Economic Value Added (EVA) ist eine wertorientierte Kennzahl, die misst, ob ein Unternehmen mehr Gewinn erwirtschaftet als die Kapitalkosten betragen.
📌 Grundprinzip:
Wenn das Unternehmen mehr Rendite erwirtschaftet als es für das eingesetzte Kapital zahlen muss → positiver EVA (Wertsteigerung).
Wenn die Kapitalkosten höher sind als der operative Gewinn → negativer EVA (Wertvernichtung).
EVA(t) = NOPLAT(t) - WACC *IC(t-1)
📌 Variablen:
NOPAT (Net Operating Profit After Taxes): Operativer Gewinn nach Steuern.
Investiertes Kapital: Eigenkapital + Fremdkapital (genutztes Kapital).
Kapitalkostensatz (WACC – Weighted Average Cost of Capital): Durchschnittliche Verzinsung des eingesetzten Kapitals.
Vorteile EVA
✅ 1. Berücksichtigt Kapitalkosten
Anders als EBIT oder Jahresüberschuss zeigt EVA, ob das Unternehmen tatsächlich mehr verdient, als die Kapitalkosten betragen.
Verhindert, dass Unternehmen unrentable Investitionen als Erfolg verbuchen.
✅ 2. Guter Indikator für Wertsteigerung
EVA zeigt, ob ein Unternehmen echten Mehrwert für Investoren schafft.
Wird oft für wertorientierte Unternehmensführung (Value-Based Management, VBM) genutzt.
✅ 3. Bessere Vergleichbarkeit von Unternehmen
EVA hilft, Unternehmen unabhängig von ihrer Finanzierungsstruktur zu vergleichen.
Erlaubt objektive Bewertung von Geschäftseinheiten oder Investitionsprojekten.
✅ 4. Fokussiert auf langfristige Profitabilität
EVA motiviert Manager dazu, nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Kurzfristige Gewinnmaximierung wird vermieden, weil die Kapitalkosten einbezogen werden.
✅ 5. Kann zur Managervergütung genutzt werden
Unternehmen nutzen EVA oft, um Boni oder Anreizsysteme für Führungskräfte an echte Wertschaffung zu koppeln.
Nachteile EVA
❌ 1. Abhängig von Kapitalkostensatz (WACC)
EVA basiert stark auf dem WACC (Weighted Average Cost of Capital), der schwer exakt zu bestimmen ist.
Fehlerhafte Schätzungen des WACC können EVA stark verfälschen.
❌ 2. Nicht für alle Unternehmen geeignet
Unternehmen mit wenig Kapitalbindung (z. B. Softwarefirmen) haben oft hohe EVA-Werte, obwohl sie kaum physische Assets besitzen.
EVA ist besser für kapitalintensive Branchen (Industrie, Energie, Automobil).
❌ 3. Hoher Berechnungsaufwand
EVA erfordert detaillierte Berechnungen und kann aufwendig sein.
Unternehmen müssen oft ihre Bilanz und Gewinnrechnung anpassen, um korrekte Werte für investiertes Kapital und NOPAT zu erhalten.
❌ 4. Kann kurzfristig verzerrt sein
Hohe Anfangsinvestitionen senken EVA kurzfristig, obwohl sie langfristig wertsteigernd sind.
Unternehmen könnten wertvolle Investitionen vermeiden, weil sie kurzfristig den EVA verschlechtern.
❌ 5. Kann Manager zu konservativen Entscheidungen führen
EVA-basiertes Management könnte dazu führen, dass Manager risikoreiche, aber wertvolle Investitionen meiden, weil sie kurzfristig den EVA belasten.
Kann Innovationsprojekte behindern, wenn nur kurzfristige EVA-Verbesserungen belohnt werden.
Der Cash Flow Added (CFA) ist eine wertorientierte Kennzahl, die misst, wie viel zusätzlicher Cashflow nach Abzug aller Investitions- und Kapitalkosten für die Investoren übrig bleibt.
➡ Ziel: Der CFA zeigt, ob ein Unternehmen durch seine operative Tätigkeit und Investitionen wirklichen Wert für Kapitalgeber schafft.
CFA=Operativer Cashflow−a *BA − WACC *BI
Operativer Cashflow (OCF) → Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit. (Rechnung aus Übung: NOPLAT + Abschreibungen)
a —> „Ökonomische Abschreibungsrate“
BA → Anschaffungswert des
abnutzbaren Anlagevermögens
BI —> Brutto Investitionsbasis Investiertes Kapital abzüglich
unverzinslicher
Verbindlichkeiten
Kapitalkostensatz (WACC) → Durchschnittliche Kapitalkosten (Eigen- und Fremdkapital).
Ökonomische Abschreibungsrate
Brutto Investitionsbasis
Delta EVA
📌 Was ist ΔEVA?
ΔEVA misst die Veränderung des Economic Value Added (EVA) von einer Periode zur nächsten.
Es wird als Steuerungsgröße verwendet, um zu beurteilen, ob ein Unternehmen seinen Wert über die Zeit steigert oder nicht.
Formel: EVA(t) - EVA (t-1)
💡 Ziel:
Ein positives ΔEVA zeigt eine Verbesserung der Wertschaffung, ein negatives ΔEVA deutet auf Wertvernichtung hin.
Wird oft für Management-Anreize und Performance-Messung verwendet.
Probleme bei der Steuerung mit delta EVA
❌ 1. Investitionen wirken sich kurzfristig negativ auf ΔEVA aus
Hohe Investitionen senken kurzfristig den EVA, weil sie das investierte Kapital (IC) erhöhen.
Langfristig können Investitionen den Gewinn steigern, aber in den ersten Jahren kann ΔEVA negativ sein, obwohl die Entscheidung gut ist.
Folge: Manager könnten sinnvolle Investitionen vermeiden, um kurzfristig ein positives ΔEVA zu zeigen.
❌ 2. Fokus auf kurzfristige Wertsteigerung kann schädlich sein
Wenn Managementboni an ΔEVA gekoppelt sind, besteht die Gefahr, dass Manager Entscheidungen treffen, die kurzfristig den EVA steigern, aber langfristig dem Unternehmen schaden.
Beispiel: Kostensenkungen durch weniger Forschung & Entwicklung (F&E) steigern kurzfristig den EVA, aber reduzieren die Innovationskraft des Unternehmens.
❌ 4. Verzerrungen durch zyklische Geschäftsmodelle
In Branchen mit starken zyklischen Schwankungen (z. B. Bau, Luftfahrt, Rohstoffe) kann ΔEVA in manchen Jahren extrem hoch und in anderen Jahren extrem niedrig sein, ohne dass das Management schlecht arbeitet.
Problem: Manager könnten für Marktschwankungen verantwortlich gemacht werden, die sie nicht beeinflussen können.
Wann delta EVA benutzen?
✅ Gut für:
Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen und konstantem Investitionsniveau.
Langfristige Performance-Messung, wenn Investitionen berücksichtigt werden.
Ergänzende Kennzahl neben operativen KPIs.
❌ Nicht geeignet für:
Branchen mit hohen Investitionen und langen Amortisationszeiten.
Unternehmen, die stark von Marktschwankungen abhängig sind.
Steuerung über kurze Zeiträume, weil Investitionen verzerrend wirken.
📌 Wann CVA besser ist:
In Branchen mit hohen Investitionen, langen Amortisationszeiten und starken Schwankungen im Gewinn.
Wenn Cashflows relevanter sind als buchhalterische Gewinne (z. B. bei großen Anlageinvestitionen).
Bei Unternehmen mit hohem Abschreibungsaufwand oder großen Differenzen zwischen Gewinn & Cashflow.
✅ Typische Branchen für CVA:
Branche
Warum CVA besser ist?
Energie & Versorger (z. B. Strom, Wasser, Gas)
Hohe Investitionen in Infrastruktur, lange Amortisation.
Fluggesellschaften & Luftfahrt
Große Cash-Investitionen in Flugzeuge, langfristige Cashflows.
Rohstoffindustrie (Öl, Gas, Bergbau)
Cashflow ist wichtiger als kurzfristige Gewinne, hohe Kapitalkosten.
Immobilien & Bauwirtschaft
Hohe Kapitalbindung, Investitionen zahlen sich erst über Jahre aus.
Automobilindustrie
Starke Investitionszyklen, Cashflows oft entscheidender als Jahresgewinn.
📌 Warum?
Unternehmen in diesen Branchen haben oft hohe Abschreibungen, schwankende Gewinne & langfristige Investitionen.
CVA zeigt den echten Wertbeitrag, weil Cashflows verlässlicher sind als buchhalterische Gewinne.
📌 Wann EVA besser ist:
In Branchen mit relativ stabilen Erträgen und geringeren Kapitalinvestitionen.
Wenn Unternehmen weniger auf Cashflows angewiesen sind, sondern eher den operativen Gewinn zur Wertmessung nutzen.
Besonders geeignet für dienstleistungs- und technologieorientierte Unternehmen.
✅ Typische Branchen für EVA:
Warum EVA besser ist?
Banken & Versicherungen
Kapitalrendite & risikobasierte Gewinne wichtiger als Cashflows.
Technologie & Software
Wenig Kapitalbindung, EVA reflektiert besser die Profitabilität.
Pharma & Biotech
Hohe Forschungsinvestitionen, aber wenig physisches Anlagevermögen.
Konsumgüter & Einzelhandel
Operative Gewinne sind wichtiger als langfristige Cashflows.
Medien & Telekommunikation
Wert hängt von Marken, Netzwerken & Abonnements ab.
Diese Unternehmen haben oft niedrigere Investitionen, hohe Margen und weniger Kapitalbindung.
EVA misst besser, ob das Unternehmen langfristig Wert schafft, weil der Kapitalkostensatz WACC eine zentrale Rolle spielt.
Zuletzt geändertvor 6 Tagen