Literaturhistorisches Bewusstsein – gesellschaftlicher Problemlagen
Gattungs- und Genrekompetenz
Literarisches Gespräch führen – ästhetische Erfahrungen reflektieren
Offenheit für Sinnbildungsprozesse – Interpretation und Wertung schulen
Metaphorik und Symbolik verstehen –
Bewusster Umgang mit Fiktionalität – Reflexion über vertraute und fremde Welten
Vorstellungsbildung
Subjektive Involviertheit und Wahrnehmung
Aufmerksame Wahrnehmung sprachlicher Gestaltung – Freude an Sprache und Literatur
Alterität
Narrative und dramaturgische Strukturen verstehen – innere Logik von Texten erschließen
Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht: Chancen, Grenzen, Ziele, Anwendungen
Statt nur über Texte zu sprechen, steht das aktive Handeln mit dem Unterrichtsgegenstand im Fokus (Brand, 2018).
Ziele:
Schaffung neuer, eigener Produkte
Vertieftes Textverständnis für alle Begabungstypen
Stärkung der Vorstellungskraft durch subjektive Zugänge
Mehr Freude am Lesen und an Literatur
Förderung von Fremd- und Selbstverstehen
Vielfalt im Literaturunterricht durch kreative Ansätze
Förderung der Selbsttätigkeit und Eigenständigkeit
Leseförderung und Schreibförderung
Individualisierung des Unterrichts
Bewusstsein für die Konstruiertheit von Texten
Handlungs- und produktionsorienierte Verfahren und Unterscheidung
Textproduktive Verfahren
Szenische Gestaltung
Visuelle Gestaltung
Akustische Gestaltung
Texte umschreiben
Texte weiterschreiben
Texte umgestalten
... z.B. Innerer Monolog
Standbild
Rollenspiel
Pantomime
Szenische Interpretation
Bild
Storyboard
Film
Comic
Fotostory
Vertonen von Texten (Hörspiel)
Texte mit Musik untermalen
Handlungsorientierung – Selbsttätigkeit der SuS (handlungsorientiert auf Texte reagieren)
Produktionsorientierung – Produktivität der SuS (Produktion von neuen Texten)
Wichtige Vertreter beim HAPO
Poetische Strukturen durch produktives Arbeiten erschließbar.
Produktion und Analyse stehen im engen Zusammenhang.
Produktion erfordert vorangegangene analysierende Erschließung des Textes.
Fokus: Sinnlich-individuelle Aneignung von Literatur.
Vielfältige Gestaltungsformen (sprachlich, bildnerisch, musikalisch) → Individueller Zugangzum Text.
Ziel: Lust am Lesen wecken, intensiver & lebendiger Kontakt.
Produktive Verfahren fördern Wahrnehmungssensibilisierung, Identitätsentwicklung & Empathiefähigkeit.
Fokus: Entfaltung der inneren Vorstellungskraft → Identität, Imagination und Kognition.
Operative Verfahren: Experimentierender Umgang mit Textelementen.
Beobachtungen zu formalen & inhaltlichen Gesichtspunkten anregen.
Produktionsorientiertes Vorgehen = Verbindung von Textanalyse & kreativer Produktion.
Folgendes gilt es dabei zu beachten
sowohl produktionsorientierte als auch analytische Methoden = fundiertes Textverständnis
HAPLU- Verfahren ergänzen sich.
Ohne ein grundlegendes Textverständnis – ≠ qualitativ hochwertiges HAPLU-Produkt
grundlegendes Textverständni
Didaktische Ansätze
Didaktischer Ansatz
Schreibanlässe durch ...
Methodenschwerpunkt
1. Traditioneller Aufsatzunterricht
Themenvorgaben der LP, die einer Textsortensystematik folgen (z.B. Erlebniserzählung)
Textsortenwissen und stilistische Merkmale
2. Freies Schreiben
Selbstgesetzte Schreibideen aufgrund kommunikativer oder personaler Bedürfnisse (z.B. »Gedanken zum Tag«)
Anregungsreiche Schreibumgebung
3. Kreatives Schreiben
Anregungsmaterialien, die Impulse setzen (z.B. Bildimpuls)
Auslösen von Assoziationen und Imaginationen
4. Produktives Schreiben
Verbindung mit literaturdidaktischen Fragestellungen(z.B. einen inneren Monolog des Protagonisten eines Romans schreiben)
Aneignung von Literatur durch
schreibende Verarbeitung
5. Funktionales Schreiben
Verbindung mit einem kommunikativen Bedürfnis aus dem Unterrichtskontext (z.B. Aufbereiten von Sachinformationen und Schreiben von Informationstexten für eine Ausstellung über Berufe)
Aneignung inhaltlichen Wissens oder Erfüllen eines kommunikativen Zwecks
Auslösen kreativer Prozesse
Durch Verfahren zu gelenkten Assoziationen
Durch Integration von Konzepten des Weltwissens:
"frames" (statisch organisierte Wissensbestände)
"scripts" (prozessual organisierte Wissensbestände)
Integrative Variante des kreativen Schreibens
Vorbereitung oder Vertiefung der Textrezeption durch eigene Produktion
Durch Vorgabe gezielter Impulse
Verfahren
Antizipierende Verfahren:
Vor der ersten Textbegegnung (Einstimmung auf Themenbereich)
Unvollständige Präsentation eines Textes
Beispiel: Lückenhafter oder gekürzter Text zum Ergänzen
Transformierende Verfahren:
Lektüre eines literarischen Textes als Ausgangspunkt
Ziel: Inhaltserschließung und/oder Interpretation
Klassische Formen: Nacherzählung, Zusammenfassung, Inhaltsangabe
Handlungs- und produktionsorientierte Verfahren:
Umarbeitung in Comic oder Steckbrief über Figuren
Verfassen von Tagebucheinträgen oder Briefen der Charaktere
Perspektivwechsel oder Gegentexte formulieren
Ansatz: Schülerinnen und Schüler gestalten Texte weiter, ergänzen, imitieren, malen, vertonen und inszenieren Szenen.
Abgrenzung: Kein lehrerzentrierter Unterricht – stattdessen Nutzung eigener literarischer und ästhetischer Ausdrucksformen.
Der Leser als Koproduzent des Textes.
Haas: Pädagogisch-handlungsorientierter Ansatz mit Fokus auf schülerzentriertem Unterricht.
Waldmann: Betonung literarischer Strukturen und der „Produziertheit“ von Texten durch eigene kreative Produktion – produktive Verfahren als Mittel zur Analyse.
Heute: Integration in das Bildungssystem – Konzepte sind in Lesebücher, Lehrpläne und Bildungsstandards eingeflossen.
Pflichtteil A 2 (Realschulabschlussprüfung): Aufbau, Aufgaben, spiralcurricular verortete Kompetenzen
Abiturprüfung Deutsch (seit 2002):
Produktive Aufgaben sind Teil der Prüfung.
Bezieht sich auf eine Ganzschrift (Buch aus dem Unterricht).
25 von 100 Gesamtpunkten.
Besteht aus zwei Teilen:
Textverständnis (Inhalt, Sprache, Textzusammenhang).
Produktive Schreibaufgabe (Brief, Tagebuch, innerer Monolog, etc.).
Spiralcurricular verortete Kompetenzen:
Lesekompetenz.
Textanalyse und -interpretation.
Schreibkompetenz.
Literarisches Verständnis.
Bezug zum handlungs- und produktionsorientierten Unterricht:
Verbindung von emotionalen, imaginativen und kognitiven Prozessen.
Förderung von Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit.
Vorteile für den Pflichtteil A2:
Aktive Auseinandersetzung mit der Ganzschrift.
Förderung des entdeckenden und forschenden Lernens.
Steigerung der Motivation und des Interesses für Literatur.
Vertiefung des Verständnisses durch intensive Auseinandersetzung.
Phasenmodell: Verschiedene Unterrichtsphasen mit produktiven Verfahren ( Ingendahl, 1991):
Phase der ersten Textbegegnung:
Ziel: Erste Eindrücke und Überblick über den Text gewinnen.
Methoden: Unstrukturierte Auseinandersetzung, spontane Reaktionen.
Phase der Objektivierung:
Ziel: Vertiefte Analyse von Stil und Struktur des Textes.
Methoden: Detaillierte Textanalyse.
Phase der Aneignung:
Ziel: Subjektive Interpretation und kreative Bearbeitung des Textes.
Methoden: Schreiben eigener Texte, Nachstellen von Szenen.
Phase der Anwendung:
Ziel: Übertragung des Gelernten auf neue Kontexte.
Methoden: Transferaufgaben, kreative Projekte.
Phasenmodell: Verschiedene Unterrichtsphasen mit produktiven Verfahren (Waldmann, 1998):
Vorphase:
Ziel: Spielerische Einstimmung auf literarische Texte.
Methoden: Kreative Aktivitäten, z.B. Literaturspiele.
1. Phase: Lesen und Aufnehmen:
Ziel: Direkte Rezeption und erste Reaktionen auf den Text.
Methoden: Leseverzögerung, unmittelbares Verstehen.
2. Phase: Konkretisierende subjektive Aneignung:
Ziel: Persönliche Interpretation und Imagination.
Methoden: Textergänzung, Perspektivwechsel.
3. Phase: Textuelles Erarbeiten:
Ziel: Analyse literarischer Merkmale durch Veränderung des Textes.
Methoden: Textveränderungen, z.B. Stilentscheidungen erkennen.
4. Phase: Textüberschreitende Auseinandersetzung:
Ziel: Anwendung des Textverständnisses in neuen Kontexten.
Methoden: Szenische Inszenierungen, Parodien, Nachproduktionen.
Phasenmodell: Verschiedene Unterrichtsphasen mit produktiven Verfahren
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Beide Modelle fördern aktives und produktives Lernen.
Kreative und handlungsorientierte Methoden sind zentral.
Ziel ist die Verbindung von Textverständnis und persönlicher Interpretation.
Waldmann legt mehr Wert auf die spielerische Einstimmung (Vorphase) und textüberschreitende Aufgaben.
Ingendahl fokussiert stärker auf die objektivierende Analyse und Anwendung in neuen Kontexten.
CHancen und GEFAHREN
Studien (Fritzsche et al., 2006):
Leseverständnis: Analytische Verfahren zeigen bessere Ergebnisse.
Lesemotivation: Produktive Verfahren steigern die Motivation.
Kritik: Gefahr der Übermethodisierung und eines unreflektierten Einsatzes, der das Verstehensziel beeinträchtigen kann (Kreft, 2004).
Herausforderung: Verbindung von Textwahrnehmung und Imagination, ohne dass sich beide gegenseitig negativ beeinflussen.
Textmanipulation: Verfahren basieren häufig auf veränderten Texten.
Ablenkung vom Originaltext.
Eingeschränkte Anwendbarkeit: Besonders für kurze Erzähltexte und Gedichte geeignet.
Methoden als Selbstzweck: Gefahr, dass Methoden wichtiger als das Textverständnis werden.
Eingriff in die ästhetische Geschlossenheit eines Textes.
Risiko der Entwertung eigener Schülertexte.
Zeitliche Einschränkungen: Bildungspläne und knappe Unterrichtszeit erschweren den Einsatz.
LESEFÖRDERUNG
Lesebegleithefte
Inhalt: Aufgabenblätter (Fragen, Kreuzworträtsel, Malen, Figuren-Steckbriefe, Buchrezensionen).
Vorteile:
Vielfältiger Umgang mit Büchern
Möglichkeit zur individuellen und Gruppenarbeit
Risiken:
Gefahr der äußerlichen Handlungsorientierung
Gefahr eines Testblättercharakters
Einschränkung der Selbstbestimmung der Schüler
Lesetagebuch
Merkmale:
Keine vorgefertigten Arbeitsblätter → eigenständiges Führen durch Schüler
Regelmäßige Einträge zur Reflexion der Leseeindrücke
Fördert individuelles Nachdenken und Reflexion über den Text
Verbindet produktives Schreiben mit intensiver Textarbeit
Bedeutung der Vorstellungsbildung
Essentiell für das Textverständnis → muss gezielt gefördert werden.
Methoden: Malen, szenisches Spielen, Weitererzählen, erzählendes Entfalten von Textstellen.
Typen der Vorstellungsbildung (nach Köppert)
Entfalten – Imagination des äußeren Geschehens.
Ausloten – Vergegenwärtigung innerer Prozesse (Gedanken, Gefühle).
Verfremden – Übertragung in andere Formen oder Kontexte (z. B. moderne Umwandlungen). → Ziel: Interpretation und Analyse nach produktivem Einstieg.
Zusammenhang: Vorstellungsbildung unterstützt durch produktive Methoden.
Methoden:
Schreiben innerer Monologe
Umerzählen aus veränderter Perspektive
Verfassen von Rollenbiographien
Szenisches Spiel
Beitrag zum Verstehen
Empathie: Verbindung von emotionalem Nachvollziehen und kognitiver Perspektivenübernahme.
Psychologisches Lernen: Erkenntnisse über menschliches Verhalten und Psyche.
Zielsetzung
Fremdverstehen: Wahrnehmung des Fremden durch subjektive Anknüpfungspunkte.
Selbstverstehen: Reflexion über das Eigene durch die Begegnung mit dem Fremden. → Verbindung zwischen handlungs- und produktionsorientiertem Unterricht und kreativem Schreiben → Förderung von Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Bewusstsein für die Produziertheit von Texten
Ergänzen von Wörtern → Sensibilisierung für Wortwahl.
Zusammensetzen von zerschnittenen Gedichten → Verständnis für Textstruktur.
Umschreiben von Erzählperspektiven → Reflexion über Perspektivwechsel. → Günter Waldmann: Produktive Methoden helfen beim Erkennen von Formelementen.
2. Inhaltliche Interpretation durch produktive Verfahren
Schreiben: Monologe, Träume, Briefe → Eigenständige Interpretation.
Szenische Verfahren:
Standbilder, pantomimische Darstellungen, Bühnenbildbeschreibung.
Gerichtsverhandlungen über Figuren. → Fördern sowohl implizite als auch explizite Interpretationsleistungen.
3. Vergleich von Schülerfassungen und Originaltext
Eigene Enden vs. Original → Reflexion über offene Enden.
Diskussion von Schülerlösungen zu Gedichten → Klärung von Interpretationsfragen (z. B. Titelwahl, Mehrdeutigkeit).
Erhöhte Beteiligung: Produktive Aufgaben aktivieren Schüler → größere Teilnahme am Unterrichtsgespräch.
Anregung durch eigene Produktionen: Diskussion über Fortsetzungen oder kreative Bearbeitungen vertieft das Textverständnis.
Förderung der Textebene: Laut Köppert lenken produktive Aufgaben (z. B. Skizzen) die Aufmerksamkeit auf den Text.
Keine Leistungsbewertung: Schülerproduktionen dienen dem Verstehen, nicht als Leistungsnachweis.
Integration von Lesen und Schreiben
Implizites Lernen: Analogen Schreibens hilft SuS, Stil- und Strukturmuster zu übernehmen, ohne sich deren Details bewusst zu sein.
Fehlende Analysekompetenz: Textvergleich stärkt Beobachtung und Analyse, auch wenn imitierendes Schreiben eigenständig wertvoll ist
Fächerübergreifender Ansatz: Einbindung von Kunst, Musik, szenischem Spiel → Förderung ästhetischer Bildung
Synästhesie: Literatur evoziert bildliche und akustische Vorstellungen ® erweiterten Wahrnehmung
Ästhetische Erfahrung: Handlungs- und produktionsorientierte Verfahren ermöglichen Zugang zur Literatur ohne zwingende Analyse
SCHREIBANSÄTZE IM ÜBERBLICK (NACH MARTIN FIX)
Erläuterung: Gemeinsames sequentielles oder arbeitsteiliges Textverfassen
Schreibformen: Fortsetzungsgeschichten, Autorenteams
Schreibanlass: Vielfältig
Erläuterung: Ähnlich dem funktionalen Schreiben
Schreibformen: Reden, öffentliche Briefe, Chats, Blogs
Schreibanlass: Reaktion auf Vorgängerschreiben oder Überzeugung einer Zielgruppe
Erläuterung: Schreiben aus eigenem Antrieb, ohne Vorgaben
Schreibformen: Tagebuch, poetisches Schreiben
Schreibanlass: Selbst initiiert
Erläuterung: Schreiben aus eigener Perspektive, subjektiv
Schreibformen: Erlebniserzählungen, Schwank, Anekdote
Schreibanlass: Auftragsschreiben oder selbst initiiert
Erläuterung: Texte nach formalistischen Prinzipien
Schreibformen: Reizwortgeschichten, Akrosticha, visuelle Texte
Schreibanlass: Auftragsschreiben
Erläuterung: Texte nach literarischen Schreibnormen
Schreibformen: Innerer Monolog, erlebte Rede, Textfortsetzungen
Erläuterung: Schreiben nach textsortenspezifischen Normen
Schreibformen: Sachliche Briefe an öffentliche Stellen
Schreibanlass: Verfolgung eigener Interessen
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