Ergebnis der Risikoidentifikation & Risikoinventur
Risikoidentifikation = erster Schritt der Risikoanalyse, auch „Risikoinventur“ genannt.
Ergebnis: Risikoinventar (Liste der identifizierten Risiken mit grober Einschätzung).
Zweck: Überblick über aktuelle Risikosituation schaffen.
Methode: Standardisierte Erfassungsbögen für systematische Erfassung.
Risikobewertung
Ziel: Quantifizierung und Analyse der Auswirkungen auf Unternehmensziele.
Berücksichtigung: Wechselwirkungen und kumulative Effekte von Risiken.
Quantifizierung ermöglicht:
Vergleich & Priorisierung (z. B. durch Schadenerwartungswert).
Einbindung in Unternehmensplanung & Controlling.
Bemessung von Eigenkapitalbedarf & Liquiditätsreserven.
Methoden der Risikobewertung
primär qualitative Verfahren
quantitative Verfahren
Primär qualitative Verfahren
Erste grobe Schätzung von Schadenshöhe (SH) & Eintrittswahrscheinlichkeit (p).
Berechnung des Schadenerwartungswerts: E(SH) = p × SH.
Einordnung in Relevanzskala (Beeinflussung von Jahresabschluss & Unternehmenswert).
Wahrscheinlichkeitsverteilungen
Beruhen auf Wahrscheinlichkeitsverteilungen (objektiv/subjektiv).
Wichtige Wahrscheinlichkeitsverteilungen:
Binomialverteilung: Ereignis tritt mit bestimmter Wahrscheinlichkeit auf (z. B. Maschinenausfall).
Normalverteilung: Berücksichtigung von Chancen & Risiken (z. B. Umsatzschwankungen).
Dreiecksverteilung: Erfassung asymmetrischer Risiken (z. B. Investitionskosten).
Risikomaße
Standardabweichung (σ): Maß für Streuung um Erwartungswert.
Variationskoeffizient (V): Verhältnis von Standardabweichung zu Erwartungswert → Vergleichbarkeit von Risiken.
Value at Risk (VaR): Maximalverlust mit vorgegebener Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Zeitraums.
Risikoportfolio (Risk Map)
Dient der Übersicht über Risiken eines Unternehmens und ihrer Relevanz.
Standardinstrument im Risikomanagement.
Risiken werden in Quadranten (A–D) nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe klassifiziert.
Quadrant D erfordert höchste Aufmerksamkeit.
Kritik: Vereinfachung durch Annahme einer Binomialverteilung, daher ggf. ungeeignet.
Alternative: Verwendung des Value at Risk (VaR) statt Schadenshöhe auf der y-Achse.
Szenariotechnik
Analysiert unerwartete/extreme Situationen, die nicht durch historische Wahrscheinlichkeitsverteilungen abgedeckt sind.
Beispiel: Aktienmarkt schwankt stark in Finanzkrisen.
Drei Hauptszenarien:
Best-Case (optimale Bedingungen)
Worst-Case (ungünstigste Bedingungen)
Basisszenario (historische Erfahrungswerte)
Hilft, Auswirkungen von Risikofaktoren zu bewerten, aber Wahrscheinlichkeiten bleiben unklar.
Risikoaggregation
Notwendig, um die Gesamtrisikosituation eines Unternehmens zu bestimmen.
Ziel: Identifikation existenzbedrohender Risiken (z. B. durch Erhöhung des Eigenkapitals).
Gesamtrisiko ≠ Summe der Einzelrisiken, da Wechselwirkungen bestehen.
Abhängigkeiten zwischen Risiken beeinflussen das Gesamtrisiko (z. B. Konjunktureinbruch + Produktflop).
Diversifikation kann Risiken senken (z. B. bei Aktienanlagen).
Ideales Ergebnis: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Zielgröße (z. B. Gewinn), aber analytisch schwer ableitbar.
Monte-Carlo-Simulation
Simuliert eine große Anzahl an Szenarien (z. B. 100.000).
Zeigt Wahrscheinlichkeitsverteilung der Zielgröße basierend auf zufälligen Realisationen der Einzelrisiken.
Beispielhafte Aussage: „99 % der Szenarien haben Verluste < 10 Mio. Euro → Verlustrisiko > 10 Mio. Euro = 1 %.“
Identifiziert kausale Zusammenhänge zwischen Risiken und Zielgrößen.
Standardmethode im Banken- und Versicherungssektor, aber selten in anderen Branchen verbreitet.
Gründe: Geringe Nutzung von Simulationstools, fehlende mathematische Expertise im Risikomanagement.
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