- Die Londoner Studien
o Untersuchung Londoner Heimkinder –> Grundstein für heutige Nosologien
o Unterscheidung:
§ Selektives Bindungsverhalten,
§ Sozioemotional zurückgezogen und unresponsiv
§ undifferenziert aufmerksamkeitssuchend
- Begriffsunterscheidung: Bindung, Bindungsmuster, reaktive Bindungsstörung, Pathogene Fürsorge
o Bindung : Dispositionell angelegt in den ersten Lebensjahren Ziel: Körperliche Nähe und Schutz/Pflege bei Stress
o Bindungsmuster: Beziehungsspezifische Muster(nicht intrapsychisch sondern wechselnd je nach Bezugsperson)
o Pathogene Fürsorge: Missachtung der grundlegenden Bedürfnisse (emotional oder körperlich) und/oder wiederholte Wechsel der Bezugsperson (nicht entwicklungsangemessen)
o Reaktive Bindungsstörung: Störung Beziehungsfunktion (nicht Entwicklungsangemessen)
§ durch pathogene Fürsorge,
§ vor dem 5 Jahr
§ Einfluss auf meiste Lebensbereiche
- Typen nach Klinischem Erscheinungsbild
Gehemmter Typus
o Typus (internalisierend) Mangel an:
· fokussiertem Bindungsverhalten (keine bevorzugte Bindungsfigur)
· Suche und Responsivität auf Trost
· Emotionale Reziprozität und Emotionsregulationsstrategien (Reizbar/Angst/ kein pos. Affekt)
§ reagiert idr unmittelbar positiv auf Verbesserung der Umwelt
§ Ätiologie:
· Deprivation und Vernachlässigung Klar auf Fürsorgequalität zurückzuführen
· häufig im Heim/Misshandlung
o Wenn jung adoptiert selten/wurde nicht gefunden
· Auffällig im Fremde Situation Test
· Keine kritische Periode
Typen nach klinischem Erscheinungsbild
Enthemmter Typus
o (externalisierend)
· Grenzüberschreitendes Annäherungsverhlaten
· Keine Scheu gegenüber unbekannten/ große Bereitschaft mit Fremden mitzugeken
§ relativ Therapieresistent (insbesondere nach 2. Lj) daher oft resignation bei Betreuungspersonen
· Deprivation und Vernachlässigung NICHT klar auf Fürsorgequalität zurückzuführen, möglicherweise auch biologische Komponente
o Wenn jung adoptiert bei Minderheit trotzdem vorhanden
· NICHT auffällig im Fremde Situation Test
· Hinweise kritische Periode
Klassifikation nach ICD-10
Reaktive Binsungstörung
Bindungstörung mit Enthemmung
- Prävalenz, Komorbidität,
o Niedriger als 1- 1,4% der Normbevölkerung (bei Pflegekindern mehr als 25 %)
o Altersbedingte Verlaufskomorbidität (mehr Störungen mit dem Alter): Affektiv, ADHS Sozial Verh (aber auch andere)
- Entstehung und Aufrechterhaltungs Vorhersagefaktoren :
§ Kernpunkt: Insuffiziente Fürsorge/ Deprivation
· Längere Gesamtdauer/ Lebenszeitprozentsatz unter institutionellen Bedingungen
o Über vs unter 24 Monate Deprivation?
· Anzahl Unterbrechungen und Trennungen
§ Je früher positive Bindung desto besser
§ Reaktiv besser als Enthemmt
§ Andere Faktoren: Biologisches Risiko/Schutz (epigeneitsche Anlage, prä/perinatale Risiken) , Geschlecht, sonstige soz Beziehungen
o Aufrechterhaltung (gehemmt/enthemmt) :
§ Interpersoneller Erwartung (negativ / Positiv)
§ Attribution ( verzerrt und feindlich / geringe Mentalisierung)
§ Interpersonelles Verhalten(hyper-/ hypokooperativ)
§ Tendenz zu Beziehungsabbrüchen(Ausnutzungsgefahr/GeringeSoziale Teilhabe oder Kooperation)
- Neurobiologische Korrelate
o Verminderte Aktivierung ventrales Striatum (Ncl accumbens ect Motivation/Belohnung)
o In Kontroll und Klinischer Gruppe eher bei vermeidendem Bildungsstil
- Formen pathologische Fürsorge
o Außerfamilial:
§ inkonstantes Beziehungsangebot quantitativ oder qualitativ nicht ausreichender Versorgungsschlüssel
§ unangemessene Einstellungen
§ häufiger Wechsel Betreuungsform
o Intrafamilial
§ wiederholte Abwesenheit eines oder beider Eltern ohne Ersatzbeziehung
§ Fehlende Emotionale Zuwendung/Beziehungsabbrüche
· aufgrund eigener psych Erkrankung/Suchtmittelabhängigkeit
- Klassifikation Beziehungsstörung nach DC 0-5
o Achse 1: Beziehungsstörung (Manifest in nur einer Spezifischen Beziehung zu einer Person)
§ Wenn unklar ob auch in anderen Beziehungen oder nicht keine Vergabe der Diagnose
o Achse 2: Emotionale Verfügbarkeit, Wertschätzung als Individuum, Erziehungskompetenzen
§ Beurteilung: Beziehung und versorgende Umgebung jeweils
· Stufe 1Gut bis genügend adaptiert
· Stufe 2 Belastet/besorgnisterregend
· Stufe 3 Engeschränkt/Gestört (Eingreifen nötig)
· Stufe 4: desorganisiert/gefährdend (Eingreifen dringend nötig)
- Diagnostik:
Systematische Beobachtung (Inkl häufigkeit Bindungsmuster)
· Freies spiel und Trennung von Bezugsperson sowie Wiedervereinigung
· Fremde Personen und Objekte
· Bindungsmuster nach Ainsworth/FrSitTest keine Diagnosen oder Indikatoren)
o Unklarer Zusammenhang Bindungsmuster u Bindungsstörung
§ Desorganisiert ggf Auslöser
§ Unsicher ggf = Risiko und Sicher =Schutz
o Verteilung Bindungsmusster
§ Vermeidend: 25%
§ Sicher: 65%
§ Unsicher ambivalent: 10%
§ Unsicher desorganisiert 14%
Screening und Projektive Geschichtenerzähl Tests
§ Screening im Fremdberricht /Anamnese
· Entwicklung
· Bezugspersonen
· Vernachlässigung/Misshandlung
· Betreuung
§ Projektive Geschichtenerzähl Tests
· Geschichtsanfänge über Konflikte/Bindung werden am Höhepunkt vom Kind weitererzählt
o Trauma dissoziativ (kohärent und nicht Lösungsorientiert) und Wiederholungszwang (erlebtes wird immer wieder eingebracht ohne Lösung zu finden)
Überblick
§ Systematische Beobachtung
§ Bewertung sozioemotionaler Vernachlässigung (systematisch und Konservativ, keine Überdiagnostizierung)
o Multiquellen Ansatz
§ Fragebögen
§ Interview Bezugsperson
§ Biographie
§ Akten Jugendamt
§ Behördliche Informationen
Differentialdiagnostik
§ Tiefgreifende Entwicklungsstörung
· Kinder mit Reaktiver Bindungsstörung
o Normale Fähigkeit sozialer Gegenseitigkeit
o Rückbildung Symptome in fördernder Umgebung
o Wenn Sprache beeinträchtigt dann keine pathologie der Kommunikation
o Kognitive Defekte sind Millieuabhängig und verändern sich
o Kein stereotypes/repetitives Verhalten
§ Fetales Alkoholsyndrom
§ Emotionale Störung des Kindesalters
Allgemeines zum DC 0-5
o Ursprünglich 0-3
o Ziel deskriptive Beschreibung/ Sichtbar und Erhebbar keine Attributionen mehr nötig
§ Ergänzung zu anderen Klassifikationssysteme, kein Ersatz
o Aufbau: Multiaxial
§ 1 Achse: Klinische Störung
§ 2 Achse: Beziehungskontext
§ 3 Achse: Medizinische Diagnose
§ 4 Achse: psychosoziale Stressoren
§ 5 Achse: Entwicklungskompetenz
Grundvorraussetzung Intervention Bindungstörung
o Verlässliche, stabile und vorhersagbare Umwelt, Zugewandte/zuverlässliche Bindungsfigur
§ Kind (Einzel Therapie)/oder auch Elternzentrierte Intervention möglich
o Also ggf zuerst Millieuwechsel nötig
§ Wenn Erfolgsaussicht Interaktions- und Elternfokus/stationäres Setting
§ Wenn nicht ggf Organisieren von Pflegefamilien ect.
Arbeit mit Bezugspersonen
o Oberstes Ziel: positive Interaktion mit dem Kind etablieren
§ Nach Novic Novic.
· Kompetenzgefühl entwickeln
· Schuld Besorgnis
· Kind als getrennt von sich wahrnehmen
§ Offenlegung von Familiengeheimissen notwendig
o Methoden
§ Interaction guidance (Videotherapie)
§ Psychoanalytische Eltern-Kleinkind-Therapie (Eltern bearbeiten eigene Konfliktinnenwelt)
§ Watch wait and wonder (kind in therapeutischer Führung Elterm sollen beobachten und Therapeut greift Angst der Eltern auf
Therapie nach Altersgruppen
o Einzeltherapie : Sinnvoll erst wenn Kind Sprach- und Symbolisierungsfähig ist (Ab etwa 4 Jahren)
- Moses Modell
o Stationäre Intensivpsychotherapie für Kiddis mit Bindungsst. von 6-13
§ Umfassend Kreative Gruppen, Psychodynamische Einzeltherapie, Traumatherapie Sozialarbeit ect.
o Max 6 Kinder für 6-8 Monate
o Prüfung der Gehirn Entwicklung im Therapieverlauf : zeigt Volumenveränderung wenn sich Symptomatik normalisiert (Hippocampus Medialer Temporallappen)
Bindungsstörung Einzeltherapie
o Ziel: Verarbeitung Erfahrungen u Auswirkungen auf narzisstisches Selbsterleben und Objektbeziehungen
o Langsamer Beziehungsaufbau (nicht zu schnell zu viel Nähe)
o Dyadische Therapie einbezug Bezugsbersonen sinnvoll
Aggression und Sexualisierendes Verhalten
- Aggression (prim. Jungen) und Sexualisieung (prim Mädchen)
§ Verständis aufbauen Therapie ableiten
§ Geringfügige Frustrationen werden für verletzliches Selbst schwerwiegend
§ Sexualisierende Verhaltensweisen als erlernter Weg Interesse zu erlangen
- Herausforderungen der Therapie
o Keine Bindung durch Zwang, Überwältigung, Regression
o Individuumsbezogene Diagnose aber starkes involvement anderer
o Kindesschutz vs Schweigepflicht
o Keine Änderung der Umwelt
Zuletzt geändertvor 14 Tagen