Ethanolgehalte verschiedener Getränke
Volumenprozent
Alkoholmenge pro Glas
Bier 4-5%
13-16 g/0,4 L
Wein 10-12%
16-20 g/0,2 L
Spirituosen 35-40%
6 g/2 cl
Pro-Kopf-Verbrauch von Reinalkohol in der Bevölkerung
Insgesamt: 11 Liter
Bier: 5,8 Liter
Wein: 3 Liter
Spirituosen: 2 Liter
-> Konsum hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen
Typen des Alkoholkonsums
Abstizenz (20%)
riskoarmer Alkoholkonsum (68%)
riskanter Alkoholkonsum (10%)
schädlicher Alkoholgebrauch (0,9%)
mögliche Alkoholabhängigkeit (0,4%)
-> Männer haben einen riskanteren Alkoholkonsum
Resorption von Ethanol
80% Dünndarm
20% Magen
Verteilung von Ethanol
starkwasserhaltige Gewebe (z.B. Niere)
Metabolisierung/Elimination von Ethanol
Metabolisierung: 90% Magen
Elimination: 10% Exhalation, Haut und Urin
Metabolisierung von Ethanol
Dehydrogenierung im Zytoplasma der Hepatozyten:
Ethanol -> Acetaldehyd (Enzym: Alkoholdehydrogenase (ADH2)
Acetaldehyd -> Acetat (Enzym: Acetaldehyddehydrogenase (ALDH2)
Mikrosomales Ethanol-oxidierendes System (MEOS) im endoplastmatischen Retikulum:
Ethanol -> Acetaldehyd -> Acetat
Mikrosomales Ethanol-oxidierendes System (MEOS)
Erst bei hohen Ethanolkonzentrationen aktiv
Wird durch chronischen Alkoholkonsum hochreguliert → Alkohol-Toleranz steigt
Problem: Erhöhte Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) → Leberschäden
Alkoholabbau
Alkoholdehydrogenase + NAD und Aldehyd-Dehydrogenase + NAD (95%)
Mikrosomales Ethanol-oxidierendes System (MEOS) + NADPH2 + O2 (4,5%)
Glucuronidierung (0,5%)
Genetische Polymorphismen und seltene Defekte arzneistoffabbauender Enzyme
Häufig (10%) bei asiatischer Bevölkerung (ALDH2-Mutation) → Flush-Syndrom: Hautrötung, Übelkeit nach Alkoholaufnahme
5-20% der europäischen Bevölkerung (ADH2-Mutation)
NADH-Anstieg & metabolische Folgen
Durch Ethanolabbau entstehen große Mengen NADH, was mehrere Stoffwechselwege beeinflusst:
Gluconeogenese ↓ -> Hypoglykämie (Alkoholkonsum auf nüchternen Magen kann gefährlich sein!)
Fettsäureoxidation ↓ -> Fettleber (Hepatische Steatose)
Laktatabbau ↓ -> Laktatazidose
Harnsäureausscheidung ↓ -> Gichtanfälle möglich
Coprin
in Pilzen
Kombination mit Alkohol: rote Färbung des Gesichts, Sprach- und Sehstörungen, violette Färbung des Körpers, Tachykardie (hohe Herzfrequenz), Hitzewallungen
Kommen Alkoholkranke durch Coprin leichter vom Alkohol weg? Geeignet für den Alkoholentzug?
Alkoholintoleranzauslösende Stoffe
Calciumcyanamid (“Kalksticktstoff”): Kunstdünger
Tetraethylthiuramidsulfid, Disulfiram: Gummivernetzer, Medikament (zum Alkoholentzug)
Tetramethylthiuramidsulfid: Vernetzungsmittel
Schwefelkohlenstoff: technische Lösemittel
Faltentingling (Coprin): Speisepilz
Elimination von Ethanol nach einmaliger Einnahme verschiedener Dosen
Abbaurate immer gleich
Methanol
viel giftiger als Ethanol
selbstgebrannter Alkohol
Methanol -> Formaldehyd (Enzym: Alkoholdehydrogenase)
Formaldehyd -> Ameisensäure (Enzym: Aldehyddehydrogenase)
Ameisensäure -> Kohlenstoffdioxid
Ameisensäure akkumuliert, senkt den pH-Wert des Blutes, massive Vergiftungserscheinungen
Verlauf einer akuten Methanolvergiftung
Resorption: Schnelle Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt.
Verteilung: Gleichmäßige Verteilung im Körper (Vd ≈ 0,6 L/kg).
Metabolisierung: In der Leber -> Ameisensäure
Ameisensäure im Blut
-> narkotische Phase
-> metabolische Azidose (pH < 7,1) → durch Ameisensäure
-> reversible und irreversible Sehstörungen → durch direkte Schädigung des Sehnervs
Behandlung einer Methanolvergiftung
Früh: Magenauspumpen
Später: Ethanolgabe als Infusion (Verhindert die Umwandlung von Methanol in Formaldehyd)
Schwere der akuten Ethanolvergiftung beim Erwachsenen in Abhängigkeit von der Blutkonzentration
Blutalkoholgehalt in Prozent
0,5-1
Abnehmende Hemmschwelle, erhöhtes Zutrauen, leichte visuelle Beeinträchtigung, Veröängerung der Reaktionszeit
1,5-3
Ataxie, undeutliche Aussprache, abnehmende Aufmerksamkeit, abnehmende Präzision, Diplopie (Doppeltsehen), veränderte Wahrnehmung, Gleichgewichtsstörungen
3-5
Schwere visuelle Beeinträchtigung und Gleichgewichtsstörungen, Stupor (geistige-körperliche Erstarrung bei Aufhebung aller Willensleistungen), Narkose
5
Koma, Tod durch Atemstillstand und Kreislaufversagen
Chronische Alkoholwirkung beinflusst …
alle Neurotransmittersysteme
das Endorphinsystem
Second-messenger-Systeme
Zellmembran
Calciumkanäle
Neurologische Folgeerkrankungen durch Alkoholismus
Epilepsie
Polyneuropathie
Kleinhirnatrophie
Tabak-, Alkohol-Amblyopie
Korsakow-Psychose
Wernicke-Enzephalopathie
neurogene Muskelatrophie
Myopathie
Parästhesien (Ameisenlaufen)
Alkoholentzugssyndrom
1. Stadium: vegetativer Entzug
Depression: epileptiforme Anfälle, Blutdruckanstieg, Tachykardie, Schwitzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Tremor in den Fingern
2. Stadium Prädelir
Wer bin ich eigentlich?
3. Stadium: Delirium tremens
Wahnvorstellungen -> Schizophrenie, Psychose, chronische Depressionen
Zeit: 3-10 Tage
Abstufungen von Fetalen Alkoholspektrumstörungen
Alkoholbedingte Geburtsschäden
Alkoholbedingte entwicklungsneurologische Störung
Partielles Fetales Alkoholsyndrom
Fetales Akoholsyndrom (Alkoholembryopathie)
Fehlbildungen an Organen und/oder Skelett
keine Störungen des Zentralnervensystems
Störung des Zentralnervensystems
keine körperlichen Defekte
weniger sichtbare und nicht in allen Bereichen auftretende Anzeichen des Fetalen Alkoholsyndroms
Fetales Alkoholsyndrom (Alkoholembryopathie)
Vollbil des fetalen Alkoholsyndroms mit Wachstumsstörungen, Fehlbildungen und Störung des Zentralnervensystems
Symptome des Fetalen Alkoholsyndroms: Neugeborene/Säuglinge
beeinträchtigtes Wachstum
Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme
Reizbarkeit
Schlafstörungen
Fehlbildungen
epileptische Anfälle
vermehrte Infektanfälligkeit
Symptome des Fetalen Alkoholsyndroms: Kleinkindalter
Distanzlosigkeit
aufbrausendes Temperament
Hyperaktivität
gestörte sprachliche Entwicklung
Bindungsstörungen
beeinträchtigte Motorik
kognitive Störungen
Symptome des Fetalen Alkoholsyndroms: Kindheit
Aufmerksamkeitsstörungen
Impulsivität
schlechtes soziales Verständnis
schlechte Sprachverständnis
gestörte Koordination
Lernschwierigkeiten
fehlendes Raum-Zeit-Gefühl
Vergesslichkeit
Symptome des Fetalen Alkoholsyndroms: Jugend
zusätzlich zu den Beeinträchtigungen aus der Kindheit:
schlechtes abstraktes Verständnis
Schulabbruch
hohe Beeinflussbarkeit
geringes Urteilsvermögen
Verhaltensstörungen
mangelndes Unrechtsbewusstsein
Symptome des Fetalen Alkoholsyndroms: Erwachsenenalter
zusätzlich zu den Beeinträchtigungen aus der Kindheit und Jugend:
verringerte Selbstständigkeit
erhöhtes Risiko, Opfer physischer, sexueller oder psychischer Gewalt zu werden
Arbeitslosigkeit
Straffälligkeit
psychatrische Störungen
gestörtes Sexualverhalten
Alkohol-/Drogenprobleme
Relatives Risiko der Krebssterblichkeit in Abhängigkeit von der Zahl der alkoholischen Getränke
Bemerkenswert ist das Phänomen des abnehmenden Risikos bei chronischer Aufnahme geringer Alkoholmengen
die Ursachen des Phänomens sind unbekannt
bei chronischer Aufnahme größerer Alkoholmengen, d.h. nach ca. 3 alkoholischen Getränken (60 ml Ethanol pro Tag), muss mit einem erhöhten Risiko gerechnet werden
Ethanolwirkung: akut und chronisch
akut: Ösophagitis, akute Gastritis, Diarrhoe, (akute Pankreatitis, peptische Ulcera)
chronisch: Karzinome, Ösophagitis, Fettleber, Leberzirrhose, chronische Pankreatitis, Malabsorption
Alkoholkonsum erhöht das Risiko für verschiedene Krebsarten
Mundkarzinome
Rachenkarzinom
Kehlkopfkarzinom
Ösophaguskarzinom
Leberkarzinome
Brustkrebs
Kolonkarzinom
Rektumkarziom
Rauchen, Alkohol und Krebsrisiko
Mundhöhlenkrebs: Rauchen + Alkohol = Maximale Karzinogenese!
Alkohol allein nicht so großes Risiko
Speiseröhrenkrebs: Rauchen + Alkohol = Maximale Karzinogenese!
Alkohol allein steigert das Risiko ebenfalls
Alkohol und gastroösophagealer Reflux
schlechtere primäre Peristaltik des distalen Ösophagus
schlechtere Ösophagusclearance
schlechterer Tonus des „Ventil“ des unteren Ösophagussphinkters
= gastroosöphagealer Reflux
Ethanol und Magenkrebs
Mukosaschaden
Erhöhte Thymidin-Kinase-Aktivität
Erhöhte DNA-Syntheserate
Erhöhte Mitoserate
Hypergeneration (Abschilferung wird neugebildet)
-> führt nicht zu einem Magenkarzniom
Wirkung von akutem und chronischem Alkoholabusus auf den Dünndarm
Erhöhte Permeabilität der Mukosa
Abschilferung wird neu gebildet
Absorptionsstörungen (Monosaccharide, L-Aminosäuren, Fette, Vitamine) -> niedirgere Antioxidative Kapazität
Bakterielle Fehlbesiedelung (oberer Dünndarm)
Vermehrte Bildung bakterieller Toxine (u.a. Endotoxine)
Translokation bakterieller Toxine in die Vena portae
Endotoxinämie
Kein Krebsrisiko!
Alkohol und Neoplasien im Kolon
2-3-fach erhöhtes Risiko für adenomatöse Kolonpolypen, insbesondere bei Biertrinkern
Alkohol und Neoplasien im Rektum
1,5-3-fach erhöhtes Risiko für Rektumkarzinom, insbesondere bei Biertrinkern (täglich 1 Liter oder mehr)
Hypothese der kokarzinogenen Wirkung von chronischem Alkoholkonsum auf das Rektum
Chronische Alkoholzufuhr:
Mikrosomale Enzyminduktion (Cytochrom P450-2E1): Prokarzinogen -> ROS und Lipidperoxidation -> DNA-Schädigung
Ornithin-Decarboxylase erhöht -> erhöhte Produktion von Polyaminen -> Hyperregeneration -> DNA-Schädigung
Acetalaldehyd an der Mukosa -> Mukosaschädigung -> Hyperregeneration -> DNA-Schädigung
kokarzinogen
Substanz, die in Zusammenhang mit einem Karzinogen Krebs hervorruft, ohne selbst karzinogen zu sein
Alkohol und Leberzellkarzinom
Fettleber -> alkoholische Hepatitis -> Leberzirrhose -> Primäres Leberzellkarzinom
Alkohol und Fettleber
Acetat wird beim Ethanolabbau gebildet -> dies kann zu einer erhöhten Fettsäuresynthese führen -> Triglyderide -> Leberverfettung
Alkohol und Leberzirrhose
Je mehr Alkohol pro Tag, desto höher das Risiko für eine Leberzirrhose
Portale Hypertension mit Ösophagusvarizen
Die Pfortader (Vena portae) sammelt das Blut aus dem Magen-Darm-Trakt und leitet es zur Leber -> bei einer gesunden Leber fließt das Blut ungehindert hindurch
Bei Leberzirrhose wird die Leberstruktur durch Narbengewebe (Fibrose) umgebaut, sodass das Blut nicht mehr richtig durch die Leber fließen kann
Folge: Der Druck in der Pfortader steigt (portale Hypertension)
Umgehungskreisläufe entstehen: Das Blut sucht sich andere Wege zurück zum Herzen, z. B. über die Venen der Speiseröhre (Ösophagusvarizen)
Durch die Ösophagusvarizen wird die Speiseröhre enger und es kann durch Husten zur inneren Blutung kommen
Fundusvarizen
Fundusvarizen sind Krampfadern im oberen Teil des Magens (Magenfundus), die meist durch portale Hypertension entstehen
Sie sind seltener als Ösophagusvarizen, aber noch gefährlicher, da sie oft groß, schwer zu behandeln und blutungsanfällig sind
Alkohol und Pankreaskarzinom
Chronische Pankreatitis
Akute Schübe einer chronischen Pankreatitis
Pankreaskarzinom
Es besteht ein linearer Zusammenhang zwischen der Klasse 1 (1-20 g Alkohol/Tag) und der höchsten konsumierten Alkoholmenge
Es gibt aber auch Studien, die keine Assoziation beobachteten
Chronischer Alkoholabusus und Herz
Arterielle Hypertonie
Koronare Herzerkrankung und Lipidstoffwechsel
Kardiale Arrhytmien
Myokardiale Kontraktilität -> Dilatative Kardiomyopathie (Erkrankung des Herzmuskels)
Alkoholische Embryopathie -> angeborene kardiale Missbildungen
Postulierte Mechanismen der positiven Auswirkungen eines moderaten Alkoholkonsums auf die koronare Herzerkrankung
Ethanol
Phenol
Reduktion des Plasmafibrinogenspiegels -> Erhöhung der fibrinolytischen Aktivität
Reduktion der Thrombozytenaggregation -> Erhöhung des HDL-Stiffwechsels
Hemmung der Thrombozytenaggregation -> Vlutdrucksenkung (NO-vermittelt)
Antioxidativ (Schutz vor LDL- und Lipidoxidation)
Hemmung oxidativer hydrolytischer Enzyme -> Radikalfänger, antiinflammatorisch
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