1. Definition Schmerz
Unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, verbunden mit tatsächlicher oder möglicher Gewebeschädigung
Subjektiv: Jeder Mensch empfindet Schmerz unterschiedlich
Laut WHO: Schmerz ist das, was der Betroffene als solchen empfindet
2. Schmerzarten
Nach Dauer:
Akuter Schmerz:
Plötzlich, zeitlich begrenzt
Ursache meist erkennbar (z. B. OP, Verletzung)
Schutzfunktion des Körpers
Klingt nach Heilung ab
Chronischer Schmerz:
Dauer > 3–6 Monate
Oft keine klare Ursache mehr
Verselbstständigte Schmerzwahrnehmung
Eigene Krankheit (z. B. Rückenschmerz, Rheuma)
Nach Lokalisation:
Somatischer Schmerz:
Haut, Muskeln, Knochen, Gelenke
Gut lokalisierbar, stechend, schneidend
Viszeraler Schmerz:
Inneren Organe (z. B. Darm, Niere)
Dumpf, krampfartig, schlecht lokalisierbar
Neuropathischer Schmerz:
Nervenschädigung (z. B. Diabetes, Bandscheibe)
Brennend, einschießend, elektrisierend
3. Schmerzerfassung
Schmerzskalen:
Numerische Rating-Skala (NRS): 0 (kein Schmerz) bis 10 (stärkster Schmerz)
Visuelle Analogskala (VAS): Linie von „kein Schmerz“ bis „stärkster Schmerz“
Gesichtsskala (z. B. Wong-Baker): Für Kinder, Menschen mit Demenz
Was wird erfasst?
Lokalisation
Intensität
Art des Schmerzes (stechend, dumpf, brennend …)
Dauer
Auslöser, Verstärker, Linderungsfaktoren
Auswirkungen auf Alltag und Psyche
4. Schmerzbehandlung
WHO-Stufenschema zur medikamentösen Schmerztherapie:
• Stufe 1: Nicht-opioide Analgetika (z. B. Paracetamol, Ibuprofen)
• Stufe 2: Schwache Opioide (z. B. Tramadol, Tilidin)
• Stufe 3: Starke Opioide (z. B. Morphin, Fentanyl)
• Adjuvante Medikamente: Begleitmedikamente z. B. gegen Übelkeit, Depression, Krämpfe
Pflegerische Schmerztherapie:
Lagerungen: Schmerzfreie Position, z. B. V-Lagerung bei Atemnot
Kälte-/Wärmeanwendungen: Je nach Schmerzursache (z. B. Kühlung bei Entzündung, Wärme bei Muskelverspannung)
Ablenkung: Gespräche, Musik, Fernseher
Entspannungsverfahren: Atemübungen, progressive Muskelentspannung
Aromapflege, basale Stimulation, Akupressur (je nach Einrichtung)
5. Schmerz und Pflege
• Schmerz ist ein pflegerelevantes Problem – Beobachtung und Dokumentation sind Pflicht
• Pflegekräfte sind oft erste Ansprechpersonen
• Schmerz kann Auswirkungen haben auf:
• Schlaf
• Mobilität
• Appetit
• Psyche (Depression, Angst)
• Wichtig: Regelmäßige Schmerzeinschätzung und Rückmeldung an das ärztliche Team
6. Besonderheiten bei bestimmten Gruppen
• Kinder: Gesichtsskalen verwenden, Bezugspersonen einbeziehen
• Menschen mit Demenz: Körpersprache beachten (Stöhnen, Grimassen, Unruhe)
• Palliativpatienten: Ziel ist Lebensqualität, nicht Schmerzfreiheit um jeden Preis
Zuletzt geändertvor 21 Tagen