Was ist Tuberkulose und Influenza und wie geht man damit im Rettungsdienst um?
Tuberkulose (TB) ist eine durch Mykobakterien verursachte meldepflichtige Infektion (häufig Lunge), die aerogen über Tröpfchen übertragen wird.
Bei offener Lungentuberkulose besteht hohes Ansteckungsrisiko.
Im Rettungsdienst bedeutet das konsequenten Infektionsschutz: Patient mit OP-Maske, Personal mit Schutzkittel, Einmalhandschuhen und mindestens FFP2-Maske sowie abschließende Flächendesinfektion.
Die Therapie im Notfall ist primär symptomatisch (z.B. Sauerstoffgabe, bronchienerweiternde Inhalation) und rascher Transport zur weiteren Abklärung.
Influenza ist eine akute virale Atemwegserkrankung (Influenzaviren Typ A/B) mit plötzlichem Beginn, hohem Fieber, Husten, Halsschmerzen und Gliederschmerzen.
Sie ist hochexplosiv (Tröpfcheninfektion).
Auch hier ist im RD Abstand und Schutz wichtig: Personal trägt Mund-Nasen-Schutz (OP-Maske) oder FFP2 bei Aerosol bildenden Maßnahmen, Handschuhe, Händedesinfektion.
Klinisch wird Influenza symptomatisch behandelt (Fiebersenkung, Flüssigkeit, Atemunterstützung).
Beide Erkrankungen sollten dem Zielkrankenhaus vorab gemeldet werden. Prophylaktisch werden Schutzimpfungen empfohlen.
Welche pathogenen Erreger gibt es?
Pathogene Erreger lassen sich nach ihrem biologischen Typ gliedern.
Dazu gehören:
Viren (z.B. Influenzavirus, HIV),
Bakterien (z.B. Streptokokken, Staphylokokken, Tuberkuloseerreger),
Pilze (Fungi, z.B. Candida, Aspergillus),
Protozoen (Einzeller wie Plasmodien)
Helminthen (Würmer) – zusammengefasst oft unter Parasiten
Prionen (fehlgefaltete Proteine wie bei Creutzfeldt–Jakob)
Alle diese Erreger können je nach Spezies Krankheiten beim Menschen hervorrufen.
Erkläre die Dispositions- und Postexpositionsprophylaxe.
Dispositionsprophylaxe bezeichnet vorbeugende Maßnahmen (meist Impfung) vor einer erwarteten Exposition.
Für Rettungsdienstpersonal gehören dazu alle STIKO-empfohlenen Impfungen (Grundimmunisierung: Tetanus/Diphtherie, Pertussis, Polio, MMR, Varizellen; Indikationsimpfungen: z.B. Hepatitis A/B, Influenza, FSME, Tollwut).
Das Ziel ist, Infektionen vorzubeugen, wenn man als Ersthelfer oft keimbelastetem Material ausgesetzt ist
Postexpositionsprophylaxe sind Maßnahmen nach einem konkreten Keimkontakt (z.B. Nadelstich, Bissverletzung).
Hier entscheidet ein Arzt nach Risikoeinschätzung: Bei möglichem HIV-Kontakt (z.B. beim Ausziehen einer Blutleitung) muss innerhalb von Stunden mit einer Kombination antiviraler Medikamente (PEP) begonnen werden.
Bei Hepatitis-B-Exposition gibt man ggf. Immunglobuline und eine Impfauffrischung.
Für Hepatitis C gibt es keine Prophylaxe, nur engmaschige Kontrolle.
Wichtig sind Dokumentation (Meldung an Betriebsarzt/KHS), serielle Kontrollen und ggf. chemoprophylaktische Therapie.
Was ist in TRBA 250 geregelt?
TRBA 250 ist eine deutsche Technische Regel für biologische Arbeitsstoffe im Gesundheits- und Pflegebereich (inkl. Rettungsdienst).
Sie konkretisiert die Anforderungen der Biostoffverordnung für Tätigkeiten mit infektiösen Organismen.
Inhaltlich regelt TRBA 250 alle notwendigen Schutzmaßnahmen:
Risikobeurteilung bei Keimkontakt
persönliche Schutzausrüstung (PSA)
Hygienemaßnahmen
Impf- und Desinfektionsvorschriften
Unterweisung und arbeitsmedizinische Vorsorge
Wird die TRBA 250 beachtet (z.B. systematischer Infektionsschutz, Ausrüstung mit Masken/Schutzkitteln, Impfmöglichkeiten für Mitarbeiter), gelten die gesetzlichen Vorgaben als erfüllt
Erkläre das gynäkologische System.
Das gynäkologische (weibliche Fortpflanzungs-)System umfasst die äußeren Genitalien (Schamhügel, große und kleine Schamlippen, Klitoris, Scheideneingang) und die inneren Geschlechtsorgane.
Zu den inneren Organen zählen die Vagina, den Uterus (Gebärmutter) mit Zervix (Gebärmutterhals), die beiden Eileiter (Tuben) und die Ovarien (Eierstöcke).
Die Vagina (Scheide) ist ein etwa 10 cm langer Muskelschlauch, der Gebärmutterhals mit dem Muttermund mit der Außenwelt verbindet.
Die Ovarien produzieren jeden Monat eine Eizelle (Ovulation) und die Sexualhormone Östrogen und Progesteron.
Nach dem Eisprung wird eine Eizelle im Eileiter Richtung Gebärmutter transportiert, hier kann eine Befruchtung und Einnistung (Nidation) stattfinden.
Fehlt eine Schwangerschaft, baut sich die Uterusschleimhaut zyklisch auf und wird in der Menstruation abgestoßen.
Diese Abläufe unterliegen hormoneller Kontrolle (FSH/LH aus Hypophyse, Rückkopplung Östrogen/Progesteron).
Erkläre das Urogenitalsystem.
Das Urogenitalsystem vereint die ableitenden Harnwege mit den Geschlechtsorganen.
Die Nieren sind hocheffektive Filterorgane:
Sie reinigen das Blut von Abfallstoffen und Toxinen, regulieren den Wasser- und Salzhaushalt sowie den Blutdruck (Reninbildung) und stellen Hormone wie Erythropoetin her.
Der produzierte Harn sammelt sich im Nierenbecken und fließt über die Harnleiter in die Harnblase (Speicherorgan) und wird über die Harnröhre ausgeschieden.
An das Harnsystem schließen sich – meist getrennt betrachtet – die Geschlechtsorgane beider Geschlechter an.
Die männlichen Genitalien (Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Prostata, Penis) liegen unterhalb des Diaphragmas, die weiblichen (Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter, Scheide) im kleinen Becken.
Embryonal sind Harn- und Sexualtrakt eng verbunden, daher der Sammelbegriff Urogenitalsystem.
-> Insgesamt dient das System vor allem der Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten, der Homöostase des Blutvolumens/Blood, sowie der Fortpflanzung und Hormonproduktion
Was sind die Appendizitiszeichen?
Typische klinische Zeichen einer Appendizitis sind lokalisierte Schmerzen im rechten Unterbauch (Rebound-Schmerz) und Abwehrspannung („Bauchdeckenspannung“).
Klassische Prüfzeichen sind:
McBurney-Punkt (Schmerz beim Druck im rechten Unterbauch etwa ein Drittel auf der Strecke zwischen Nabel und rechtem Darmbeinstachel)
Blumberg-Zeichen (verstärkter Schmerz beim Loslassen des gedrückten Bauches)
Rovsing-Zeichen (Schmerz im rechten Unterbauch beim Loslassen des linksseitig gedrückten Bauches)
Außerdem können folgen:
Psoas-Zeichen (Schmerz bei Anheben gestreckten rechten Beins im Liegen)
Obturator-Zeichen (Schmerz bei Innenrotation des rechten Hüftgelenks)
Dunphy-Zeichen (Schmerzverstärkung beim Husten) und Lazeration anderer Bauchmuskeln können vorkommen. Oft besteht leichtes Fieber und Leukocytose
Differenzialdiagnosen bei rechtem Unterbauchschmerz
z.B. Nierensteine, entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn), gynäkologische Erkrankungen (Eierstockzyste, Adnexitis) oder Mesenterialinfarkt
Welche Quadranten im Abdomen sind typisch für welches Krankheitsbild und was sind mögliche Differenzialdiagnosen?
Rechter Oberbauch (RÜB): Hier liegen Leber und Gallenblase
Gallensteine, Gallenblasenentzündung, Gallenkolik oder Gallengangsinfekt
Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür)
Differenzial: Hepatitis, Pankreatitis (Pankreaskopf) oder rechtseitige Lungenentzündung
Nierensteine und Harnleiterbeschwerden rechts sind ebenfalls möglich
Linker Oberbauch (LÜB):
Gastritis oder Magengeschwür (linkes Epigastrium)
Milzvergrößerung oder -ruptur
Pankreatitis des Pankreasschwanzes
Lungen- oder Perikarderkrankungen
Rechter Unterbauch (RUB):
Appendizitis
terminales Ileum (Morbus Crohn)
rechter Harnleiterstein
Entzündung/ Zyste am rechten Eierstock/Eileiter
Linker Unterbauch (LUB):
Sigmadivertikulitis (Schmerzen nach Stuhlgang, Fieber)
Reizdarmsyndrom
Kolonkarzinom
linke Nieren-/Uretersteine
gynäkologische Ursachen (Ovarial- oder Eileiterentzündungen)
Welche Schockarten gibt es und was sind mögliche Differenzialdiagnosen für Schocks?
Klassisch unterscheidet man:
Hypovolämischer Schock (absoluter Volumenmangel durch Blutung oder Flüssigkeitsverlust)
kardiogener Schock (Pumpversagen des Herzens, z.B. großer Myokardinfarkt oder Herzrhythmusstörung)
obstruktiver Schock (mechanische Blockade der Herzauswurfwege, z.B. Perikardtamponade, Spannungspneumothorax, Lungenembolie)
distributiver Schock: dazu zählen septischer Schock (Gewebeperfusion durch Vasodilatation bei Sepsis), anaphylaktischer Schock (Massivallergie) und neurogener Schock (z.B. nach hohem Rückenmarkstrauma)
In der Differenzialdiagnose müssen alle Ursachen für akute Kreislaufdekompensation bedacht werden.
Wichtig ist z.B. die Abgrenzung zu schwerer Hypoglykämie oder Elektrolytstörungen, die ähnliche Symptome (Hypotonie, Bewusstseinsveränderung) verursachen können.
Ein erhöhter vagaler Tonus (neurokardiogener Synkopenkreis) oder Medikamentenvergiftung kann schockartig erscheinen.
Auch ein akutes Lungenödem oder Status asthmaticus kann initial ähnlich als „Schock“ gewertet werden.
Deshalb gehört neben Blutdruck/Puls immer eine gründliche Anamnese, Blutzuckerkontrolle und EKG dazu, um andere Ursachen auszuschließen.
Welche pathologischen Atemmuster gibt es?
Kussmaul-Atmung: tiefe, anstrengende Hyperventilation (Azidose-Atmung), z.B. bei diabetischem Koma
Cheyne-Stokes-Atmung: periodisch an- und abschwellende Atmung mit kurzen Apnoephasen zwischen den Zyklen, typisch bei Herzinsuffizienz oder Hirnschädigung
Biot-Atmung: unregelmäßig tiefe Atemzüge mit plötzlich einsetzendem Atemstillstand (kurze Pausen), oft bei erheblichen Hirnschäden (Hirndruck)
Atmungstypen wie Hyper- oder Hypoventilation: Über 20/min (Hyperventilation) oder unter 12/min (Hypoventilation), etwa bei Schädigung des Atemzentrums
Atemstillstand (Apnoe): völliges Ausbleiben der Atmung (z.B. bei Verlegung, Vergiftung) führt nach wenigen Minuten zum Kreislaufstillstand
Paradoxe Atmung: bei Thoraxtrauma wirken Bauch- und Brustkorb entgegenläufig (K paradoxalis)
Schnappatmung (Todesröcheln): unregelmäßige tiefe Atemzüge in der Sterbephase. Diese Muster sind wichtige klinische Zeichen und weisen meist auf zerebrale, metabolische oder pulmonale Störungen hin
Erkläre, was eine ICB ist.
Eine intrazerebrale Blutung (ICB) ist eine Einblutung ins Gehirngewebe selbst (ins Parenchym oder in die Hirnventrikel).
Meist ist sie Folge eines geplatzten Gefäßes (häufig bei langjähriger Hypertonie: hypertensive Massenblutung).
Eine ICB macht etwa 15 % aller Schlaganfälle aus.
Klinisch verursacht sie oft plötzlich einseitige neurologische Ausfälle (z.B. Hemiparese, Blickstörungen) sowie Symptome des akuten Hirndruckanstiegs – massive Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsminderung und vegetative Zeichen (Hypertonie, Bradykardie).
Bei Verdacht auf ICB gehört sofort eine akute CT der Kopfes zur Abgrenzung gegen einen ischämischen Infarkt.
Erkläre, was eine SAB ist.
Eine Subarachnoidalblutung (SAB) ist eine arterielle Blutung in den Subarachnoidalraum, also in den flüssigkeitsgefüllten Raum zwischen Arachnoidea und Pia mater.
Am häufigsten entsteht sie spontan durch Ruptur eines zerebralen Aneurysmas (traumatisch seltener).
Die SAB ist ein neurologischer Notfall: Klinik ist typischerweise ein plötzlich einsetzender „Vernichtungskopfschmerz“ (stärkster je erlebter Schmerz), oft begleitet von Nackensteifigkeit (Meningismus), Übelkeit/Erbrechen und rascher Bewusstseinsverschlechterung.
Neurologische Ausfälle (z.B. Sehstörungen, Paresen) können folgen.
Diagnose sicher: CT mit Nachweis von Blut in den Basalzysternen oder Liquordruckerhöhung.
Differentialdiagnostisch muss man bei ähnlich heftigen Kopfschmerzen u.a. auch Meningitis, CED-Schub oder hypertensiven Notfall ausschließen.
Bei jedem abrupt auftretenden, stärksten Kopfschmerz ist sofort an SAB zu denken.
Vergleiche COPD und Asthma bronchiale.
Asthma bronchiale und COPD sind beides chronische Atemwegserkrankungen, unterscheiden sich aber in Ätiologie und Physiologie:
Asthma
ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung mit bronchialer Hyperreaktivität und variabler, in der Regel komplett reversibler Atemwegsobstruktion
episodische Atemnotanfälle, meist bei Allergikern oder Kindern
Beschwerden (pfeifende Atmung, Husten) können saisonal oder durch Auslöser (Allergene, Infekte, Sport) gehäuft auftreten
gegen Asthma sprechen meist Inhalationskortison und Bronchodilatatoren rasch an
COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung)
ist dagegen überwiegend durch Zigarettenrauch oder Feinstaub verursacht
Sie führt zu einer bleibenden, fortschreitenden Obstruktion der Atemwege, die selbst nach Inhalation nicht vollständig reversibel ist
Klinisch ist bei COPD der langjährige Husten mit Auswurf und zunehmende Belastungsdyspnoe typisch
Als Differenzialdiagnose bei akut auftretender Luftnot müssen bei beiden Erkrankungen auch Herzinsuffizienz, Pneumonie oder eine Lungenembolie in Betracht gezogen werden.
Welche Lagerungsarten gibt es für Patienten im Rettungsdienst und was sind Ziele, Indikatoren und Kontraindikationen für sie?
Flachlagerung: Patient liegt flach auf dem Rücken.
Indikationen: z.B. bei bewusstseinsklaren Patienten ohne Atemnot, Wirbelsäulentrauma oder bei Hypotonie, um Perfusion zu verbessern
Kontra: Schwere Atemnot, erhöhter Hirndruck
Oberkörperhochlagerung (30°):
Zur Atemerleichterung bei Herz-Lungen-Versagen
Indikationen: akute Dyspnoe (Lungenödem, COPD-Anfall, Asthma, Pankreatitis) SHT
Ziel ist die Schonung des Zwerchfells und Reduktion des venösen Rückstroms zum Herzen
Kontra: akuter Schock/Hypotonie (verschlechtert Perfusion), schwere Wirbelsäulenverletzung
Schocklagerung:
Beine hoch, Oberkörper flach
Indikationen: hypovolämischer/kardiogener Schock
Ziel ist Erhöhung des venösen Rückstroms zum Thorax
Kontra: Herzinsuffizienz, akutes Lungenödem, Schädel-Hirn-Trauma (erhöht Hirndruck)
Trendelenburg-Lagerung:
Beine hoch, Oberkörper tief -> ganzer Körper eine Linie
Indikationen: hypovolämischer Schock und Wirbelsäulentrauma mit Vollimmobilisation
Ziel: Erhöhung des venösen Rückstroms zum Thorax
Konta: SHT mit Hirndrucksymptomatik, Herzinsuff.
Beckenhochlagerung:
Becken hoch, Oberkörper flach, Beine flach
Indikation: drohende Präklinische Geburt soll verhindert werden
Stabile Seitenlage:
Indikation: bewusstlose, spontan atmende Person
Ziel: Freihalten der Atemwege (Verhinderung von Aspiration)
Kontra: instabile Wirbelsäule, beatmungspflichtig
Sitzende Lagerung:
(Oberkörper hoch, Beine hängend) bei Atemnot
Indikationen: starke Dyspnoe, schweres Asthma, kardiogene Lungenödeme
Kontra: ausgeprägter Schock, da der venöse Rückfluss abnimmt
-> die Wahl richtet sich nach Hauptbeschwerde: Bei Kreislaufproblemen oft „Beine hoch“, bei Atemnot Oberkörper hoch. Jede Lagerung muss individuell auf Indikation und Kontra überprüft werden.
Wie klebe ich die EKG-Elektroden bei einem 12-Kanal-EKG?
Für ein 12-Kanal-EKG werden sechs Brustwandableitungen (V1–V6) und vier Extremitätenableitungen (I, II, III bzw. aVR, aVL, aVF) angelegt.
V1 (rot): 4. ICR parasternal rechts
V2 (gelb): 4. ICR parasternal links
V3 (grün): Mittig zwischen V2 und V4 auf die 5.Rippe
V4 (braun): 5. ICR Medioklavikularlinie
V5 (schwarz): 5. ICR in der vorderen Axillarlinie
V6 (lila): 5. ICR in der mittleren Axillarlinie
Die Extremitätenableitungen
RA, LA (rechte/linke Arm - Handgelenk/Schulter) (rot, gelb)
RB, LB (rechte/linke Bein - Knöchel, Becken) (grün, schwarz)
Wie mache ich eine strukturierte Befunderhebung am EKG?
Ein systematisches Vorgehen ist entscheidend:
1) Überprüfen der EKG-Technik (Papiergeschwindigkeit, Kalibration).
2) Bestimmung der Herzfrequenz (z.B. 300/Bigboxen-Regel) und des Rhythmus (regelmäßig/irregulär).
3) P-Wellen betrachten: sind sie vorhanden, regelmäßig, zu jedem QRS? (Sinusrhythmus vs. Vorhofflimmern/-flattern).
4) PQ-Intervall messen (normal 120–200 ms).
5) QRS-Breite messen (<120 ms normal).
6) QRS-Form analysieren (pathologische Q-Zacken, R-Verlauf).
7) Elektrische Achse grob abschätzen (z.B. QRS-Verhältnis in I und aVF).
8) ST-Strecken beurteilen auf Hebung oder Senkung (Hinweis auf Ischämie oder Infarkt).
9) T-Wellen (Gestalt, Höhe) und U-Wellen (falls auffällig) begutachten.
10) QT-Intervall messen (verlängert bei Elektrolytstörungen).
11) Abschließend nach speziellen Kriterien Ausschau halten (z.B. Hypertrophiezeichen, Extrasystolen).
Dieses Schema – alle Wellen, Intervalle und Segmente nacheinander kontrollieren – sichert eine vollständige EKG-Auswertung.
Welche Herzrhythmusstörungen gibt es und was sind mögliche Differenzialdiagnosen?
Herzrhythmusstörungen umfassen Bradi- und Tachyarrhythmien.
Beispiele:
Sinusbradykardie/-tachykardie (über-/Unterfunktion des Sinusknotens),
Vorhofflimmern (unregelmäßiges, schnelles Vorhofflimmern ohne P-Wellen) und Vorhofflattern (sägezahnartige Vorhofwellen),
Supraventrikuläre Tachykardien (SVT) wie AV-Knoten-Reentry-Tachykardie, Vorhoftachykardien.
Aus den Kammern kommen
ventrikuläre Extrasystolen (VES) oder
ventrikuläre Tachykardien (monomorph, polymorph/Torsade de pointes) und Ventrikelflimmern.
Schwere Formen sind
Kammerflimmern und
Asystolie
Zu den Bradyarrhythmien gehören AV-Blockierungen. Differenzialdiagnosen: Pseudoarrhythmien (EKG-Artefakte) oder sehr schnelle physiologische Rhythmen (z.B. Sinustachykardie bei Fieber). Bei breitem QRS-Tachykardie muss man VT von supraventrikulärer Tachykardie mit Schenkelblock abgrenzen. Bei unregelmäßigem Puls sollte man Vorhofflimmern von Vorhofflattern mit variabler Leitung oder von sinusaler Arrhythmie unterscheiden. Elektrolytstörungen (z.B. Hyperkaliämie) und Vergiftungen (Digitalis) können einzelne Arrhythmien imitieren.
Welche Herzinfarktvariationen gibt es?
Herzinfarkte lassen sich grob einteilen in
ST-Hebungs-Infarkt (STEMI)
Nicht-ST-Hebungs-Infarkt (NSTEMI)
STEMIs sind meist transmural (alle Wandschichten) durch kompletten Gefäßverschluss,
NSTEMIs subendokardial durch inkompletten Verschluss
Weitere Varianten nach Lokalisation des betroffenen Herzgebietes sind:
Vorderwandinfarkt (LAD-Verschluss),
Hinterwand-/Inferiorinfarkt (RCA- oder LCX-Verschluss),
Seitenwandinfarkt (LCX/D1)
Posterior- oder Kardiainfarkt (z.B. rupriertes RA-Aneurysma).
Man spricht auch vom anteroseptalen oder anterolateralen Infarkt (je nachdem, welche Kammerabschnitte betroffen sind). Es gibt zudem stumme Infarkte ohne typische Brustschmerzen (häufig bei Diabetikern) und Reinfarkte (erneute Infarktereignisse). Jeder Infarkt kann unterschiedlich verlaufen – akut schwer mit Kardiogenem Schock oder schleichend mit nur dumpfen Symptomen.
Welche Infarktgebiete gibt es bei einem Herzinfarkt?
Vorderwand-/Septum-Infarkt: ST-Hebungen in V1–V4. Anteriorer (vorderer) Infarkt bezieht sich meist auf LAD-Verschluss (anteroseptal: V1–V2, anterolateral: V3–V4).
Inferiorer Infarkt: ST-Hebungen in II, III, aVF, meist durch Okklusion der rechten Koronararterie (RCA). Oft Beteiligung des rechten Ventrikels (ST-Hebung in V4R).
Lateraler Infarkt: ST-Hebungen in I, aVL, V5–V6 (Beckenseitenwand), meist durch Verschluss der linken Herzkranzarterie (LCX oder eine Diagonaläste der LAD).
Posterior Infarkt: Keine direkten Ableitungen; erkenntlich an ST-Senkungen in V1–V3 (spiegelbildlich) und gelegentlich durch Ableitungen V7–V9. Ursache ist meist Verschluss der RCA oder LCX.
Rechter Ventrikelinfarkt: ST-Hebung in Ableitungen speziell auf dem rechten Thorax (V4R). Zusätzlich gibt es die Unterscheidung transmuraler Infarkt (vollwandig, meist STEMI) versus subendocardialer Infarkt (NSTEMI, ohne ST-Hebung, nur ST-Senkung).
Welche AV-Blöcke gibt es?
AV-Block I. Grades: Alle Vorhofimpulse werden verzögert, aber übergeleitet. Im EKG erkennt man ein verlängertes PQ-Intervall (>200 ms). Kein Herzschlag fehlt.
AV-Block II. Grades: Nicht alle Impulse werden weitergeleitet, einige P-Wellen folgen keinen QRS-Komplex.
Typ I Wenckebach: Progressiv verlängertes PQ bis ein Schlag ausfällt (typisch periodisches Abbrechen).
Mobitz II: Konstantes PQ-Intervall, aber plötzlich fällt vereinzelt ein QRS aus (häufig ohne Warnung). Hier ist meist eine distalere Leitungspause.
AV-Block III. Grades (kompletter AV-Block): Keine Atrium-zu-Ventrikel-Überleitung mehr. P-Wellen und QRS-Komplexe schlagen völlig unabhängig (Pulsus dissociatus). Die Kammern schlagen meist als Ersatzrhythmus (ventrikulär) sehr langsam.
Was ist ein Linksschenkelblock?
Ein Linksschenkelblock (LSB) ist eine Leitungsstörung im linken Tawara-Schenkel des Herzenleitungssystems.
Dabei verzögert sich die Erregung des linken Ventrikels.
Im EKG zeigt sich ein charakteristisches Bild: die QRS-Dauer ist verlängert (>120 ms) und in den linksseitigen Ableitungen (V5–V6, I, aVL) findet man typischerweise aufgespaltene R-Zacken („M-Form“), während in V1–V2 tiefe S-Zacken erscheinen.
Es besteht meist eine elektrische Diskrepanz (QRS und T in Opposition).
Ein LSB kann vollständig (kompletter LSB) oder partiell (Hemiblock) vorliegen.
Ursachen sind oft ischämische Herzkrankheit, Kardiomyopathien oder degenerative Leitungsstörungen.
Was ist ein Rechtsschenkelblock?
Ein Rechtsschenkelblock (RSB) ist eine Verzögerung oder Blockade der Erregungsleitung im rechten Tawara-Schenkel.
Im EKG ist das an einem breiten QRS-Komplex (>120 ms) mit typischem „RSR’-Muster“ (aufgespaltenes R, sog. M‑Zacke) in den rechtspräkordialen Ableitungen (V1–V3) zu erkennen.
In den linksseitigen Ableitungen (I, aVL, V5–V6) zeigt sich typischerweise ein verbreitertes, gezacktes S. Begleitet ist der RSB von einer angemessenen ST-/T-Veränderung in den V1–V3.
Häufige Ursachen sind degenerative Veränderungen des Erregungsleitungssystems oder Rechtsherzerkrankungen.
Ein RSB selbst kann die Diagnose eines Infarkts erschweren, da typische ST-Hebungen überlagert werden können
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