Was wurde im ECHO Trial untersucht? Wie war der Studienaufbau? Welche Einschränkungen gibt es?
ECHO-Studie bei MCL
Fragestellung: Verbessert Acalabrutinib zusätzlich zu BR das PFS bei älteren MCL-Patienten in der Erstlinie?
Design:
Phase-III, randomisiert, doppelblind, Placebo-kontrolliert
n=598, ≥65 Jahre, unbehandelt
Acalabrutinib + BR ± Rituximab-Erhaltung vs.
Placebo + BR ± Rituximab Erhaltung
Primärer Endpunkt: PFS (unabhängig bewertet)
Ergebnisse:
PFS: 66,4 vs. 49,6 Monate (HR 0,73; p=0,016)
ORR/CR: 91 % / 66,6 % vs. 88 % / 53,5 %
OS: kein signifikanter Vorteil (HR 0,86; p=0,27), jedoch Tendenz
Höhere Abbruchrate im Acalabrutinib-Arm
Einschränkungen:
Kein OS-Vorteil (mögliches BTKi-Cross-over)
COVID-bedingte Verzerrungen
Toxizitätsbedingte Therapieabbrüche häufiger
Was wurde im SHINE Trial untersucht? Wie war der Studienaufbau? Welche Einschränkungen gibt es?
Fragestellung: Verbessert Ibrutinib zusätzlich zu BR das PFS bei älteren MCL-Patienten? (AbbVie, Michael Wang, Martin Dreyling)
Design: Phase-III, randomisiert, Placebo-kontrolliert, n=523, Alter ≥65 Ibrutinib + BR ± Rituximab-Maintenance vs. Placebo + BR ± Maintenance
PFS: 6,7 vs. 4,4 Jahre (HR 0,75)
OS: Kein signifikanter Unterschied
Nebenwirkungen: ↑ Vorhofflimmern, Infektionen, Blutungen
Kein OS-Vorteil trotz längerer Therapie
Höhere Toxizität
Nur ältere Patienten mit BR-Backbone
Konsequenz: AbbVie zog 2023 die MCL-Zulassung von Ibrutinib in den USA zurück (mangelnder OS-Vorteil + Nebenwirkungen). CLL bleibt weiter zugelassen.
Was wurde im SYMPATICO Trial untersucht? Wie war der Studienaufbau? Welche Einschränkungen gibt es?
SYMPATICO‑Trial (rezidiviertes MCL)
Fragestellung: Verbessert Venetoclax + Ibrutinib gegenüber Ibrutinib allein das PFS bei r/r MCL?
n = 267, 1–5 Vortherapien
Ibrutinib (560 mg/d) + Venetoclax (400 mg/d) vs. Ibrutinib + Placebo
Venetoclax für 2 Jahre, Ibrutinib bis Progression
Primärer Endpunkt: PFS
Sponsor: Janssen + AbbVie
PFS: 31,9 vs. 22,1 Monate (HR 0,65; p = 0,0052)
CR-Rate: 54 % vs. 32 %
OS: kein signifikanter Vorteil (Trend)
Nebenwirkungen: ↑ Neutropenie (31 %), Diarrhö, Infektionen
Nur rezidiviertes MCL
Kein signifikanter OS-Vorteil
Keine TP53-stratifizierte Analyse
Follow-up noch begrenzt
Fazit: Kombination aus Ibrutinib + Venetoclax zeigt signifikanten PFS-Gewinn bei r/r MCL mit höherer CR-Rate – gut wirksam, aber bislang ohne gesicherten Überlebensvorteil.
Was wurde im BOVen Trial untersucht? Wie war der Studienaufbau? Welche Einschränkungen gibt es?
BOVen‑Regime (ERSTLINIE TP53‑mutiertes MCL) Fragestellung: Kann die Kombination Zanubrutinib + Obinutuzumab + Venetoclax (BOVen) eine aktive, chemofreie Erstlinientherapie für TP53-mutiertes Mantelzelllymphom bieten?
Sponsor/Initiator: Investigator-initiierte, multizentrische Phase‑II-Studie unter der Leitung von Dr. Anita Kumar (MSKCC & MGH) mit Förderung durch educational grants
Open-Label, n = 25, unbehandelt, TP53-mutiert
28-Tage-Zyklen: • Zanubrutinib 160 mg × 2 täglich ab C1D1 • Obinutuzumab i.v. C1 D1/8/15 und C2–8 D1 • Venetoclax ab C3 mit 5‑Wochen-Ramp-up bis 400 mg täglich
Behandlung bis 24 Zyklen; bei uMRD & CR: Absetzen möglich
Primärendpunkt: 2-Jahres-PFS‑Rate
ORR/CR: 96 % / 88 %
2‑Jahres‑PFS: 72 % (Median nicht erreicht)
2‑Jahres‑OS: 76 %
MRD-Negativität: uMRD (PB/BM) bei 95–100 % der Patienten nach 24 Zyklen
Nebenwirkungen: überwiegend Grad 1–2 (Durchfall 64 %, Neutropenie 32 %, IRR 24 %), selten schwere Toxizität (1x TLS Grad 4)
Kleine Kohorte (n = 25), Phase‑II, keine Randomisierung
Fokus nur auf TP53-mutierte Frontline-Patienten
Follow-up limitiert (~28 Monate)
Keine direkten Vergleiche zu Standardtherapien oder andere BTKi-Backbones
Fazit: Das BOVen-Regime zeigt in TP53-mutiertem, unbehandeltem MCL hohe Remissionsraten, beeindruckende uMRD-Konzepte und gutes Toxizitätsprofil – promise, aber noch ohne randomisierte Evidenz und für spezielle Subgruppe.
Was wurde im ZUMA-2 Trial untersucht? Wie war der Studienaufbau? Welche Einschränkungen gibt es?
ZUMA‑2 Trial (brexucabtagene autoleucel; Tecartus®) bei r/r MCL
Fragestellung: Kann eine einmalige Infusion von autologer Anti-CD19 CAR-T-Zelltherapie r/r MCL-Patienten nach anderen Therapieversagen dauerhaft helfen?
Initiator/Sponsor: Kite Pharma (heute Gilead), eingebracht durch ein internationales Konsortium (u. a. Texas MD Anderson, Mayo Clinic)
Phase II, einarmig, offen, multizentrisch
n = 74 (68 infundiert), 1–5 Vortherapien inkl. BTKi
Lymphodepletierende Prämedikation → 1 × 10^6 CAR-T-Zellen/kg
Primärendpunkt: ORR (IRRC‑bewertet); Sekundär: CR‑Rate, DOR, PFS, OS, Sicherheit
ORR: 91–93 %, CR: 67–68 %
Median DOR: 28,2 M; PFS: 25,8 M; OS: 46,6 M (Nachbeobachtung 35,6 M)
Hochrisiko-Subgruppen (blastoid, TP53, BTKi‑Versagen) zeigten vergleichbare Ansprecheffekte
Sicherheit: CRS (Gesamt ~91 %, Grad ≥ 3: 15 %), Neurotoxizität (63 % / Grad ≥ 3: 31 %); späte Toxizitäten selten .
Nachfolgedaten:
3‑, 4‑ und 5‑Jahres-Daten: 39 % der Patienten leben noch nach 5 Jahren; medianes OS in CR bei ~58 M
Real‑World‑Analysen bestätigen Wirksamkeit & Verträglichkeit .
Einarmiges Design ohne Vergleichsarm
Patientenselektion: BTKi‑Versagen erforderlich – jedoch keine Frontline-Daten
CAR-T-Toxizitäten verlangen spezialisierte Zentren & Monitoring (REMS)
Fazit: ZUMA‑2/KTE‑X19 hat hohe, dauerhafte Remissionsraten (ORR ~92 %, CR ~67 %) mit medianem PFS ~26 M sowie langanhaltendem OS (bis 5 Jahre) erzielt. Die CAR‑T‑Therapie stellt damit die erste kurativ gedachte Option für r/r MCL dar, wenn auch mit spezifischen Nebenwirkungen und auf spezielle Zentren beschränkt.
Was wurde im ENRICH Trial untersucht? Wie war der Studienaufbau? Welche Einschränkungen gibt es?
ENRICH Trial (MRD-frei, Frontline, ältere Patienten)
Fragestellung: Ist Ibrutinib + Rituximab (IR) besser als klassische Rituximab-basierte Chemotherapie (R‑Chemo) im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben (PFS) bei älteren, unbehandelten Mantelzelllymphom-Patienten?
Sponsor/Initiator: Gefördert durch Cancer Research UK, Investigator-initiierte Studie (NCT01880567, ISRCTN11038174) (Tobias Eyre)
Multizentrisch, randomisiert, offen, Phase II/III
n = ~397, Alter ≥ 60 Jahre, zuvor unbehandelt
Arme:
IR‑Arm: Ibrutinib täglich + 6–8 Zyklen Rituximab → Rituximab-Maintenance ± Ibrutinib bis Progression
Kontrolle: Rituximab + CHOP/Bendamustin (nach Arztwahl) + Rituximab-Maintenance
Primärer Endpunkt: PFS nach ~48 Monaten Follow-up
Median‑PFS: 65,3 vs. 42,4 Monate (HR 0,69; p≈0,003)
5‑Jahres‑PFS: Signifikant besser mit IR
OS: Kein signifikanter Unterschied (≈58 % vs. 55 % 5-Jahres-OS)
Toxizität:
IR: mehr kardiovaskuläre AEs (22 % Grad ≥3), Blutungen (5 %)
R‑Chemo: mehr hämatologische Toxizität (67 – 69 %)
Offenes Design: kein Verbergen der Zuweisung
Heterogene Chemotherapie: R‑CHOP oder BR → variable Vergleichbarkeit
Subgruppen: Blastoid-Subtype weniger gut angesprochen (PFS schlechter unter IR, HR 2,33) droracle.ai+8cancertherapyadvisor.com+8isrctn.com+8
Nur ältere, nicht kilospezifische Population
Fazit: IR ist das erste chemo-freie Regime, das bei älteren, unbehandelten MCL-Patienten signifikant das PFS im Vergleich zu R‑Chemo verbessert, jedoch ohne OS-Vorteil und mit spezifischer Toxizitätslast. Es bietet eine vielversprechende Alternative für Patienten mit weniger proliferativem Krankheitsverlauf.
Was wurde im TRIANGLE Trial untersucht? Wie war der Studienaufbau? Welche Einschränkungen gibt es?
TRIANGLE Trial (MCL – Erstlinie, fitte Patienten)
Fragestellung: Kann Ibrutinib in der Erstlinie für jüngere, fitte MCL-Patienten den Stellenwert der Autologen Stammzelltransplantation (ASCT) ersetzen oder sinnvoll ergänzen?
Sponsor/Initiator: European MCL Network / EORTC; Investigator-initiierte Phase-III-Studie (NCT02858258)
Phase III, randomisiert, 3-armig
n = 870, Alter ≤ 65 Jahre, zuvor unbehandelt
Alle Patienten: R-CHOP/R-DHAP-Induktion
Standardarm: ASCT + Rituximab-Erhaltung
Ibrutinib-Add-on: ASCT + Ibrutinib (während + Erhaltung) + Rituximab
Ibrutinib-only: Kein ASCT, dafür Ibrutinib während + Erhaltung + Rituximab
3-Jahres-PFS:
Standard: 72 %
Ibrutinib+ASCT: 88 % (HR 0,52)
Ibrutinib statt ASCT: 86 % (HR 0,57)
OS: Besser in Ibrutinib-Armen (noch nicht reif, aber signifikanter Trend)
Sicherheit: Mehr Infektionen + kardiovaskuläre AEs in Ibrutinib-Armen
Blastoid-Subtype & TP53mut: eingeschlossen – keine klare Benefit-Subgruppe
Follow-up von ~45 Monaten – Langzeitdaten zu Spätrezidiven ausstehend
Toxizität unter Ibrutinib relevant
Rolle von neueren BTKis (z. B. Zanubrutinib) nicht untersucht
Fazit: TRIANGLE belegt erstmals, dass Ibrutinib die ASCT ersetzen oder verstärken kann, mit signifikantem PFS-Vorteil. Chemotherapie bleibt Standard, aber BTKi-basierte Therapien sind im Wandel der neuen Erstlinien-Strategien.
Was wurde im BRUIN Trial untersucht? Wie war der Studienaufbau? Welche Einschränkungen gibt es?
BRUIN‑Studie (Pirtobrutinib bei r/r MCL)
Fragestellung: Wirksamkeit eines nicht-kovalenten BTK-Inhibitors (Pirtobrutinib) bei rezidiviertem/refraktärem MCL, insbesondere nach Versagen vorausgegangener BTK-Inhibitoren.
Sponsor: Eli Lilly
Phase I/II, multizentrisch, offen
Patienten: r/r MCL, ≥ 1 Vortherapie, viele nach BTKi-Versagen
Tägliche orale Gabe von Pirtobrutinib (200 mg täglich empfohlen)
Wirksamkeit:
BTKi-Versagen-Kohorte (n≈152):
ORR: 57,8 % (20 % CR)
BTKi-naive Patienten (n≈14):
ORR: 85,7 %, inkl. 35,7 % CR
Dauer der Ansprechens (DOR):
Median ~21–22 Monate; 12‑Monats-DOR ≈57 %
Sicherheit:
Gutes Verträglichkeitsprofil, niedrige Abbruchrate (~3 %)
Geringes Risiko für Vorhofflimmern/Blutung (Grad ≥3 selten)
Zulassung:
FDA (Januar 2023): r/r MCL nach ≥ 2 Therapien und BTKi-Versagen
EMA: derzeit keine MCL-Zulassung (Stand 2025)
Fazit: Pirtobrutinib ist der erste nicht-kovalente BTKi mit signifikanter Aktivität nach BTKi-Versagen (ORR ~58 %), und zeigt starke Ergebnisse bei BTKi-naiven Patienten (ORR ~86 %). Gutes Nebenwirkungsprofil – wichtige Option in der BTKi-resistenten MCL-Therapie.
Welche typischen Nebenwirkungsunterschiede bestehen zwischen Ibrutinib, Acalabrutinib und Zanubrutinib bei Mantelzelllymphom-Patienten?
Nebenwirkung
Ibrutinib 🔶
Acalabrutinib 🔵
Zanubrutinib 🟢
Vorhofflimmern
häufig (bis 15%)
selten (< 5%)
sehr selten (< 3%)
Hypertonie
häufig (~20%)
selten (< 10%)
Diarrhö
häufig (~30–40%)
moderat (~20%)
selten bis moderat (~15–20%)
Kopfschmerzen
moderat (~15%)
häufig (~40%)
Infektionen
häufig (~50–60%)
moderat (~40–50%)
Neutropenie
moderat (~15–20%)
moderat (~10–15%)
häufiger (~25%)
Thrombozytopenie
Blutungen
moderat (~25–30%)
ähnlich oder leicht reduziert
Rash / Myalgien
moderat (~10–20%)
selten
Fatigue
häufig (~30%)
moderat (~20–30%)
💡 Merksätze:
🔶 Ibrutinib: Höchstes Risiko für kardiale NW (VHF, Hypertonie), häufig Diarrhö
🔵 Acalabrutinib: Weniger kardial, aber häufige Kopfschmerzen (meist mild)
🟢 Zanubrutinib: Kaum kardiale NW, aber teils mehr Hämatotoxizität
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