandene Flächenangebot übersteigt
-> das Flächenangebot größer als die Flächennachfrage ist
Der ökologische Fußabdruck:
Konzeptionelle Aspekte
• Generelle Etablierung über Aktivitäten des Global Footprint Network
und weltweite Verbreitung
• Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, etwa hinsichtlich unterschiedlicher
regionaler Ebenen (Städte, Länder, Wirtschaftsräume)
• Sensibilisierung der Bevölkerung und von Akteuren aus Wirtschaft,
Politik und Verwaltung für die Themenfelder Nachhaltigkeit und
Ressourcenschutz
• Anschauliche Darstellung und leichte Kommunizierbarkeit
komplexer Zusammenhänge
-> umfangreiche Medienpräsenz
• Verknüpfung mit anderen Kennzahlensystemen, etwa der
umweltökonomischen Gesamtrechnung, möglich
ABER:
• Zugrundeliegende Annahmen kritikwürdig:
• Hohe Aggregationsstufe und wenig Detailinformationen über einzelne
Bereiche der Ressourcennutzung
• Strukturelle regionale Gegebenheiten – z. B. Bevölkerungsdichte und
Urbanisierungsgrad – beeinflussen Ergebnisse
• Datengrundlage und -verfügbarkeit sehr unterschiedlich
• Begrenzte Aussagekraft durch Nutzung eines einzigen Parameters
(Nutzfläche gemessen in globalen Hektaren);
bspw. keine Aussagen zum Verbrauch von spezifischen
Rohstoffkategorien mit strategischer Bedeutung
-> Interpretation und Herleitung von politischen Handlungsansätzen
schwierig
Öko-Audit: Merkmale und Vorgehen
Merkmale
• „Audit“ steht für „Überprüfung“ bzw. „Rechnungsprüfung“; Verfahren,
in dessen Verlauf ein Unternehmen regelmäßig die eigene Tätigkeit im
Hinblick auf Nachhaltigkeitsziele analysiert
• Basierend auf hierbei gewonnenen Ergebnissen können Unternehmensaktivitäten in spezifischen Handlungsfeldern optimiert werden
• Verankerung in bspw. der EU-weiten Norm Environmental Management
and Audit Scheme - EMAS; Teilnahme freiwillig und von einem
unabhängigen Gutachtergremium überwacht
Vorgehen:
• Festlegung auf nachhaltigkeitsbezogene Leitlinien
• Überprüfung spezifischer Fragen im Hinblick auf Handlungsbedarf
• Öko-Audit bietet einerseits Erkenntnisse über die Umsetzung von
Nachhaltigkeitszielen und andererseits Vermarktungspotenziale
Zuletzt geändertvor 2 Monaten