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Altfragen

MT
von Maria T.

Was sind Verfahren der 3. Welle?

  • Achtsamkeit, vor dem Hintergrund biografischer Erfahrungen entstandene Schemata, stärkere Betonung der therapeutischen Beziehung, Fokus auf Emotionsregulation, Akzeptanz

  • Linehan: DBT, Validierung; Young: Schemata, Reparenting, Kabat-Zinn: Achtsamkeit, Hayes: ACT, McCollough: CBASP

  • DBT für BPS: neurobehaviorales Störungsmodell (biologische Prädisposition + Invalidierung): hohe Sensitivität für emotionale Reize, intensive und langanhaltende emotionale Reaktionen, Dialektik aus Akzeptanz + Veränderung, Validierung, VA, Skills, strikte Zielhierarchie, klare Absprachen + Regeln, Non-Suizid-Vertrag, Notfallkontakte, engmaschige Gruppenintervision

  • Schematherapie (Young): Schemata sind Muster aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und Körperempfindungen. Sie steuern Verhalten.

    5 Schemadomänen: u.a. Ablehnung, Leistung/Autonomie, Fremdbezogenheit

    3 maladaptive Bewältigungsreaktionen: Überkompensation, Vermeidung, Erduldung

    Modi: gesunder Erwachsener, verletztes/impulsives Kind, strafende/emotional fordernde Eltern, Bewältigung)

    Limited Reparenting, Imagination mit Rescripting, Stuhlarbeit Ziel: Schemaheilung durch Bedürfniserfüllung, ges. Erw. stärken

  • MBSR (Kabat-Zinn): Gruppentraining, Stressbewältigung durch Achtsamkeit (Body Scan, Yoga, Meditation)

  • MBCT (Segal, Williams & Teasdale): Gruppentraining mit 8 Sitzungen, MBSR + kognitive Techniken der Depressionsbehandlung

  • ACT (Hayes): VT-Techniken + Achtsamkeit + Werte, Defusion, unangenehme Empfindungen nicht vermeiden

  • CBASP (McCollough) VT + TP, Piaget, SOH, Situationsanalysen (Einfluss von Grundaufnahmen auf Umgang mit anderen), Interpersonelle Diskriminationsübungen, DPE, Übertragungshypothese


Pat. in erster Sprechstunde suizidal, wie gehen Sie vor?

  • offen und deutlich thematisieren, Botschaft: „Sie sind nicht allein damit. Ich halte das aus.“

  • Risikofaktoren prüfen: männlich, alleinstehend, akuter Verlust, Suizidversuch in der Vorgeschichte

  • Risikopsychopathologie: bei starker Einengung, Hoffnungslosigkeit, imperativen Stimmen, Wahn & Psychose IMMER stationär!

  • Stadium der Suizidalität einschätzen: Distanzierungsfähigkeit, Handlungsdruck, Verfügbarkeit der Suizidmittel

  • Protektivfaktoren und Ressourcen explorieren, Ambivalenzen fördern

  • Einweisung: mit dem Patienten besprechen und einleiten (Wird er allein vorstellig? Holt ihn ein Angehöriger ab und bringt ihn hin?), Patient bitten im Zimmer zu bleiben & jemand anderen als Aufsicht dazu holen o. im Wartezimmer unter Aufsicht Platz nehmen lassen, dann Kontakt zum Sektorkrankenhaus.

    „Ich habe gehört, dass…“ „So können wir ambulant nicht weiterarbeiten“ „Jetzt ist es erstmal wichtig, dass wir Ihr Überleben sichern“, „Ich verstehe, dass sie gerade keinen anderen Ausweg sehen“ „Deshalb bin ich der Meinung, dass sie sich stationär in einer Klinik behandeln lassen sollten“ „Was würden Sie von mir halten, wenn ich Sie jetzt einfach gehen lassen würde?“ „Ich mache das, weil Sie mir wichtig sind/Ich mache mir Sorgen um Sie“

    Schiffsmetapher: seeuntüchtiges Schiff soll raus aufs Meer, Reparatur auf offenem Meer nicht mögl., erstmal ruhigen Hafen ansteuern

    Angebot, dass Pat. danach wiederkommen darf

    Sorgen bzgl. Klinik aufgreifen

    3-4x wiederholen, dann klarstellen: „Wir machen das jetzt so“


Wie führt man Biofeedback durch? Was gibt es zu beachten?

  1. kognitive Vorbereitung: Wissenschaftlich fundiertes Verfahren, bei dem körperliche Prozesse, die nicht oder nur ungenau wahrgenommen werden, rückgemeldet und damit bewusst gemacht werden. Die technisch registrierten physiologischen Prozesse werden in graphischer oder akustischer Form dargestellt.

  2. Anlegen der Messfühler / Baseline-Erhebung

  3. Demonstration psychophysiologischer Zusammenhänge durch Induktion von Stress (z.B. mathematische Aufgaben lösen)

  4. Übungsphase: Patient erhält die Aufgabe, den Messwert anhand der Rückmeldungen erstmal „irgendwie“ zu beeinflussen, später soll er gezielte Beeinflussung erlernen

  5. Alltagstransfer und Generalisierung der Therapieerfolge (z.T. mit tragbaren Übungsgeräten)

Allgemeine Indikationen: Demonstration psychophysiologischer Zusammenhänge, Aufbau eines psychosomatischen Krankheitsmodells, Stress- und Schmerzbewältigung, Angstbewältigung (Entspannung und Exposition), Verbesserung der Entspannungsfähigkeit

speziell im motorischen System: Kopfschmerzen, Zervikalsyndrom, Inkontinenz, Rückenschmerzen, Bruxismus, Fehlhaltungen des Bewegungsapparates (Skoliose)

im vegetativen System: Essentielle Hypertonie, Störungen der peripheren Gefäßdilatation (u.a. Migräne, Morbus Raynaud), Herzrhythmusstörungen

im ZNS: Epileptische Anfälle, ADHS, Schlafstörungen, Depressionen, Angst, Tinnitus, Schmerzstörungen

Wirksamkeit:positive Evidenz hinsichtlich u.a. Depressivität, Angststörungen, Schlafstörungen, Migräne, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Inkontinenz

Schmerzpatienten: Psychoedukation, Besonderheiten, Behandlungsmöglichkeiten, akute vs. chronische Schmerzen, Medikation?

  • akuter Schmerz hat Warnfunktion (mechanische, thermische, chemische Schädigung) + sorgt für Schonung

  • Schmerzen begleiten oft Erkrankungen oder Verletzungen, können aber als Schmerzsyndrom einen eigenen Krankheitswert erlangen. 

  • Schmerzrezeptoren benötigen einen vergleichsweise starken Reiz, um erregt zu werden. Außerdem adaptieren sie nicht, d.h. ein schnell wiederholter Reiz führt nicht zu einer Verminderung der Erregbarkeit. Ihre Aktivierbarkeit wird durch Schmerzmediatorenmoduliert (z.B. Serotonin).

  • Der Körper ist ein Kochtopf voller Reize und das Gehirn ist der Koch. Der Schmerz entsteht im Gehirn. In der Bildgebung wird auch sozialer Schmerz (Ablehnung) sichtbar. Emotionale und körperliche Schmerzen sind in der Reizweiterleitung nicht zu unterscheiden.

  • viele Schmerzqualitäten (sensorisch: bohrend, stechend; affektiv: quälend, zehrend; Belastungs- vs. Ruheschmerz)

  • Schmerztypen: somatischer Schmerz (Muskeln, Haut); viszeraler Schmerz (Eingeweide); Nozizeptorenschmerz; neuropathischer Schmerz (Schädigung des Nervensystems, z.B. bei Amputationen); psychogener Schmerz (ohne somatische Ursache); chronischer Schmerz (länger als 6 Monate, Ausbildung des Schmerzgedächtnisses, Warnfunktion ist verloren gegangen)

Medikation

1) peripher wirkende Medikamente, welche die Nozizeptoren beeinflussen, z.B. Aspirin, Paracetamol

2) zentral wirkende Medikamente hemmen die Übertragung zwischen den Neuronen der aufsteigenden Schmerzbahnen, z.B. Opioide: Morphium

3) adjuvante Medikamente wie TZA, welche die emotionale Bewertung des Schmerzes verändern sollen

Bei Patienten mit SFS wird die Behandlung mit TZA (Amitryptilin, Desipramin, Trimipramin) empfohlen, aber nicht der Einsatz von Benzodiazepinen und Neuroleptika!

Was ist Applied Tension/Angewandte Anspannung (nach Öst und Sterner)? Wie geht man vor? Wie lange muss der Pat durchschnittlich anspannen?

Indikation: Blut-Spritzen-Phobie. Vorgehen: Anspannung der großen Skelettmuskeln für 15-20s (bis Wärme im Gesicht), dann Lockerung zum Ausgangsniveau (keine Entspannung) für 30s. 5x wiederholen. Hausaufgabe: 5x täglich (also 5x5 Zyklen). Bei ersten Anzeichen eines Blutdruckabfalls [biphasische vasovagale Reaktion] (z.B. Schwindel, mulmiges Gefühl) Anwendung der Technik bis Symptome abklingen. Konfrontation mit angsterzeugendem Stimulus (Fotos bis Impfung) graduiert und erst dann, wenn Patient Technik bereits beherrscht. Mit Blutdruckmessgerät dem Pat. zeigen, dass er seinen Blutdruck in die Höhe bringen kann mittels AT.

Abgrenzung zur Applied Relaxation/Angewandten Entspannung (nach Öst)

Indikation: Angststörungen, v.a. GAS mit starker körperlicher Symptomatik. Ziel: Zustand der Entspannung in Sekundenschnelle herstellen, dadurch Symptommanagement.  Basiert auf PMR. Erlernen: Selbstbeobachtung (frühe Angstsignale wahrnehmen), dann PMR, dann PMR ohne vorherige Anspannung: konzentrierte Entspannung (5-7min), dann konditionierte Entspannung mit Hinweiswort (z.B. „Ruhe“), dann differenzielle Entspannung: Signalwort in verschieden Aktivitätszuständen (sitzen, stehen, gehen), dann schnelle Entspannung (in wenigen Atemzügen in kritischen Situationen), dann Anwendung in Angst- und Stresssituationen (in sensu und in vivo)

Unterschied: AT will keine Entspannung, sondern Blutdruckabfall stoppen

Wie lange, also wie viele Sitzungen benötigt man, um die jeweilige Methode zu etablieren?

Schätzung: 24h KZT, AR braucht länger als AT. Intensives Üben zuhause notwendig, mindestens 7 Wochen, bis Effekte für Pat. spürbar werden. In jedem Fall nimmt die AR zu Beginn der Behandlung den Großteil der jeweiligen Sitzung ein, im Verlauf dann immer weniger. Die Grundidee an sich kann in 1-2 Sitzungen vermittelt werden.

GAS: Was läuft da genau ab? Welche Prozesse?

Kennzeichen von GAS Patienten: bleibendes Gefühl der Unvorhersagbarkeit und Unkontrollierbarkeit bedrohlicher Ereignisse, erhöhte Aufmerksamkeit auf bedrohliche Reize, geringe Unsicherheitstoleranz, geringe Problemlösezuversicht, positive Metakognitionen über Sorgen

-      generalisierte, freiflottierende, anhaltende Angst und Besorgnis: nicht auf bestimmte Situationen in der Umgebung beschränkt

-      Bei der GAS werden hauptsächlich nicht externe Angst auslösende Stimuli vermieden, sondern internale Prozesse auf physiologischer Ebene.

-      Sorgen sind nicht bildhaft, sondern abstrakt.  Beim Sorgen werden nur kognitive Anteile der Furchtstruktur aktiviert. Emotionale und physiologische Aspekte werden nur unzureichend aktiviert. Eine ausführliche, intensive Beschäftigung mit dem Thema bleibt demnach aus. Sorgen verhindern eine starke physiologische Angstreaktion, da sie kurzzeitig physiologischen Stress / autonome Erregung reduzieren können: keine Panikattacke, keine Habituation, kurzfristige Beruhigung

-      langfristig: chronische Anspannung, erhöhte Vigilanz und erhöhtes Gefahrenmonitoring (CAS)

-      Sich Sorgen hält somit Furchtnetzwerk aufrecht: keine Problemlösung, keine neuen Bewältigungsfähigkeiten

-      weitere aufrechterhaltende Faktoren:

˒   Sorgenketten: Das Hüpfen von einer Sorge zu einer anderen verhindert, dass Sorgen zu Ende gedacht werden. Dies verhindert die intensivere Beschäftigung und somit die emotionale Verarbeitung der Sorge, wodurch das Widerauftreten der Sorge verstärkt wird

˒   Kontroll- und Vermeidungsstrategien wirken nur kurzfristig und halten langfristig Sorgen aufrecht: Ablenkung, Vermeidung [Nachrichten], Rückversicherung [Familienangehörige anrufen], Gedankenunterdrückung, Selbstmedikation [Sedativa oder Alkohol]

positive Metakognitionen: „Wenn ich mich ausreichend sorge, geht alles gut/ bin ich auf alles vorbereitet.“

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Maria T.

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