Aus was besteht der Jahresabschluss?
(Siehe weit unten)
Der Jahresabschluss ist ein zentrales Element des betrieblichen Rechnungswesens und besteht – je nach Unternehmensform – aus mehreren Bestandteilen.
1. Bilanz
Zeigt die Vermögenslage eines Unternehmens zum Stichtag.
Gliederung in:
Aktiva (z. B. Anlagevermögen, Umlaufvermögen)
Passiva (z. B. Eigenkapital, Verbindlichkeiten)
2. Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
Zeigt die Ertragslage: also, ob ein Gewinn oder Verlust entstanden ist.
Gegenüberstellung von:
Erträgen (z. B. Umsatzerlöse)
Aufwendungen (z. B. Material, Personal, Miete)
3. Anhang
(Pflicht bei Kapitalgesellschaften)
Erläuterungen zu Bilanz und GuV
Detaillierte Infos z. B. zu Abschreibungen, Rückstellungen, Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden
4. Lagebericht
(bei größeren Kapitalgesellschaften)
Qualitative Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage
Zukunftsaussichten, Risiken, Branchensituation
(Siehe unten)
Mögliche Klausurfragen
Wichtiges Schaubild!
Was besagt das Maßgeblichkeitsprinzip?
Das Maßgeblichkeitsprinzip besagt, dass das handelsrechtliche Jahresergebnis(ergibt sich aus Gewinn und Verlust Rechnung) grundsätzlich auch die Grundlage für die steuerliche Gewinnermittlung bildet (§ 5 Abs. 1 EStG). Abweichungen sind nur dann möglich, wenn das Steuerrecht ausdrücklich andere Vorschriften vorschreibt. Dadurch wird die doppelte Bilanzierung vermieden und eine einheitliche Gewinnermittlung sichergestellt.
Was besagt das Realisationsprinzip?
Ein Gewinn darf erst dann in der Bilanz oder GuV erscheinen, wenn die Leistung erbracht und der Ertrag sicher ist (z. B. Verkauf abgeschlossen, Zahlung sicher).
Was besagt das Imparitätsprinzip?
Verluste müssen schon berücksichtigt werden, wenn sie erkennbar sind – selbst wenn sie noch nicht eingetreten sind.
Das heißt:
Risiken und drohende Verluste (z. B. Wertminderungen, Rückstellungen) müssen frühzeitig in der Bilanz erfasst werden, um vorsichtig zu bilanzieren.
Was sind Aktivierungsverbote bzw. Aktivierungswahlrechte?
Aktivierungsverbot bedeutet: Ein bestimmter Vermögensgegenstand darf nicht in der Bilanz als Aktivposten ausgewiesen werden – selbst wenn er einen wirtschaftlichen Wert hat. Beispiel: Selbst geschaffene Marken oder Firmenwerte dürfen laut HGB nicht aktiviert werden (§ 248 Abs. 2 Satz 2 HGB).
Aktivierungswahlrecht bedeutet: Das Unternehmen kann, muss aber nicht einen bestimmten Vermögensgegenstand aktivieren. Es hat also ein Wahlrecht. Beispiel: Entwicklungskosten für ein neues Produkt dürfen unter bestimmten Voraussetzungen aktiviert werden (§ 248 Abs. 2 Satz 1 HGB).
Was sind Vermögensgegenstände?
Vermögensgegenstände sind alle Dinge, Rechte oder Werte, die einem Unternehmen wirtschaftlich zuzurechnen sind und die einen messbaren Wert haben. Sie sind Bestandteil des Vermögens und werden in der Bilanz auf der Aktivseite ausgewiesen.
Voraussetzungen für einen Vermögensgegenstand:
Selbstständige Bewertbarkeit: Man muss den Wert in Geld ausdrücken können.
Einzelbewertung: Der Gegenstand muss einzeln erfassbar sein.
Zugehörigkeit zum Unternehmen: Er muss dem Unternehmen wirtschaftlich „gehören“.
Nutzung zur Gewinnerzielung: Er dient direkt oder indirekt dem Geschäftszweck.
Beispiele:
Materielle Vermögensgegenstände: Maschinen, Grundstücke, Fahrzeuge, Rohstoffe.
Immaterielle Vermögensgegenstände: Patente, Lizenzen, Software.
Finanzielle Vermögensgegenstände: Wertpapiere, Beteiligungen, Forderungen.
Was ist das Eigenkapital/Reinvermögen?
Das Reinvermögen (auch Eigenkapital genannt) ist der Teil des Vermögens eines Unternehmens, der nach Abzug aller Schulden übrig bleibt. Es zeigt, wie viel dem Unternehmen „gehört“, also den Eigentümern zur Verfügung steht.
Formel:
Reinvermögen = Vermögen – Schulden
Beispiel:
Ein Unternehmen hat:
Vermögen: 500.000 €
Schulden: 300.000 €
Dann ist das Reinvermögen = 500.000 € – 300.000 € = 200.000 €
Bedeutung:
Es ist ein Maß für die finanzielle Stabilität des Unternehmens.
In der Bilanz steht es auf der Passivseite unter dem Begriff Eigenkapital.
Was besagt das Weraufholungsverbot?
Das Wertaufholungsverbot ist ein Grundsatz aus dem Handelsrecht (§ 253 HGB), der besagt, dass ein bereits abgeschriebener Vermögensgegenstand nicht über seine ursprünglichen Anschaffungs- oder Herstellungskosten hinaus aufgewertet werden darf, selbst wenn sein tatsächlicher Wert wieder steigt.
Kurz erklärt:
Wenn der Buchwert eines Vermögensgegenstands z. B. wegen einer Wertminderung reduziert wurde (Abschreibung),
und sich der tatsächliche Wert später wieder erholt,
darf der Vermögensgegenstand höchstens bis zu seinem ursprünglichen Wert (Anschaffungswert) aufgewertet werden – nicht darüber hinaus.
Eine Maschine wurde für 100.000 € gekauft und später wegen Schaden auf 60.000 € abgeschrieben. Wenn sich der Marktwert wieder auf 90.000 € erhöht, darf in der Bilanz höchstens auf 100.000 € aufgewertet werden, nicht mehr.
Das Verbot soll eine vorsichtige Bilanzierung sichern und eine Überbewertung von Vermögen verhindern.
Was ist der Unterschied zwischen Perioden und permanent lifo?
Der Unterschied zwischen permanentem (perpetual) und periodischem (Perioden-) LIFO liegt in der Art und dem Zeitpunkt, wie Zugänge und Abgänge von Waren im Lager bewertet und verbucht werden:
1. Perioden-LIFO (periodisches Verfahren):
Bewertung erfolgt am Periodenende (z. B. Monats- oder Jahresende).
Es wird ein Gesamtzugang für die Periode betrachtet.
Abgänge werden so bewertet, als ob sie aus den letzten Zugängen der Periode stammen.
Keine laufende Lagerbuchhaltung nötig.
Wird in der Handels- und Steuerbilanz in Deutschland zugelassen.
Am Jahresende wird ermittelt, wie viel zu welchem Preis eingekauft wurde, und dann wird das LIFO-Prinzip rückwirkend auf die Gesamtabgänge angewendet.
2. Permanentes LIFO (perpetual Verfahren):
Jeder Zugang und Abgang wird sofort beim Eintreten verbucht.
Abgänge werden immer direkt aus den zuletzt eingegangenen Beständen gebucht – laufende Bewertung.
Aufwändiger, erfordert ständige Lagerbuchhaltung oder IT-Systeme.
Wird international anerkannt (z. B. in den USA nach GAAP), aber in Deutschland handelsrechtlich nicht zulässig.
Kauft man am Montag 100 Stück zu 10 €, dann am Mittwoch 50 Stück zu 12 € und verkauft am Donnerstag 80 Stück, werden die 80 Stück aus dem 12-€-Posten zuerst bewertet (soweit vorhanden), dann aus dem 10-€-Posten.
Was bedeutet IFRS?
IFRS steht für International Financial Reporting Standards. Das sind internationale Rechnungslegungsstandards, die von vielen Unternehmen weltweit zur Erstellung ihrer Jahres- und Konzernabschlüsse verwendet werden.
Ziel der IFRS:
Einheitliche, transparente und vergleichbare Finanzberichterstattung über Ländergrenzen hinweg
Erleichterung für Investoren, Kreditgeber und andere Adressaten, die international vergleichen wollen
Was besagt das Niederwertsprinzip?
Das Niederstwertprinzip im Handelsgesetzbuch (HGB) besagt:
Vermögensgegenstände dürfen höchstens mit dem niedrigeren Wert angesetzt werden, der sich aus dem Anschaffungs- oder Herstellungskosten und dem aktuellen Markt- bzw. Börsenpreis ergibt.
Kurz gesagt:
• Es dient dem Vorsichtsprinzip (§ 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB).
• Man darf Verluste vorwegnehmen, Gewinne aber nicht.
• Es schützt Gläubiger durch vorsichtige Bewertung.
Welche Arten von Rückstellungen dürfen nach § 249 HGB in der Handelsbilanz angesetzt werden – und unter welchen Voraussetzungen ist der Ansatz zulässig oder ausgeschlossen?
Was ist ein schwebendes Geschäft?
…zweiseitige, verpflichtende auf Leistungsaustausch gerichtete Verträge, die vom
Leistungsverpflichteten noch nicht voll erfüllt sind
Warum gibt es latente Steuern?
Latente Steuern entstehen in der Rechnungslegung, weil sich steuerliche und handelsrechtliche Bewertungen von Vermögenswerten oder Schulden unterscheiden – zeitlich befristet.
Latente Steuern sorgen für eine periodengerechte Zuordnung der Steuerbelastung, sodass der tatsächliche wirtschaftliche Erfolg korrekt dargestellt wird.
Unterscheide zwischen aktiven und passiven latenten Steuern!
Aktive latente Steuern:
Entstehen, wenn ein Unternehmen heute mehr Steuern zahlt, als es nach Handelsbilanz eigentlich müsste – also ein zukünftiger Steuervorteil entsteht.
-Aktive Bilanzposten: HB<StB. ; Aktivierungswahlrecht
📌 Beispiel:
Ein Aufwand wird in der Steuerbilanz nicht sofort anerkannt, wohl aber in der Handelsbilanz → weniger steuerlicher Aufwand heute, aber mehr später → aktive latente Steuer.
Passive latente Steuern:
Entstehen, wenn ein Unternehmen heute weniger Steuern zahlt, als es nach Handelsbilanz müsste – also eine zukünftige Steuerbelastung zu erwarten ist.
-Aktive Bilanzposten: HB>StB. ; Passivierungspflicht
Eine Maschine wird in der Steuerbilanz schneller abgeschrieben → niedrigerer Gewinn heute, aber höherer Gewinn später → passive latente Steuer.
Aktiv = Steuerentlastung später
Passiv = Steuerzahlung später
Was besagt die Ausschüttungssperre?
Die Ausschüttungssperre gemäß § 268 Abs. 8 HGB regelt, dass bestimmte bilanzielle Posten – insbesondere aktive latente Steuern und aktive Unterschiedsbeträge aus der Vermögensverrechnung – nicht zur Ausschüttung verwendet werden dürfen, wenn ihnen kein frei verfügbares Eigenkapital gegenübersteht. Diese Regelung dient dem Schutz der Gläubiger, da sie sicherstellt, dass nur tatsächlich realisierte und verlässliche Vermögenswerte als Grundlage für eine Gewinnausschüttung herangezogen werden.
Wichtig ist: Die Ausschüttungssperre ist kein Ausdruck des handelsrechtlichen Vorsichtsprinzips. Dieses regelt die Bewertung von Vermögenswerten und Schulden (z. B. zurückhaltende Gewinnermittlung), während die Ausschüttungssperre erst nach der Bewertung greift und sich ausschließlich auf die Verwendung des bilanziellen Gewinns bezieht. Es geht also nicht um eine vorsichtige Bilanzierung, sondern um den Erhalt des haftenden Eigenkapitals im Sinne der Kapitalerhaltung und des Gläubigerschutzes.
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