Unterschied Diachron und Synchron
Diachron
-> Sprachwandel im Laufe der Zeit
Synchron
-> Sprache zu einem betsimmten Zeitpunkt
Worauf muss man bei der Bestimmung von Lautwandelprozessen achten?
Veränderungen auf der Lautebene sind nicht sofort in der Schriftlichkeit erkennbar
-> laufen zeitlich früher ab, als sie in der Schrift erkennbar sind
graphische Veränderungen können häufig auf vorausgegangene Lautwandelprozesse zurückgeführt werden
Frage:
zeitlich parallel verlaufender Lautwandel?
Als was wird die Herausbildung der deutschen Standardsprache angesehen?
ständige Wechselbeziehung zwischen Geschriebenem und Gesprochenem
Was ist ein Korpus?
jede materielle Grundlage einer Untersuchung
-> Text- und Materialzusammenstellungen
In welche Großlandschaften lassen sich die Variationen der deutschen Sprache einteilen?
Oberdeutsch
Mitteldeutsch
Niederdeutsch
-> lassen sich in kleinere Dialekte unterteilen
Was ist die Benrather Linie?
trennt das Niederdeutsche Sprachgebiet (Norden) und das Hochdeutsche Sprachgebiet (Süden)
Wie lässt sich die deutsche Sprache untergliedern?
Zeiteinteilung des Hochdeutschen
Althochdeutsch
-> ca. 750-1050
Mittelhochdeutsch
-> 1050-1350
Frühneuhochdeutsch
-> 1350-1650
Neuhochdeutsch
-> ab 1650
Zeiteinteilung des Niederdeutschen
Altniederdeutsch/Altsäsisch
-> ca. 800-1050/1200
Mittelniederdeutsch
-> 1200-1650
Phasen des Sprachwandels
Initialphase/Innovationsphase
-> neben die existierende Form A tritt Form B
Verbreitungsphase
-> B wird allmählich auf Kosten von A verbreitet
Approbationsphase
-> B wir dzunehmend akzeptiert und setzt sich gegenüber A durch
Normierungsphase
-> B gilt als alleinige Form
Unterschied Neuerung und Innovation (Haas)
Innovation
-> parole
Neuerung
-> langue
Zu was lassen sich Phase 2 und 3 des Sprachwandels zusammenfasssen?
Neuerungsausbreitung
Dimensionen des Sprachwandels
-> biologisch-physiologische und kognitive Voraussetzungen
-> Eingebundensein des Menschen als soziales Wesen
-> Kreativität im Umgang mit Sprache
Phänomene verschiedener Bereiche des Sprachwandels
soziales Phänomen
-> Sprecher und Sprechkontakt
kognitives Phänomen
-> Missverständnisse in der Sprachverarbeitung (Fehl- und/oder Umdeutungen)
biologisches Phänomen
-> menschliche physiologische Voraussetzungen
Phänomen der menschlichen Kreativität
-> spielerischer Umgang mit Sprache
Was bewirken Regelübertragungen/Analogien?
ein gegebenes sprachliches Muster wird auf eine formal oder semantisch ähnliche Einheit übertragen
Was passiert bei einem analogen Ausgleich?
morphologische Markierungen werden partiell oder komplett beseitigt
Unterschied systematische Analogie und lokale Analogie
systematische Analogie
-> Übertragung einer Regel/eines Schemas
lokale Analogie
-> Analogiewirkung kann von einem einzigen Wort ausgehen
-> (Hausfrau - Hausmann)
Was versteht man unter einer Kontamination?
Das Überlagern zweier Wörter
-> durch Müdigkeit, Alkoholeinfluss, schnelles Sprechen
-> flox = fix + flott
Was ist eine Regelumdeutung?
eine sprachliche Struktur wird miss- bzw. anders verstanden und in eine (neue) Regel überführt
-> auch Reanalyse
Wie werden die kognitiven Prozesse auf lexikalischer Ebene unetrteilt?
Synekdoche
-> Neubenennung
Metonymie
-> Sinnverschiebung innerhalb des gleichen “frames”
Metapher
-> sprunghafte Bedeutungsübertragung
fließende Übergänge
Möglichkeiten des Wechsels zwischen zwei Referenten werden ausgenutzt
-> Singular - Plural
-> Individuum - Kollektiv
-> Art - Gattung
Sinn eines Wortes wird unterschritten (Singular für Plural) oder überschritten (Plural für Singular)
mentale Konzepte sind in “frames” miteinander verknüpft
-> entstehen durch Erfahrungen des Individuums
-> erfahrungsgemäß häufig gleichzeitig auftretende Gegenstände/Sachverhalte werden gemeinsam abgespeichert
Kontiguität -> Verhältnis in dem Konzepte innerhalb eines frames zueinander stehen
Was ist das Trägheitsprinzip?
Die Laute, für deren Artikulation wenig Energieaufwand nötig its, werden beibehalten
Artikulationsleistung und Diskriminationsleistung
Lautprozesse können zur Entlastung dieser Leistungen dienen
Zentrale Dimensionen des Sprachwandels
Typen von Sprachwandel
qualitativer Sprachwandel
quantitativer Sprachwandel
relationaler Sprachwandel
Quantitativer oder inventarieller Sprachwandel
sprachliche Inventare sind nicht fest, sondern wandelbar
-> Laute, Morpheme…
Arten quantitativen Sprachwandels
Schwund
Zuwachs
-> Wörter schwinden weil sie veralten
-> Grapheme, Interpunktionszeichen, Phoneme, Affixe oder Flexive schwinden
-> syntaktische Konstruktionen schwinden
-> Schwund durch Zusammenfall von Einheiten (ä und e mit Punkt schwinden)
neue Elemente kommen zu einer Sprache hinzu
Qualitativer Sprachwandel
Veränderung hinsichtlich der Form oder des Inhalts (Wortbedeutung oder grammatische Funktion)
Arten qualitativen Sprachwandels
Wandel der Ausdrucksseite
Wandel der Inhaltsseite
Unterteilung Wandel der Ausdrucksseite
qualitativ-paradigmatische Veränderungen
qaulitativ-syntagmatische Veränderungen
Unterteilung in drei typen
-> Zerfall von Einheiten
-> Teilung von Einheiten
-> Verschiebung von Merkmalen von Einheiten
Unterteilung in zwei Typen
-> Kontraktion von Einheiten (Systolisierung)
Zusammendeutung zweier Einheiten ist Voraussetzung für Verschmelzungsprozesse
Wörter die häufig zusammen auftreten können zu einem Wort univerbiert und weiterentwickelt werden
z.B. der Schein der Sonne -> Sonnenschein
->Expansion von Einheiten (Diastolisierung)
Formen mit mehreren Funktionen in einer bestimmten Einheit werdne aufgespalten und auf mehrere Einheiten aufgeteilt
z.B. herzono -> Herzen
Wodurch entstehen Bedeutungswandel?
durch Bedeutungsverschiebung oder Veränderungen des Bedeutungsfeldes
Spezialisierungs- und Generalisierungsprozesse
Wodurch entsteht Funktionswandel?
-> eine lexikalische Einheit erhält zunehmend eine grammatische Funktion (Grammatiklaisierung)
-> eine grammatische Einheit erhält eine (neue) andere grammatische Fuktion (Umfunktionalisierung)
-> eie funktionslos gewordene Einheit erhält eine neue Funktion (Exaption)
Phasen des Verlaufs des Grammatiklaisierungsprozesses
Syntaktisierung
-> die freie Verteilung von Lexemen wird durch eine zunehmende Fixierung syntagmatisch eingeschränkt
-> häufige Kontaktstellungen
-> nach und nach spielt sich eine bestimmte Abfolge ein
Morphologisierung
-> zunehmender Übergang zum gebundenen Morphem
-> Übertritt in die Grammatik
Demorphemisierung
-> Abbau der lautlichen Struktur der Affixe und ggf. phonetischen Interaktion zwischen Affix und Stamm
-> z.B. beim i-Umlaut
Reduktion und Schwund des Affixes
In welchen Raltionen können die einzelnen sprachlichen Einheiten zueinander stehen?
oppositiv -> paradigmatisch
distributionell -> syntagmatisch
Wann geschieht eine Umstrukturierung des Teilsystems?
wenn gleichförmiger Wandel massenhaft auftritt und dadurch allmählich das Gefüge verändert wird
wenn gleichzeitig mit dem einzelnen Wandel auch das Sprachsystem verändert wird
Zusammnfassung Sprachwandelprozesse
Was ist Typologie?
-> Sprachen werden anhand struktureller Gesichtspunkte jeweils bestimmten Typen zugeordnet werden
-> Zuordnung erfolgt nicht primär nach historischer Verwandtschaft sonder gleicher oder ähnlicher Strukturen in Teilbereichen
(eine Sprache gehört nicht in allen Teilbereichen und zu jeder Zeit zu einem bestimmten Typen)
Arten typologischer Veränderungen
prosodisch -> von einer eher silbenzählenden zu einer eher akzentzählenden Sprache
morphologisch -> von einem ehemeals stark synthetischen zu einem gemischt analytisch-synthetischen Sprachbau
syntaktisch -> tendenziell von einer Verbendstellung zu einer Verbzweitstellung
(typologische Wandelerscheinungen sind nicht einzeln zu betrachten sondern hängen eng miteinander zusammen)
Was unterscheidet das Germanische vom Indogermanischen?
Im Indogermanischen kann der Akzent frei, je nach Wortform, auf jeder Silbe liegen
Seit dem Germanischen wird der Akzent fest auf die Stammsilbe gelegt
syntaktischer Wandel > morphologischer/prospdischer Wandel
Wie werden Vokale bei uns angeordnet? (Zungenposition)
Trapez
kann auf ein Dreieck reduziert werden (doppelte Ausführung -> Kurz- und Langvokale)
Was ist die Indogermanische Symmetrie?
symmetrisches Vokalinventar, in dem alle Positionen besetzt sind
Was ist die Urgermanische Asymmetrie?
Vokale fielen zusammen, Symmetrie geriet außer Balance
Initialakzent
Der Akzent liegt im Althochdeutschen systematisch auf der ersten Stammsilbe eines Wortes. Beispiel: ahd. „bótan“ (bieten). Das Deutsche hat diesen Initialakzent bis heute beibehalten, während andere Sprachen wie z.B. Latein variablen Akzent hatten
Primärumlaut
Lautbeeinflussung durch ein /i/ oder /j/ in der Folgesilbe. Beispiel: germ. *gastiz > ahd. „gäst“ (später „Gast“).
Sekundärumlaut
Auch andere Laute wie /u/ in der Folgesilbe bewirken Umlaut. Beispiel: ahd. „hôhan“ (hoch) > mhd. „hœher“.
Diphtongierung
hus -> Haus
Einfacher Laut wandelt sich zu einem Doppellaut
Monophthongierung
Doppellaut wandelt sich zu einem einfachen Laut
Synkope
Ausfall eines Vokals im Inneren eines Wortes
verstorbenen -> verstorb´nen
Apokope
Wegfall eines Vokals am Wortende
wäre -> wär
Rhotazismus
Wandel von /s/ zu /r/ im Auslaut oder vor bestimmten Konsonanten
Erste Lautverschiebung
Die stimmhaften Verschlusslaute b, d und g wurden zu stimmlosen Verschlusslauten p, t und k: labium → Lippe; duo → twai (zwei); ager → Acker
Die behauchten Verschlusslaute bh, dh und gh wurden zu stimmhaften Reibelauten (Frikative) und schließlich zu den stimmhaften Verschlusslauten b, d und g: nábhas → nebul (Nebel); dhur → door; ghostis → gast.
Zweite Lautverschiebung
Der Übergang vom Germanischen zum Althochdeutschen vollzog sich mit bestimmten Veränderungen. Sie betrafen vor allem
1. die stimmlosen Verschlusslaute im Anlaut und in der Verdopplung
Germanische Sprachen
p
t
k
Perd
settian
wekkian
pf, f
(t)s
ch
Pferd
setzen
wechan (wecken)
2. die stimmlosen Verschlusslaute nach einem Vokal
opan
etan
makon
ff/f
ss
(c)h
offen
essen
machen
3. die stimmhaften Verschlusslaute b, d, g
b
d
g
bairan
daughter
giban
peran (tragen)
Tochter
kepan (geben)
Vernersches Gesetz
Ergänzung zur Ersten Lautverschiebung
Wenn der indogermanische Akzent nicht auf die vorangehende Silbe fiel, wurden die nach der ersten Lautverschiebung entstandenen stimmlosen Reibelaute stimmhaft.
Synkretismus
Zwei oder mehr Formen fallen zusammen.
Kasusnivellierung
Reduktion der Kasusformen: Verlust oder Zusammenfall von Kasusendungen.
Produktivität
Bedeutung: Manche Wortbildungsprozesse bleiben produktiv, andere veralten.
Suffix „-heit“ (Schönheit) bleibt produktiv, das Suffix „-nisse“ (z.B. „Finsternis“) ist unproduktiv.
Tempusprofilierung
Tempusprofilierung bezeichnet in der Sprachgeschichte den Prozess, bei dem die Tempora (also die grammatischen Zeitformen) klarer voneinander abgegrenzt und spezialisierter verwendet werden. Im älteren Deutsch (z.B. im Althochdeutschen) war die Verteilung und der Gebrauch der Tempora noch unschärfer. Mit der Zeit hat sich die Verwendung der einzelnen Zeitformen präzisiert – daher spricht man von einer „Profilierung“.
In älteren Sprachstufen wurden Zeitformen oft flexibler und weniger streng eingesetzt.
Morphologiseriung des Umlauts
Ursprünglich war der Umlaut ein rein phonologischer Prozess, der von der lautlichen Umgebung ausgelöst wurde (z.B. ein /i/ oder /j/ in der Folgesilbe bewirkte einen Umlaut). Im Laufe der Sprachgeschichte wurde dieser Umlaut von einem rein lautlichen zu einem morphologischen Mittel, d.h., er wurde zu einem festen Bestandteil der Grammatik.
Der Umlaut wurde systematisch genutzt, um grammatische Informationen zu signalisieren, etwa:
Pluralbildung
Steigerung von Adjektiven
Flexion von Verben
Pluralbildung bei Substantiven:
ahd.: „Gast“ – „gesti“ (phonologischer Umlaut durch /i/)
nhd.: „Gast“ – „Gäste“ (Umlaut als Pluralmarker, auch wenn kein /i/ mehr vorhanden ist!)
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