Was regelt die Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO)?
Die MVStättVO legt bauliche, technische und organisatorische Anforderungen für Versammlungsstätten fest, z. B. für:
Versammlungsräume ab 200 Personen,
Versammlungsstätten im Freien ab 1000 Personen,
Sport- und Freianlagen ab 5000 Personen.
Welche drei Arten von Versammlungsstätten unterscheidet die MVStättVO?
Versammlungsräume (z. B. Hallen) ab 200 Personen
Versammlungsstätten im Freien mit Szenenfläche ab 1000 Personen
Sportstadien/Freianlagen mit Besucherbereichen ab 5000 Personen
Was zählt nicht zu den Versammlungsstätten nach MVStättVO?
Gottesdiensträume
Unterrichtsräume (Schulen, Unis etc.)
Ausstellungsräume in Museen
Fliegende Bauten (sofern kein Sonderzweck)
Diese Ausnahmen gelten nur, solange keine abweichende Nutzung erfolgt.
Wie wird die Besucherzahl gemäß MVStättVO berechnet?
Sie wird anhand der nutzbaren Fläche und der Nutzung bestimmt:
Stehplätze: 1 m²/Person
Sitzplätze in Reihen: 0,5 m²/Person
Sitzplätze an Tischen: 1 m²/Person
Gaststättenflächen: 1,2 m²/Person
Welche Mindestbreiten gelten für Rettungswege laut MVStättVO?
Abhängig von der Personenzahl, z. B.:
bis 200 Personen: 1,20 m
bis 400 Personen: 2,40 m
bis 600 Personen: 3,60 m und so weiter – siehe gestaffelte Vorgaben in MVStättVO §7.
Was muss bei Türen in Rettungswegen beachtet werden?
üren in Rettungswegen müssen sich in Fluchtrichtung öffnen.
Sie dürfen keine Schwellen oder Stolperkanten aufweisen.
Türen mit Brandschutzanforderungen müssen eine Türfeststellanlage und Rauchschalter haben.
Keile oder ähnliche Hilfsmittel zum Offenhalten sind nicht zulässig.
Was gilt zur Kennzeichnung von Rettungswegen?
Rettungswege müssen sichtbar und dauerhaft gekennzeichnet sein.
Es sind Sicherheitszeichen nach DIN ISO 7010 zu verwenden (z. B. grünes Fluchtsymbol mit Pfeil).
Kennzeichnung gilt innen wie außen.
Schilder wie „Feuerwehrzufahrt freihalten“ oder „Rettungsweg“ unterstützen die Freihaltung.
Wann müssen Flächen gegen Absturz gesichert werden?
Wenn die Absturzhöhe mehr als 1,0 m beträgt, sind Geländer oder Brüstungen notwendig.
Die Brüstungshöhe muss mindestens 1,10 m betragen.
Bei <1,0 m: niedrigere Anforderungen oder entbehrlich.
Bei Bühnen und Stufenreihen gelten Sonderregelungen.
Welche Anforderungen gelten an Absperrungen vor Bühnen?
Stehplätze vor Szenenflächen müssen durch Crash-Barriers (Bühnengitter) abgesperrt sein.
Ein sogenannter „Graben“ zwischen Bühne und Absperrung mit mindestens 2 m Tiefe ist vorgeschrieben.
Der Graben dient dem Zugang von Sicherheitspersonal und kann zur Abwehr aggressiver Besucher genutzt werden.
Welche Gittertypen werden in der Veranstaltungstechnik für Abschrankungen verwendet?
Crash-Barriers / Mojo-Gitter: klappbar, modular, mit Trittflächen
Polizeigitter / Hamburger Gitter: einfach, oft bei Demonstrationen
Mannesmann-Gitter: eher zur Wegführung oder bei geringem Publikumsdruck
Unterschiedlich in Aufbauhöhe, Stabilität und Rückhalteeffekt
Welche rechtlichen Grundlagen gelten für Versammlungsstätten in Deutschland?
Landesbauordnungen (LBO) der Bundesländer
Musterbauordnung (MBO)
Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO) Diese regeln bauliche, betriebliche und sicherheitstechnische Anforderungen.
Was ist unter einer Szenenfläche zu verstehen und warum ist sie relevant?
Eine Szenenfläche ist eine Fläche für künstlerische oder andere Darbietungen ab 20 m². Sie entscheidet darüber, ob eine Fläche in den Geltungsbereich der MVStättVO fällt (z. B. bei Versammlungsstätten im Freien mit >1000 Personen).
Was ist bei Rettungswegen über Rampen oder Stufengänge zu beachten?
Sie müssen barrierefrei, rutschfest und ohne Stufenunterschreitungen gestaltet sein.Stufengänge dürfen nicht als alleiniger Rettungsweg dienen.Bei Rampen gelten Anforderungen an Steigung und Handläufe.
Welche Anforderungen gelten für Brüstungen an Sitzplatzbereichen mit erhöhter Lage?
Je nach Absturzhöhe gelten Mindestbrüstungshöhen:
0,5–1,0 m Absturzhöhe: min. 0,90 m
1,0 m Absturzhöhe: min. 1,10 m Breite variiert je nach Nutzung (z. B. >50 cm bei >1,0 m Absturzhöhe).
Welche Anforderungen gelten bei Anwesenheit von Kleinkindern?
Geländer dürfen keine Öffnungen mit mehr als 12 cm Spaltweite aufweisen.
Absturzsicherungen müssen so gestaltet sein, dass Kinder nicht hindurch- oder darüberklettern können.
Was gehört zur barrierefreien Gestaltung von Zugängen?
Stufenlose Zugänge oder Rampen
Türbreite mind. 90 cm
Keine Schwellen oder Absätze
Leicht zu öffnende oder automatische Türen
Was gilt für barrierefreie Sanitärräume?
Bewegungsfläche mind. 1,50 m x 1,50 m
Haltegriffe, unterfahrbares Waschbecken, Notrufsystem
Beschilderung und Lage gut zugänglich
Wie viele Rollstuhlplätze sind erforderlich?
Mindestens 1 % der Gesamtplätze, aber nie weniger als zwei Rollstuhlplätze
Welche Maßnahmen gehören zum vorbeugenden Brandschutz?
Brandabschnitte
Brandmelde- und Alarmanlagen
Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA)
Verwendung schwer entflammbarer Materialien
Welche Vorschriften gelten für brennbare Dekorationen?
Mindestens schwer entflammbar (B1)
Entsprechende Nachweise erforderlich (z. B. Prüfzeugnis)
Keine leicht entzündlichen Materialien wie Stroh, Tannenzweige
Was ist eine Brandschau?
Eine behördliche Überprüfung der Veranstaltung (meist durch Feuerwehr), z. B. bei Pyrotechnik, Großveranstaltungen, Sondernutzungen.Geprüft werden Fluchtwege, Deko, Löschmittel etc.
Was ist die Betreiberverantwortung?
Der Betreiber trägt die Verantwortung für die Einhaltung aller Anforderungen der MVStättVO – baulich, technisch und organisatorisch.Er kann Aufgaben delegieren, bleibt aber in der Gesamtverantwortung.
Welche Rolle haben Verantwortliche für Veranstaltungstechnik (VfV)?
Sie tragen Verantwortung für die sichere technische Durchführung der Veranstaltung. → Notwendig ab:
200 Personen in Räumen mit Szenenfläche
5000 Personen im Freien
Einsatz technischer Einrichtungen
Was ist ein Sicherheitsgraben vor Bühnen und wozu dient er?
Ein mindestens 2 m breiter Bereich zwischen Bühne und Publikumsgitter.Er dient dem Schutz der Zuschauer und dem Zugang für Sicherheitskräfte.
Wie müssen Rettungswege beschaffen sein?
Frei von Hindernissen
Beleuchtet
In Fluchtrichtung öffnende Türen
Deutlich gekennzeichnet
Worauf ist bei Veranstaltungen mit Pyrotechnik oder offenem Feuer besonders zu achten?
Genehmigungspflicht
Brandschau erforderlich
Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, z. B. Brandwachen
Nur durch Sachkundige oder Fachkräfte
Was ist der Unterschied zwischen Veranstalter und Betreiber?
Betreiber: stellt die Versammlungsstätte bereit und trägt Verantwortung für bauliche, technische und organisatorische Sicherheit.
Veranstalter: führt die konkrete Veranstaltung durch und ist verantwortlich für den ordnungsgemäßen Ablauf. → Beide tragen Verantwortung, oft in Absprache oder vertraglich geregelt.
Wann ist ein Verantwortlicher für Veranstaltungstechnik (VfV) zwingend erforderlich?
Wer erstellt in Deutschland die baurechtlichen Vorschriften für Versammlungsstätten und wie heißen diese Vorschriften?
Die Vorschriften werden von den Ländern erlassen. Sie basieren auf der Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO), die aus der Musterbauordnung (MBO) abgeleitet ist. Jedes Bundesland hat eine eigene Versammlungsstättenverordnung.
Ab welcher Besucherzahl greifen die Vorschriften der (M)VStättVO?
ab 200 Personen in geschlossenen Räumen
ab 1.000 Personen im Freien mit Szenenfläche
ab 5.000 Personen bei Sport- und Freianlagen → Gilt nur bei bestimmungsgemäßer Nutzung!
Wo liegt der Unterschied zwischen Besucherzahl und Personenzahl? Für welche Festlegungen muss die Besucherzahl und wann die Personenzahl berücksichtigt werden?
Besucherzahl: Anzahl passiver Teilnehmer → relevant für MVStättVO-Anwendungsbereich
Personenzahl: umfasst zusätzlich aktiv Mitwirkende (z. B. Künstler, Personal) → relevant z. B. für Rettungswegplanung
Warum hängt die zulässige Rettungsweglänge innerhalb von Gebäuden von der Deckenhöhe ab?
Höhere Decken führen bei Brand zu längerer Rauchfreihaltung → längere Rettungsweglänge ist zulässig.→ Je niedriger die Decke, desto kürzer darf der Rettungsweg sein.
Welche drei mobilen Gittertypen zur Absperrung von Bereichen werden in der Veranstaltungstechnik unterschieden und welche Anwendungsgebiete haben sie jeweils?
Polizeigitter/Hamburger Gitter → einfache Absperrung, Rückhaltefunktion
Crash-Barriers/MoJo-Gitter → Bühnenabsperrung, besonders stabil
Mannessmanngitter → Besucherführung, z. B. Einlassbereiche → Anwendung richtet sich nach Rückhaltebedarf und Personendichte
Erklären Sie die Begriffe Zwei-Kanal-Prinzip und Zwei-Sinne-Prinzip.
Zwei-Kanal-Prinzip: Steuerungstechnisch → zwei getrennte Übertragungswege (z. B. Funk + Kabel)
Zwei-Sinne-Prinzip: Wahrnehmung → z. B. optisch + akustisch (Fluchtweg-Schild + Sirene)
Wie sind brennende Personen ggf. zu löschen?
Person zu Boden bringen (Wälzen!)
Löschdecke, Jacke oder Wasser verwenden
Niemals mit Pulverlöscher direkt auf Gesicht/Haut
Danach Rettungsdienst verständigen!
Welche Brandklassen gibt es und warum darf z. B. ein Fettbrand nicht mit jedem Feuerlöscher gelöscht werden?
Brandklassen:
A: feste Stoffe
B: Flüssigkeiten
C: Gase
D: Metalle
F: Fette → Fettbrände (Klasse F) dürfen niemals mit Wasser gelöscht werden → Fettexplosion! Nur Speziallöscher oder Abdecken.
Was ist beim Löschen von Bränden an elektrischen Anlagen zu beachten?
Nur zugelassene Löscher (z. B. CO₂ oder Pulverlöscher) verwenden
Mindestabstand einhalten (1–2 m)
Nach Möglichkeit Anlage vorher spannungsfrei schalten → Personenschutz hat Vorrang!
Wann muss die Sicherheitsbeleuchtung in einer Versammlungsstätte eingeschaltet werden?
Immer dann, wenn:
der normale Strom ausfällt
der Raum in Dunkelheit liegt
Veranstaltungen mit Besuchern stattfinden → Sicherheitsbeleuchtung muss automatisch oder manuell durch geschultes Personal aktiviert werden.
Wonach richtet sich die Pflicht zur Anwesenheit von Fachkräften für Veranstaltungstechnik oder Verantwortlichen für Veranstaltungstechnik?
Die Pflicht richtet sich nach:
Größe und Art der technischen Einrichtung
Gefährdungspotenzial
Vorgaben der MVStättVO (§ 40, § 42) → Bei szenischer Beleuchtung, Ton oder bewegten Teilen ist immer eine VfV oder Fachkraft anwesend zu benennen.
Zuletzt geändertvor 18 Tagen