Allgemein zu bevorzugendes Klassifikationssystem Ausscheidungsstörungen
- ICD10 und 11 nicht genau genug und nicht Therapieleitend
- Alternativen (ICCS und Rome IV) bevorzugen
Enuresis Definiton und Subtypen nach ICD
- Definition: Unwilkürlicher und nicht organisch erklärbarer Harn bei Kindern über 5
o ICD 10 : unter 7 2 Mal pro Woche, über 7 1 Mal pro Woche
o DSM: 3 Monate, 2 Mal pro Woche oder Funktionsbeeinträchtigung
- Keine offizielle Unterscheidung von Subtypen in der Diagnose (alles einfach nur Enuresis)
o Allerding für therapeutische Behandlung relevant, darum therapeutische unterscheidung von Subtypen (Klausurrelevant)
§ ICD10 Unterscheidung Enuresis nach Zeitpunkt
· Nocturna (nur nachts)
· Diurna (nur tags)
· Nocturna et diurna
§ ICCs vs ICD10 : ICCS fordert Enuresisbegriff restriktiver zu verwenden: wenn Tagsüber = funktionelle Harninkontinenz
ICCS Unterscheidung Subtypen Enuresis (Klausurrelevant)
· Einnässen in der Nacht Enuresis Nocturna
o Längstes trockenes Intervall unter (primäre Enuresis) oder über (sekundäre Enuresis) 6 Monate
o Nur nachts oder auch tags? (mono- vs. nicht monosymptomatisch)
· Einnässen nur am Tag :
o Dranginkontinenz
§ Häufige Miktion (über 7 Mal) plötzlich auftretend
· Kleine Mengen
§ Haltemanöver
o Funktionelle Harninkontinenz bei Miktionsaufschub
§ Habituelles Herauszögern Geringe Frequenz (unter 5 Mal)
· Wenn doch große Einässmenge
o Detrusor-Sphinkter
§ Während Entleerung: Gestörte Koordination (pressen vor und während) Blasenholmuskel(Detrusor) – Schließmuskel(Sphinkter) unterbrochener Harnstrahl
Epidemiologie/Komorbidität Enuresis
o 7Jährige 10%,
o Jugendliche 1-2% ,
o Spontanremission 15% pro Jahr
o Komorbiditäten
§ Insgesamt in 20-30% (meist ADHS, Sozverh, Angst/Depression)
o Zentrale Pathomechanismen bei monosymptomatischer Enuresis nocturna
§ Polyurie (Erhöhte Urinbildung Nachts durch Verschiebung Tag-Nacht Rhythmus ADH)
§ Fehlende Erweckbarkeit bei voller Blase
§ Fehlende Unterdrückung Entleerungsreflex im Schlaf
o Ursachen/Faktoren Enuresis Nocturna:
§ sowohl bei Primärer und Sekundärer EN: Häufung wenn ein (40%) oder beide (75%) Eltern betroffen waren Genetische Reifeverzögerung des ZNS hier zentralster Faktor
§ Umweltfaktoren: Primär: Nein / Sekundär: ggf. Belastende Lebensereignisse oder Komorbide Störungen
§ Erziehung: Kein Einfluss von Sauberkeitserziehung oder zu viel Trinken am Abend
§ Seelische Probleme:
· Verhaltensprobleme bei bis zu 40% der EN Kinder ( 2-4 Fach höher als bei Kindern ohne EN)
o Allerdings nicht bei allen keine zentrale Ursache
o Viele Probleme bilden sich nach dem Trockenwerden zurück
o Ursachen Faktoren Störungen mit Einnässen am Tag:
§ Drang und Lachinkontinenz deutlich genetisch
§ Inkontinenz mit Miktionsaufschub: kein genetischer Einfluss erlerntes Verhalten
§ Detrusor Sphinkter Dyskoordination: kein genetischer Einfluss erlernt (öfter aber nicht immer sogar aus vorherigem Miktionsaufschub entstanden )
Diagnostik Enuresis
o :
§ Anamnese /Fragebogen
§ Screening Komorbiditäten
§ Miktions und Trinkprotokoll (48 Stunden) besonders wichtig für Differenzialdiagnostik
§ Ärztliche Untersuchung (Körperliche Untersuchung , Ultraschall, Urinstatus)
§ Spezielle Diagnostik (Uroflowmetrie mit Restharnbestimmung, ggf. EMG und MRT)
Intervention Enuresis
Psychoedukation und Reihenfolge
o Wenn Tags und Nachts: erst Tagsüber
o Psychoedukation/Entmystifizierung
§ Info/Entmystifizierung
§ Instruktionen zu optimalem Miktions- /und Trinkverhalten
· 3 W’s (Wann, Wie oft, Wie)
· Blase läuft nicht allein
§ Dokumentation Miktions- /und Trinkverhalten
§ Betreuung und Unterstützen
Sonne Wolken Kalender
§ 15-20% Allein durch diese Intervention trocken
§ Fokus auf trockene Nächte wenn nach 4 Wochen noch keine Besserung/überwiegend nasse Nächte Kalenderführung beenden
o Apparative Verhaltenstherapie
§ 50-80% nach 8-10 Wochen
· Initialer Erfolg 14 Nächte trocken
· Maximal 16 Wochen anwenden
§ Klingelmatte weckt Kind bei Feuchtigkeit
Pharmakotherapeutisch
§ Nur Wenn
· Apparativ nicht geklappt/nicht möglich (Ggf auch aufgrund Familiensituation)
· Keine Motivation Kind
· Kurzfristige Trockenheit für Klassernfahrt oä.
§ Desmopressin
· Hemmt nächtliche Urinproduktion
· Kurzfristig Erfolgreich aber langfristig nach absetzen nur 18-38%
o Besser wenn schrittweise abgesetzt
o Keine Besserung bei Kombination AVT und Medikation (Erst AVT dann Medikament)
o Intervention Funktionelle Harninkontinenz (Tagsüber )
§ Wichtig: Kinder müssen lernen: sofort zur Toilette, keine Haltemanöver
· Schulung Aufmerksamkeit und Wahrnehmung Harndrang (bei 1/3 Schon erfolgreich)
§ Fähnchenpläne (Wie Sonne Wolken)
§ Uhren zu Erinnerung an Toilette
§ Anticholinergikum (entspannt Blasenholmuskel ermöglicht normale Blasenfüllung
§ Bei Detrusor Sphinkter auch Biofeedback Training
- Psychosoziale Folgen Enuresis
o Allg für Kinder hoher Leidensdruck
§ Geringer Selbstwert
§ Scham
§ Nur 5% finden es aufgrund der Aufmerksamkeit angenehm
o Eltern ebenfalls belastet und besorgt, viel Aufwand
Enkopresis Definition (Per ICD und DSM)
- : ab 4 Jahren mindestens 1 Mal Monatlich Stuhl in Kleidung oder nicht dafür vorgesehene Orte (egal ob willkürlich oder unwillkürlich)
o Mindestzeitraum;
§ ICD10: 6Monate
§ ICD11: mehrere Monate??
§ DSM5: 3Monate
o Sekundär(schon mal über 1 Jahr sauber) vs primär(noch nie lange sauber)
§ Allerdings keine Unterscheidung psychischer Faktoren Unterscheidung geringe klinische Bedeutung
Unterscheidung Enkopresis Kategorien nach Rome IV
o (Mindestalter immer 4, Mindestzeitraum immer 2 Monate)
§ Funktionelle Obstipation
· Mindestens 1 Mal pro Woche
· Kein irritables Darmsyndrom (aber Rest okay oder was ?)
· Mindestens 2 Kriterien
o Maximal 2 mal die Woche kack ins Klo
o 1 Mal pro Woche in die Hose
o Retentionshaltung/willkürliches zurückhalten
o Schmerzen beim scheissen
o Große Massen im Rektum
o Große Massen im Klo
· Häufiger auch reduzierter Appetit, Enuresis und tägliches einkoten (im vgl zu Enkopresis ohne Obstipation)
§ Nicht retentive Stuhlinkontinenz
· Mindestens 1 Mal pro monat Stuhl in unangebrachtem kontext
· Keine Stuhlretention
· Keine organische Ursache
- Epidemiologie Enkopresis
o Ptävalenz
§ 5-6= 4,1%
§ 11-12=1,6%
§ Jungen 3-4 Mal häufiger
o Komorbidität
§ 30-50% zusätzlich psychisch auffällig (steigt mit Einkotfrequenz)
§ Meist Enuresis, emotionale Störung, hyperkinetisch oder Sozialverhalten
Ätiologie Enkopresis
Genetik und Physiologische Faktoren
- Genetische Faktoren
o Deutlich bei Obstipation (42% der Verwandten betroffen Risiko für Kind 6-10Fach)
o Wenn retentive Obstipation kein Einfluss (bei nicht retentiver auch ig?)
- Physiologische Faktoren
o Durch Klassische Konditionierung (Scheissen = Schmerz) Anspannung der Muskulatur (Schließmuskel Beckenboden ect)Retention verminderte Eigenaktivität Darm und Verhärtung zwischen der Verhärtung tritt neuer weicher Kot durch
o Nicht wenn keine Obstipation
Psychosozial und Sauberkeitserziehung/Ernährung/Bewegung
o Entwicklungsstörungen
o Temperament und Schlafstörungen in früher Kindheit
o Mütterliche Depression/Anfgststörung
- Sauberkeitserziehung /Ernährung/Bewegung
o Beide Richtungen elternlichen Extremverhaltens (zu Früh zu doll oder zu spät zu laissez fair)
o Obstipation durch wenig Ballaststoffe und wenig Bewegung
Diagnostik Enkopresis
- Anamnese
- Fragebögen (Enkopresis und Verhalten
- Briston Stool Form Scale (Bilder und beschaffenheit von Stuhl von Durchfall bis Bröckchen)
- Toilettenprotokolle
- Körperliche Untersuchung: Anal, Wirbelsäaule, Reflexdifferenzen im Gesäßbereich? Ultraschall
- Kinderpsychiatrische Diagnostik
Enkopresis - Assoziation mit Missbrauch/Vernachlässigung
o Nach Sexuellem Missbrauch 10% Enkopresis Allerdings auch bei externalisierenden Störung ähnlich häufig
o Sollte mitbedacht werden, sexualisierendes Verhalten nach Missbrauch allerdings häufiger
Intervention Enkopresis
- Vorraussetzung: exakte Diagnostik
- Beratung und Edukation (Aufklärung der Eltern dass Inkontinenz bis 4 (kot) oder 5 (pinkeln) in Ordnung ist)
- Toilettentraining (3x am Tag, nach Mahl, möglichst nett gestalten)
- Bei Obstipation notwendig:
o Desimpaktion(Entfernung Angestautes) oral oder rektal
o Erhaltungstherapie mit Laxanzien
o Ernährung und Bewegung
- Wenn Enuresis Komorbid zuerst die Enkopresis behandeln
- Gruppentraining
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