Allgemeines zu Metalltoxizität
Fähigkeit zur Komplexbildung mit funktionellen (Enzym-)Gruppen: R-SH R-OH R1-NH2 R1-NH-R2)-Chelatbildung -> Aktivität verschiedener Enzym werden gehemmt
Verdrängung essentieller, regulatorisch wirksamer Metallionen wie Ca2+, Mg2+ und Zn2+ aus ihren Komplexen
zum Teil ausgeprägte Akkumulationstendenz (Speichergifte)
Transport im Blut und temporäre Speicherung durch Metall-bindende Proteine
Lebensmittelverfälschungen mit Mineralfarben (19. Jahrhundert)
Zinnober (HgS, rot) in Käse und Karamellen
Menninge (Pb3O4, braun) und Bleichromat (PbCrO4, weiß) in Zuckerwaren, Kuchen und Gebäck
Kupferarsenit (Cu(AsO2)2, grün) zur Nahcfärbung gebrauchter Teeblätter und für Puddings
Kupfersulfat (CuSO4) für graugewordenes Gemüse (Gurken)
Fuchsin (Arsen-haltiger Anilinfarbstoff, pink) für Rotwein
Cadmiumgelb (CdS)
-> zahlreiche Vergiftungsfälle, zum Teil mit Todesfolge
Metallbindende Proteine
Protein
Vorkommen
Metall
Funktion
Calmodulin
ubiquität
Ca
Aktivator verschiedener Enzyme (second messenger)
Ferrtin
Knochenmark, Dünndarm, Leber
Fe
Speicher
Transferrin
Blutplasma, Extrazellulärraum
Transport
Ceruloplasmin
Blutplasma
Cu
Metallothionein
ubiquitär im Körper
Ag, Hg, Cu, Cd, Zn
Speicher, Entgiftung
Chelatbildner als Antidote bei Metallintoxikationen - Voraussetzungen führ ihre Verwendung
hohe Affinität zu toxischen und geringe Affinität zu körpereigenen Metallen
geringe Toxizität von Chelatbildner und Chelat
keine Metabolisierung von Chelatbildner und Chelat
Harn- bzw. Gallengängigkeit der Chelate
Stabilität der Chelate bei physiologischem pH-Wert und im sauren Harn
Chelatbildner als Antidote bei Metallintoxikationen - Chelator und Metall
Chelator
Dimercaprol (BAL = British Anti Lewisite (früher zur Entgiftung des Kampfstoffs Lewisit eingesetzt)
Arsen, anorganisches Quecksilber, Bleim (mit EDTA)
EDTA (Ca-Na2-Salz der Ethylendiamintetraessigsäure)
Blei
Desferroxamin
Eisen
DMPS = 2,3-Dimercaptopropansulfonat (Dimaval)
Methylquecksilber, anorganisches Quecksilber, Blei, Cadmium, Kupfer, Nickel
D-Penicillamin (ß-ß-Dimethylcystein)
Kupfer, (Blei)
Reproduktionstoxische Metallverbindungen
Arsen: Abortrate erhöht, teratogen, vermindertes Geburtsgewicht
Blei:
Neurotoxizität (Blutkonzentration < 100 Mikrogramm pro Liter)
Aborte, Impotenz, Zyklusstörung, Spermiogenesestörung (ab Blutkonzentration 400-500 Mikrogramm pro Liter)
Methylquecksilber: Neurotoxizität, Teratogenität (Missbildungen)
Cadmium: Metallöstrogen, Neurotoxizität (Verhalten)
Zink: Frühgeburten/Totgeburten in hohen Dosierungen (?)
Kanzerogene Metallverbindungen
Aluminium: Aluminiumoxid (Faserstaub) -> Kategorie 2 (Kanzerogenität)
Arsen: metalisches Arsen und anorganische Arsen-Verbindungen -> Kategorie 1
Beryllium: Beryllium und seine anorganischen Verbindungen -> Kategorie 1
Blei: Blei und seine anorganischen Verindungen, einatembare Fraktion -> Kategorie 2
Cadmium: Cadmium und seine anorganischen Verbindungen, einatembare Fraktion -> Kategorie 1
Chrom: Chrom(VI)-Verbindungen, einatembare Fraktion -> Kategorie 1
Cobalt: Cobalt und seine Verbindungen, einatembare Fraktion -> Kategorie 2
Nickel: Nickel und seine Verbindungen, einatembare Fraktion -> Kategorie 1
Quecksilber: Quecksilber und seine Verbindungen -> Kategorie 3b
Titan: Kaliumtitanat (Faserstäube) -> Kategorie 2
Klassifizierung kanzerogener Stoffe
Gruppe 1: Sicher krebserzeugend für den Menschen
Gruppe 2: Kanzerogenität im Tierversuch erwiesen, Wirksamkeit für den Menschen ist zu unterstellen
Gruppe 3a und 3b: Stoffe, die wegen erwiesener oder möglicher krebserzeugender Wirkung Anlass für Besorgnis geben, aber aufgrund unzureichender Informationen nicht endgültig beurteilt werden können -> die Einstufung ist vorläufig
Gruppe 4 und 5: Stoffe, die bei Tier oder Mensch Krebs erzeugen oder als krebserzeugend für Menschen anzusehen sind und für die ein MAK-Wert abgeleitet werden kann
Titan
in Lebensmitteln teilweise noch enthalten, da er wohl im Gastrointestinaltrakt nicht resorbiert wird
Die Verwendung von Titandioxid in Lebensmitteln ist seit Februar 2022 verboten, es besteht jedoch eine Übergangsfrist
Blei - Verbindungen
Pb (0), Pb (II), Pb (IV), organische Verbindungen
Blei - Verwendung
früher für Wasserleitungen
Essgeschirr
als Baustoff (Bleiplatten für Dächer, Bleigläser), vor allem im Mittelalter
Bleiplatten zur Abschirmung radioaktiver Strahlung (Kerntechnik, Nuklearmedizin)
in Autobatterien
als Stabilisator bei der PVC-Herstellung
Elektrokabel
Farbpigmente (Menninge Pb3O4 (Bleioxid), Bleiweiß), Glasuren
früher in Arneimitteln (adstringierende Wirkung, z.B. Gastroenteritis)
Bleigewichte
Bleimunition
Bleimunition vergiftet Seeadler
Bleimunition -> Innereien vom Wild wird vom Jäger liegen gelassen -> Adler isst die Innereien
Blei - Toxikokinetik: Resorption
70% Lunge (Aerosole)
8% Gastrointestinaltrakt
Bei Kindern liegt die intestinale Resoprtionsrate bei ca. 50%: Bindung im Knochen geringer als bei Erwachsenen
Resorptionsfördernd: Hungern, Eisen- und Calciummangel
Blei - Toxikokinetik: Elimination
Haare, Schweiß, Nägel (ca. 10%)
fäkal (15%)
renal (75%)
Blei - Toxikokinetik: Verteilung
Gehirn: 0,1 mg/kg
Nieren: 0,8 mg/kg
Leber: 1 mg/kg
Blut: 0,3 Mikrogramm/ml -> muss im Vollblut analysiert werden
Harn: 0,03 Mikrogramm/ml
Knochen: 20 mg/kg (Speicherort)
Blei - Toxikokinetik: Halbwertszeit
Blut: 20 Tage
Knochen: 10-20 Jahre
Beudeutung verschiedener Expositionspfade
1970 -> Luft durch Bleiemissionen (ca. 3 Mikrogramm pro Tag)
Heute:
Nahrung (ca. 15 Mikrogramm pro Tag)
Trinkwasser (ca. 2 Mikrogramm pro Tag)
Hausstaub (ca. 0,1 Mikrogramm pro Tag; Kinder ca. 6 Mikrogramm pro Tag -> Mouthing, höhere Resorption)
Boden (<0,2 Mikrogramm pro Tag)
Auswirkung regulatorischer Maßnahmen auf die Bleiemissionen in Deutschland
Tetraethylblei
1971: Benzinbleigesetz (Begrenzung der Bleizusätze für Kraftstoffe)
1988: Verbot von verbleitem Normalbenzin in Deutschland
2000: komplettes Verbot von verbleitem Benzin in Europa
starke Reduktion der Bleiemissionen und der Blutbleikonzentrationen von 1990 bis 2009 (kleiner Betrag von Anrieb aus Bremsen oder Reifen)
weltweit nur noch in 11 Ländern verbleites Benzin
Anteil verschiedener Lebensmittel an der täglichen Bleiaufnahme
Getränke: Wasser, Teegetränke, gesüßte Getränke, Bier, Wein, Schaumwein, Kaffeegetränke, Kaffee- und Teepilver, Likörweine, aromatisierte Weine und Spirituosen
Milchprodukte
Gemüse
Obst, Nüsse, Kakao
Getreide
Fleisch
Fisch
Ölsaaten und -früchte, pflanzliche Öle
Ei
-> stammen aus Industrieemissionen
Aufnahme von Blei durch Wildverzehr (Jagd-nahe Personen)
Bleiaufnahme beim Verzehr von Fleisch von der Nähe des Schusskanals am höchsten
Blei - Kritische Aufnahmemenge (EFSA)
Nierenschäden: 0,63 Mikrogramm pro kg und Tag
Blutdruck: 1,5 Mikrogramm pro kg und Tag
Blei - Besondere Belastungspfade
bleibhaltige Trinkwasserrohre (im Altbau)
Keramikgeschirr mit bleihaltigen Glasuren (cave: saure Lebensmitteln)
Kinderspielzeug (China-Importe)
Ayurveda-Präparate
Blei-behandeltes Marihuana 40-60 mg Bleisulfid pro Gramm (mit einem Joint können bis zu 20 mg Blei inhaliert werden)
Bleivergiftung (Saturnismus)
Akute Toxizität “Bleikrise”
Chronische Toxizität
neurologische Symptome
Bleienzephalotpathie
basophile Tüpfelung der Erys
Hypertonie
Bleikolik
Bleilähmungen der Arme
ab 1 Mikrogramm pro ml Gesamtblut
ab 0,1 Mikrogramm pro ml Harn
Bleienzephalopathie
Lernstörungen
Fertilitätsstörung
Bleisaum
Anämie
Magenschmerzen
Nephropathie
Kanzerogenität (Magen, Lunge)
endokrine Effekte? (Hemmung der sexuellen Reifung von Mädchen und Jungen)
Bleiblässe (Bleikolorit)
Hemmung der Hämsynthese durch Blei
Blei hemmt die Entyme:
Delta-Aminolävulinsäure-Dehydratase (delta-ALA-D)
Koprogenase
Ferrochelatase
Erhöhte Konzentration von delta-Aminolevulinsäure (delta-ALA), Koproporphyrin III, Protoporphyrin
Niedrige Konzentration von Häm
Beurteilungswerte für Blei im Blut
seit 2009 ausgesetzt
Kategorie 3b -> 2 = keine Blutwerte gelten als gesundheitlich unbedenklich
Begründung: Kanzerogenität, Wirkung auf das zentrale Nervensystem und enokrine Wirkung
Konzentrations-Wirkungsbeziehungen für die wichtigsten Symptome einer Bleiintoxikation
Blutbleikonzentration (Mikrogramm pro Liter)
Effekt
>150
delta-Aminolävulinsäure-Dehydrarase-Hemmung
100-200
Einfluss auf Lernfähigkeit und IQ bei Kindern
200-600
Steigerung des erythrozytären Protoporohyrins
>400
Steigerung der Koproporphyrin- und Aminolävulinsäure-Konzentration im Urin
500-600
chronische Enzephalopathie bei Kindern
>800
chronische Enzephalopathie bei Erwachsenen
600-800
periphere Neuropathie
700-1000
eingeschränkte renale Funktion
800-3000
akute Bleienzephalopathie
Blei - Studien zur Neuro- und Entwicklungstoxizität bei Kindern
Beeinträchtigung des Gesamt- und Verbal-IQ und des figürlichen Unterscheidungsvermögens
Kognitive Entwicklung verzögert
Reduzierte Werte im IQ-Test (Pb<100 Mikrogramm pro Liter Blut)
Schlechtere Ergebnisse in psychometrischen Tests
Zusammenhang zwischen frühkindlicher Bleibelastung und Häufigkeit späteren Schulversagens
Keine Schwellendosis!
Cadmium - Vorkommen
Verhüttung von Zink- und Bleierzen
Glavanisierte Oberflächen
Abfallverbrennung
Nickel-Cadmium-Akkumulatoren, -Batterien
Farbpigmente (Hartplastik und Keramikglasuren)
PVC-Produktion (Katalysator)
Klärschlamm und Phosphatdünger -> auf die Felder
Zigarettenrauch (20 Zigaretten = ca. 40 Mikrogramm Cadmium)
Cadmium - Toxikokinetik: Resoprtion
50% Lunge
5% Gastrointestinaltrakt
Cadmium - Toxikokinetik: Verteilung
Anreicherung in der Nierenrinde (20 mg/kg)
Leber
Blut (1 Mikrogramm pro Liter)
Cadmium - Toxikokinetik: Halbwertszeit (t1/2)
Blut: 50-100 Tage
Niere, Leber, Muskel: 10-20 Jahre
Cadmium - Toxikokinetik: Elimination
95% fäkal
<5% renal
Cadmium - Toxizität: akute Toxizität
inhalative Aufnahme:
Kopfschmerz
Fieber
Husten
Lungenödem
Pneumonitis
orale Aufnahme:
Erbrechen
Diarrhoe
Cadmium - Toxizität: chronische Toxizität
Cd-Schnupfen
Riechepithelien (Hyposmie, Anosmie)
Cd-Saum (gelbe Rinde aus CdS)
obstruktive Atemwegserkrankungen
Nierenschäden: Proteinurie, Bluthochdruck
Osteomalazien, Osteoporosen, Eisenmangel -> Itai-Itai-Krankheit
Kanzerogenität (Kategorie 1, inhalativ): Niere, Brust, Endometrium, Lunge
Cd-Neuropathie: Calciurie, Phosphaturie, Aminoacidurie, ß-2-Mikroglobulin ↑
Cadmium - Itai-Itain-Krankheit
“Aua-Aua”
Japan (19.50-1965): Belastung der Bevölkerung durch Cadmium-verseuchte Abwässer einer Zinkmine
Massive Störung des Calcium- und Phosphat-Stoffwechsels
Schmerzen im Gelenk- und Wirbelsäulenbereich, ausgeprägten Osteomalazie und pathologischen Frakturen, Niereninsuffizienz, Krebs
Anteil verschiedener Lebensmittel an der täglichen Cadmiumaufnahme
Nahrung ist der Hauptaufnahmepfad
Getreide: Weizen Korn, Kleie und Keime; Roggen; Reis; Hafer; Hirse, Buchweizen, Grünkern, Gerste und Mais
Getränke
Durchschnittliche und hohe alimentäre Cadmiumaufnahme in Europa (2009)
2,5 Mikrogramm pro kg Körpergewicht und Woche (auch in Deutschland, sogar fast 3 Mikrogramm pro kg KG und Woche)
Risikogruppen sind Vegetarier, Kinder und Frauen mit Eisenmangel sowie Raucher und Personen, die in stark umweltbelasteten Regionen leben
Cadmium in Edelschokolade
50 Mikrogramm Cadmium pro 100 g Edelschokolade
Verzehr (4-jähriges Kind, 15 kg KG): 146 g/Woche
Cadmium-Aufnahme: 4,85 Mikrogramm pro kg KG und Woche
TWI (EFSA, 2009): 2,5 Mikrogramm(kg KG
Der TWI sollte nur zu max. 60% durch Lebensmittel ausgelastet werden
Grenzwerte für Cadmium in Schokolade: >50% Kakao-Trockenmasse: 0,8 mg Cadmium pro kg
Quecksilber - Expositionsquellen
Füllung für Thermometer, Barometer, Hygrometer
Quecksilberdampflampen (UV-Licht)
Energiesparlampen (2-5mg Hg/Lampe; meist elementares Hg, neuerdings zum Teil Amalgame)
Zinnober (Hg-Sulfid) als rotes Farbpigment
früher: Antiseptikum, Syphilis-Therapeutikum
noch heute: Bleisalben (Internet, Hautaufhellung), Ayurveda-Präparate
Thiomersal (organische Hg-Verbindungen)
als Konservierungsstoff in kosmetischen und pharmazeutischen Präparaten
z.B. H1N1-Impfstoff: 5 Mikrogramm Hg/Dosis (sehr gering)
bis zum Verbot 1982: Hg-haltige Pesitizide, Saatbeizmittel
Goldgewinnung
Industrieemissionen (z.B. Kohlekraftwerk)
Vulkanismus
Amalgame (in der Zahntechnik)
Quecksilberaufnahme über die Nahrung
Hauptaufnahmepfad
Milchprodukte und Eier
Fleischprodukte
Obst
mittlere tägliche Aufnahme von Hg über die Nahrung: ca. 15 Mikrogramm
PTWI (Mikrogramm pro kg KG): 1,6 Methyl-Hg bzw. 5 Gesamt-Hg = 43 Mikrogramm Gesamt-Hg pro Tag (ca. 60% sollten durch die Nahrung ausgeschöpft werden)
Quecksilber - Toxikokinetik: dampfförmiges Hg
Resorption: Lunge (80%)
Elimination:
renal (52%)
fäkal (42%)
Halbwertszeit im ZNS: 20 Jahre
Quecksilber - Toxikokinetik: anorganische Hg-Verbindungen
Resorption: Gastrointestinaltrakt (10%)
renal (60%)
fäkal (40%)
Quecksilber - Toxikokinetik: organisches Quecksilber
Methylquecksilber z.B. durch Fischmahlzeiten
Resorption: Gastrointestinaltrakt (90%)
renal (10%)
fäkal (90%)
Symptome einer chronischen Quecksilberbelastung
Neurologische Effekte
Nierenschäden
Störungen des Immunsystems
Störungen der geistigen Entwicklung von Kindern
Symptome einer chronischen Quecksilberbelastung - Neurologische Effekte
Störungen der Feinmotorik: Schreibstörungen und Intentionstremor
Sprachstörungen (Stammeln)
Gedächtnisstörungen (insbesondere Neugedächtnis)
geringeres Durchhaltevermögen, Antriebsstörungen
Teratogenität von Methylquecksilber
Behandlung vom Maus-Embryo mit Methylquecksilber
18 Tage Embryo: Doppelte Lippen- und Gaumenspalte
Entwicklungsrückstand, Exenzephalie, Enzephalozele
kein Gehirn
Minamata
ist eine neurologische Erkrankung, die durch eine chronische Quecksilbervergiftung verursacht wird
mit Industrieabwässern ins Meer geleitet, wo sie sich in der Nahrungskette anreicherte
sie ist nach der Stadt Minamata (Japan) benannt, deren Bevölkerung in den 1950er Jahren durch den Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten erkrankte, die mit Methylquecksilber kontaminiert waren
Methylquecksilber kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und in das ZNS übertreten
Typische Symptome sind Ataxie, Dysarthrie, Muskelschwäche Sensibilitätsstörungen sowie Einschränkungen des Seh- und Hörvermögens
In schweren Fällen kann es zu Paralysen, Koma und schließlich zum Tod kommen
Die pränatale Intoxikation führt zur Mikrozephalie und zu schweren ZNS-Schäden (jedes 3. Kind)
Quecksilber - akute und chronische Toxizität: dampfförmiges Hg
Akute Toxizität
Bronchitis
Atemnot
Tremor
Erethismus
Zahnfleischentzündung
Speichefluss
Metallgeschmack
Quecksilber - akute und chronische Toxizität: anorganische Hg-Verbindungen
Chronische Toxiziät
Verätzungen im Mundraum
Übelkeit
Nierenschädigung: Polyurie, Anurie
Akrodynie bei Kleinkindern
Quecksilber - akute und chronische Toxizität: organische Hg-Verbindungen
ZNS-Schäden wie bei chronischer Toxizität
Parasthäsie
Ataxie
Hör- und visuelle Defekte
Akrodynie
Feer’sche Krankheit
Stammhirnenzphalopathie des frühen Kindesalters nach Quecksilber-Vergiftung
gesteigerte Erregbarkeit
Amalgam
Zahnfüllungen
Legierung aus Quecksilber und einem Legierungspulver, das aus anderen Metallen (Silber, Kupfer, Zink) besteht; Mischungsverhältnis 1:1
Relativ niedrige Werte von Quecksilber im Blut: man weiß nicht wie viel schon im Körper über die Jahre gespeichert ist
Arsen - Verwendung: elementares Arsen
als Legierungsbestandteil (nicht gesundheitsschädlich)
Halbleiterindustrie, Metallurgie
Arsen - Verwendung: anorganische Arsen-Verbindungen
Arsenik (Arsentrioxid): Ausgangsstoff für Pestizide (in BRD verboten)
Holzschutzmittel (80% des Gesamtverbrauchs)
Mineralfarben (Schweinfurter Grün)
Trisenox (bei Leukämie, seit 2002)
klassisches Mordgift
Arsen - Verwendung: organische Arsen-Verbindungen
Ausgangsstoff für Arneimittel: Salvarsan (erstes spezifisches Chemotherapeutikum; gegen Spirochaeten, Syphilis)
chemische Kampfstoffe (seit dem 1. Weltkrieg):
Dimethylarsinoxid (Kakodyloxid) -> starke Reizwirkung
Lewisit I-III -> Reizerscheinungen ab 1ppm (in Gelbkreuz-Granaten)
Clark I und II, Adamsit (Blaukreuz) -> Nasen- und Rachenreizstoffe
Arsen - Toxikokinetik: Resorption
Lunge (10%)
Gastrointestinaltrakt (80%)
Haut (1%)
Arsen - Toxikokinetik: Verteilung
Haare
Nägel
Haut
Nieren
Dünndarm
Lunge
Milz
-> kann gut postmortem nachgewiesen werden
Arsen - Toxikokinetik: Elimination
fäkal (4%)
renal (90%)
Arsen - Vorkommen und Exposition
wichtigste natürliche Quellen: Vulkanausbrüche, Gesteinsverwitterung
wichtigste anthropogene Quellen: Verfeuerung fossiler Brennstoffe, Metallverhüttung
wichtigste Expositionsquelle: Nahrung (organische und anorganische Arsen-Verbindungen)
in Fisch: 3-4 mg/kg (organisches Arsen: Arsenocholin, Arsenobetain, Arsenozucker)
üblicher Messwert in der BRD bei ungünstigen geologischen Bedingungen: 3,4 mg/l möglich
Europa: Anorganisches Arsen in Lebensmitteln
Lebensmittel
Mittelwerte (Mikrogramm pro Kilogramm)
Früchte, Fruchtsäfte
Eier
Wurzel-, Stielgemüse
Milch, Milchprodukte
Backwaren, Pasta, Frühstückszerealien
Frucht-, Blattgemüse
Meeresfrüchte
Reis
4-7
6
3-10
1-15
5-20
10-20
2-45
10-50
80-160
Arsen - Toxizität: Wirkmechanismen
Bindung an SH-Gruppen von Proteinen
Hemmung verschiedener Enzyme
Arsen - Toxizität: akute Vergiftung
Kapillarschädigung (Blutdruckabfall, Gewebsödeme)
Übelkeit, Erbrechen, Reiswasser-ähnliche Durchfälle (Verlust von Elektrolyten, Wasser, Proteinen - Schock - Tod nach 2-3 Tagen)
Letale Dosis: 100-300 mg Arsen
Arsen - Toxizität: chronische Vergiftung
Sensibilitätstörungen an den Extremitäten
Leberschäden
Hyperkeratose (Verhornung der Haut), Melanosen
Karzinome (Haut, Lunge, Leber, Niere und Blase)
Gangräne an Extremitäten
Arsen - akute Toxizität
ZNS
Herz-Kreislauf-Beschwerden
Gastrointestinaltrakt-Beschwerden
Arsen - chronische Toxizität
Arsenschnupfen
Haut, Akren, Hyperkeratosen
Fingernägel: Mees-Streifen
Arsenmelanose
Karzinome
Arsen im Grundwasser: Risikogebiete
Westen der USA
Mexiko
Chile
Argentinien
Ungarn
Rumänien
Nepal
Mongolei
China
Bangladesch
Taiwan
Vietnam
Thailand
Arsen - Blackfoot-Disease?
Arsen-belastetes Trinkwasser gefährdet Millionen Menschen in Vietnam, Bangladesh und Taiwan
Die Patienten leiden unter schwerer systemischer Arteriosklerose mit schwarzer, mumifizierter trockener Fußgangrän in schweren Fällen
Grenzwert für Arsen im Trinkwasser: 10 Mikrogramm pro Liter
Teilweise bei über 200 Mikrogramm pro Liter
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