Was ist Psychologie?
Psychologie ist eine empirische Wissenschaft
Ziel der Psychologie ist die Beschreibung, Erklärung, Vorhersage und ggf. die Modifikation von Erleben und Verhalten
Dazu werden Theorien formuliert, welche mit wissenschaftlichen Methoden überprüft werden.
Wie genau sieht eine Theorie aus?
Ein System von Aussagen zur Beschreibung, Erklärung, Vorhersage und ggf. der Modifikation von Erleben und Verhalten.
Eine gute Theorie muss
widerspruchsfrei
Aussagen dürfen sich nicht widersprechen
überprüfbar
Die Theorie sollte an der realität überprüfbar sein und ggf. durch empirische Daten falsifiziert werden können
explizit
Begriffe und Aussagen müssen klar definiert sein, damit sie von anderen Interpretiert werden können
Vage Aussagen sind wissenschaftlich unbrauchbar
Beispiel: Die Big-Five-Persönlichkeitstheorie
Sie definiert fünf klare, voneinander abgrenzbare Persönlichkeitsdimensionen (z. B. Extraversion, Neurotizismus).
Warum explizit? Die Begriffe sind genau operationalisiert (z. B. durch Fragebögen messbar), sodass klar ist, was gemeint ist.
empirisch verankert sein
Eine gute Theorie muss sich auf beobachtbare und messbare Daten stützen
Wie genau ist ein Forschungsvorhaben strukturiert?
Problem (Forscungsfrage oder Problemdarstellung)
Hier wird beschrieben, was untersucht werden soll und warum.
Man stellt eine konkrete Forschungsfrage oder Hypothese.
Beispiel: Hat Social-Media-Nutzung einen Einfluss auf das Selbstwertgefühl von Jugendlichen?
Sampling (Stichprobe)
Man entscheidet, wen man untersucht: also wer zur Zielgruppe gehört und wie man die Personen auswählt.
Wichtig: Die Stichprobe sollte möglichst repräsentativ sein.
Beispiel: Man befragt 200 Jugendliche im Alter von 14–18 Jahren aus verschiedenen Schulen.
Design (Versuchsaufbau)
Hier wird festgelegt, wie die Untersuchung durchgeführt wird. Es gibt verschiedene Arten von Designs (z. B. experimentell, quasi-experimentell, korrelativ).
Beispiel: Ein korrelativer Aufbau – man misst Social-Media-Zeit und Selbstwertgefühl und schaut, ob sie zusammenhängen.
Measurement (Messung)
Welche Instrumente oder Methoden verwendet man, um die interessierenden Merkmale zu erfassen?
Beispiel:
• Social-Media-Nutzung: Eigener Fragebogen zu Nutzungsdauer
• Selbstwertgefühl: Rosenberg-Selbstwertskala (ein standardisierter Fragebogen)
Analysis (Datenanalyse)
Die erhobenen Daten werden statistisch ausgewertet. Hier entscheidet sich, ob die Hypothese bestätigt wird oder nicht.
Beispiel: Eine Korrelationsanalyse, um den Zusammenhang zwischen Nutzungsdauer und Selbstwert zu prüfen.
Conclude (Schlussfolgerung)
Basierend auf den Ergebnissen zieht man eine wissenschaftliche Schlussfolgerung. Man diskutiert auch mögliche Limitationen (z. B. Verzerrungen) und schlägt ggf. weitere Forschung vor.
Beispiel: „Je mehr Zeit Jugendliche auf Social Media verbringen, desto niedriger ist ihr Selbstwertgefühl – allerdings zeigt die Studie nur eine Korrelation, keine Kausalität.“
Anaylsis Grundbegriffe:Statistische Einheiten
Definiere:
Statistische einheiten
Merkmal
Variable
Konstante
Merkmalsausprägung
Das sind die Objekte, die untersucht werden.
Sie werden auch Untersuchungseinheiten oder Fälle genannt.
Beispiel: Wenn du 100 Schülerinnen befragst, ist **jeder einzelne Schüler*in eine statistische Einheit**.
Ein Merkmal ist eine Eigenschaft, die du an den statistischen Einheiten untersuchst.
Beispiel: „Alter“, „Geschlecht“, „Schulnote“, „Social-Media-Nutzung“ – das sind alles Merkmale.
Der Begriff Variable wird oft synonym zu „Merkmal“ verwendet, aber eher im statistisch-technischen Kontext.
Unterschied: Eine Variable ist die messbare Umsetzung eines Merkmals.
Beispiel: Das Merkmal „Schulnote“ wird als Variable z. B. mit Werten von 1 bis 6 kodiert.
Eine Konstante ist ein Merkmal, das für alle Untersuchungseinheiten denselben Wert hat – also nicht variiert.
Beispiel: Wenn du nur Schüler*innen aus der 10. Klasse untersuchst, dann ist „Klassenstufe“ eine Konstante (alle = 10).
Das ist der konkrete Wert, den ein Merkmal bei einer bestimmten statistischen Einheit annimmt.
• Merkmal: Geschlecht
• Mögliche Merkmalsausprägungen: „männlich“, „weiblich“, „divers“
• Für eine bestimmte Person: Ausprägung = „weiblich“
Welche verschiedenen Arten von Variablen gibt es?
Qualitativ/kategorial
Diese Merkmale beschreiben Eigenschaften oder Kategorien, keine Zahlen.
Man kann sie in Gruppen einteilen, aber nicht rechnen.
Beispiele:
• Geschlecht (männlich / weiblich / divers)
• Augenfarbe (blau, braun, grün)
• Lieblingsfach (Mathe, Bio, Kunst)
quantitativ (Diese Merkmale sind zahlenmäßig erfassbar – man kann mit ihnen rechnen.)
Man unterscheidet zwei Untertypen:
stetig
diskret (Hier gibt es nur bestimmte Werte, also keine Zwischenstufen.
Man zählt, nicht misst.)
natürlich diskret
Die Ausprägungen sind von Natur aus zählbar.
• Anzahl der Geschwister (0, 1, 2…)
• Wie oft warst du im Kino?
• Anzahl bestandener Prüfungen
künstlich diskret
Eigentlich ein stetiges Merkmal, das aus praktischen Gründen in Gruppen eingeteilt wird.
• Schulnoten (1, 2, 3…)
• Alter in Altersgruppen (z. B. 0–10, 11–20 Jahre)
In vielen Fällen ist es einfacher, Gruppen zu vergleichen als feine Unterschiede zwischen unendlich vielen Werten zu analysieren.
Statt Körpergrößen wie 168,4 cm vs. 169,2 cm zu vergleichen, teilt man die Daten in Gruppen wie:
• „<170 cm“
• „170–180 cm“
• „>180 cm“
So kann man Ergebnisse leichter beschreiben, zusammenfassen und darstellen.
Was ist Population und Stichprobe?
Was bedeuten die Begriffe und was ist der Unterschied?
Die Population
ist die Gesamtheit aller Personen oder Objekte, über die man eine Aussage treffen möchte.
Wenn du herausfinden willst, wie zufrieden alle Schüler*innen in Deutschland mit dem Online-Unterricht waren,
dann ist die Population = alle Schüler*innen in Deutschland.
Die Stichprobe
ist der Teil der Population, den du tatsächlich untersuchst.
Sie soll möglichst repräsentativ sein – also ein gutes Abbild der Gesamtbevölkerung.
Du befragst 500 Schüler*innen aus verschiedenen Bundesländern → das ist deine Stichprobe.
Man nimmt Stichproben, weil es meistens unmöglich oder zu aufwändig ist, die ganze Population zu untersuchen.
Also nimmt man eine Stichprobe, erhebt dort Daten – und schließt dann von der Stichprobe auf die Population (→ Inferenzstatistik).
Was sind/beschreibt die deskriptive/Inferenzstatistik?
Deskriptive Statistik
(= beschreibende Statistik)
Sie dient dazu, Daten zusammenzufassen und anschaulich darzustellen – ohne darüber hinauszugehen.
Was sie macht:
• Daten ordnen, darstellen, beschreiben
• Verwendet Kennwerte wie:
• Mittelwert, Median, Standardabweichung, Prozentwerte
• Zeigt Daten z. B. in:
• Tabellen
• Diagrammen (z. B. Balkendiagramm, Histogramm)
Du befragst 100 Schüler*innen zum täglichen Handygebrauch und berechnest:
• Durchschnittliche Nutzung = 3,2 Stunden
• 60 % nutzen das Handy mehr als 3 Stunden
→ Das ist deskriptive Statistik: Was sagt die Stichprobe aus?
Inferenzstatistik
(= schließende Statistik)
Sie geht einen Schritt weiter: Man zieht aus der Stichprobe Rückschlüsse auf die gesamte Population.
• Verwendet die Daten der Stichprobe, um Hypothesen zu testen
• Arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten, Konfidenzintervallen und Signifikanztests
• Zentrale Frage: Ist das, was ich in der Stichprobe sehe, auch in der Population wahrscheinlich?
Du willst wissen: Gilt der Zusammenhang zwischen Social-Media-Nutzung und Selbstwertgefühl, den du in deiner Stichprobe gefunden hast, auch für alle Jugendlichen in Deutschland?
→ Dann nutzt du Inferenzstatistik, z. B. mit einem Signifikanztest (p-Wert).
Was ist der Unterschied zwischen Theorie und Hypothese in der Psychologie?
Theorie
Eine Theorie ist ein System aus Aussagen, das Erleben und Verhalten erklärt, beschreibt, vorhersagt und ggf. verändert.
Merkmale:
• Abstrakt, übergeordnet
• Besteht meist aus mehreren Konzepten und Zusammenhängen
• Dient als Rahmen, aus dem man Hypothesen ableiten kann
• Muss widerspruchsfrei, überprüfbar, explizit, empirisch verankert sein
Theorie der kognitiven Dissonanz (Festinger):
Wenn Menschen in einem inneren Widerspruch leben (z. B. Verhalten ≠ Einstellung), erleben sie Spannung und versuchen, diesen Zustand zu reduzieren.
Hypothese
Eine Hypothese ist eine konkrete, überprüfbare Aussage, die man aus einer Theorie ableitet und empirisch testet.
• Spezifisch, oft auf eine bestimmte Situation oder Variable bezogen
• Formuliert einen Zusammenhang, eine Unterschiedsannahme oder eine Richtung
• Lässt sich testen und falsifizieren (widerlegen)
„Je stärker die erlebte Dissonanz, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person ihre Einstellung ändert.“
Eselsbrücke
„Die Theorie ist das Navi, die Hypothese ist die Route.“
Die Theorie ist wie ein Navigationssystem:
Sie gibt dir eine grobe Orientierung, wo es langgeht, was es alles gibt, und wie die Dinge zusammenhängen.
Die Hypothese ist eine konkrete Route, die du auswählst, um von A nach B zu kommen:
Du willst wissen, ob dieser Weg funktioniert – also testest du ihn.
Was sind Reflexionsfragen, die du dir am Ende eines Forschungsprojektes fragen solltest?
War unsere Fragestellung klar und eindeutig?
→ Wussten wir genau, was wir herausfinden wollten?
Passte unsere Untersuchung zur Frage?
→ Hat unser Forschungsdesign (z. B. Experiment, Umfrage) überhaupt geholfen, diese Frage zu beantworten?
War unsere Stichprobe geeignet?
→ Haben wir die richtigen Personen untersucht – und genug, um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen?
Haben wir gut und richtig gemessen?
→ Waren unsere Messinstrumente zuverlässig (reliabel) und haben sie wirklich das gemessen, was sie sollten (valide)?
Haben wir korrekt gerechnet und sinnvolle Annahmen gemacht?
→ Waren die statistischen Verfahren angemessen und die Annahmen dahinter erfüllt?
Wie kommunizieren wir unsere Ergebnisse sinnvoll?
→ Wie stellen wir die Ergebnisse verständlich, transparent und sachlich korrekt dar?
Zuletzt geändertvor 19 Tagen