Aufgabe 1:
Ein Einwohner der Stadt Trier arbeitet derzeit noch in Luxemburg und erzielt
dabei ein jährliches Einkommen in Höhe von 70 000 Euro. In Kürze wird er eine
neue Arbeitsstelle in Trier annehmen. Welche Auswirkungen hat dieser
Arbeitsplatzwechsel auf das BIP und das BNE Deutschlands?
Durch den Arbeitsplatzwechsel wird sich das BIP erhöhen, wohingegen das BNE gleichbleibt.
Beim BIP liegt der Fokus auf der Wertschöpfung innerhalb eines Lands (Inlandskonzept). Während beim BNE die Einkommen der Inländer von Interesse sind, unabhängig davon, ob sie im Inland oder im Ausland entstanden sind (Inländerkonzept).
Aufgabe 2:
Wie verändert sich der Wert des BIP (Wertschöpfung eines Landes), wenn die
Produktion der Vor- und Zwischenprodukte wertmäßig gleichbleibt, sich aber auf
mehr Produktionsstufen als bisher verteilt?
Wenn der Wert der Vor- und Zwischenprodukte gleich bleibt, führt eine Verteilung auf mehr Produktionsstufen zu keiner Änderung des BIP.
Voraussetzung ist, dass die weiteren Produktionsstufen im Inland getätigt werden.
Aufgabe 3:
In Deutschland fiel zwischen 2015 und 2020 der Anteil des Unternehmens- und
Vermögenseinkommen am Volkseinkommen von 80 auf 74 Prozent. Wie hoch
waren die Lohn- und die Gewinnquote im Jahr 2020?
Die Gewinnquote im Jahr 2020 beträgt 74%, die Lohnquote 100%-74%= 26%.
Die Summe der beiden Quoten sollte in der Regel 100% betragen, da das
Volkseinkommen zwischen Arbeitnehmerentgelten und Unternehmens- und
Vermögenseinkommen aufgeteilt wird.
Aufgabe 4:
Wie verändert sich der Wert des BIP, wenn ein Pfarrer seine Haushälterin
heiratet?
Wenn der Pfarrer seine entlohnte Haushälterin heiratet und sie danach unbezahlt im Haushalt arbeitet, sinkt das BIP, da unbezahlte Tätigkeiten nicht im BIP erfasst werden. Derartige Tätigkeiten zählen zur Schattenwirtschaft (Hausarbeit oder ehrenamtl. Tätigkeiten).
Aufgabe 5:
Aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen des Jahres X ergaben sich für
die Bundesrepublik Deutschland folgenden Zahlen in Milliarden Euro:
Nettoinlandsprodukt (NIP) 2 064,15
Abschreibungen (D) 358,75
Privater Konsum (CH) 1 373,72
Staatskonsum (Cst) 435,64
Außenbeitrag (Ex-Im) 170,97
Arbeitnehmerentgelte 1 183,55
Unternehmens- und Vermögenseinkommen 643,52
Bestimmen Sie a) das Bruttoinlandsprodukt, b) die Bruttoinvestitionen, c) die
Nettoinvestitionen, d) das Volkseinkommen und e) die gesamtwirtschaftliche
Lohnquote.
Angaben in Mrd €
a) BIP = NIP + Abschreibungen
= 2064,15+ 358,75
= 2422,9 Mrd €
b) Bruttoinvestitionen = BIP-priv. Konsum – staatl. Konsum- Außenbeitrag
= 2422,9 – 1373,72-435,64-170,97
= 442,57 Mrd. €
c) Nettoinvestitionen = Bruttoinvestitionen – Abschreibung
= 442,57 – 358,75
= 83,82 Mrd. €
d) Volkseinkommen = Arbeitnehmerentgelt + Vermögens- und
Unternehmenseinkommen
= 1183,55+643,52
= 1827,07 Mrd. €
e) Lohnquote = (Arbeitnehmerentgelt/ Volkseinkommen)*100%
= 64,78%
Aufgabe 6:
Welche Alternative zum BIP als Wachstumsindikator gibt es und worin liegt der
Unterschied zum BIP?
Eine alternative zum BIP als Wachstumsindikator ist das Produktionspotential.
Das BIP misst den Teil des Produktionspotentials, der tatsächlich realisiert wurde.
Dagegen gibt das Produktionspotential den Wert aller Güter und
Dienstleistungen an, die eine Volkwirtschaft im Laufe des Jahres auf Basis der
vorhandenen Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital, natürl. Ressourcen) bei
gegebenem technologischem Fortschritt produzieren könnte.
Aufgabe 7:
Was misst der Gini-Koeffizient? Und was bedeutet ein Wert von 1?
Der Gini-Koeffizient misst die Abweichung der Einkommen und Vermögenswerte von einer vollkommenen Gleichverteilung.
Sind die Einkommen und Vermögen für alle Individuen gleich, nimmt der Gini-Koeffizient den Wert 0 an.
Verdient ein einziges Individuum das gesamte Einkommen und hat das gesamte Vermögen, beträgt er 1.
Aufgabe 8:
Worin unterscheiden sich die zentralen Basisannahmen des Keynesianismus und
der Neoklassik (einschließlich des Monetarismus)? Erläutern Sie kurz drei
Positionen.
Aufgabe 9:
Im August 2009 titelte die SZ: „Die deutschen Löhne werden langsam steigen. -
Zuwachs in den nächsten drei Jahren nur durchschnittlich ein Prozent. Ökonomen
warnen vor Schäden für die wirtschaftliche Entwicklung.“ Gilt diese Aussage für
alle (!) Ökonomen oder hätte der Autor besser differenzieren sollen?
Der Autor hätte besser differenzieren sollen, da die Aussage der keynesianischen Sicht entspricht. Keynesianer sehen Lohnerhöhungen als nachfragesteigernd, während Neoklassiker sie als kostensteigernd und potenziell wachstumshemmend betrachten.
Aufgabe 10:
Nehmen Sie zu der Aussage Stellung, wonach das Say’sche Theorem nur
Gültigkeit besitzt, wenn das Einkommen, das im Produktionsprozess entsteht, in
gleicher Höhe als Konsumnachfrage verwendet wird.
Die Aussage ist falsch, denn zur Gültigkeit des Say’schen Theorems ist es nicht nötig,
dass die Haushalte ihr gesamtes Einkommen für den Konsum ausgeben. Voraussetzung ist nur, dass verbleibende Teil des Einkommens investiert und nicht gehortet werden.
Aufgabe 11:
Worin unterscheidet sich die Liquiditätsfalle von der Investitionsfalle und was
bedeutet dies für die Investitionsnachfrage?
In der Liquiditätsfalle wird zusätzliches Geld in der Spekulationskasse oder in Form von Bargeld gehortet, da Anleger steigende Zinsen erwarten und Kapitalverluste fürchten; deshalb sinken die Zinsen trotz Geldmengenerhöhung nicht, und die Investitionsnachfrage bleibt aus.
In der Investitionsfalle führen niedrige Zinsen nicht zu mehr Investitionen, da das Investitionsklima schlecht ist (animal spirits) und die Investitionen kaum auf Zinsänderungen reagieren. Die Investitionsfunktion ist folglich eher zinsunelastisch.
Aufgabe 12:
Mit welchen Argumenten widersprechen die Keynesianer der Gültigkeit des
Say’schen Theorems?
Es wird nicht das gesamte Einkommen konsumiert, sondern auch gespart bzw. Es werden Liquiditätsreserven gehalten. Investitionen sind nicht nur vom Zinssatz abhängig, sondern auch von den Instinkten und Vermutungen (animal spirits), wodurch geldpolitische Anreize wirkungslos bleiben können und es zu Investitions- bzw. Liquiditätsfallen kommen kann.
Aufgabe 13:
Ein Journalist kommentiert die wirtschaftliche Entwicklung wie folgt: „Die Zinsen
sind zurückgegangen. Erstaunlicherweise bewirkte dieser Zinsrückgang jedoch
keinerlei Wirtschaftsaufschwung.“ Ist das erstaunlich?
Die Aussage, dass ein Rückgang der Zinsen nicht zwangsläufig zu einem Wirtschaftsaufschwung führt, lässt sich im Kontext der „Liquiditätsfalle“ und der „Investitionsfalle“ erklären:
Liquiditätsfalle: Trotz Zinssenkung steigen weder Konsum noch Investitionen, weil die Wirtschaftssubjekte das zusätzliche Geld horten – aus Angst vor zukünftigen Zinserhöhungen oder wirtschaftlicher Unsicherheit. Die Geldnachfrage ist in diesem Bereich vollkommen zinselastisch, also verpufft die expansive Geldpolitik wirkungslos.
Investitionsfalle: Auch wenn Kredite günstiger werden, investieren Unternehmen nicht, weil sie die wirtschaftliche Lage pessimistisch einschätzen. In diesem Fall ist die Investitionsnachfrage zinsunelastisch, da die Erwartungen („animal spirits“) eine größere Rolle spielen als die Finanzierungskosten.
Aufgabe 14:
Zur Wirkung von Konjunkturprogrammen steht in dem gemeinsamen
Frühjahrsgutachten der sechs führenden Forschungsinstitute Deutschlands:
„Kurzfristig dürften vor allem vermehrte Staatsausgaben expansive Effekte haben,
während die Wirkung von Steuersenkungen in der Regel etwas geringer
eingeschätzt wird“ (…). Begründen Sie diese Einschätzung.
Staatsausgaben haben größere expansive Effekte als Steuersenkungen, da der
Staatsausgabenmultiplikator immer um eins größer ist als der Steuermultiplikator.
Ursache hierfür ist, dass die Staatsausgaben für Güter und Dienstleistungen als
Komponente der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage unmittelbar und in voller
Höhe nachfragewirksam werden, wohingegen bei Steuersenkungen ein Teil des
durch die Steuersenkung vorhandenen zusätzlichen Einkommens für Ersparnisse
verwendet wird und die Steuersenkung nur entsprechend der marginalen
Konsumneigung nachfragewirksam wird.
Aufgabe 15:
Als konjunkturpolitische Maßnahme erhöht der Staat die Staatsausgaben für
Infrastrukturprojekte um 20 Mio. €. Gegeben sei die Konsumfunktion C = 300 +
0,75Y. Um wie viel € steigt dann c.p. die das Bruttoinlandsprodukt?
Wie hoch müssten die Staatsausgaben sein, wenn der gleiche Effekt auf das BIP
erreicht werden soll und der Multiplikator den Wert 5 hat – die Konsumquote
also von 0,75 auf 0,8 gestiegen ist?
Angenommen, ein Teil der zusätzlichen Nachfrage – ausgelöst durch das höhere
Einkommen - „versickert“ im Ausland, ist der Multiplikator dann größer oder
kleiner im Vergleich zu einer sog. geschlossenen Volkswirtschaft? (Antwort mit
Begründung)
Wenn ein Teil der zusätzlichen Nachfrage im Ausland ausgegeben wird, ist der
Multiplikator kleiner im Vergleich zu einer geschlossenen Volkswirtschaft, da ein
Teil des Einkommens in den Kapitalexport oder in die Importgüternachfrage fließt
und damit im Ausland wirksam wird.
Aufgabe 16:
Wie funktionieren automatische Stabilisatoren und warum ist ein dadurch
möglicherweise ausgelöstes Haushaltsdefizit zu akzeptieren?
Automatische Stabilisatoren federn konjunkturelle Störungen durch eine
geringere Steuerlast bei sinkendem Einkommen oder durch vermehrten
Bezug von Arbeitslosengeld bei Verlust der Beschäftigung ab. Sie greifen sofort
und selbständig, weil sie auf der jeweils bestehenden Gesetzesgrundlage
beruhen. Sie sind diskretionären Maßnahmen überlegen, weil sie schneller wirken,
berechenbarer sind und vor allem, weil sie automatisch auslaufen bzw.
ihre Wirkungsrichtung, falls erforderlich ändern.
Damit automatische Stabilisatoren ihre positive Wirkung auf die Konjunktur
entwickeln können, d.h. das mehr verfügbares Einkommen vorhanden ist, welches
nachfragewirksam eingesetzt werden, kann, wodurch wieder Einkommen
entsteht, muss ein im Abschwung entstandenes Defizit hingenommen werden
und darf nicht durch Abgabenerhöhungen oder Ausgabekürzungen verhindert
werden. Im wirtschaftlichen Aufschwung wird das Staatsbudget
konjunkturbedingt wieder verbessert, so dass es zu einem zyklischen
Budgetausgleich kommt.
Aufgabe 17:
Angenommen, die staatlichen Investitionen werden über den Kapitalmarkt finanziert. Worin bestehen dann die „Kosten“ mit Blick auf die staatlichen Investitionen (bzw. was befürchten die Staatskritiker mit dieser Politik des Deficit-Spendings)?
Wie beurteilen Keynesianer die Bedeutung dieses Effekts (Antwort mit Begründung)?
Und unter welchen Umständen führt dieser Effekt tatsächlich zu einer Schwächung des Wachstums, wie von Kritikern defizitfinanzierter Staatsausgaben regelmäßig behauptet wird?
Kritiker des Deficit Spending befürchten, dass staatliche Kreditaufnahmen private Investoren durch steigende Zinsen vom Kapitalmarkt verdrängen (crowding-out effect) und langfristig zu höherer Verschuldung sowie Generationenungerechtigkeit führen.
Keynesianer halten Deficit Spending in wirtschaftlichen Abschwungphasen für sinnvoll, da private Investitionen ohnehin gering sind und staatliche Ausgaben das Wachstumspotenzial steigern können. Besonders Investitionen in Infrastruktur und Bildung gelten als zukunftsträchtig, da sie über Rückflüsse aus einem höheren BIP die Schuldenlast relativieren.
Zu Defiziten im Wirtschaftswachstum kann Deficit Spending bei folgenden Aspekten führen:
Bei hoher Auslastung der Wirtschaft
Ineffizienter Mittelverwendung
Wenn die Schulden schneller wachsen als die Wirtschaft
Aufgabe 18:
Welche zentrale Verhaltensannahme muss gegeben sein, dass es durch kreditfinanzierte staatliche Investitionen zu einem Crowding-out-Effekt kommt? Wann kommt es zu einem Crowding-in-Effekt?
Ein Crowding-out-Effekt tritt auf, wenn die Wirtschaft ausgelastet ist und Kapital knapp ist – dann steigen die Zinsen, und private Investitionen werden verdrängt. Voraussetzung ist, dass Investitionen zinsabhängig sind. In Niedrigzinsphasen ist dieser Effekt jedoch kaum relevant.
Ein Crowding-in-Effekt entsteht in wirtschaftlichen Schwächephasen mit unausgelasteten Kapazitäten. Öffentliche Investitionen – besonders in Infrastruktur, Bildung und Gesundheit – regen dann private Investitionen an.
Aufgabe 19:
In der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 13. September 2009 steht in dem
Artikel „Alles ganz egal“ folgende Anmerkung: „… den ein von David Ricardo
stammendes Theorem besagt, dass es völlig irrelevant ist, ob sich ein Staat über
Schulden oder über Steuern finanziert“. Um welches Theorem handelt es sich hier?
Warum ist es diesem Theorem zu Folge so? Welche Voraussetzung muss dafür
gegeben sein?
Die Aussage bezieht sich auf das Ricardo-Äquivalenz-Theorem, das besagt, dass es keinen Unterschied macht, ob sich der Staat über Steuern oder Schulden finanziert, weil Bürger künftige Steuerbelastungen durch heutige Schulden erwarten und entsprechend mehr sparen. Dadurch bleibt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage unverändert, da das zusätzliche Einkommen nicht konsumiert wird. Voraussetzung ist, dass Haushalte rational, vorausschauend sind und keiner Kreditbeschränkung unterliegen sowie über einen langen Planungshorizont verfügen und Steuern keine Verzerrungen verursachen.
Aufgabe 20:
Im EZB-Jahresbericht von 2008 wird zudem zur Rolle der Fiskalpolitik in Zeiten der
Krise angemerkt: „Ist bei Defizit erhöhten fiskalpolitischen Maßnahmen von keiner
zeitlichen Begrenztheit auszugehen, könne diese das Vertrauen der Öffentlichkeit in
die Nachhaltigkeit des Staatshaushalts untergraben, zu verstärktem Vorsichtssparen
(…) führen, und somit dem beabsichtigten expansiven Effekt entgegenwirken.“ Auf
welches Ihnen bekannte Theorem stützt sich diese Aussage?
Es handelt sich um das Ricardo-Äquivalenz-Theorem. Es besagt, dass rationale Individuen bei staatlicher Kreditfinanzierung zukünftige Steuererhöhungen erwarten und somit ihre Konsumausgaben reduzieren und beginnen zu sparen. Die Erhöhung der Staatsausgaben wird somit durch die Kürzung der privaten Konsumausgaben kompensiert und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bleibt unverändert.
Aufgabe 21:
Im Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom April 2010 heißt es mit Blick auf
die Staatsverschuldung: „Verdrängungseffekte sind umso gewichtiger, je weniger die
privaten Sektoren ihre Ersparnisse an die veränderte Staatsverschuldung und daraus
resultierende höhere Steuerzahlungen anpassen.“ Geben Sie eine Erklärung hierfür.
Es handelt sich um den Crowding-out-Effekt. Wenn private Sektoren ihre Ersparnisse nicht an die steigende Staatsverschuldung anpassen, steigt die gesamtwirtschaftliche Kreditnachfrage (insbesondere durch den Staat). Dadurch konkurriert der Staat mit privaten Investoren um das verfügbare Kapital, was zu steigenden Zinsen führt und private Investitionen verringert.
Aufgabe 22:
Die Befürworter des Ricardo-Äquivalenztheorems setzen auf einen staatlichen Schuldenabbau für mehr Wachstum. Wie begründen die Befürworter dies und unter welchen Umständen ist ceteris paribus mit einem positiven Effekt auf das Wachstum zu rechnen?
Befürworter begründen dies darin, dass es bei weniger Schulden zu einer geringeren Steuerlast für die Haushalte kommt und diese daher weniger Geld sparen müssen und es stattdessen für Konsum nutzen können. Dies bedingt, dass die Haushalte rational handeln und dem Staat vertrauen. Ceteris Paribus kommt es durch den steigenden Konsum zu einem Wirtschaftswachstum.
Aufgabe 23:
In einem SZ-Artikel steht folgender Hinweis: „Zieht man für das Jahr 2010 die rein
konjunkturbedingten Mindereinnahmen und Mehrausgaben von der
Nettokreditaufnahme in Höhe von 86 Milliarden Euro ab, bleibt eine Summe von
knapp 46 Milliarden Euro.“ Wie hoch ist das konjunkturelle und strukturelle Defizit?
Wie erklärt sich die Höhe des konjunkturellen Defizits?
Das konjunkturelle Defizit beträgt 40 Mrd. €.
Das strukturelle Defizit beträgt die übrig bleibenden 46 Mrd. €.
Das konjunkturelle Defizit bildet sich wie oben beschrieben aus Mindereinnahmen und Mehrausgaben. Nach der Finanzkrise 2008 wurden durch weniger Einkommen weniger Steuereinnahmen erzielt und mehr Arbeitslosengeld gezahlt (automatische Stabilisatoren). Weiterhin mussten Konjunkturprogramme und Investitionszuschüsse, um aus der Rezession zu kommen, staatlich finanziert werden.
Aufgabe 24:
Welche Annahme bzw. welche Erwartungen stecken hinter der Vorstellung, dass sich
eine Steuerreform verbunden mit massiven Steuersatzsenkungen selbst finanziert?
Annahme, dass eine Steuerreform verbunden mit massiven Steuersenkungen sich
selbst finanziert, ist dass die Leistungsbereitschaft der Wirtschaftssubjekte
angeregt wird und so die wirtschaftliche Dynamik beschleunigt wird. Wenn das
induzierte Produktionswachstum stark genug ist, können trotz einer Verringerung
der Steuersätze die Steuereinnahmen absolut sogar steigen (Laffer Kurve).
Man muss rechts sein
Aufgabe 25:
Welche der folgenden Maßnahmen sind nicht Bestandteil einer
(wachstumsorientierten) Angebotspolitik? (1) Senkung der Unternehmenssteuern, (2)
Erhöhung der Staatsausgaben, (3) Privatisierung staatlicher Betriebe, (4) Abbau von
Reglementierungen auf dem Arbeitsmarkt, (5) Stärkung der Kaufkraft von privaten
Haushalten durch hohe Lohnabschlüsse, (6) Förderung des Wettbewerbs auf
internationalen Märkten.
(2) Erhöhung der Staatsausgaben,
(5) Stärkung der Kaufkraft von privaten Haushalten durch hohe Lohnabschlüsse,
Aufgabe 26:
Unter welchen Bedingungen führt ein zinsbedingter Crowding-Out Effekt, ausgelöst
durch zusätzliche staatliche Kreditaufnahme nicht notwendigerweise zu
Wachstumseinbußen?
Ein zinsbedingter Crowding-Out Effekt führt nicht zwangsläufig zu
Wachstumseinbußen, wenn öffentliche Investitionen private Investitionen
anregen (Crowding-In-Effekt), gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unterauslastung.
Durch Investitionen in die öffentliche Infrastruktur kann z. B. ein forcierter
Transport und Handel von Gütern und Dienstleistungen angeregt werden.
Aufgabe 27:
Welche Faktoren sind für das Wachstum einer Volkswirtschaft entscheidend?
Für Wirtschaftswachstum muss die Arbeitsproduktivität erhöht werden. Die Faktoren, welche die Arbeitsproduktivität maßgeblich bestimmen, sind das Arbeitspotenzial, der Kapitalstock und der technologische Fortschritt.
Aufgabe 28:
Warum ist es von Bedeutung, dass Zentralbanken den Status der Unabhängigkeit
haben sollten?
Zentralbanken sollten unabhängig sein, um die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik zu gewährleisten. Nur so lassen sich Inflations- und Deflationserwartungen vermeiden und konjunkturpolitische Maßnahmen umsetzen, ohne die Preisstabilität zu gefährden.
Ohne Unabhängigkeit besteht die Gefahr politischer Einflussnahme durch Regierungen
Aufgabe 29:
Angenommen, die Inflationsrate beträgt im Euroraum inzwischen 2,6 Prozent,
nachdem sie über mehrere Jahre unter der Marke von 2 Prozent lag. Spanien leidet
aber weiterhin an einer hohen Arbeitslosigkeit, die bei den Jugendlichen ca. 25
Prozent ausmacht. Der spanische Wirtschaftsminister fordert daher die EZB auf,
endlich etwas gegen die hohe Arbeitslosigkeit zu unternehmen. Wie müsste die EZB
ihrer Meinung nach reagieren?
Die EZB darf nicht auf die Forderung des spanischen Wirtschaftsministers eingehen, denn Sie darf keine Weisungen von Regierungen der Mitgliedstaaten einholen oder entgegennehmen.
Die EZB hat eine institutionelle Unabhängigkeit gegenüber den Regierungen der an der EWWU beteiligten Länder.
Aufgabe 30:
Welche Folgen sind mit dem Auftreten von Inflation in einer Volkswirtschaft
verbunden? Wählen Sie bitte die korrekte(n) Aussage(n) aus.
(a) Ein progressiver Steuertarif kann bei anhaltender Inflation zu einer höheren
Steuerbelastung und damit zu einem Rückgang der Konsumnachfrage führen.
(b) Inflation kann bei Vermögensanlagen zu einer Umverteilung des Vermögens
führen. Dabei zählen die Schuldner zu den Gewinnern und die Gläubiger zu den
Verlierern.
(c) Wenn die Löhne aufgrund von Tarifverträgen langsamer als die Preise steigen,
profitieren die Unternehmen zunächst von der Inflation.
Alle drei Aussagen sind korrekt:
a) kalte Progression
b) reak zurückgezahlte Beträge sind im worst-case weniger wert als die ursprünglich verliehene Summe
c) Reallohnverlust
Aufgabe 31:
Warum sehen die meisten Ökonomen in einer möglichen Deflation größere Gefahren
für die Volkswirtschaft als in einer Inflation?
Deflation gilt als besonders problematisch, da sie den Finanzsektor stark belastet und die Geldpolitik oft wirkungslos bleibt. Sie führt dazu, dass Konsum und Investitionen aufgeschoben werden, reale Schulden steigen und Unternehmen unter Druck geraten. Das kann Entlassungen, sinkende Nachfrage und eine Deflationsspirale auslösen, die durch Kreditausfälle und zurückhaltende Banken zusätzlich verstärkt wird.
Aufgabe 32:
Trotz massiver Erhöhung der Geldmenge durch „quantitative easing“ ist es zwischen
2015 und 2020 eher zögerlich zu der erwarteten und erhofften Zunahme der
Inflationsrate gekommen. Was könnten die Gründe dafür gewesen sein?
Zwischen 2015 und 2020 blieb die Inflation trotz stark ausgeweiteter Geldmenge niedrig, da ein Großteil der zusätzlichen Liquidität nicht in die Realwirtschaft floss, sondern in Finanzmärkte oder als Reserven bei Zentralbanken verblieb. Unternehmen investierten wegen wirtschaftlicher Unsicherheiten kaum, und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes blieb gering. Zudem wirkten globale Überkapazitäten und niedrige Inflationserwartungen preisdämpfend.
Aufgabe 33:
Ist es der EZB erlaubt Staatsanleihen zu erwerben, um die Wirtschaft anzukurbeln?
Die EZB darf Staatsanleihen kaufen, um die Wirtschaft anzukurbeln, allerdings nur
auf dem Sekundärmarkt, um eine direkte Staatsfinanzierung durch das
Eurosystem auszuschließen.
Aufgabe 34:
Welche Konsequenzen bringt es mit sich, wenn ein Land längere Zeit über seine
Verhältnisse lebt, also ein Leistungsbilanzdefizit aufweist?
Bei einem Leistungsbilanzdefizit hat ein Land mehr verbraucht als produziert. Damit baut es Auslandsvermögen ab bzw. verschuldet sich im Ausland.
Nachteile für Land mit Leistungsbilanzdefizit:
gehemmtes Wachstum und geringere Beschäftigung, da die Güter nicht im Inland produziert werden
Abnahme der Währungsreserven (Importe werden mit Devisen bezahlt z. B. Dollar)
Zunahme der Auslandverschuldung, wenn die Devisenreserven aufgebraucht sind, da Kredite auf den Kapitalmärkten aufgenommen werden, um sich wieder Devisen zu beschaffen
Abnahme der Kreditwürdigkeit durch Kreditaufnahmen
Einschränkungen des Lebensstandards durch notwendigen Einsatz von Handelsbeschränkungen (z. B. Zölle) oder im worst-case durch Maßnahmen des IWF
Aufgabe 35:
Warum sollten Sie einer Schlagzeile wie „Deutschland wieder Exportweltmeister“
kritisch gegenüberstehen?
Ein dauerhaft hoher Exportüberschuss Deutschlands wird international kritisch gesehen, da er auf Kosten anderer Länder geht (beggar my neighbour policy), dort wirtschaftliche Instabilität fördert und zu einem Ungleichgewicht in der globalen Handelsbilanz beiträgt. Zudem birgt er volkswirtschaftliche Risiken wie uneinbringliche Forderungen, wachsende Auslandsabhängigkeit und das sogenannte Wohlstandsparadox, bei dem Deutschland mehr produziert als konsumiert. Auch innenwirtschaftlich kann ein Exportüberschuss problematisch sein, etwa durch Inflation oder die Schwächung der Binnennachfrage.
Aufgabe 36:
Welche Länder können besonders große Vorteile aus einer Zollerhebung erlangen
und warum?
Große Länder können durch Zölle ihre Terms of Trade (TOT) verbessern und dadurch Vorteile zulasten kleinerer Handelspartner erzielen. Der Zoll senkt die Importnachfrage und damit auch den Importpreis, da ausländische Anbieter weiter verkaufen wollen. So erhält das große Land mehr Importe für den gleichen Exportwert, was den Wohlstand steigert.
Aufgabe 37:
Warum setzten Regierungen auf protektionistische Maßnahmen, obgleich diese
möglicherweise das eigene Land schaden?
Regierungen greifen häufig zu protektionistischen Maßnahmen, da diese kurzfristig Vorteile für bestimmte Interessengruppen wie heimische Unternehmen oder Arbeitnehmer versprechen und politisch leichter durchzusetzen sind.
Einflussreiche Lobbygruppen sowie populistische Bestrebungen fördern solche Entscheidungen zusätzlich, da sie schnellen, sichtbaren Erfolg versprechen.
Darüber hinaus dienen Handelshemmnisse auch strategischen Zielen wie der Verbesserung der Terms of Trade oder der geopolitischen Machtausübung.
Aufgabe 38:
Die folgende Abbildung dokumentiert die Auswirkungen einer Importzollsenkung.
Interpretieren Sie die Flächen A, E und C und geben Sie den Verlust der
Konsumentenrente an.
A: Rückgang der inländischen Produzentenrente, Produzenten können ihre Güter nun nicht mehr zum höheren Preis verkaufen, da ausländische Produkte billiger werden.
E: neuer Anteil der Konsumentenrente durch die Steigerung der nachgefragten Menge zum geringeren Preis (Wohlfahrtsgewinn)
C: verbleibende inländische Produzentenrente nach Importzollsenkung
Durch die Importzollsenkung gibt es keinen Verlust, sondern eine Steigerung der Konsumentenrente (Flächen A,B,D,E)
Aufgabe 39:
Was versteht man unter ökonomischer Resilienz?
Ökonomische Resilienz bezeichnet die Fähigkeit eines Landes, vorbereitende
Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu ergreifen, unmittelbare Krisenfolgen
abzumildern und sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen.
Aufgabe 40:
Welche Gründe sprechen für staatliche Eingriffe strukturgestaltende Politik (Industriepolitik)?
Klären!
Aufgabe 41:
Worin unterscheiden sich vom Ansatz her eine vertikale von einer horizontalen
Industriepolitik? Was spricht für eine horizontale Industriepolitik?
Eine horizontale Industriepolitik fördert alle Unternehmen unabhängig vom Sektor, wodurch ein funktionsfähiger Wettbewerb sichergestllet werden soll (z.B. gute Infrastruktur).
Eine vertikale Industriepolitik hingegen fördert gezielt bestimmte Sektoren oder Unternehmen, die als strategisch bedeutsam identifiziert wurden (“picking the winners”).
Für eine horizontale Industriepolitik spricht, dass die Wettbewerbsbedingungen im allgemeinen und nicht nur für bestimmte Sektoren verbessert werden und somit der Nutzen für die gesamten Volkswirtschaft größer ist. Vorteilhaft ist auch, dass die allgemeinen Standortbedingungen für das weltweite Kräftemessen gestärkt werden sollen.
Aufgabe 42:
Was versteht man unter Global Public Bads? Welche Gegebenheiten stehen einer
Lösung der damit verbundenen Probleme entgegen?
Global public bads sind Auswirkungen, die auf der ganzen Welt spürbar sind (z. B. Klimawandel). Sie sind durch Nicht-Ausschließbarkeit und Nicht-Rivalität charakterisiert und sind größtenteils eine Folge der Globalisierung.
Einer Lösung entgegen steht vor allem, dass es keine Weltregierung gibt. So ist eine freiwillige Kooperation der Nationalstaaten bei möglichen Beschlüssen nötig (z. B. 1,5 °C-Ziel) und Trittbrettfahrer-Verhalten möglich (insbesondere Gewinnschmälerung kurzfristiger Gewinne).
Zuletzt geändertvor 2 Tagen