2. Übersetzung in psychologische Fragen
Anforderungsprofil
Welche Anforderungen werden künftig an die begutachteten Personen gestellt?
Z.B. Familienrecht: Welche Anforderungen ergeben sich bei Erziehung dieses Kindes?
Welche Variablen stehen in Zusammenhang mit diesen Anforderungen?
Wie stabil bzw. veränderbar sind die (psychologischen) Variablen? -> gibt es Raum bei Veränderungen?
Wie modifizierbar sind die Variablen
Auswahl relevanter Variablen
Gruppierungen von Variablen
Umgebungsvariablen
Organismusvariablen (z.b. Alter)
Kognitive Variable (Konzentration, IQ)
Emotionale Variable (Empathie, Belastung)
Motivationale Variablen (Normen, Werte)
Soziale Variablen (Soziale Unterstützung)
Nicht alle Gruppen von Variablen sind bei jeder Fragestellung wichtig
Bestehen Wechselwirkungen zwischen den Gruppierungen
Darstellung psychologischer Fragen im Gutachten
Psychologische Fragen werden als Fragen formuliert – nicht als bloße Benennung der Variable
Für Laien verständliche Formulierung
Worum genau handelt es sich bei der Variable?
Dabei beachten, ob es sich um eine qualitative oder eine quantitative Variable handelt.
Inwiefern ist sie für die Beantwortung der Fragestellung des Auftraggebers von Bedeutung?
Belege für Bedeutsamkeit der Variable anführen.
3. Planung diagnostischer Untersuchungen &
4. Durchführung diagnostischer Untersuchungen
Merkmale diagnostischer Quellen
Wer beobachtet?
Brauch ich mehr Leute? Leute mit spezieller Ausbildung?
Was wird beobachtet?
Emotionen?, Körperliche Nähe?
Wann wird beobachtet?
Z.b. bei Kleinkindern: nicht direkt nach dem Kindergarten, bei Kindeswillen: mehrmals mit größerem Abstand
Wie wird beobachtet
Im Zuhause?, Video?
-> Fokus immer auf beobachtbares Verhalten, das sich objektiv registrieren lässt!
-> Nach Möglichkeit multimethodales Vorgehen!
-> So konkret wie möglich Dinge beschreiben lassen!
Untersuchungsplanung
Drei Gruppen von Untersuchungen:
Standardisierte Verfahren
Teilstandardisierte Verfahren
Sonstige Informationsquellen
Verknüpfung von Untersuchung und psychologischer Frage
Rechtlicher und ethischer Bezugsrahmen
Verhältnismäßigkeitsprinzip ist zu beachten
Reihenfolge, zeitliche Abstände und Orte der Untersuchungen festlegen
Darstellung der Informationsgewinnung
Wichtig ist Nachvollziehbarkeit der praktischen Umsetzung des Untersuchungsplans, das heißt zum Beispiel:
Untersuchungsorte
Untersuchungszeiten
Untersuchte Personen
ggf. weitere anwesende Personen
Nicht dargestellt werden i.d.R. Details wie zum Beispiel
Leitfäden für psychodiagnostische Gespräche
Kategoriensysteme für die Auswertung von Interviews und/oder Verhaltensbeobachtungen
Leitfäden für entscheidungsorientierte Gespräche (1)
Funktionen des Leitfadens:
Vollständige, unverzerrte Erhebung von Informationen
Entlastung und höhere Flexibilität des Gutachters
Aufbau:
- Begrüßung
- Erklärung der Ziele
- Einverständnis zur Aufzeichnung
- Je ein Abschnitt zu ausgewählten Variablen
- Möglichkeit an Befragten, etwas zu ergänzen
- Evtl. Rückmeldung an Gutachter
- Erläuterung des weiteren Vorgehens
- Evtl. emotional neutrales Thema
- Verabschiedung
Leitfäden für entscheidungsorientierte Gespräche (2)
Beachte:
Einfaches Deutsch, keine Fremdwörter, prägnante Erklärungen
Längere Erklärungen im Dialog, nicht als Vortrag
Nach konkretem Verhalten fragen
Keine Bewertung des erfragten Verhaltens
Wenn Befangenheit: ungeeignet!!
Nach Möglichkeit offene Fragen
Zwischendurch Angaben des Befragten zusammenfassen, dabei aber nicht Antworten vorwegnehmen
Verhaltensbeobachtung
Kann auch teilstandardisiert sein, z.B. in Form von Beobachtungsplänen
Teilweise ist Beobachtung in natürlicher Umgebung erforderlich
Durch vorbereitete Aufgaben können gezielt bestimmte Anforderungen gestellt werden.
Beispiele: Rollenspiele im Assessment-Center, Fremde-Situationstest bei familienrechtlicher Begutachtung
Bei hoher Anzahl an Personen, die gleichzeitig beobachtet werden (z.B. Großfamilien im Familienrecht) muss Unterstützung mit eingeplant werden.
Schritte der Begutachtung:
5. Untersuchungsbericht
Untersuchungsergebnisse
Informationen aus Interviews werden im 1. Konjunktiv wiedergeben, z.B.:
Er gab an, dass er regelmäßig die Besuche beim Kinderarzt übernommen habe.
Sie sagte, dass sie 1999 in Essen geboren sei.
Ihren Angaben zufolge laufe ihr Kind ihr immer freudig entgegen, wenn sie es aus dem Kindergarten abhole.
Testergebnisse enthalten standardisierte Werte mit Konfidenzintervallen
Verhaltensbeobachtungen enthalten Beschreibungen des Verhaltens und Zuordnung auf Skalen des Verfahrens
-> Bewertungen, Interpretationen, Verknüpfungen der Ergebnisse unterschiedlicher Untersuchungen erfolgen hier nicht!
6. Beantworten psychologischer Fragen
Befund
Hier erfolgt Interpretation der Untersuchungsergebnisse
Psychologische Fragen werden mit Verweis auf Untersuchungsergebnisse beantwortet
Beispiel: Psychologische Frage nach der bisherigen Entwicklung des Kindes
Als Quellen dienen beispielsweise Arztbriefe, Gespräche mit Erziehern, Gespräche mit Eltern, Gespräche mit Kind, Verhaltensbeobachtungen
Auf diese Quellen wird verwiesen und es wird ein Überblick über die bisherige Entwicklung des Kindes, eine Prognose für die weitere Entwicklung des Kindes und ein daraus abgeleitetes Anforderungsprofil für die künftige Hauptbezugsperson gegeben
Nach Möglichkeit auf Ergebnisse der empirischen Forschung Bezug nehmen
7. Beantwortung der Fragestellung
Unter Bezugnahme auf Befund (Beantwortung der psychologischen Fragen) wird Empfehlung gegeben
Sofern alle Befunde in gleiche Richtung deuten, ist Beantwortung simpel
Sofern Befunde in verschiedene Richtungen tendieren, muss Gewichtung einzelner psychologischer Fragen erfolgen -> Muss begründet werden
Auf eventuelle Einschränkungen der Validität des Gutachtens hinweisen
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