Worauf sind viele Erkenntnisse empirischer Forschung im allgemeinen und speziell psychologischer Forschung limitiert?
auf das vergleichsweise homogene Subset der Weltbevölkerung
Was ermöglicht Cross-cultural research?
faire Vergleiche
Feststellung von Gruppenunterschieden abseits von verzerrenden Effekten von differential item functioning in verschiedenen Kulturen, zu verschiedenen Zeiten etc.
-> Fairness (psycholog. Diagnostik)
Was ist mit Ergebnissen aus cross-cultural Forschung ohne Sicherstellung von measurement invariance?
nichtseriös interpretierbar
-> Testergebnisse immer an Güte von Testinstrument gebunden (gilt sowohl für Individualdiagnostik als auch für Forschungsergebnisse)
-> measurement invariance ist notwendige Bedingung für die Aussagekraft von Befunden, die auf Gruppenvergleichen basieren
Worin unterscheiden sich Messinstrumente und Datenquellen?
bezüglich der Belastbarkeit der Evidenz
-> Cattell’s Einteilung in Q-, L- und T-Daten:
Q-Daten: Questionnaire Date (Selbstberichte)
L-Daten: Life data (biographische Merkmale, Fremdratings)
T-Daten: Test date (Fähigkeitstests oder obj. Persönlichkeitstests)
Was wird am häufigsten als Ursache von Verfälschung angenommen?
soziale Erwünschtheit von bestimmten Antworten (Augenscheinvalidität von Selbstberichtsfragebögen)
Was versteht man unter impression management?
Inszenierungsstrategie zur Erweckung eines bestimmten Eindrucks über einen selbst, die einen in einem möglichst positiven Licht erscheinen lässt
Selbstpräsentation
Anpassung von Verhalten
Entschuldigung oder Rechtfertigung
Was versteht man unter self deception?
unbewusste Verzerrung der Wahrnehmung gegenüber sich selbst, um einem unangenehme Aspekte über das eigene Ich nicht wahrnehmen zu müssen
Verleugnung (“Ich kann jederzeit mit dem Rauchen aufhören”)
Übermäßiger Optimismus (“es wird schon alles gut werden”)
moralische Rechtfertigung
Was sind weitere beliebte Antworttendenzen?
Akquieszenz
Tendenz zu Extremwerten
Tendenz zur Mitte
Welche Zugänge wurden entwickelt, um mit Verfälschtheit von Selbstberichten umzugehen?
Skalen zur Erfassung sozialer Erwünschtheit (KSE-G)/Lügenskalen (z.B. MMPI-2)
Simulationsdiagnostik (Beschwerdenvalidität) kann als Spezialfall der Verfälschbarkeitsproblematik angesehnen werden, da es grundsätzlich nicht um Selbstberichte auf augenscheinvaliden Skalen geht, sondern um faking bad auf Leistungstests
Symptom validity testing (insb. bei sensorischen Defiziten) nützen fälschliche Annahmen von Simulant*innen über den Schweregrad von Symptomen nicht-Simulierender
Simulation als Vortäuschen nicht vorhandener Symptome oder Übertreibung tatsächlich vorhandener Beschwerden (Aggravation)
kann für finanzielle Entschädigungen/Feststellungen von Berufsunfähigkeit/Berentungen im gerichtl. oder medizinischen Kontext relevant sein
Wozu werdne Verfahren der Simulationsdiagnostik vor allem verwendet?
im neurologischen Bereich zur Abklärung von Einschränkungen, di im Zuge organischer Erkrankungen oder Traumata auftreten
-> forensische Fragestellungen
Zum Einsatz kommen diese Methoden insbesondere dann, wenn…
• Daten aus Anamnese und Untersuchung nicht übereinstimmen,
• berichtete Beschwerden und Syndrommuster neurologisch nicht erklärbar sind,
• Proband*in bei einfachen Anforderungen versagt,
• Proband*in sich der Untersuchung widersetzt oder
• Proband*in bizarre Antworten gibt.
Wie sieht ein Beispiel für Simulationsdiagnostik bzgl. Arbeitsgedächtnisleistung aus?
Rey Memory Test:
Matrix mit 15 Inhalten muss in 10 Sekuunden eingeprägt werden
anschließende Reproduktion
Welches Ergebnis bei der Simulationsdiagnostik deutet auf eine Simulation hin?
wenn z.B. Proband*innen bei 100 Vorgaben so schnell wie möglich reagieren sollen
-> relative Lösungshäufigkeit <.5 deutet auf Simulation hin
Objektive Persönlichkeitstests: Woher stammen die verwendeten Methoden?
aus der Verhaltensbeobachtung/Experimentalpsychologie
-> Instrumente erwecken den Charakter eines Fähigkeitstes (über Verhalten der Tpn wird Rückschluss auf Persönlichkeitseigenschaften gezogen)
z.B. Arbeitshaltungen - Tpn soll Flächengrößen vergleichen
=> Reaktionszeit = Indikator für Impulsivität/Reflexivität
Worin werden Vorteile in der Simulationsdiagnostik gesehen?
keine sozial erwünschte Antwort möglich
höhere ökolog. Validität als Fragebogen, weil direkte Verhaltensbeobachtung
geringere Sprachgebundenheit
Was wird an den Verfahren kritisiert?
• Gütekriterien Skalierung, Reliabilität, Validität schwierig zu erheben
• großteils an den Computer gebunden
• bisherige Ergebnisse zu Konstruktvalidierung, prognostischer Validität wenig
zufriedenstellend
• tw. ethisch fraglich (etwa wenn Frustration gesetzt wird)
• nur einmalige Vorgabe möglich
Inwiefern helfen implizite Verfahren dabei, mit Verfälschbarkeit von Selbstberichten umzugehen?
Implizite Verfahren folgen einer ähnlichen Idee wie objektive Persönlichkeitstests
Implizite (indirekte) Verfahren basieren auf der Messung unbewusster Antwortunterschiede
(z.B.: im Sinne von Reaktionszeiten) die systematische Zusammenhänge mit Persönlichkeitsvariablen aufweisen.
Werden verwendet um einerseits Einstellungen, andererseits Persönlichkeitstraits zu erfassen
Vorteilhaft bei diesen Testverfahren ist die Undurchschaubarkeit des Testprinzips
Ähnliche Probleme wie bei objektiven Persönlichkeitstests, insbesondere in Bezug auf Validität
Welche Charakteristika hat der Implizite Assoziationstest?
• Insbesondere in sozialpsychologischer Forschung oft angewandt
• Kann zur Erfassung von verschiedenen Einstellungen verwendet werden
• Grundlage: Einstellungen sind automatisch und beeinflussen unser Verhalten ohne dass es uns bewusst wird => automatisierte Reaktionen sollten schneller Ablaufen als nicht-automatisierte
• Messung von Reaktionszeiten kann Aufschluss über Automatisierung geben
• Vergleich zwischen Antwortgeschwindigkeit in Bezug auf mit Einstellungen kongruenten
(automatisiert) vs. inkongruenten (nicht-automatisiert) Aufgaben
• Oft im Zshg. mit Forschung zu Vorurteile, Stereotypien, u.Ä. (z.B.: Rassismus, Sexismus) eingesetzt
Wie laufen implizite Verfahren ab?
Impliziter Assoziationstest (Greenwald et al., 1998)
• Vorgabe von zumeist fünf Blocks– Zuordnung von
Wörtern und/oder Bildern mittels Tastendruck
• Reaktionszeiten für Zuordnung werden gemessen
• Bsp. für stereotype Einstellungen bzgl. verschiedener Ethnien
-> Block 1: Initial target-concept
-> Block 2: Attribute discrimination
-> Block 3: Initial combined task
-> Block 4: Reversed target concept
-> Block 5: Reversed combined task
Wozu führen längere Reaktionszeiten für nicht-kongruente Paarungen als kongruente beim IAT?
Tpn eine stärkere Assoziation (i.S.v. Automatisierung) zwischen den spezifischen kongruenten Konzeptpaarungen hat
-> Weiße Tpn kategorisieren typischerweise bei „white und good“ und „black und bad“ schneller als bei umgekehrter Paarung
-> Tpn aus Hong Kong, Malaysia, Singapur und Thailand kategorisieren in einem Tourismus Stereotypen-IAT Bilder von non-mainland-Chinese Touristen schneller bei den Paarungen
„non-mainland Chinese und positive“ und „mainland-Chinese und negative“
-> Risikoaversere Pilot*innen kategorisieren in einem Flugverhalten-IAT Bilder von high-flight schneller bei den Paarungen „high und pleasant“ und „low and unpleasant“
Was ist ein wesentlicher Vorteil des IAT?
selbst bei Kenntnis des Mechanismus ist keine verfälschte Darstellung möglich
Wann sin dvor allem bewusste Ergebnisverfälschungen möglich?
bei Kenntnis und Übung des Tests
Was verbirgt sich hinter dem Name Letter Test/Implicit Preference Task zur Erfassung von Selbstwert?
Es ist bereits verhältnismäßig lange bekannt, dass sich Präferenzen von Buchstaben des lateinischen Alphabets (im Sinne von Buchstaben „mehr oder weniger mögen“ und „mehr oder weniger ästhetisch“ finden) in der Allgemeinbevölkerung systematisch unterscheiden.
• Evidenz für positive Korrelationen zwischen Vorkommenshäufigkeit von Buchstaben in der englischen Sprache und Beurteilung der Ästhetik dieser Buchstaben
• Innerhalb von Buchstabenpräferenzen zeigt sich systematische Varianz zwischen Buchstaben die im eigenen Namen vorkommen (insbesondere Initiale) im Vergleich zu solchen die das nicht tun => eigene Initialen werden im Vergleich zu anderen Buchstaben mehr gemocht und als ästhetischer
beurteilt
=> dieses oft erfolgreich replizierte Phänomen wird als der Name-Letter Effekt bezeichnet
=> Schon 1987 erfolgreiche Replikationen für Deutsch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Holländisch, Italienisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Spanisch, Ungarisch
=> Später Generalisierung auf andere Sprachen und Alphabete wie z.B.: Hebräisch
Für welche weiteren tw. exotisch anmutenden Bereiche wurde der Name Letter Test verwendet?
Überzufällige Ähnlichkeit von Initialen und Namen der Heimatstädte von Einwohner*innen der USA und Kanada
Überzufällige Ähnlichkeit von Initialen und „birthday numbers“ von Einwohner*innen der USA
Überzufällige Ähnlichkeit von Initialen und Berufsbezeichnungen in den USA
Worin wird die Ursache für die Ergebnisse beim Name Letter Test vermutet?
in similarity biases
-> Hingezogenheit zu/positive Gefühle über Personen, die in Bezug zu verschiedenen Merkmalen einem selbst ähnlich sind (z.B. Alter, Ethnie, sozio-ökonomischer Status,..)
weitere Ursachen:
impliziter Egoismus
implizite soziale Kognition unterliegt nicht bewusster Kontrolle
scheinbar konsistente und oft zitierte prominente Evidenz ist i Zshg. mit spektakulären Priming Studien zu finden
langsamerer vs. schnellerer Schritt von College Studierenden nach Alterspriming
bessere Trivial-Pursuit Leistung von akademisch vs. Hooligan-geprimten Studierenden
Exkurs: Zuverlässigkeit von Priming-Ergebnissen
• Studiendesign - Bargh et al. (1996)
• Random assignment von Teilnehmer*innen in 2 Gruppen
• Aufgabenstellung: Sätze aus neutralen Wörtern (control)
und Wörtern, die mit höherem Alter konnotiert sind bilden
(priming)
• Post-experimentelle Gehgeschwindigkeit von Priming-
Tpn langsamer als von Controls
Zu welcher Kritik von Ideen hat empirische Evidenz geführt?
Non-Replikationen von Bargh et al. (1996) stellt Ideen in diesem Zshg. in Frage.
-> Im Anschluss:
• Ad personam Attacken von Bargh auf
Doyen (cf. Bartlett, 2013)
• Open letter von Kahnemann bzgl. fraglicher
Replizierbarkeit (Yong, 2012)
Experimente von Doyen et al. (2012)…
…konnten Befund von Bargh et al. (1996) nicht replizieren.
…zeigten eine erfolgreiche Replikation, aber nur wenn Testleiter über erwartetes Ergebnis Bescheid wussten
Non-Replikationen von Dijksterhuis und van Knippenberg (1998) stellt spektakuläre Evidenz in
diesem Zshg. in Frage:
43 Tpn wurden aufgefordert sich Verhalten, Lifestyle und Aussehen von entweder
(i) Universitätsprofessor*innen oder (ii) Fussballhooligans vorzustellen.
=> Priming: „Participants were instructed to spend 5 min writing about themselves as if they were either a typical soccer hooligan or a typical University Professor”. + description of prime
Anschließend sollten sie Synonyme für entweder (i) intelligent oder (ii) stupid auflisten.
Nach Priming jeweils Erfassung von Unterschieden in Leistung von 60 Single Choice-Fragen (Trivia-Quiz).
Wofür wurde besonders viel Evidenz erreicht?
ABER?
für die Effizienz von Intelligenz-Priming in Dijksterhuis und van Knippenberg
ABER!
23 direkte Replikationen von Dijksterhuis und van Knippenberg
(1998) im Rahmen eines Registered Replication Reports (N = 4493) zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen “University Professor” oder “Hooligan” Primes (O’Donnell et al.,
2018).
• Rezent häufig beobachtete Schwierigkeiten mit Replizierbarkeit
von Ergebnissen aus Priming Studien führten zu Fragen über die
Zuverlässigkeit/Validität von Ergebnissen zu Priming Effekten in der verfügbaren Literatur.
Wozu wurde der Name Letter Test vorgeschlagen und was ist die Grundlage?
zur Erfassung des impliziten Selbstwerts
Grundlage = Name Letter Effekt
Was versteht man unter dem Name Letter Effekt?
die Bevorzugung der eigenen Initialien gegenüber anderen Buchstaben
Welche Annahme besteht bei der Interpretation des Name Letter Tests?
Personen mit höherem impliziten Selbstwert berichten eine substantiell höhere Präferenz für ihre eigenen Initialien im Vergleich zu allen anderen Buchstaben des Alphabets als Personen mit geringerem implizitern Selbstwert
Waru hat der NLT hohe Popularität in der Forschung?
wegen ökonomischer Anwendbarkeit
Welche weiteren Methoden zur Messung vom impliziten Selbstwert wurden vorgeschlagen?
allgemeine Präferenz des eigenen Namens
Unterschriftengröße
Evidenz für moderate Korrelationen zwischen Unterschriftengröße und explizitem Selbstwert
… haben sich als
zentrale Kritikpunkte in der
Anwendung von impliziten
Persönlichkeitstests im
allgemeinen und dem NLT im
Speziellen etabliert.
Validitätsfragen
Was waren die Ergebnisse einer Meta-Analyse von 105 Stichproben?
ein kleiner Zusammenhang zwischen NLT-basiertem implizitem und RSES-(Rosenberg Self Esteem Scale) basiertem explizitem
Selbstwert von r = 0.10
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