Was ist Homogamie? Was ist Heterogamie?
Partnerwahl: Ähnlichkeit und Unähnlichkeit
Homogamie (Assortative Mating):
Partner sind sich in bestimmten Eigenschaften ähnlich (z.B. Bildung, Alter, sozio-ökonomischer Hintergrund).
Gilt als Indikator für die Offenheit einer Gesellschaft.
Heterogamie:
Partner sind sich in bestimmten Eigenschaften unähnlich.
Relevanz: Bei der Partnerwahl geht es oft darum, ob ähnliche oder unähnliche Partner zusammenfinden, besonders bei sozio-ökonomischen Merkmalen (Bildung, Einkommen) oder ethnischer/religiöser Zugehörigkeit.
Wie erklärt die familienökonomische Theorie die Partnerwahl?
Familienökonomische Theorie (Becker 1973):
Grundidee: Partnerschaften (Ehen) sind wie Produktionsgemeinschaften für "Güter" (z.B. Kinder, Freizeit).
Akteure: Handeln nutzenmaximierend auf einem "Heiratsmarkt", um den "besten" Partner zu finden.
Effizienz: Am besten durch geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und Spezialisierung.
Ähnlichkeit/Unähnlichkeit:
Ähnlichkeit bei "Nicht-Markt-Eigenschaften" (z.B. Bildung, Interessen) ist gut für die Beziehung (Empathie, weniger Konflikte).
Unähnlichkeit bei "Markt-Eigenschaften" (z.B. Verdienstpotenzial) bringt Vorteile durch Spezialisierung (z.B. einer verdient, der andere kümmert sich um den Haushalt).
Wie erklärt die Austauschtheorie die Partnerwahl?
Austauschtheorie (Coleman 1990 u.a.):
Grundidee: Partnerwahl basiert auf Ressourcentausch.
Akteure: Verfügen über Ressourcen und sind an denen anderer interessiert.
Ziel: Gewinne maximieren im Verhältnis zu den Kosten der Beziehung.
Im Gegensatz zur Familienökonomie: Kein gemeinsamer Haushaltsnutzen, sondern individueller Tausch.
Partnerschaft entsteht, wenn: Erwartete Gewinne für beide Partner die Kosten übersteigen.
Heterogamie ist möglich: Eine geringere Ressource in einem Bereich kann durch eine hohe Ressource in einem anderen Bereich ausgeglichen werden. So können unähnliche Partner zusammenfinden, wenn ihre Gesamtattraktivität vergleichbar ist.
Warum können Homogamiepräferenz und Maximierungspräferenz bei der Partnerwahl zum gleichen Ergebnis (Homogamie) führen?
Homogamie durch Präferenz und Umgebung:
Beide Präferenzen können zu Homogamie führen, weil:
"Gute" Partner oft ähnliche Merkmale haben, besonders in bestimmten Umfeldern.
Strukturelle Bedingungen (Teilheiratsmärkte/Foki):
Menschen lernen sich oft in Umfeldern kennen, wo bereits Ähnlichkeit besteht (z.B. Uni, Arbeit, Nachbarschaft).
Beispiel Universität: Studierende haben ähnlichen Bildungshintergrund und Interessen.
Wenn man hier den "besten" Partner sucht, ist dieser oft automatisch ähnlich, da die Auswahl an sich schon homogen ist.
Fazit: Je stärker diese "Teilheiratsmärkte" getrennt sind, desto mehr Homogamie entsteht, auch ohne bewusste Präferenz.
Warum kann Homogamie zu mehr Ungleichheit zwischen Haushalten führen?
Homogamie und Ungleichheit zwischen Haushalten:
Prinzip: Wenn Partner mit ähnlichen hohen Ressourcen (z.B. hohe Bildung, hohes Einkommen) zusammenkommen, bündeln sie diese.
Folge:
Bestimmte Haushalte haben eine hohe Konzentration von Ressourcen.
Dies führt zu einer größeren Ungleichheit zwischen verschiedenen Haushalten (Haushalte mit vielen Ressourcen vs. Haushalte mit wenigen Ressourcen).
Gegenteil (Heterogamie): Weniger Ressourcenkonzentration, geringere Ungleichheit zwischen Haushalten (aber eventuell mehr innerhalb des Haushalts).
Warum ist die Zunahme der Ungleichheit durch Homogamie empirisch nicht unbedingt so stark?
Gründe für moderate Auswirkungen auf Ungleichheit:
Kein einheitlicher Trend bei Bildungshomogamie:
Zunahme bei niedrig Gebildeten, aber Abnahme bei hoch Gebildeten. Diese Effekte heben sich teilweise auf.
Andere Einflussfaktoren wichtiger:
Die Spreizung der Arbeitseinkommen (größer werdende Lohnunterschiede zwischen Bildungsniveaus) hat einen stärkeren Einfluss auf die Ungleichheit zwischen Haushalten als die Partnerwahlmuster selbst.
Das bedeutet: Auch wenn Partner zueinander passen, sind die individuellen Einkommensunterschiede das Hauptproblem für die Ungleichheit.
Zuletzt geändertvor 8 Tagen