Erläutern Sie die folgenden drei Grundbegriffe Webers: Verhalten, Handeln, soziales Handeln
Verhalten: jede äußere oder innere Tätigkeit eines Menschen, also jegliches Tun, Dulden oder Unterlassen – unabhängig davon, ob es einen subjektiven Sinn hat oder nicht.
Ein Mensch, der geht.
Handeln: ist ein menschliches Verhalten, dem der Handelnde einen subjektiv gemeinten Sinn zuschreibt.
Jemand geht joggen, um sich fit zu halten – das Verhalten (Laufen) hat eine Bedeutung für den Handelnden.
Soziales Handeln: ist ein Handeln, das auf einen anderen subjektiv bezogen oder orientiert ist - d.h. ein konkretes oder generealisiertes Gegenüber. Es wird also nicht nur sinnhaft ausgeführt, sondern nimmt Bezug auf andere Menschen.
Arten:
Reaktiv (jemand anderes hat gehandelt und ich reagiere darauf)
Antizipativ (ich handel auf eine bestimmte Art und weise, weil ich damit eine bestimmte Handlung Anderer antizipieren möchte)
Was ist die richtige Definition von sozialer Beziehung nach Weber?
a) einem seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sich-Verhalten mehrerer
b) ein wechselseitig aufeinander eingestelltes Handeln gemäß geltender Normen
c) das Geflecht der relevanten Bezugsgruppen eines Handelnden
d) eine beiderseitig vorteilhafte dauerhafte Kooperation zweier oder mehrere Handelnder
a) Weber betont, dass soziale Beziehungen durch das gegenseitige aufeinander Einstellen der Handlungen mit Sinngehalt gekennzeichnet sind. Es geht also um sinnorientiertes Verhalten, das sich an anderen orientiert.
Die anderen Optionen sind entweder zu eng (z.B. nur Kooperation) oder zu allgemein und entsprechen nicht exakt Webers Definition.
Erläutern Sie zunächst anhand eines Beispiels, was Weber unter sozialem Handeln versteht. Entwickeln Sie daraufhin ein Beispiel, anhand dessen Sie die vier Merkmale sozialer Tatbestände nach Durkheim erläutern. Diskutieren Sie anschließend, wo sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Konzepte des sozialen Handelns und der sozialen Tatbestände sehen
Nach Max Weber ist soziales Handeln ein Handeln, das auf einen anderen subjektiv bezogen oder an ihm orientiert ist – das heißt, es bezieht sich auf ein konkretes oder generalisiertes Gegenüber. Der Sinn, den der Handelnde seinem Tun zuschreibt, entsteht im Bezug auf das Verhalten anderer, sei es vergangen, gegenwärtig oder zukünftig. Ein Beispiel für soziales Handeln wäre, wenn sich jemand entschließt, auf einen früheren Angriff mit Rache zu reagieren, sich gegenwärtig gegen einen Angriff verteidigt oder durch bestimmte Maßnahmen zukünftigen Angriffen vorbeugt, etwa indem man Sicherheitsvorkehrungen trifft. In all diesen Fällen steht die Handlung nicht isoliert für sich, sondern ist bewusst auf das Verhalten anderer Menschen bezogen.
Émile Durkheim wählt einen anderen Zugang zur Erklärung sozialen Verhaltens. Für ihn sind sogenannte soziale Tatbestände die Grundlage gesellschaftlicher Ordnung. Diese zeichnen sich durch vier Merkmale aus: Äußerlichkeit, Zwang, Allgemeinheit und Unabhängigkeit. Diese lassen sich gut am Beispiel einer Hochzeit verdeutlichen. Erstens ist das Hochzeitsritual äußerlich, weil es kulturell und institutionell festgelegt ist und unabhängig vom individuellen Wunsch besteht – man kann sich kaum völlig frei erfinden, wie man heiratet. Zweitens übt es Zwang aus: Von Paaren wird gesellschaftlich erwartet, bestimmte Rituale (z. B. Ringe tauschen, Eheversprechen ablegen) einzuhalten. Wer davon zu stark abweicht, muss mit Unverständnis oder Ablehnung rechnen. Drittens zeigt sich die Allgemeinheit, da Hochzeiten in allen Kulturen verbreitet und gesellschaftlich erwartbar sind. Viertens sind Hochzeitsrituale unabhängig, weil sie unabhängig von der individuellen Bedeutung weiterexistieren – selbst wenn ein Paar ihnen keinen emotionalen Wert beimisst, bleibt die soziale Funktion erhalten. Sowohl Durkheim als auch Weber beziehen demnach soziales Handeln auf ein Handeln, das auf mindestens ein weiteres Subjekt bezogen ist oder sich an ihm orientiert.
Weber untersucht demnach den Sinn des Handelnden aus der Sicht des Einzelnen (verstehendes Deuten) und Durkheim untersucht die Wirkung gesellschaftlicher Zwänge auf das Individuum (positivistische Soziologie). Durkheim ist weniger an den individuellen „Gründen“ für Handeln interessiert ist, sondern an den sozialen Zwängen, die das Verhalten prägen – also eher an externen Ursachen als an subjektiven Motiven.
Nennen und erläutern Sie drei der vier Merkmale sozialer Tatbestände nach Durkheim
Émile Durkheim beschreibt soziale Tatbestände als gesellschaftliche Phänomene, die das Verhalten von Individuen beeinflussen und prägen. Drei zentrale Merkmale sozialer Tatbestände sind:
Äußerlichkeit: Soziale Tatbestände sind „außerhalb“ des Einzelnen und nicht von ihm geschaffen. Sie existieren unabhängig von den individuellen Gedanken und Gefühlen der Menschen. Sie sind kulturelle oder gesellschaftliche Gegebenheiten, die über das Individuum hinaus bestehen.
Z.B existieren Regeln, Traditionen oder Gesetze auch dann, wenn sich einzelne Personen nicht bewusst mit ihnen beschäftigen oder sie ablehnen.
Zwang: Soziale Tatbestände üben einen sozialen Druck auf die Mitglieder der Gesellschaft aus. Wenn jemand gegen gesellschaftliche Regeln oder Normen verstößt, kann er dafür bestraft oder sozial ausgegrenzt werden. Dieser Zwang sorgt dafür, dass die Menschen sich an die gemeinsamen Erwartungen und Verhaltensweisen anpassen.
z.B. ist in vielen Kulturen die Erwartung verankert, dass man Ehrlichkeit zeigt. Wer wiederholt lügt, riskiert nicht nur Misstrauen, sondern wird auch gesellschaftlich sanktioniert, etwa durch Ablehnung oder Verlust von Ansehen.
Allgemeinheit: Soziale Tatbestände treten in der Gesellschaft häufig auf und wirken auf viele Menschen gleichzeitig. Sie sind nicht auf einzelne Individuen beschränkt, sondern prägen kollektive Verhaltensweisen, Überzeugungen oder Praktiken.
Zum Beispiel die verbreitete Teilnahme an bestimmten Festen, Trends oder auch Massenbewegungen.
Nennen und erläutern Sie drei der von Durkheim unterschiedenen Selbstmordtypen
Émile Durkheim unterscheidet in seiner Typologie vier Arten von Selbstmord, die sich durch das Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft erklären lassen:
Egoistischer Selbstmord entsteht durch mangelnde soziale Integration. Menschen fühlen sich isoliert und nicht ausreichend in die Gemeinschaft eingebunden.
Beispiele: alleinstehende Personen oder bestimmte religiöse Gruppen (wie Protestanten), bei denen die soziale Bindung schwächer ist.
Altruistischer Selbstmord hat eine übermäßige soziale Integration. Das Individuum ordnet sich so stark der Gruppe unter, dass es bereit ist, sein eigenes Leben für das Wohl der Gemeinschaft zu opfern.
Solche Formen finden sich häufig in traditionellen Gesellschaften, religiösen Gemeinschaften oder bei Soldaten.
Anomischer Selbstmord entsteht durch Regellosigkeit oder Normlosigkeit (Anomie). Die gewohnten Regeln und Orientierungshilfen brechen weg, was zu Orientierungslosigkeit und Verzweiflung führt.
beispielsweise in Zeiten von Krisen, plötzlichem sozialem Auf- oder Abstieg oder tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen.
Fatalistischer Selbstmord entsteht durch übermäßige soziale Regulation und starke Einschränkung der Freiheit, zum Beispiel bei Menschen, die in extrem kontrollierenden Situationen leben (z. B. Gefangene oder Sklaven). Durkheim behandelt diesen Typ jedoch nur am Rande.
Nennen und erläutern Sie die drei Dimensionen von Individualisierung nach Beck.
(Ergänzung WiSe 19/20:)
Entwickeln Sie daraufhin ein Beispiel für einen Individualisierungsprozess. Illustrieren Sie schließlich drei Individualisierungsdimensionen anhand dieses Beispiels und nehmen Sie dabei Bezug auf die von Beck beschrieben Ursachen und Folgen von Individualisierung)
Unter Individualisierung versteht Ulrich Beck einen sozialen Prozess, in dem Menschen aus traditionellen Sozialbindungen herausgelöst werden und zunehmend gezwungen sind, ihr Leben eigenständig und eigenverantwortlich zu gestalten.
Beck unterscheidet dabei drei Dimensionen der Individualisierung:
Freisetzung (Herauslösung aus traditionellen Sozialformen): Traditionale Herrschafts-, Lebens- und Versorgungszusammenhänge wie Familie, Klasse oder Geschlecht verlieren an Bedeutung. Individuen werden aus historisch gewachsenen Bindungen entlassen und müssen ihr Leben verstärkt selbst organisieren.
Entzauberung (Verlust traditioneller Sicherheiten): Mit dem Wegfall traditioneller Normen und Handlungsvorgaben entsteht ein Zwang zur Entscheidung. Menschen müssen Lebensentwürfe eigenständig entwickeln, obwohl ihnen oft stabile gesellschaftliche Leitbilder fehlen. Verantwortung für das Gelingen oder Scheitern des eigenen Lebens wird auf das Individuum übertragen.
Reintegration (neue Abhängigkeiten und Bindungen): Trotz individueller Freiheit bleiben Menschen auf Institutionen wie den Arbeitsmarkt, das Bildungssystem oder soziale Sicherungssysteme angewiesen. Außerdem streben sie freiwillig neue soziale Bindungen an – etwa in Partnerschaften, Netzwerken oder politischen Bewegungen. Die Reintegration beschreibt also die Neuverankerung des Individuums in funktionale Systeme, jedoch auf einer anderen, oft individualisierten Ebene
Ein typisches Beispiel ist die Entscheidung einer jungen Frau, sich für eine eigenständige Berufslaufbahn zu entscheiden und dabei traditionelle Rollenerwartungen in Familie und Partnerschaft zu hinterfragen.
Freisetzung: Die Frau löst sich von überlieferten Vorstellungen – etwa der klassischen Hausfrauenrolle oder der Norm, früh zu heiraten und Kinder zu bekommen.
Entzauberung: Sie steht vor einer Vielzahl an Möglichkeiten und ist gezwungen, zwischen Beruf, Partnerschaft, Familie oder anderen Lebensentwürfen zu wählen – ohne klare Orientierung. Die Verantwortung für diese Entscheidungen liegt vollständig bei ihr selbst.
Reintegration: Um ihre Karriere zu verfolgen, ist sie auf Bildung, Qualifikationen und den Arbeitsmarkt angewiesen. Gleichzeitig sucht sie neue Formen von Beziehungen und Netzwerken, die jedoch nicht mehr durch Tradition vorgegeben, sondern individuell gestaltet sind.
Ursachen, die die Prozesse der Individualisierung nach Beck in Gang gesetzt haben sind:
Wohlstandssteigerung: Höhere Löhne, gestiegener Lebensstandard und mehr Freizeit erweitern die individuellen Lebensgestaltungsmöglichkeiten. Beck spricht vom „Fahrstuhleffekt“: Alle gesellschaftlichen Schichten „fahren eine Etage höher“ – also erfahren eine soziale Mobilität nach oben, auch wenn die Ungleichheiten bleiben.
Bildungsexpansion: Besonders Frauen profitieren von besseren Bildungschancen und höheren Bildungsabschlüssen. Dadurch erschließen sich neue Berufsfelder und Lebensentwürfe jenseits traditioneller Rollen.
Wohlfahrtsstaatliche Absicherung: Sozialstaatliche Leistungen (z. B. Kindergeld, Arbeitslosenversicherung, BaföG) ermöglichen es, biografische Risiken wie Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Bildungslücken besser abzufedern. Diese Absicherung schafft Freiräume für individuelle Lebensentscheidungen und Lebenswege.
Fazit: Individualisierung bietet einerseits neue Freiheiten zur Selbstverwirklichung, führt andererseits aber zu neuen Unsicherheiten, Entscheidungszwängen und sozialen Risiken – ein zentrales Merkmal der reflexiven Moderne nach Beck.
Nennen und erläutern Sie die drei Ursachen von Individualisierung nach Beck
Nennen und erläutern Sie die drei Dimensionen der Machtanalytik Foucaults.
Foucault analysiert Macht nicht als Besitz (wie etwa bei Marx), sondern als ein Beziehungsgeflecht Seine Machtanalytik umfasst drei zentrale Dimensionen: Strategische Machtbeziehungen bilden die Grundlage aller sozialen Interaktionen, Regierungstechnologien strukturieren diese systematisch, und aus dieser Strukturierung können sich Herrschaftszustände entwickeln. Foucaults Machtanalytik macht damit deutlich, dass Macht nicht nur repressiv, sondern vor allem subtil, dezentral, produktiv und gesellschaftlich konstitutiv ist.
1. Strategische Machtbeziehungen sind nach Foucault allgegenwärtige, dynamische Interaktionen zwischen Subjekten, in denen jeweils versucht wird, das Verhalten des anderen zu beeinflussen. Sie stellen „strategische Spiele zwischen Freiheiten“ dar - Macht ist hier nicht zwangsläufig negativ oder unterdrückend, sondern ein grundlegendes soziales Verhältnis. Diese Beziehungen sind prinzipiell veränderbar und reversibel und bilden die Grundstruktur jeder Gesellschaft.
2. Herrschaftszustände beschreiben eine verfestigte, blockierte Form von Machtbeziehungen, in denen sich asymmetrische Machtverhältnisse dauerhaft etabliert haben. Sie sind gekennzeichnet durch eine Einschränkung von Alternativen und Freiheitsgraden und werden häufig durch politische, ökonomische oder militärische Mittel stabilisiert. Im Unterschied zu den strategischen Machtbeziehungen sind Herrschaftszustände nicht mehr offen für Gegenspiel oder Widerstand. Sie entsprechen dem, was klassisch unter Herrschaft verstanden wird, ohne sich jedoch – wie bei Max Weber – auf Legitimitätsfragen zu stützen.
3. Regierungstechnologien bezeichnen systematisierte und reflektierte Formen der Machtausübung, die über spontane Machtspiele hinausgehen, aber noch nicht die Starre von Herrschaftszuständen aufweisen. Sie zielen darauf ab, das Verhalten von Individuen und Gruppen zu lenken, ohne direkt zu befehlen – z. B. durch Normierung, Disziplinierung oder Wissensproduktion. Regierungstechnologien wirken oft über scheinbar neutrale Praktiken (z. B. in Medizin, Pädagogik oder Verwaltung) und sind zentral dafür verantwortlich, wie strategische Machtbeziehungen in Herrschaftszustände überführt werden.
Nennen und erläutern Sie die drei Dimensionen des Akzelerationszirkels nach Rosa
Hartmut Rosa unterscheidet in seiner soziologischen Beschleunigungstheorie drei Dimensionen der gesellschaftlichen Beschleunigung, die gemeinsam den sogenannten Akzelerationszirkel bilden. Diese drei Dimensionen stehen in einem wechselseitigen Verstärkungsverhältnis und führen zu einem strukturellen Zeitdruck in der spätmodernen Gesellschaft.
Technische Beschleunigung: umfasst die stetige Verbesserung technischer Mittel, insbesondere beim Transport, Kommunikation und Produktion. Ziel ist es, Prozesse effizienter und schneller zu gestalten, etwa durch Hochgeschwindigkeitszüge, digitale Kommunikation oder automatisierte Arbeitsabläufe. Technische Beschleunigung soll Zeit sparen – führt jedoch paradoxerweise nicht zu mehr freier Zeit, sondern zur Verdichtung anderer Lebensbereiche.
Beschleunigung des sozialen Wandels: gesellschaftliche Normen, Rollenbilder, Institutionen und Lebensformen verändern sich immer schneller. z. B. Familienmodelle, Erwerbsbiografien oder kulturelle Werte. Individuen müssen sich kontinuierlich an neue Anforderungen anpassen, was zu Unsicherheiten und Identitätsinstabilität führen kann.
Beschleunigung des Lebenstempos: bezeichnet die subjektive Erfahrung, dass immer mehr Handlungen in immer kürzerer Zeit vollzogen werden müssen. Menschen versuchen, durch Multitasking, Zeitmanagement und Aktivitätsverdichtung mehr aus ihrer begrenzten Zeit herauszuholen. Dies führt zu einem Gefühl chronischer Zeitnot, auch bekannt als „Beschleunigung des Alltags“ oder “Slippery Slopes”
Der Akzelerationszirkel entsteht, weil sich diese drei Dimensionen gegenseitig antreiben: – Technische Innovationen ermöglichen schnelleren sozialen Wandel. – Dieser Wandel zwingt Individuen dazu, ihr Lebenstempo zu erhöhen. – Der Wunsch, das Lebenstempo zu bewältigen, stimuliert wiederum neue technische Entwicklungen.
So entsteht ein dynamischer Zwang zur Beschleunigung, der nicht mehr auf individuelle Entscheidungen zurückzuführen ist, sondern strukturell in das gesellschaftliche System eingebettet ist.
Der Akzelerationszirkel beschreibt den sich selbst verstärkenden Zusammenhang zwischen technischer Beschleunigung, sozialem Wandel und gesteigertem Lebenstempo. Rosa sieht darin ein zentrales Merkmal moderner Gesellschaften, das zu Entfremdung, Zeitdruck und Erschöpfung führen kann.
Welche beiden Aussagen über Rosas Akzelerationszirkel sind richtig?
a) Die technische Beschleunigung führt zu einer Gegenwartsschrumpfung
b) Die Beschleunigung des sozialen Wandels führt zur einer Raumschrumpfung
c) Die Beschleunigung des sozialen Wandels führt zu einem Verlust an Erwartungssicherheit
d) Die Beschleunigung des Lebenstempos zeigt sich u. a. an einer Überlagerung von Handlungsepisoden.
bedeutet, dass sich Normen, Rollen und Institutionen schneller verändern. Das führt dazu, dass Menschen weniger verlässliche Erwartungen an die Zukunft haben – also Erwartungssicherheit verloren geht.
d) Die Beschleunigung des Lebenstempos zeigt sich u. a. an einer Überlagerung von Handlungsepisoden
Beschleunigung des Lebenstempos führt dazu, dass Menschen mehrere Aktivitäten gleichzeitig ausführen (z. B. E-Mails schreiben beim Bahnfahren) – also Handlungsepisoden überlagern sich.
FALSCH:
a) ❌ „Die technische Beschleunigung führt zu einer Gegenwartsschrumpfung“ – Das ist kein zentraler Begriff bei Rosa; dieser spricht eher von Zeitverdichtung, nicht von "Gegenwartsschrumpfung".
b) ❌ „Die Beschleunigung des sozialen Wandels führt zu einer Raumschrumpfung“ – Raumschrumpfung wird eher mit technischer Beschleunigung (z. B. schneller Transport, globale Kommunikation) in Verbindung gebracht, nicht mit sozialem Wandel.
Nennen und erläutern Sie die drei von Sennett unterschiedenen Arten von Unsicherheit im flexiblen Kapitalismus.
Richard Sennett identifiziert im flexiblen Kapitalismus drei zentrale Arten von Unsicherheit, die sich aus der Auflösung traditioneller beruflicher Strukturen und stabiler Biografien ergeben. Diese Unsicherheiten resultieren aus neuen Arbeitsformen, in denen langfristige Planung, institutionelle Verankerung und stabile Aufstiegschancen zunehmend verschwinden.
Diese Form der Unsicherheit beschreibt den Verlust eindeutiger Karriereverläufe. Im flexiblen Kapitalismus glauben viele Menschen, sich beruflich weiterzuentwickeln, obwohl sie sich tatsächlich nur seitwärts bewegen. Die Kriterien für beruflichen Erfolg oder Statusgewinn sind unklar geworden, was dazu führt, dass berufliche Positionen oft erst im Nachhinein bewertbar sind. Statt eines linearen Aufstiegs erleben viele eine biografische Suchbewegung, die von der Hoffnung getragen ist, die nächste Stelle könnte mehr Erfolg oder Sinn bringen – ohne Gewissheit darüber.
Nach einem Wechsel erkennen viele Menschen erst, dass der neue Job weniger vorteilhaft ist als der alte. Diese Unsicherheit entsteht, weil Entscheidungen unter Unsicherheit und unvollständiger Information getroffen werden. Wenn sich im Nachhinein zeigt, dass eine Chance falsch eingeschätzt wurde, müssen die Betroffenen mit den Konsequenzen leben, ohne die Möglichkeit, die Entscheidung rückgängig zu machen. Die Fähigkeit, mit solchen retrospektiven Verlusten umzugehen, wird zu einer zentralen Anforderung in flexiblen Arbeitsbiografien.
Diese Unsicherheit betrifft die wirtschaftliche Stabilität: Ein Stellenwechsel führt nicht zwangsläufig zu einer Verbesserung der finanziellen Situation. Vielmehr ist der Ausgang häufig nicht kalkulierbar, da Einkommen im neuen Job sowohl steigen als auch sinken können. Laut Sennett verlieren etwa ein Drittel der Beschäftigten bei einem Wechsel deutlich an Einkommen. Dies macht berufliche Mobilität zu einem ökonomischen Glücksspiel – ein Vorgang, den Sennett mit einem „Würfelspiel“ vergleicht.
Fazit: Die drei Unsicherheiten – mehrdeutige Seitwärtsbewegungen, retrospektive Verluste und unvorhersehbare Einkommensentwicklungen – machen deutlich, dass der flexible Kapitalismus keine klare Orientierung bietet. Statt langfristiger Planung dominieren Diskontinuität, Risiko und kurzfristige Optionen, was zu einer tiefgreifenden Verunsicherung des beruflichen und sozialen Lebens führt.
Welche Aussage über den flexiblen Kapitalismus nach Sennet ist falsch?
a) Mehrdeutige Seitwärtsbewegungen und retrospektive Verluste stellen typische Unsicherheiten des flexiblen Kapitalismus dar
b) Das Arbeiten in Teams verdeckt zentralisierte Machtstrukturen in Unternehmen
c) Die Produktion ist flexibel spezialisiert
d) Kapitalistische Institutionen werden von Managern im flexiblen Kapitalismus in kontinuierlicher Weise umgebaut
Die Aussage c) „Die Produktion ist flexibel spezialisiert“ ist im Kontext von Sennetts Analyse falsch, da er die Arbeit im flexiblen Kapitalismus als wenig spezialisiert, fragmentiert und von Unsicherheiten geprägt beschreibt
Nennen und erläutern Sie die drei von Giddens unterschiedenen Elemente der Dynamik der Mode.
Laut Anthony Giddens besteht die Dynamik der Moderne aus drei Elementen: Aus der Entkopplung von Raum und Zeit, der Entbettung sozialer Beziehungen sowie aus der Mobilisierung von Vertrauen.Das starre Verhältnis von Raum und Zeit hat sich seit dem 17. Jahrhundert immer weiter entkoppelt. Durch die sich entwickelnde Mobilisierung, den technischen Fortschritt sowie die Massenmedien konnten so große Entfernungen schneller überwunden werden und auch das Internet ermöglichte eine ortsunabhängige Kommunikation. Raum und Zeit wurden demnach entkoppelt.Bei der Entbettung sozialer Beziehungen werden jene aus ihren ortsgebundenen, unmittelbaren, situativen Kontexten herausgelöst, sodass auch hier keine räumlichen und zeitlichen Grenzen mehr existieren. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Entbettung sozialer Beziehungen sowie die Entkopplung von Raum und Zeit eng miteinander verbunden sind. Dieser Prozess wird verstärkt durch symbolische Zeichen wie Geld oder die Installierung von Expertensystemen.Eine elementare Voraussetzung für die Entbettung sozialer Beziehungen ist die Mobilisierung von Vertrauen, da eine Entkopplung aus Raum und Zeit ohne ein gegenseitiges Vertrauen der Individuen nicht möglich ist. Die Entkopplung bringt eine gewisse Anonymität sowie eine Entfremdung der Nutzer mit sich, weshalb hier eine Vertrauensbasis zwingend erforderlich ist. Das Vertrauen fungiert somit als Mittel zur Ordnung sozialer Beziehungen sowie als Grundlage für eine funktionierende soziale Ordnung.
Nennen und erläutern Sie die drei ereignisgeschichtlichen Eckpfeiler der Großen Transformation, die auch als Revolutionen der Moderne bezeichnet werden.
Müller unterscheidet drei Eckfeiler der „Großen Transformation“
Ökonomische Revolution in England: führte aufgrund technologischer Fortschritte unter anderem zur
Entstehung eines Arbeitsmarktes
Trennung von Kapital und Arbeit und
Trennung von Betrieb und Haushalt. (2)
Politische Revolution in Frankreich etablierte:
demokratische Regierungsformen in Europa
„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ machte aus Untertanen souveräne Bürger*innen, die über gleiche Rechte verfügen, welche nicht mehr an Stände gebunden waren
wenn auch soziale Ungleichheit in Form sozialer Klassen fortbesteht
Kulturelle Revolution in Deutschland etablierte:
den für moderne Gesellschaften typischen Individualismus;
Kollektivismus hingegen ist typisch für vormoderne Gesellschaftsformen
Neben der Wissenschaft gewinnen auch moralisch-ethische und expressiv-ästhetische Dimensionen an Bedeutung für die moderne Kultur.
a) einem seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sich-Verhalten mehrerer b) ein wechselseitig aufeinander eingestelltes Handeln gemäß geltender Normen
Aussage a) ist korrekt.
Die richtige Definition von sozialer Beziehung nach Max Weber lautet:
„einem seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sich-Verhalten mehrerer“
Welche beiden Aussagen über Simmels Analyse des modernen Großstadtlebens sind richtig?
a) Reizüberflutung führt zur Blasiertheit moderner Großstädter*innen
b) Großstädte zeichnen sich durch ein Übergewicht von subjektiver gegenüber objektiver Kultur aus
c) Großstädte verhindern den Kampf der Menschen unter- und gegeneinander
d) Großstädte erzeugen einen Zwang zu qualitativer Individualisierung
Die richtigen Aussagen zu Simmels Analyse des modernen Großstadtlebens sind:
Reizüberflutung führt zur Blasiertheit moderner Großstädter*innen (Simmel beschreibt, dass die vielen Eindrücke und Reize in der Großstadt zu einer emotionalen Distanzierung, also Blasiertheit, führen.)
Großstädte erzeugen einen Zwang zu qualitativer Individualisierung (In der Großstadt entsteht der Druck, sich auf besondere, qualitative Weise zu individualisieren, da Anonymität und Konkurrenz groß sind.)
Die anderen Aussagen sind falsch:
Großstädte zeichnen sich nicht durch ein Übergewicht von subjektiver gegenüber objektiver Kultur aus, sondern oft umgekehrt: Es gibt eine starke objektive Kultur (z.B. Kunst, Technik, Wissen), während die subjektive Kultur (individuelle Fähigkeiten und Erfahrungen) relativ zurücktritt.
Großstädte verhindern den Kampf der Menschen unter- und gegeneinander nicht, sondern können im Gegenteil durch Anonymität und Konkurrenz soziale Spannungen und Kämpfe verstärken.
Welche Aussage über Simmels Analyse des modernen Großstadtlebens ist falsch?
a) Reizüberflutung führt zur Blasiertheit moderner Großstädter*innen.
b) Großstädte erzeugen einen Zwang zu qualitativer Individualisierung.
c) Großstädte zeichnen sich durch ein Übergewicht von subjektiver gegenüber objektiver Kultur aus
d) Großstädte führen zu einem Kampf der Menschen unter- und gegeneinander.
„Großstädte zeichnen sich durch ein Übergewicht von subjektiver gegenüber objektiver Kultur aus.“
Begründung: Nach Simmel überwiegt in der Großstadt die objektive Kultur (also das Wissen, die Kunst, Technologie usw.), während die subjektive Kultur (individuelle Fähigkeiten, persönliche Erfahrungen) eher zurücktritt. Das führt zu einer Distanzierung der Menschen und beeinflusst ihr Verhalten.
Die anderen Aussagen sind korrekt:
Reizüberflutung führt zur Blasiertheit.
Großstädte erzeugen einen Zwang zu qualitativer Individualisierung.
Großstädte führen zu einem Kampf der Menschen unter- und gegeneinander.
Welche Aussage über Folgeprobleme der funktional differenzierten Gesellschaft ist richtig?
a) Mittels wohlfahrtsstaatlicher Absicherung soll das politische System gesellschaftliche Konflikte steuern.
b) Eine Gefährdung der Natur hat nur dann gesellschaftliche Folgen, wenn eine Kommunikation darüber stattfindet.
c) Die Ansprüche der Individuen an die Leistungen von Teilsystemen sind begrenzt.
d) Der Zugriff auf Leistungen der Teilsysteme steht prinzipiell jedem offen.
Stellen Sie die Anwendung des EGP-Klassenschemas am Beispiel der IGLU-Studie dar (bspw. in Form eines Diagramms).
Welche beiden Aussagen über Webers Verständnis von Idealtypen sind richtig?
a. Weber unterscheidet vier Idealtypen sozialen Handelns.
b. Idealtypische Begriffe sind Abbilder der Wirklichkeit.
c.Idealtypen sind auf ein Ziel gerichtete ideale Formen sozialen Handelns.
d.Idealtypen sind eine wesentliche Methode sozialwissenschaftlicher Analysen.
und
Welche Aussage über Anomie nach Durkheim ist falsch?
Frage 2Antwort
a. Anomie wird durch die Bildung neuer Regeln allmählich beseitigt.
b. Anomie erhöht Suizidraten.
c. Anomie entsteht in Zeiten rapiden gesellschaftlichen Wandels.
d. Anomie meint fundamentale Systemkrisen.
Welche Aussage über Simmels Gesellschaftsbegriff ist falsch?
a. Gesellschaft existiert da, wo mehrere Individuen in Wechselwirkung treten.
b. Gesellschaft ist eine Realität sui generis.
c. Gesellschaft existiert nur als Vergesellschaftung.
d. Individualität ist nur in und mit der Gesellschaft möglich.
a.eine beiderseitig vorteilhafte dauerhafte Kooperation zweier oder mehrerer Handelnder.
b.das Geflecht der relevanten Bezugsgruppen eines Handelnden.
c.ein wechselseitig aufeinander eingestelltes Handeln gemäß geltenden Normen.
d.ein seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseitig eingestelltes und dadurch orientiertes Sich-Verhalten mehrerer.
Welche Aussage über die Eckpfeiler der Großen Transformation nach Müller ist falsch?
a.Ethik und Ästhetik zählen zu den institutionellen Gestalten der Großen Transformation.
b.Als Folge der politischen Revolution in Frankreich werden Bürger zwar in Klassen, aber nicht mehr in Stände eingeteilt.
c.Durch die kulturelle Revolution in Deutschland kommt es zu einem Übergang vom Individualismus zum Kollektivismus.
d.Die Trennung von Betrieb und Haushalt ist Folge der technischen Revolution in England.
Die richtige Antwort ist:
c) Durch die kulturelle Revolution in Deutschland kommt es zu einem Übergang vom Individualismus zum Kollektivismus.
Müller unterscheidet drei Eckfeiler der „Großen Transformation“:
(1) Die ökonomische Revolution in England führte aufgrund technologischer Fortschritte unter anderem zur Entstehung eines Arbeitsmarktes, zur Trennung von Kapital und Arbeit – und zur Trennung von Betrieb und Haushalt.
(2) Die politische Revolution in Frankreich etablierte demokratische Regierungsformen in Europa. Die Vorstellung von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ machte aus Untertanen souveräne Bürger*innen, die über gleiche Rechte verfügen, welche nicht mehr an Stände gebunden waren – wenn auch soziale Ungleichheit in Form sozialer Klassen fortbesteht.
(3) Die kulturelle Revolution in Deutschland etablierte den für moderne Gesellschaften typischen Individualismus; Kollektivismus hingegen ist typisch für vormoderne Gesellschaftsformen. Neben der Wissenschaft gewinnen auch moralisch-ethische und expressiv-ästhetische Dimensionen an Bedeutung für die moderne Kultur.
Welche Aussage über den „neuen Geist des Kapitalismus“ (Boltanski) ist falsch?
Frage 1Antwort
a. Der neue Geist des Kapitalismus ist geprägt von einer Vernetzung von Unternehmen.
b. Der neue Geist des Kapitalismus ist geprägt von einer neuen Form der Meritokratie.
c. Der neue Geist des Kapitalismus ist geprägt von autoritären Vorgesetzen.
d. Der neue Geist des Kapitalismus ist geprägt von unscharfen Organisationsstrukturen.
Boltanski und Chiapello unterscheiden drei historische Ausprägungen des modernen Kapitalismus‘:
den ersten, zweiten und dritten Geist des Kapitalismus.
Typisch für den dritten, „neuen Geist des Kapitalismus“, der sich seit den 1980er Jahren beobachten lässt, sind unter anderem:
die Vernetzung von Unternehmen,
neue Formen der Meritokratie und
unscharfe Organisationsstrukturen.
Autoritäre Vorgesetzte hingegen waren in früheren Entwicklungsstufen des Geistes des Kapitalismus häufiger zu finden.
Welche Aussage über die Dynamik der Moderne nach Giddens ist falsch?
a.Vertrauen muss verstärkt mobilisiert werden.
b.Soziale Beziehungen sind verstärkt an situative Kontexte gebunden.
c.Die Dynamiken wirken in den institutionellen Komplexen Kapitalismus, Industrialismus, Überwachung und Kontrolle über Gewaltmittel.
d.Raum und Zeit werden zunehmend entkoppelt.
Die Dynamik der Moderne ist für Giddens durch drei Elemente gekennzeichnet:
1) Raum und Zeit sind durch moderne Kommunikations- und Mobilitätsformen voneinander entkoppelt.
2) Dies führt dazu, dass soziale Beziehungen sich von örtlichen und situativen Kontexten lösen.
3) Eine derartige „Entbettung“ setzt eine verstärkte Mobilisierung von Vertrauen voraus.
Diese drei Elemente wirken in vier institutionellen Komplexen, die für moderne Gesellschaften typisch sind:
1) Kapitalismus,
2) Industrialismus,
3) Überwachung und
4) Kontrolle über Gewaltmittel.
Welche beiden Aussagen über die McDonaldisierung sind richtig?
Frage 3Antwort
a.Eine Rationalisierung der Produktion führt zur Ressourcenschonung.
b.Die Rationalisierung steht der Individualisierung konträr gegenüber.
c.Aus unerfüllten Ansprüchen an Organisationen resultieren gesteigerte Ansprüche an diese.
d.Die Verbreitung von Fastfood-Ketten verdeutlicht die Arbeitsverdichtung.
Welche beiden Aussagen über die Zweite Moderne nach Beck sind richtig?
a.In der Zweiten Moderne sind Risiken umgekehrt proportional zum Reichtum verteilt.
b.In der Zweiten Moderne ist die Latenz von Modernisierungsrisiken aufgehoben.
c.Als Zweite Moderne bezeichnet Beck die aus der Agrargesellschaft hervorgegangene Industriegesellschaft.
d.Die Zweite Moderne ist von einer reflexiven Modernisierung gekennzeichnet.
d) Die Zweite Moderne ist von einer reflexiven Modernisierung gekennzeichnet.,
b) In der Zweiten Moderne ist die Latenz von Modernisierungsrisiken aufgehoben.
Die aus der vormodernen Agrargesellschaft hervorgegangene Industriegesellschaft wird als Erste Moderne bezeichnet.
Als Zweite Moderne hingegen bezeichnet Beck den Übergang der Industrie- in die Risikogesellschaft, in der die Nebenfolgen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zunehmend reflexiv betrachtet werden. Dadurch verlieren Modernisierungsrisiken ihre Latenz; sie werden nun von gesellschaftlichen Diskursen explizit thematisiert.
In der Ersten Moderne waren Risiken umgekehrt proportional zum Reichtum verteilt; bedroht waren hier vor allem die Armen
In der Zweiten Moderne ist dieses Verteilungsprinzip jedoch gelockert – was Beck auf die viel zitierte Formel bringt: „Not ist hierarchisch, Smog ist demokratisch.“
Ordnen Sie die Dimensionen der Machtanalytik Foucaults nach dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit. Beginnen Sie mit der spontansten und am wenigsten geregelten Dimension.
Frage 5Antwort
a. Machtbeziehungen, Regierungstechnologien, Herrschaftszustände
b. Regierungstechnologien, Herrschaftszustände, Machtbeziehungen
c. Machtbeziehungen, Herrschaftszustände, Regierungstechnologien
d. Regierungstechnologien, Machtbeziehungen, Herrschaftszustände
Erläutern Sie das Klassenmodell von Marx als klassisches Modell sozialer Ungleichheit.
Karl Marx (1818–1883) entwickelte seine Klassentheorie Mitte des 19. Jahrhunderts. Zwar war Marx nicht der erste, der den Begriff „Klasse“ nutzte, aber sein Konzept, Gesellschaft als von Klassen geprägt zu begreifen, ist grundlegend und bis heute einflussreich. Marx sieht die Geschichte als eine Abfolge von Klassenkämpfen, die durch jeweils spezifische Produktionsverhältnisse und Produktivkräfte gekennzeichnet sind.
Er unterscheidet vor allem zwei große Klassen: die Bourgeoisie, welche die Produktionsmittel besitzt und dadurch ökonomische sowie gesellschaftliche Macht ausübt, und das Proletariat, die Arbeiterklasse, die keine Produktionsmittel besitzt und daher gezwungen ist, ihre Arbeitskraft als Ware zu verkaufen. Diese dichotome Klassenteilung bildet die Grundlage seiner Analyse der kapitalistischen Gesellschaft. Marx sieht in der sozialen Ungleichheit eine direkte Folge des Privateigentums an Produktionsmitteln, durch das die Bourgeoisie den von den Arbeitern erarbeiteten Mehrwert aneignet und dadurch Kapital anhäuft. Das Proletariat erhält im Gegensatz dazu lediglich einen geringen Lohn und ist materiell wie auch politisch und sozial unterdrückt.
Nach Marx ist die Geschichte insgesamt eine Geschichte von Klassenkämpfen, in denen sich Klassen mit antagonistischen Interessen gegenüberstehen. Die Bourgeoisie will die bestehenden Verhältnisse bewahren, während das Proletariat deren Überwindung anstrebt. Dieser grundlegende Interessengegensatz führt zu einem dauerhaften Klassenkonflikt, der im kapitalistischen System angelegt ist und langfristig in einer proletarischen Revolution münden soll. Dabei versteht Marx Klassen nicht nur als rein statistische Gruppen, sondern unterscheidet zwischen einer „Klasse an sich“ – also Menschen mit ähnlicher ökonomischer Lage – und einer „Klasse für sich“, die sich durch ein gemeinsames Klassenbewusstsein auszeichnet und dadurch zu kollektiven politischen Akteuren wird.
Marx betont zudem, dass die ökonomische Basis einer Gesellschaft den sogenannten Überbau – bestehend aus Politik, Kultur, Recht und Religion – prägt. Die wirtschaftliche Herrschaft der Bourgeoisie führt somit auch zu politischer und ideologischer Dominanz. Damit ist soziale Ungleichheit nicht nur eine Frage von Besitz, sondern auch von Macht und Herrschaft in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen.
Kritisch wird an Marx’ Klassenmodell vor allem die starke Fokussierung auf ökonomische Determinanten gesehen sowie die Konzentration auf zwei Hauptklassen. Die gesellschaftliche Realität sei heute vielschichtiger, mit zahlreichen Mittel- und Zwischenklassen, die sich aus der Entwicklung des Dienstleistungssektors und anderer gesellschaftlicher Veränderungen ergeben haben. Außerdem widerspreche die allgemeine Wohlstandszunahme und soziale Mobilität der These einer massiven Verelendung der Arbeiterklasse. Dennoch bleibt Marx’ Klassenmodell als dynamische Analyse sozialer Konflikte und als theoretische Grundlage zur Erklärung sozialer Ungleichheit und gesellschaftlichen Wandels ein bedeutender Bezugsrahmen.
Erläutern Sie die wesentlichen Merkmale von Milieumodellen.
Wesentliche Merkmale von Milieumodellen:
Soziale Gruppen mit gemeinsamen Werthaltungen und Mentalitäten: Milieus bestehen aus Personen, die ähnliche Werte, Einstellungen und Wahrnehmungen ihrer Umwelt teilen.
Verknüpfung von objektiven und subjektiven Faktoren: Milieus basieren nicht nur auf sozialen und demografischen Merkmalen (z.B. Bildung, Einkommen), sondern vor allem darauf, wie diese „objektiven“ Bedingungen subjektiv wahrgenommen und verarbeitet werden.
Fließende Grenzen: Milieus sind nicht strikt abgrenzbar, sondern gehen oft fließend ineinander über.
Milieus als Erweiterung von Schichtmodellen: Milieumodelle ergänzen oder differenzieren traditionelle soziale Schichten durch die Einbeziehung von Lebensauffassungen und sozialen Orientierungen.
Bezug zu Lebensstilen: Milieus und Lebensstile sind eng verbunden, unterscheiden sich aber darin, dass Lebensstil mehr Wahlfreiheit und Ausdrucksfunktion betont, während Milieus stärker an milieuspezifische Wahrnehmungen und gegebene Bedingungen gebunden sind.
Mehrdimensionale Modelle: Milieumodelle integrieren verschiedene Dimensionen wie soziale Lage (vertikal) und Wertorientierungen (horizontal), z.B. im SINUS-Modell.
Veränderlichkeit: Milieus verändern sich im Laufe der Zeit durch gesellschaftlichen Wandel, passen sich aber milieuspezifisch an neue Bedingungen an.
Stellen Sie die Sinus-Milieus für Deutschland vor.
Die Sinus-Milieus sind ein etabliertes sozialwissenschaftliches Modell, das Menschen anhand ihrer Lebensauffassungen, Werteorientierungen und sozialen Lage in unterschiedliche Gruppen einteilt. Ausgangspunkt war eine Studie des SINUS-Instituts in den 1980er Jahren, die das Ziel hatte, Lebenswelten anhand subjektiver Lebenslagen und -stile zu erfassen.
Das Modell ordnet die Milieus auf zwei Achsen an:
Horizontal: von traditionellen bis zu postmateriellen Wertorientierungen
Vertikal: nach sozialer Lage, gemessen an Bildung, Beruf und Einkommen.
Es existieren mehrere Milieus, die sich durch typische Werte, Lebensweisen und Konsummuster unterscheiden. Beispiele sind:
Die Konservativ-etablierten: Traditionsbewusst, gesellschaftlich etabliert, legen Wert auf Ordnung und Sicherheit.
Die Sozialökologischen: Umweltbewusst, kritisch gegenüber Konsum und Gesellschaft, häufig postmateriell orientiert.
Die Hedonisten: Jung, experimentierfreudig, konsumorientiert, mit einem starken Fokus auf Spaß und Lebensfreude.
Die Prekären: Menschen in schwierigen sozialen Lagen, mit Zukunftsängsten und oft unsicheren Arbeitsverhältnissen.
Die Expeditiven: Kreativ, individualistisch und weltoffen, gelten als Avantgarde mit hoher kultureller und digitaler Vernetzung.
Das Modell wird regelmäßig aktualisiert, um gesellschaftliche Veränderungen abzubilden, und wird neben der allgemeinen Bevölkerung auch für spezifische Gruppen wie Migranten angewandt.
Die Sinus-Milieus sind besonders nützlich in der Marktforschung, da sie Konsumverhalten und Kommunikationsstrategien zielgenau differenzieren helfen.
Erläutern Sie die Sinus-Milieus am Beispiel der „Expeditiven“.
Die „Expeditiven“ sind ein Milieu, das vor allem für junge, kreative und weltoffene Menschen steht. Sie zeichnen sich durch eine hohe Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Ideen, Technologien und Lebensformen aus. Individualität und Selbstverwirklichung spielen für sie eine zentrale Rolle. Die Expeditiven gelten als Avantgarde, die gesellschaftliche Entwicklungen prägt und vorantreibt. Sie sind ein wichtiger Motor für Innovation und kulturellen Wandel.
Typische Merkmale der Expeditiven:
Lebensstil: Experimentierfreudig, innovativ, offen für kulturelle Vielfalt und alternative Lebensentwürfe.
Werte: Hohe Toleranz, Umweltbewusstsein, gesellschaftliches Engagement, aber auch der Wunsch nach persönlicher Freiheit und Flexibilität.
Soziale Lage: Meist gut gebildet, oft in kreativen oder digitalen Berufen tätig.
Mediennutzung: Stark digital und sozial vernetzt, affin für neue Medien und Trends.
Einstellungen: Kritik an traditionellen Normen, Streben nach Veränderung und progressiven Ideen.
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