Wann braucht ein Kind bzw. ein Jugendlicher therapeutische Hilfe?
• Wenn beim Kind oder der Familie der Leidensdruck zu groß wird.
– z.B. massive emotionale Not, Streitigkeiten, Zerrüttung
• Wenn der Alltag nicht mehr bewältigt werden kann.
– z.B. Kindergarten, Schule, Freizeitaktivitäten, Peer-Beziehungen
• Bei Entwicklungsstillstand bzw. -rückschritt.
– z.B. sozialer Rückzug, körperliche und seelische Regression
• Wenn Symptome selbstzerstörerisch sind.
– z.B. Substanzabusus, Risikoverhalten, Selbstverletzung,
Suizidalität
Besonderheiten in der Psychotherapie mit Kindern und
Jugendlichen
Einbezug von Eltern / Bezugspersonen
• Kinder und Jugendliche sind Teil eines Familiensystems
• Umso wichtiger, je jünger das Kind
Einbezug von Lehrern / Erziehern
• Verhalten in Kindergarten / Schule gegenüber Lehrern und Peers
Unterschiedliche Perspektiven auf das Problemverhalten
Einbindung der Familie:
• Essentieller Aspekt in der Therapie von Kindern
• Bezugsstunden im Verhältnis 1:4 (ggf. variieren)
• Jugendliche können selbst entscheiden, inwieweit die Eltern einbezogen werden
Einbezug von Schule/ KiTa
• Schulung der Erzieher/Lehrer hinsichtlich des Störungsbildes und der Behandlungsmethoden notwendig, um Verständnis für Problemverhalten der Kinder zu fördern
• Maßnahmen zur Verbesserung der Situation einzuführen
• Compliance in der Behandlung zu erhöhen
• Regelmäßige Helferkonferenzen und ggf. Hospitationen sinnvoll
• Ressourcenaktivierung
Alters- und Entwicklungsbezug
• Berücksichtigung des Entwicklungsstandes bei der Auswahl von Methoden
– sprachlich, emotional und kognitiv
Je jünger das Entwicklungsalter, desto …
– Einfachere Sprache
– Mehr nonverbale Methoden (z.B. malen, spielen)
– Mehr Verstärkersysteme
– Stärkerer Einbezug der Bezugspersonen
Klinisch-psychiatrische Störungen nach ICD-10
Altersbezogene Störungen:
• F84 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
• F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
Störungen ohne Altersbezug:
• F00-F09 Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
• F10-F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
Störungen ohne Altersbezug
• F20-F29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
• F30-F39 Affektive Störungen
• F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
• F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
• F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
• F70-F79 Intelligenzstörung
Metaanalyse zu psychotherapeutischen VT Interventionen bei Kindern und Jugendlichen
Verhaltenstherapeutische Interventionen
• Operante Methoden
• Konfrontationsverfahren (ab 5 J.)
• Modelllernen (ab 4 J.)
• Selbstinstruktionstraining (ab 4 J.)
• Soziales Kompetenz-Training (ab 5 J.)
• Kognitiv-behaviorale Verfahren (ab 5 J.)
• Elterntrainings
Patientenzentrierte Ansätze
• Problemlösetraining (Konfliktsituationen)
• Ärger-Kontrolltraining (Entspannung, Selbstinstruktion)
• Soziales Kompetenztraining
• Erhöhung des Alltagstransfers durch Selbstbeobachtungsverfahren und
• Verstärkung durch Bezugspersonen
• Gruppentraining (Rollenspiele, Videofeedback)
Therapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (10 Punkte)
1. Altersangemessene Psychoedukation
2. Anleiten zur Selbstbeobachtung
3. Adäquate Wahrnehmung und Bewertung sozialer Situationen
4. Förderung der Empathiefähigkeit
5. Ärger-Kontroll-Training
6. Soziales Problemlöse- und Kompetenztraining
7. Entwicklung eines realistischen Selbstkonzepts
8. Bearbeiten von Lerndefiziten
9. Ablösung von dissozialen und Integration in Gruppen mit normenkonformem Verhalten
10.Medikamentöse Unterstützung
– Entstehungsmodell über die Ursachen des Problemverhaltens entwickeln
2 Anleiten zur Selbstbeobachtung
– Ärger-Protokoll
– Wut-Tagebuch
– Detektivbogen
– Exploration dysfunktionaler Gedanken
– Entwickeln hilfreicher Gedanken
– Gefühle erkennen und differenzieren
– Meine Gefühle und die Gefühle anderer
– Perspektivenwechsel
– Rollenspiele
– Identifikation von typischen Auslösern
– Ärger-Thermometer (Hierarchie) erstellen
– Selbstinstruktionen zum Unterbrechen impulsiv-aggressiven Verhaltens
– (‘Stopp! Nachdenken! Was kann ich jetzt tun?‘)
– Helfersätze zur Beruhigung
Strategien zur Impulskontrolle und Affektregulation erarbeiten
• Externalisieren der Wut (das Biest, das Teufelchen; Malen oder Kneten der Wut)
• Entspannungstechniken (Bauchatmung, PMR)
• Dampf ablassen (ins Kissen boxen, Wutball drücken, tief durchatmen, bis zehn zählen, eine Runde laufen)
• Innerer Helfer
• Hosentaschenkarten (Helfersätze zur Selbstberuhigung)
– Umgang mit sozialen Konfliktsituationen
– Umgang mit Wut/Ärger
– Erwerb sozialer Fertigkeiten
• Kontaktaufnahme, Aufbau/Aufrechtrechterhalten von Freundschaften
• Wünsche und Bedürfnisse verbalisieren
• Kooperation und Hilfeverhalten
• Vereinbaren und Einhalten von Regeln
• Angemessene Selbstbehauptung
Methoden sozialer Kompetenztrainings
Intervention zur Verbeserung der Problemlösefähigkeit
– Kognitive Umstrukturierung negativer Selbstattribuierungen (Disputation, Sokratischer Dialog)
– Aufbau eines positiven Selbstbilds (Bewusstmachen von Stärken, Fähigkeiten und Erfolgen)
– Aktivierung von Ressourcen
– Arbeit an der Akzeptanz von Teilleistungsstörungen
– Einsatz von Selbstinstruktionen zum Aufbau eines strukturierten Arbeitsverhaltens (handlungsanleitend zu sich selber sprechen)
– Aufmerksamkeit anhaltender zentrieren
– impulsiven Denk- und Handlungsstil besser kontrollieren
9. Ablösung von dissozialen Peers und Integration in Gruppen mit normenkonformem Verhalten
– Zukunftsvisionen zum Auslösen kognitiver Dissonanz
– ‘Wie siehst Du dich in 5 Jahren?‘
Arbeit mit Eltern
• Eltern sollen das Verhalten des Kindes als veränderbar wahrnehmen
• Eltern sollen verstehen, dass das eigene Verhalten Auswirkungen auf das Verhalten des Kindes hat
• Eltern sollen realistische, altersadäquate Erwartungen an das Kind entwickeln
• Eltern sollen möglichst konkrete Verhaltensstrategien im Umgang mit problematischem Verhalten des Kindes an die Hand bekommen
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Zuletzt geändertvor 6 Tagen