Was ist die Endokrinologie und welche Rolle spielt sie bei der Informationsübertragung im Körper?
Endokrinologie = Lehre von den Hormonen
Teil der Informationsübertragung in vielzelligen Lebewesen
Drei Systeme zur Signalübertragung:
Nervensystem
Hormonsystem (→ endokrines System)
Immunsystem
Chemische Signale des endokrinen Systems = Hormone
Ziel: Anpassung des Körpers an wechselnde Belastungen (z. B. Stress, Wachstum, Stoffwechsel)
Wie unterscheiden sich endokrine und neuronale Signale?
Merkmal
Hormone (endokrin)
Neurotransmitter (neuronal)
Lokalisation
Spezielle endokrine Drüsen (z. B. Schilddrüse)
Nervenenden präsynaptischer Zellen
Freisetzung
Durch äußere Signale, andere Hormone
Durch Aktionspotenziale
Sekretionsort
Peripheres Blut
Synaptischer Spalt
Wegstrecke
Zirkulation im Blut, mehrere Meter
Sehr kurze Strecken
Wirkdauer
Minuten bis Stunden
Millisekunden
Konzentration
Sehr gering (< 10⁻⁸ mol/l)
Deutlich höher (ca. 10⁻⁴ mol/l)
Rezeptoren
Hochaffine Rezeptoren
Geringere Affinität
Hohe Affinität = Der Botenstoff bindet sehr leicht und fest an seinen Rezeptor, selbst bei geringer Konzentration.
Niedrige Affinität = Es braucht mehr Moleküle des Botenstoffs, damit eine Bindung stattfindet.
Wie wird der Begriff Hormon heute verstanden und welche Wirkungsweisen gibt es?
🔹 Historische Definition:
Hormone sind Botenstoffe, die in bestimmten Organen gebildet, ins Blut abgegeben und an anderer Stelle im Körper wirksam werden.
🔹 Moderne, funktionelle Einteilung:
Endokrine Funktion → Wirkung klassisch über das Blut auf entfernte Zielzellen
Parakrine Funktion → Wirkung auf benachbarte Zellen, ohne Blutweg
Autokrine Funktion → Wirkung auf dieselbe Zelle, in der das Hormon produziert wurde
Was sind Proteinhormone und wie wirken sie?
Beispiele: Insulin, Parathormon
Eigenschaften:
Wasserlöslich (= hydrophil)
Bestehen aus langen Aminosäureketten → große Moleküle
Können Plasmazellmembran nicht durchdringen (Lipiddoppelschicht ist undurchlässig)
Wirkung:
Binden an Oberflächenrezeptoren der Zellmembran
Aktivieren Signalwege im Zellinneren (z. B. Second Messenger)
Was sind Amine als Hormonklasse und wie wirken sie?
Beispiele: Thyroxin (T4), Adrenalin
Bestehen aus einer modifizierten Aminosäure → kleine Moleküle
Können in viele Körperzellen eindringen
Schilddrüsenhormone (z. B. Thyroxin) binden sogar an Rezeptoren im Zellkern
Was sind Steroidhormone und wie wirken sie?
Beispiele: Östrogene, Androgene, Cortisol
Fettlöslich (= lipophil)
Struktur: Vier Kohlenstoffringe
Können frei durch Zellmembranen diffundieren
Binden an Rezeptoren im Zytoplasma
Der Hormon-Rezeptor-Komplex kann in den Zellkern wandern und Genexpression beeinflussen
Wie funktioniert der direkte Weg der Hormonwirkung?
Gilt für:
Fettlösliche (lipophile) Hormone, z. B. Steroidhormone
Kleine hydrophile Hormone, z. B. Thyroxin (Schilddrüsenhormon)
Ablauf:
Hormon diffundiert durch die Zellmembran
Bindet an Rezeptor im Zellinneren (z. B. im Zytoplasma)
Der Hormon-Rezeptor-Komplex gelangt in den Zellkern
Bindung an spezifische DNA-Abschnitte
Beeinflussung der Genexpression: → Förderung oder Hemmung der Transkription eines Proteins
Wie funktioniert der indirekte Weg der Hormonwirkung?
Große, wasserlösliche (hydrophile) Hormone
Auch einige kleine hydrophile Hormone wie Adrenalin
Hormon kann Zellmembran nicht durchdringen
Bindet an Rezeptor auf der Zelloberfläche
Rezeptor aktiviert Second Messenger (z. B. cAMP) im Zellinneren
Second Messenger löst zelluläre Veränderungen aus → Art der Wirkung hängt ab von:
Zelltyp
Hormon
verwendetem Botenstoff
Wo liegen Hypothalamus und Hypophyse, wie ist die Hypophyse aufgebaut?
Hypothalamus und Hypophyse liegen an der Unterseite des Gehirns
Hypophyse: etwa kirschkerngroß
Befindet sich ventral medial, hängt tropfenförmig am Gehirn
Aufbau: Vorderlappen (Adenohypophyse) und Hinterlappen (Neurohypophyse)
Welche Funktion hat der Hypophysenhinterlappen und welche Hormone gibt er ab?
Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse) ist eine Erweiterung des Hypothalamus
Produziert keine eigenen Hormone
Leitet Hormone aus dem Hypothalamus weiter und gibt sie ins Blut ab
Weitergeleitete Hormone:
ADH (antidiuretisches Hormon / Vasopressin)
Oxytocin
Welche Wirkung hat ADH auf die Niere und wo wird es gebildet?
Fördert Rückresorption von Wasser in den Nierentubuli
Senkt dadurch den Wasserverlust über den Urin
Führt zu konzentrierterem Urin und stabilisiert den Blutdruck durch erhöhtes Blutvolumen
Wann wird Oxytocin ausgeschüttet und welche Wirkungen hat es auf das Sozialverhalten?
Oxytocin wird im Hypothalamus gebildet, im Hypophysenhinterlappen gespeichert und ausgeschüttet
Ausschüttung bei körperlicher Nähe, insbesondere:
Während des Orgasmus
Bei Berührung, Bindung und Zärtlichkeit
Wirkt als sogenanntes „Kuschelhormon“
Fördert soziale Bindung, Vertrauen und emotionale Nähe
Wie steuert der Hypothalamus die Hormonproduktion im Hypophysenvorderlappen?
Hypothalamus produziert Steuerhormone
Diese gelangen über das Pfortadersystem in den Hypophysenvorderlappen
Dort wirken sie regulierend auf die Hormonproduktion
Können die Ausschüttung anregen oder hemmen
Hypophysenvorderlappen bildet daraufhin eigene Hormone
Welche Hormone produziert der Hypothalamus zur Steuerung des Hypophysenvorderlappens, und wie wirken sie?
Hypothalamus produziert:
Releasing Hormone (RH) → fördern die Hormonfreisetzung
Inhibiting Hormone (IH) → hemmen die Hormonfreisetzung
Gelangen über das Pfortadersystem zum Hypophysenvorderlappen
Steuern dort die Produktion von tropischen Hormonen (Eigenproduktion des Vorderlappens)
Welche Releasing- und Inhibiting-Hormone steuern die Hormonproduktion im Hypophysenvorderlappen und welche Zielorgane sind beteiligt?
Hypothalamus produziert steuernde Hormone:
TRH → stimuliert TSH → Schilddrüse → T₃, T₄
CRH → stimuliert ACTH → Nebennierenrinde → Kortisol
Gn-RH → stimuliert FSH & LH:
FSH → Ovarien (Östrogen), Hoden (Inhibin)
LH → Ovarien (Progesteron), Hoden (Testosteron)
GH-RH / GH-IH → regulieren GH (Wachstumshormon) → Knochenwachstum
PRL-RH / PRL-IH → regulieren Prolaktin → Milchdrüsen
Hypophysenvorderlappen produziert sogenannte tropische Hormone, die auf Zielorgane wirken
Wie funktioniert eine hormonelle Hypothalamus-Hypophysen-Achse und was bedeutet negative Rückkopplung?
Hormonelle Steuerung erfolgt über Hypothalamus-Hypophysen-Achsen
Besteht aus drei Ebenen (Regelkreis mit 3 Hormondrüsen):
Starthormon vom Hypothalamus (z. B. TRH, CRH)
Zwischenhormon vom Hypophysenvorderlappen (z. B. TSH, ACTH)
Zielhormon aus einer peripheren Hormondrüse (z. B. T₃/T₄, Kortisol)
Hierarchischer Ablauf: Zwischenhormon nur bei Stimulation durch Starthormon
Negative Rückkopplung: Hohe Konzentration des Zielhormons hemmt Bildung von Start- und Zwischenhormon → Regelkreis stoppt sich selbst
Wie funktioniert die thyreotrope Achse und welche Effekte haben die Schilddrüsenhormone T₃ und T₄?
Starthormon: TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon, aus dem Hypothalamus)
Zwischenhormon: TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon, aus dem Hypophysenvorderlappen)
Zielhormone: T₃ (Trijodthyronin) und T₄ (Thyroxin) aus der Schilddrüse
Zielhormone wirken auf:
Herzfrequenz und Schlagkraft ↑
Aufbauende Wirkung auf Skelettmuskulatur ↑
Körpertemperatur und Grundumsatz ↑
ZNS-Wachstum und Reifung
Negative Rückkopplung: T₃/T₄ hemmen TRH- und TSH-Ausschüttung
Was sind Ursachen und Symptome von Schilddrüsenunter- und -überfunktion?
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), z. B. durch Jodmangel:
Unterproduktion von Thyroxin (T₄)
Schilddrüse wächst kompensatorisch → Kropf (Struma)
Symptome: Müdigkeit, Gewichtszunahme, Gedächtnisprobleme
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), z. B. Morbus Basedow:
Autoimmunreaktion: Körper greift Schilddrüse an
Überproduktion von Thyroxin
Folge: Erkrankungen der Augenmuskeln und des Bindegewebes
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) = zentrales Stressreaktionssystem
Starthormon: CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon), gebildet im Hypothalamus
Zwischenhormon: ACTH (adrenocorticotropes Hormon), gebildet im Hypophysenvorderlappen
Zielhormon: Cortisol, gebildet in der Nebennierenrinde (Adrenal Kortex)
Funktion: Anpassung des Organismus an Stress
Wichtiges neuroendokrines System zur Regulation der Stressantwort
Welche Hormone sind an der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse beteiligt und welche Funktion erfüllen sie bei Frau und Mann?
Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse (HPG-Achse) = zentrale Steuerung der Sexualfunktion
GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) wird im Hypothalamus gebildet
GnRH regt im Hypophysenvorderlappen die Freisetzung von:
FSH (Follikelstimulierendes Hormon)
LH (Luteinisierendes Hormon) an
Bei der Frau:
Zielorgan = Ovar (Eierstock)
Wirkung: Produktion von Östrogen, Progesteron, Inhibin
Funktion: Eibildung, Eisprung
Beim Mann:
Zielorgane = Leydig-Zellen (→ Testosteron) & Sertoli-Zellen (→ Spermienreifung, Inhibin)
Funktion: Spermienbildung und -abgabe
Welche Funktionen hat das Wachstumshormon GH und welche Auswirkungen haben Über- bzw. Unterproduktion?
Starthormone:
GH-RH (Growth Hormone Releasing Hormone) → stimuliert GH-Ausschüttung
GH-IH (Growth Hormone Inhibiting Hormone = Somatostatin) → hemmt GH-Ausschüttung
Zielhormon: GH (Wachstumshormon, Somatotropin)
Wirkung von GH:
Kontrolliert Längenwachstum vor der Pubertät
Fördert Verknöcherung des Skeletts
Unterstützt Wachstum innerer Organe
Beeinflusst Stoffwechsel (z. B. Eiweißsynthese, Fettabbau)
Zielzellen: v. a. Knochen und Knorpelzellen
Hormonelle Störungen:
GH-Überschuss: Riesenwuchs (Gigantismus)
GH-Mangel: Zwergwuchs
Welche Funktion hat Prolaktin im Körper und wie wird seine Ausschüttung reguliert?
Prolaktin = Hormon zur Steuerung der Brustentwicklung und Milchbildung
RH (Releasing Hormone): fördern die Prolaktinausschüttung
IH (Inhibiting Hormone): hemmen die Prolaktinausschüttung
Prolaktin wird im Hypophysenvorderlappen gebildet
Wichtig für die Laktation (Milchproduktion nach der Geburt)
Steuerung der Brustentwicklung
Welche drei Hormondrüsen unterliegen nicht der Steuerung durch Hypothalamus und Hypophyse und welche Funktionen haben sie?
Hormondrüsen des Menschen werden größtenteils über den Hypothalamus-Hypophysen-Komplex reguliert
Hypophysenvorderlappen: steuert z. B. Schilddrüse, Nebennieren, Gonaden
Hypophysenhinterlappen: speichert und gibt Hormone wie ADH und Oxytocin ab
Ausnahmen (nicht durch Hypothalamus-Hypophyse gesteuert):
Epiphyse (Zirbeldrüse)
Hormon: Melatonin
Funktion: Regulation des Tag-Nacht-Rhythmus, Einfluss auf Hautpigmentierung
Thymus
Funktion: Reifung von T-Zellen → Immunsystementwicklung
Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
Hormon: Insulin
Funktion: Regulierung des Blutzuckerspiegels
Was ist Stress?
Situation, in der der Organismus unter erhöter Belastung steht und Anpassungsreaktionen erforderlich sind
Welche vier Hauptarten von Stressoren gibt es und wodurch zeichnen sie sich aus?
Stressoren = Reize oder Ereignisse, die eine Stressreaktion auslösen
1. Äußere Stressoren:
Reizüberflutung, Reizentzug, Schmerzen
Reale oder eingebildete Gefahren
2. Deprivation:
Entzug von Nahrung, Wasser, Schlaf oder Bewegung
3. Leistungsstressoren:
Überforderung, Unterforderung, Versagensdruck in Leistungssituationen
4. Soziale Stressoren:
Soziale Isolation, Konflikte, Lebensveränderungen, Verlust von Angehörigen, Entscheidungskonflikte
Wie verläuft die HPA-Achse bei Stress und welche langfristigen Wirkungen hat Kortisol?
Langsame Aktivierung über Hypothalamus → Hypophyse → Nebennierenrinde
Hormonkaskade: CRH → ACTH → Kortisol
Funktion: Bereitstellung von Energiereserven bei Dauerstress
Wirkung von Kortisol (bei chronischem Stress):
Infektanfälligkeit
Schlaf- & Konzentrationsstörungen
Lernprobleme, Spannungskopfschmerz
Welche Funktionen erfüllt die schnelle Stressreaktion des Sympathikus und welche Stoffe sind daran beteiligt?
Schnelle Aktivierung über das sympathische Nervensystem
Ziel: Sofortige Reaktionsbereitschaft („Fight or Flight“)
Nebennierenmark schüttet Adrenalin und Noradrenalin aus
Kurzfristige Wirkungen:
Herzfrequenz & Schlagkraft ↑
Muskelblutung ↑, Bronchienerweiterung
Glukosefreisetzung
Denken wird gehemmt zugunsten schneller Reaktionen
Worin unterscheiden sich HPA-Achse und Sympathikus-System in Aktivierung, Botenstoffen und Wirkung?
HPA-Achse: langsam, hormonell, über Kortisol, bei langfristigem Stress
Sympathikus: schnell, neuronal, über Adrenalin/Noradrenalin, bei akutem Stress
HPA-Wirkung: Energiemobilisierung, Immunsuppression
Sympathikus-Wirkung: Kampf-oder-Flucht-Reaktion
Beide Systeme ergänzen sich in der Stressbewältigung
Was ist die Circidiane Freisetzung von Cortisol?
Circadianer Rhythmus:
Höchster Cortisolwert: frühe Morgenstunden
Sinkt über den Tag hinweg
Akute Stressreaktion:
Stress → Cortisolanstieg (Peak nach 20–30 Minuten)
Langsamer Verlauf aufgrund endokriner Signalübertragung
Messung:
z. B. über Speichel (Salivary) oder Plasma (Blut ohne Zellen)
Wie reagiert der Cortisolspiegel bei wiederholtem Stress und was versteht man unter Stressadaptation?
Cortisolspiegel steigt bei akuter Belastung (z. B. Auftritt bei Tänzern)
Cortisol als Marker für psychische und körperliche Stressreaktion
Adaptation:
Wiederholter gleichartiger Stress → Cortisolreaktion sinkt
Aber: bleibt höher als Ruhelevel
Beispiel: Trierer Social Stress Test (TSST)
Aufgabe z. B.: spontan Vortrag halten vor Publikum
Welche Funktion hatte der Sympathikus evolutionär im Zusammenhang mit Stressreaktionen?
Teil des peripheren Nervensystems (PNS)
Dient evolutionär der schnellen Alarmreaktion: → Fight (Kampf) oder Flight (Flucht)
Bei unseren Vorfahren → Überlebensvorteil bei realen Gefahren
Aktiviert Herz, Muskeln, Atmung, stellt Energie bereit
Warum kann eine aktivierte Stressreaktion des Sympathikus in der modernen Welt problematisch sein?
In modernen Stresssituationen (z. B. Prüfungen, Konflikte) ist Fight-or-Flight kaum möglich
Körper produziert trotzdem Stresshormone (Adrenalin, Noradrenalin)
Folge: Energie kann nicht abgebaut werden, bleibt im Körper aktiv
→ Kann sich gegen den Organismus selbst richten (z. B. Bluthochdruck, Verspannung)
Welche körperlichen Reaktionen löst der Sympathikus bei akutem Stress aus?
• Bei akuten Stressoren wie Examenstag:
• Adrenalin/Noradrenalin steigen deutlich an
• Typische körperliche Symptome:
→ Herzklopfen, Schweiß, Nervosität, schnelle Atmung
• Reaktion erfolgt sehr schnell, im Gegensatz zur langsameren HPA-Achse
Warum ist die geringe Adaptation des Sympathikus bei wiederholtem Stress problematisch?
Sympathisches System zeigt kaum Adaptation bei wiederholtem Stress
Nor-/Adrenalin und Herzfrequenz steigen erneut an, auch bei bekannten Situationen
Gegensatz zur HPA-Achse, die bei wiederholtem Stress an Reaktionsstärke verliert
→ Sympathikus bleibt dauerhaft reaktionsbereit und belastet bei Dauerstress
Wie erklärt das Lazarus-Modell die Entstehung von Stress und welche Rolle spielen primäre und sekundäre Bewertung?
Lazarus-Modell der Stressbewältigung (1974)
Stress entsteht durch individuelle Bewertung der Situation
Primäre Bewertung: Ist der Reiz positiv, gefährlich oder irrelevant?
Sekundäre Bewertung: Habe ich genügend Ressourcen zur Bewältigung?
→ Mangelnde Ressourcen = Stress
Stressbewältigung (Coping):
Instrumentell: Situation aktiv verändern
Kognitiv: Bedeutung der Situation umdeuten
Positive Neubewertung = Stressor als Herausforderung interpretieren
Ziel: Anpassung und Lernen durch Neubewertung
Wie beeinflusst kognitive Neubewertung (Reappraisal) die emotionale Reaktion und die Amygdala-Aktivität bei stressauslösenden Bildern?
Reappraisal (Neubewertung) = eine Strategie der emotionsbasierten Stressbewältigung
Versuch: Proband:innen sollten angstvolle Bilder neu interpretieren (z. B. „nur ein Film“, „es wird geholfen“)
Ergebnis:
Bilder wurden weniger negativ empfunden (Messung: affektive Bewertung ↓)
Amygdala-Aktivierung sank → weniger Angstverarbeitung im Gehirn
Interpretation: Kognitive Umdeutung reduziert emotionale Stressreaktion
Welche drei Formen der Stresskompetenz unterscheidet das Kaluza-Modell und wie wirken sie auf Stressreaktionen?
Kaluza-Modell (2014): Stressbewältigung durch drei zentrale Stresskompetenzen
Stressoren + persönliche Stressverstärker → führen zur Stressreaktion
3 Wege der Stressbewältigung:
Instrumentelle Stresskompetenz:
Anforderungen aktiv begegnen
z. B. Aufgaben delegieren, „Nein“ sagen, Zeitplanung verbessern
Mentale Stresskompetenz:
Denkweise anpassen, z. B. Probleme als Herausforderung sehen
Positives bewusst machen, Perfektionismus abbauen
Regenerative Stresskompetenz:
Erholung fördern
z. B. Entspannungstechniken, Hobbys, sozialer Kontakt, Schlaf
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