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SSV

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von Tabasam S.

ICD-10 F91 – Störung des Sozialverhaltens



! F90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens

allgemeine Kriterin für Hyperkinetische Störung F90 und SSV F91 müssen erfüllt sein

-> hier keine schwere Form von SSV sondern eher gängiges Wutausbrüche, Regelverweigerung, Streiten mit Erwachsenen, Regelnbrechen, Lügen um Verpflichtungen zu vermeiden und nicht Brandstiftung, Waffenbesitz, Quälerei


Allgemeine Kriterien:

Damit eine Störung des Sozialverhaltens diagnostiziert werden kann, müssen:

  • andauerndes, wiederholtes Muster von dissozialem (regelverletzend), aggressivem oder aufsässigem (verweigernd/trotzig) Verhalten vorliegen

  • das Verhalten deutlich über altersentsprechendes Maß hinausgehen

  • eine Dauer von mindestens 6 Monaten bestehen

  • und das Verhalten zu deutlicher Beeinträchtigung im sozialen, schulischen oder familiären Bereich führen

⚙️ Typische Verhaltensweisen (ICD-10 Beispiele):

Mindestens 3 oder mehr der folgenden Merkmale in den letzten 12 Monaten (davon mind. 1 in den letzten 6 Monaten):

  1. Aggression gegenüber Menschen oder Tieren:

    • Schikanieren, Bedrohen oder Einschüchtern anderer

    • Körperliche Kämpfe beginnen

    • Grausamkeit gegenüber Menschen oder Tieren

    • Erzwingen sexueller Handlungen

  2. Zerstörung von Eigentum:

    • Absichtliches Zerstören von Dingen anderer

    • Brandstiftung mit Schadensabsicht

  3. Betrug oder Diebstahl:

    • Lügen, um Vorteile zu erlangen

    • Stehlen ohne direkte Konfrontation (z. B. Laden- oder Taschendiebstahl)

  4. Schwere Regelverstöße:

    • Häufiges Schulschwänzen

    • Weglaufen von zu Hause

    • Massive Missachtung elterlicher Verbote oder Regeln


Behandlungsplan/intervention und Therapie



(Verstärkerplan: Ein Verstärkerplan ist ein therapeutisches oder pädagogisches Werkzeug, das durch die Belohnung erwünschten Verhaltens dazu dient, dieses Verhalten häufiger auftreten zu lassen. Dabei werden Ziele formuliert, die durch das Erreichen bestimmter Punkte oder Abzeichen auf dem Plan erreicht werden. Diese Punkte können dann gegen vorher festgelegte Belohnungen eingetauscht werden, um das Kind zu motivieren und ihm zu helfen, positive Gewohnheiten zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen.)

Evidenzbasierte Ansätze:

= schwer zu behandeln

= Teamarbeit mit Helfersystemen (Jugendamt)


  • KVT (kognitiv-verhaltenstherapeutisch)

  • Problemlösetraining

  • Aggression als Eisberg (Eine Eisberg-Metapher dient dem Verständnis aggressiven Verhaltens. Wie bei einem Eisberg ist bei einer Aggression in erster Linie das oberflächliche Verhalten sichtbar, während die Gründe für das Verhalten nicht von außen erkennbar sind. Eine Übung dient der Reflexion über mögliche Gründe aggressiver Verhaltensweisen.)

  • Selbstmanagementstrategien: Selbstbeobachtung, Selbstbeurteilung, Selbstverstärkung

  • Emotionsregulationstrainings 

    • Erlernen von Intensität und Häufigkeiten (Skalierungen, Tagebücher) ; gm. Erarbeiten anderer Strategien zur Emotionsregulation

    • Situationen (Realisierbarkeit+Motivation!) -Einüben/Rollenspiele in der Therapie 

    • Mit Hilfe von Therapieaufgaben im Alltag geübt (Tokensysteme) 

      —> je nach Alter; Einbezug von Bezugspersonen

  • Soziales Kompetenztraining (Rollenspiele, Perspektivübernahme, Entspannungsübungen)


    • Sehr strukturierte Gruppen 

    • Gruppenregeln, gelbe Karten, rote Karten 

    • Auszeiten zur Selbstregulation erwünschtes Verhalten muss verstärkt und belobigt werden

    • Rollenspiele

    • Förderung von Perspektivwechsel, Erkennen von Emotionen

    • Entspannungsübungen -wichtig für Selbstregulation 

    • Ziele für SKT festlegen (SMART-Kriterien), an denen die Kinder fortwährend arbeiten können

    • Positive Rückmeldungen über die Kinder an die Eltern geben

  • Ärger-Kontrolltraining, Wutvulkan

  • Störungsspezifisches Elterntraining (klare Regeln, Verstärkerpläne/Lob-Stern, Vermeidung harscher Erziehung)

    —> störungsspezifisches Elterntraining, Beratung, ggf. Schulwechsel also Ermöglichung neuer sozialer Lernerfahrungen in konkreten Situationen im Alltag

  • Netzwerkarbeit (Schule, Jugendamt, Freizeitgestaltung, Ganztagsangebote)

  • körperliche Untersuchung und Labordiagnostik:

    Pflegezustand, körperliche Misshandlung, Substanzmissbrauch, Selbstverletzungen, Urin Drogenscreening


Setting:

  • Ambulant → leicht/mittelgradig

  • Teilstationär / stationär → schwere Verläufe, Gefährdungslagen

Motivation:

  • Positives Erleben vermitteln, klare Regeln, Verstärkerpläne, Therapievertrag.

  • Kind stärken, Eltern coachen.

💊 Medikation:

  • Risperidon (Einnahme für 6 Wochen; nicht länger)

  • Keine Zulassung für isolierte SSV.

  • Bei ADHS + SSV (F90.1): Stimulanzien, Guanfacin.

  • Neuroleptika: nur in Ausnahmefällen (z. B. Aggression bei Intelligenzminderung, stationär, max. 6 Wochen).

⚠️ Akute Fremdgefährung von Mitmenschen, Eigengefährdung, Akute Misshandlungsgefahr des Kindes bzw. Jugendlichen, Notwendigkeit der Entlastung der Eltern -> Solche Notfälle/Sondersituationen immer bewerten und dokumentieren eventuell ist eine Herausnahme des Patienten aus der Familie zu bewirken


Subtypen

F91.0

  •  Die allgemeinen Kriterien für eine Störung des Sozialver-haltens (F91) müssen erfüllt sein.

  •  Drei oder mehr der unter F91, Gl., genannten Symptome müssen vorliegen, davon mindestens drei von 9.-23.

  •  Mindestens ein Symptom von 9. -23. muss mindestens sechs Monate lang vorgelegen haben.

  • Die Störung der Sozialverhaltens beschränkt sich auf den familiären Rahmen

F91.1

  •  Die allgemeinen Kriterien für eine Störung des Sozialver-haltens (F91) müssen erfüllt sein.

  •  Drei oder mehr der unter F91, Gl., genannten Symptome müssen vorliegen, davon mindestens drei von 9.-23.

  •  Mindestens ein Symptom von 9. -23. muss mindestens sechs Monate lang vorgelegen haben.

  • Wenig Beziehungen zu Gleichaltrigen mit Isolation, Zurückweisung oder Unbeliebtheit; Fehlen längerdauernder enger gegenseitiger Freundschaften.

F91.2

  1. Die allgemeinen Kriterien für eine Störung des Sozialver-haltens (F91) müssen erfüllt sein.

  2. Drei oder mehr der unter F91, Gl., genannten Symptome müssen vorliegen, davon mindestens drei von 9.-23.

  3. Mindestens ein Symptom von 9.-23. muss mindestens sechs Monate lang vorgelegen haben.

  4. Die Störung des Sozialverhaltens tritt auch außerhalb von zuhause oder außerhalb des familiären Rahmens auf.

  5. Beziehungen zu Gleichaltrigen im normalen Ausmaß.

F91.3

  • Die allgemeinen Kriterien für eine Störung des Sozialer-haltens (F91) müssen erfüllt sein.

  • Vier oder mehr der unter F91, Gl., angegebenen Symptome müssen vorliegen, aber nicht mehr als zwei Symptome von 9. - 23.

  • Die Symptome des Kriterium B. müssen für das Entwicklungsalter unpassend und unangemessen sein.

  • Mindestens vier Symptome müssen mindestens sechs Monate vorgelegen haben.


Subtyp

Abgrenzendes Kriterium

F91.0 Auf familiären Rahmen beschränkt

Auffälliges Verhalten nur zu Hause. In Schule, Freizeit, mit Gleichaltrigen meist unauffällig.

F91.1 Mit fehlenden sozialen Bindungen

Kind/Jugendlicher kaum oder keine tragfähigen Beziehungen; Verhalten zeigt sich isoliert, ohne loyale Freunde/Gruppe.

F91.2 Mit vorhandenen sozialen Bindungen

Deutlich dissoziales Verhalten, aber enge Bindungen bestehen (z. B. Clique, „beste Freunde“). Meist Teil einer Gruppe, die Regelverstöße mitträgt.

F91.3 Mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten

Trotz, Streitlust, Provokation stehen im Vordergrund; keine schweren Delikte wie Grausamkeit, Zerstörung, wiederholte Straftaten.

F91.8 Sonstige SSV

Verhalten passt nicht eindeutig in eine der obigen Kategorien (Mischformen oder atypische Verläufe).

F91.9 Nicht näher bezeichnet

Wenn zu wenig Informationen vorliegen, um eine genauere Subklassifikation vorzunehmen.


Author

Tabasam S.

Informationen

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