Lernziele im ersten Abschnitt:
Was ist Ethik überhaupt? Was sind die Leitgedanken der Ethik?
Gibt es einen Unterschied zwischen Ethik und Moral?
Was haben Kant, Mill und Bentham mit Ethik zu tun?
Wie ist das Verhältnis von Ethik und Recht?
Warum ist das Prinzip der Verantwortung wichtig?
Was versteht man unter Medienethik?
Welche Funktionen und Aufgaben hat die Medienethik?
Wer sind die Akteure der Medienethik?
Folgende Begriffe sollten Sie verstanden haben
und wiedergeben können:
Ethik und Moral
Die Schritte ethischer Urteilsbildung
Kategorischer Imperativ und Utilitarismus
Das Prinzip Verantwortung
Individual- und Systemethik
Journalistische Qualität
Leitgedanken der Ethik
In der Ethik geht es immer um unsere Handlungen bzw. auch unser Nicht-Handeln und die Folgen daraus (für Individuen, für soziale Gruppen, für die Gesellschaft)
Es geht darum, dass wir über Handlungen und die Ihnen zu Grunde liegenden Entscheidungen urteilen. Dafür braucht es Maßstäbe, an denen wir uns orientieren können:
Ist eine Handlung verwerflich?
Und falls ja, warum ist sie es?
Und wer gibt uns hier die Maßstäbe?
Wichtig:
Man hat immer eine Wahl ! Einer Handlung geht immer eine Entscheidung voraus - bedeutet es gibt immer eine Alternative !
Motto für ethische Fragen: ich sehe was, was du nicht siehst
Auch stolz darauf sein, Dinge nicht zu machen
„Ich bin genauso stolz auf die Dinge, die
wir nicht tun, wie auf Dinge, die wir tun“
Eigenen Kompass finden
„Bleib erschütterbar und widersteh!”
Was ist Ethik?
Ethik ist eine Disziplin der praktischen Philosophie
Sie fragt: Was soll ich tun? Und was nicht?
Die Ethik hat mit Handlungen zu tun
Sie kümmert sich darum, den Menschen Antworten zu geben, wie sie handeln sollen
Es geht immer auch um die Entscheidungen, auf denen das Handeln fußt
Die Ethik ist die Wissenschaft vom richtigen Handeln
Die Ethik „entwickelt Beurteilungskriterien und Handlungsorientierung für moralisch relevante Entscheidungssituationen“ (Schicha)
Was will die Ethik?
Auftrag der Ethik: Antworten liefern, wie man handeln soll - damit man sich nicht asozial verhält
Fördern der Einsicht, dass moralisches Handeln
nicht etwas Willkürliches ist
Kritisches Selbstbewusstsein entwickeln
Moralische Probleme und Konflikte menschlichen Handelns als solche erfassen und Lösungen entwickeln
Maßstäbe zur Beurteilung von Handlungen liefern
Es geht also immer um den konkreten Praxisbezug und die Lebensbereiche von Menschen in ihren sozialen Bezügen
Verantwortung herausbilden für das, was gut und was schlecht ist Bewusstsein schaffen dafür, dass das Leben in Gemeinschaft regelgeleitet ist Regeln garantieren gerade größtmögliche Freiheit aller
Anerkennung von Rechten der anderen, die durch mein Handeln betroffen sind
Die Schritte der ethischen Urteilsbildung
Problemdefinition: Identifizierung, Klärung und Definition, worum es geht.
Situations- und Kontextanalyse: In welchem Kontext bewegt sich dieses Problem? Wie steht die Gesellschaft zu dem Thema? In welchem Kontext steht die Situation? z.b. Terroranschlag
Verhaltensalternativen: Entwickeln verschiedener Handlungsmöglichkeiten. Wie kann ich handeln?
Normreflexion: Prüfen, welche ethischen Prinzipien, Werte und Normen relevant sind. Ich muss erstmal wissen, was meine Handlungsalternativen sind, damit ich die Norm reflektieren kann. z. B. welches Bild, welchen Bildausschnitt zeige ich ?
Güterabwägung und Handlungsentscheid: Abwägen der Werte und Interessen, dann Entscheidung treffen. Ich wäge z. B. zwischen schneller Berichterstattung und Persönlichkeitsrechten ab und entscheide dann.
Vertreten und Präsentation der Entscheidung in der Öffentlichkeit: z. B. Veröffentlichung des Artikels
Wiedervorlage und Prüfung der kommunikativen Verbindlichkeit: Überprüfung der getroffenen Entscheidung im weiteren Verlauf. Man reflektiert nach gewisser Zeit wieder, nachdem man Feedback bekommen hat.
Übung ethische Urteilsbildung
Moral vs. Ethik - Wo ist da eigentlich der Unterschied?
Die Ethik behandelt Fragen der Moral, sie ist aber nicht das Gleiche wie Moral
Moral ist: Gesamtheit aller Regeln und Normen, die in einer Gemeinschaft gelten
Normen sind Regeln in Form von Geboten oder Verboten („Du sollst nicht lügen!“, „Du sollst Deine Eltern ehren!“)
Die Ethik ist die wissenschaftliche Reflexion darüber, sie redet also über die Moral -> Ethik ist die Wissenschaft, die über Moral nachdenkt, sie prüft, beurteilt und hinterfragt
Universalismus: Ethische Grundsätze gelten universell, sind nicht von Ort, Zeit oder Kontexten abhängig
Wenn die Ethik sagt: „Ein bestimmter moralischer Grundsatz (z. B. 'Folter ist falsch') soll immer und überall gelten“, dann nennt man das: ethischer Universalismus. Der Universalismus ist also eine bestimmte Haltung innerhalb der Ethik. Er antwortet auf die Frage: „Sollen moralische Regeln immer gelten – oder nur manchmal, je nach Kultur, Zeit oder Ort?“
Moral = was Menschen tun (z. B. „Nicht lügen“)
Ethik = darüber nachdenken, ob das gerecht/gut/sinnvoll ist
Universalismus = Idee in der Ethik, dass moralische Regeln für alle Menschen gleich gelten sollten – unabhängig von Ort, Zeit, Kultur
2 der wichtigsten ethischen Ansätze die es gibt und die für uns wichtig sind:
Immanuel Kant: der „Kategorische Imperativ“
Utilitaristische Ethik (Utilitarismus)
Grundannahme
Hauptidee
Beispiele
Kritik
Grundannahme:
Der Mensch ist frei, kann sich selbst bestimmen -> Er hat damit die Fähigkeit, eine Welt zu schaffen, die zu ihm passt -> Weil er aber frei ist, ist er auch verantwortlich für sein Handeln -> Nur Freiheit geht nicht, nur Verantwortung auch nicht -> Was sollen wir also tun? Wie sollen wir uns verhalten?
Kants Hauptidee und seine wichtigste Regel für moralisches Handeln: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Was wäre wenn das alle machen würden?
Du musst das Richtige tun – auch wenn du keine Lust hast. Nicht aus Gefühl, sondern weil es deine Pflicht ist.
Moralisch richtig ist, was du aus innerer Überzeugung tust – weil es richtig ist. Kant will, dass du moralisch handelst – nicht weil du musst, sondern weil du verstehst, dass es richtig ist.
Beispiele:
„Ich will Menschen in Not helfen“ → Das kannst du dir für alle Menschen wünschen → Das funktioniert auch in der Gesellschaft ✅ Also: moralisch richtig.
„Ich will Menschen betrügen“ → Wenn alle betrügen würden, gäbe es kein Vertrauen mehr → Betrügen würde dann gar nicht mehr „funktionieren“ ❌ Also: moralisch falsch.
„Ein Mensch ertrinkt – ich kann aber nicht schwimmen“ → Du bist nicht verpflichtet, dich selbst in Lebensgefahr zu bringen → Aber: Du sollst alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen (z. B. Hilfe rufen, Rettungsring werfen etc.) ✅ Wichtig ist: der gute Wille zu helfen.
Kritik:
Regel sei sehr stark formalistisch, wenig inhaltlich: Was will die allgemeine Gesetzgebung, was ist ihr Ziel?
Der K. I. sei inhuman, blende das Individuum aus -> Seine Regel ist zu kalt und unpersönlich. Es geht nicht darum, wie es dem Einzelnen geht.Z. B. Lügen ist laut Kant immer falsch – auch wenn man damit ein Leben retten würde.
Beachte nicht die Folgen eines Handelns, geht nur um den Willen einer Handlung
-> Kants Moralregel ist zu theoretisch, zu kühl und zu wenig menschlich.Er meint es gut – aber denkt nicht genug an die echten Menschen und ihre Gefühle oder an die Folgen von Entscheidungen.
Idee
Beispiel
unterschiede zu kant
-> Entwickelt von Jeremy Bentham (1748-1832) und John Stuart Mill (1806-1873)
Idee:
Ihnen ging es nicht um Intentionen, die einer Handlung zu Grunde liegen, sondern um die tatsächlichen Folgen für die Allgemeinheit
Gutes und richtiges Handeln ist, was die größtmögliche Zufriedenheit möglichst vieler Menschen erreicht
Es geht um Nützlichkeitserwägungen
So ließe sich verdeckte Recherche rechtfertigen
Beispiel:
Du überlegst, ob du einem Lügner helfen sollst, weil es für ihn sehr wichtig ist. Der Utilitarismus würde sagen: Es ist okay, wenn es dem Lügner hilft und gleichzeitig das Gesamtwohl nicht schädigt.
Ich kann Dinge rechtfertigen, die eventuell problematische Folgen haben
Die Intention wird ignoriert, es geht nur um die Folgen: Eine schlechte Intention kann hinter einer guten Folge stehen
Was ist denn überhaupt das Beste für die Allgemeinheit, wer legt das fest?
Wer ist die Mehrheit? Wie groß ist die Mehrheit?
Blendet die Rechte von Minderheiten aus
Das „Wohl“ aller kann das Unglück eines bedeuten
Unterschied zu Kant:
Kant sagt: Absicht und Prinzip zählen – du musst nur das tun, was du auch für alle Menschen gut fändest, unabhängig von den Folgen.
Der Utilitarismus sagt: Die Folgen zählen – du solltest das tun, was am meisten Glück für die Mehrheit bringt, auch wenn es bedeutet, dass du in einem Einzelfall einige Menschen opfern musst.
Was ist Medienethik? – zwei Definitionen
„Medienethik dient dem Ziel, die Standards, Werte und Moralvorstellungen zu reflektieren, die für Akteure im Journalismus, in der Werbung oder der Public Relations gelten sollten oder tatsächlich gelten“
- Handbuch Journalismus und Medien
„Für den Journalismus bedeutet Ethik die Frage nach dem journalistisch Richtigem und Gutem“
- Studienhandbuch Publizistik
Was will und macht die Medienethik?
Reflektiert die Arbeitsbedingungen und Handlungen von Medienschaffenden unter ethischen Prämissen
Verfolgt kritisch die herrschenden Normen und Regeln im Medienbereich und macht diese für alle Beteiligten öffentlich
Gibt moralische Orientierung für Handlungen und Entscheidungen
Setzt auf tatsächliche Verwirklichung in der
Praxis und stellt dafür normative Maßstäbe
zur Verfügung
Formuliert professionelle Regeln und
Standards, schärft das Bewusstsein dafür und überprüft deren Einhaltung
Akteure der Medienethik nach Bernhard Debatin
Medienschaffenden: Journalisten, Redakteure, Autoren, Korrespondenten, Agenturen, Bildreporter, Grafiker
Medienunternehmen: Besitzer und Betreiber von
Massenmedien (öffentlich-rechtlich wie privat)
Mediennutzer: Bürger, die durch ihr Medienverhalten Einfluss haben und damit auch soziale Mitverantwortung tragen
Kontrollgruppen: Freiwillige Selbstkontrolle wie die FSK und der Deutsche Presserat, medienkritische Öffentlichkeit, gesetzliche und öffentliche Kontrolle durch Bundesverfassungsgericht, Parlamente, Rundfunkräte und Landesmedienanstalten
Medienakteure
Das Verhältnis von Ethik und Recht
Ethik basiert auf innerer Einsicht, ist freiwillig und zukunftsgerichtet – sie fragt: Was ist moralisch richtig?
Recht beruht auf äußerer Steuerung, ist oft mit Zwang verbunden und rückwärtsgewandt – es fragt: Wurde ein Gesetz verletzt?
Die Ethik ergänzt das Recht dort, wo rechtliche Regelungen nicht greifen oder zu unkonkret sind (z. B. bei Fragen der Wahrheit, Verantwortung, Fairness).
Während das Recht die Mindeststandards absichert, definiert die Ethik die Höchststandards für verantwortungsbewusste Medienarbeit.
Ideal ist ein Zusammenspiel: Recht sichert den Rahmen, Ethik fördert verantwortliches Handeln über das gesetzlich Gebotene hinaus.
Die Ethik und das Prinzip der Verantwortung
Der Begriff „Verantwortung“ kommt ursprünglich aus der Rechtsprechung, also der Sphäre der römischen Gerichtsbarkeit (allgemein dem Gericht). Früher musste ein Mensch vor dem Richter verantworten/erklären, ob er etwas getan hat – also „Rede und Antwort stehen“
Was ist das Prinzip der Verantwortung?
Wenn ein Mensch etwas tut (oder nichts tut), hat das Folgen. Somit geht es auch um die Verursacher und die Betroffenen von Handlungen.
Kernfrage der Medienethik ist deshalb die nach der Verantwortung
Deshalb muss man überlegen:
Was passiert danach?
Wem schade ich?
Wer ist betroffen?
Der Soziologe Max Weber sagte: Ein Mensch muss für das, was er tut, Verantwortung übernehmen – vor allem, wenn man die Folgen absehen kann.
Max Weber fragte: Wie sollte ein Mensch handeln, der Verantwortung trägt? Zum Beispiel ein Politiker oder ein:e Journalist:in. -> Solche Menschen treffen Entscheidungen, die andere betreffen – oft mit großen Folgen. Deshalb, sagt Weber, brauchen sie drei wichtige Eigenschaften:
Leidenschaft → Man soll seine Arbeit mit Herzblut und Überzeugung machen.
Augenmaß → Man darf nicht übertreiben. Man soll ruhig und klug handeln.
Verantwortungsgefühl → Man muss vorher überlegen, was die Folgen der Handlung sind – und dann dazu stehen.
Weber unterscheidet in Verantwortungsethiker und Gesinnungsethiker, weil Menschen in ihrem Handeln sehr unterschiedlich motiviert sind:
Gesinnungsethiker:innen handeln nach festen Überzeugungen oder Werten – egal, was passiert. Beispiel: „Ich sage immer die Wahrheit, auch wenn jemand dadurch zu Schaden kommt.“
Verantwortungsethiker:innen überlegen vorher, welche Folgen ihr Handeln haben könnte, und entscheiden danach. Beispiel: „Ich sage die Wahrheit nur dann, wenn sie nicht mehr Schaden anrichtet als das Schweigen.“
-> Weber will damit zeigen: In der Politik (und auch im Journalismus) reicht reine Gesinnung nicht aus. Man braucht Verantwortung, weil man oft über das Schicksal anderer Menschen mitentscheidet.
Die Frage nach der Verantwortung nach Rüdiger Funiok
sechs Punkte von Rüdiger Funiok, die dabei helfen zu verstehen, wie Verantwortung in der Ethik – besonders in der Medienethik – genau funktioniert.
1. Wer trägt Verantwortung? (→ Handlungsträger)
➡️ Wer hat gehandelt oder etwas entschieden? Zum Beispiel: Eine Journalistin, ein Redakteur oder eine ganze Redaktion.
Beispiel: Die Person, die entscheidet, ob ein sensibler Artikel veröffentlicht wird.
2. Was ist zu verantworten? (→ Handlung)
➡️ Was genau wurde getan oder unterlassen? Also: Was war die konkrete Handlung?
Beispiel: Ein Bericht wird veröffentlicht, in dem eine Person beschuldigt wird.
3. Wofür trägt er/sie Verantwortung? (→ Folgen)
➡️ Was sind die Folgen dieser Handlung? Was ist danach passiert – Gutes oder Schlechtes?
Beispiel: Die beschuldigte Person wird im Internet beleidigt oder verliert ihren Job – obwohl sie vielleicht unschuldig ist.
4. Wem gegenüber trägt man Verantwortung? (→ Betroffene)
➡️ Wer ist von der Handlung betroffen? Das können einzelne Menschen, Gruppen oder sogar die Gesellschaft sein.
Beispiel: Die beschuldigte Person, die Familie, Leser:innen, die Öffentlichkeit.
5. Wovor muss man sich verantworten? (→ Instanz)
➡️ Vor wem oder was muss ich mich rechtfertigen? Das kann das eigene Gewissen, die Öffentlichkeit, ein Gericht oder der Presserat sein.
Beispiel: Die Journalistin muss sich fragen: „War das moralisch richtig?“ oder wird öffentlich dafür kritisiert.
6. Weswegen muss man sich verantworten? (→ Werte, Normen, Kriterien)
➡️ Nach welchen Maßstäben wird beurteilt, ob es richtig oder falsch war? Das können ethische Werte (z. B. Wahrheit, Gerechtigkeit), journalistische Standards oder gesellschaftliche Regelnsein.
Beispiel: War die Veröffentlichung im Sinne der Wahrheit, oder wurde nur auf Sensation gesetzt?
Funioks Modell zeigt: Verantwortung ist nicht einfach nur ein Gefühl. Man kann sie klar analysieren und benennen – → Wer hat was getan, was ist passiert, wer ist betroffen, und nach welchen Regeln beurteilen wir das?
Individualethik vs. System-/Sozialethik
Frage: Wie soll ich als einzelne Person handeln?
Es geht um persönliche Verantwortung und Moral.
Beispiel: Ein:e Journalist:in entscheidet sich aus Gewissensgründen, ein Interview nicht zu senden, weil es unfair geschnitten wäre.
Frage: Wie beeinflussen Organisationen, Strukturen und Rollen das Handeln?
Medien entstehen nicht allein durch Einzelpersonen, sondern im Zusammenspiel vieler: Redaktion, Sender, Auftraggeber, Publikum usw.
Beispiel: Ingo Zamparoni (Tagesthemen) handelt nicht allein – er ist eingebunden in:
die Redaktion,
Interviewpartner:innen,
die Erwartungen des Publikums,
die Regeln des öffentlich-rechtlichen Rundfunks,
journalistische Normen wie Objektivität und Sorgfalt.
Verantwortung im Journalismus ist geteilt – sie liegt nicht nur beim Einzelnen, sondern im System als Ganzem. Daher braucht es Regeln, Abläufe und Standards, die gutes ethisches Handeln ermöglichen.
Die Spannungsfelder im Journalismus
Spannungsfelder im Journalismus sind Bereiche, in denen verschiedene Anforderungen, Erwartungen oder Interessen aufeinandertreffen und miteinander in Konflikt geraten können. Sie zeigen, dass journalistisches Arbeiten nie nur einer einzigen Logik folgt, sondern immer ein Abwägen zwischen mehreren, oft widersprüchlichen Einflüssen ist.
Die Grafik steht im Zusammenhang mit der medienethischen Reflexion: Sie soll zeigen, dass Journalismus kein neutraler, rein sachlicher Prozess ist, sondern immer unter dem Einfluss verschiedener gesellschaftlicher, individueller, technischer und wirtschaftlicher Kräfte steht. Das Verständnis dieser Spannungsfelder ist wichtig, um journalistische Entscheidungen nachvollziehen, kritisch hinterfragen und ethisch bewerten zu können.
Zusammengefasst:
Die Grafik zeigt die wichtigsten Einflussfaktoren auf den Journalismus.
Sie erklärt, warum Journalismus immer ein Balanceakt zwischen verschiedenen Interessen ist.
Sie hilft dir zu verstehen, warum journalistische Arbeit oft mit Zielkonflikten, Abwägungen und Kompromissen verbunden ist.
Die vier „Verantwortungsbezirke“ in der Medienethik nach Siegfried Weischenberg
Diese vier Ebenen zeigen, wo überall Verantwortung liegt:
Individualethik – persönliche Moral
Professionsethik – Regeln des Berufs (z. B. Pressekodex)
Institutionenethik – Strukturen der Medienhäuser (z. B. Zeitdruck, Redaktionspolitik)
Publikumsethik – Verantwortung gegenüber den Nutzer:innen
Leitlinien der Medienethik & journalistische Qualität
Grundwerte der Freiheit, Wahrheit und Öffentlichkeit
Prinzipen der Verantwortung und der Achtung
-> Diese Werte führen zu konkreten Anforderungen im Journalismus:
Richtigkeit, Vollständigkeit und Wahrhaftigkeit (Authentizität)
Aktualität, Relevanz und Vielfalt
Trennung von Meinung und Nachricht
Die Prinzipien der fairen und guten Recherche (Professionalität und Transparenz)
Rechtmäßigkeit und der Schutz von Persönlichkeitsrechten
Lernzielkontrolle
Warum spielen Handlungen in der Ethik eine so große Rolle?
Kann ich erklären, was Ethik bedeutet und warum diese nicht das gleiche wie Moral ist?
Wie lässt sich die Ethik von Kant vom Ansatz der Utilitaristen unterscheiden?
Warum ist das Prinzip der Verantwortung elementar?
Wie kann ich die Begriffe Individual- und Sozialethik voneinander abgrenzen?
Weshalb spricht man in der Medienethik von Verantwortungsbezirken?
ff
Kant fragt nach der moralischen Richtigkeit aus Prinzip und Pflicht, unabhängig vom Ergebnis. Der Utilitarismus fragt nach dem Nutzen und den Folgen: Gut ist, was das größtmögliche Glück bewirkt.
Individualethik fragt: Was soll ich als einzelne Person tun?
Systemethik fragt: Wie müssen Strukturen gestaltet sein, damit viele richtig handeln können?
→ In der Medienethik muss man beides zusammendenken, weil Journalist:innen nicht unabhängig vom System arbeiten – sondern mit und in ihm.
In der Medienethik spricht man von Verantwortungsbezirken, weil die Verantwortung für Medieninhalte und deren Wirkung auf verschiedene Ebenen verteilt ist.
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