Situation weltweit
• Weltweit 79.5 Millionen gewaltsam vertriebene Menschen
• 26 Millionen Flüchtlinge
Traumata bei Geflüchteten
Risikofaktoren für die Entwicklung posttraumatischer Belastungsstörungen
• Anzahl der Belastungen
• Vorbestehende psychische Belastung
• Frühere Traumatisierungen
• Grad der wahrgenommenen Bedrohung
• Schwere der körperlichen Verletzungen
• Anhaltende Schmerzen
• Fehlende soziale Unterstützung
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) F43.1
Folgen der PTBS für Aktivitäten und Teilhabe
• Beeinträchtigungen von Aktivitäten und Teilhabe u.a. durch:
• Vermeidung von Aktivitäten, Menschen, Situationen
• Wiedererleben, das viele Aktivitäten behindert
• Nachhaltige Störung von Alltagskontakten
• Probleme Beziehungen einzugehen und aufrecht zu erhalten
• Verlust von Zukunftshoffnungen, Überzeugungen und Glaubensinhalten, der den Antrieb zu Aktivitäten vermindert und die Krankheitsbewältigung erschwert
Psychische Störungen bei Geflüchteten mit Traumata
Prävalenzraten:
• 30% posttraumatische Belastungsstörung
• 30% Depression
• 40% Angst
• 41% Schlaflosigkeit
Aber:
• Die Prävalenzraten variieren je nach Land, Bevölkerung, Geschlecht und Umfang der Gewalt
Hohe Komorbidität
• Depression
• Substanzbezogene Störungen
• Schmerzsyndrome
• Dissoziative Symptome (z.B. Krampfanfälle)
Phasen der Psychotherapie der PTBS
Wirksamkeit Traumafokussierter PTBS-Behandlung
• 26 Studien, Remission ca. 68%, große Effektgröße
Komplexe PTBS in der ICD-11
• Neue Kategorie „komplexe PTBS“ für Reaktionen nach schweren und wiederholten Traumatisierungen
• Zusätzlich zu PTBS anhaltende Beeinträchtigungen von Affekt, Selbstbild und in
• interpersonellen Beziehungen
Komplexe PTBS bei Geflücheten?
Leitlinienempfehlung zur Behandlung einer KPTBS
Für eine KPTBS nach ICD-11 sollte die psychotherapeutische Behandlung mit einer Kombination traumafokussierter Techniken erfolgen, bei denen Schwerpunkte auf der Verarbeitung der Erinnerung an die traumatischen Erlebnisse und / oder ihrer Bedeutung liegen (siehe Leitlinienempfehlung PTBS) sowie auf Techniken zur Emotionsregulation und zur Verbesserung von Beziehungsstörungen im Sinne der Bearbeitung dysfunktionaler zwischenmenschlicher Muster.
(LoE 2a), Abstimmungsergebnis: 21/24 (87%)
Empfelungsgrad B
Behandlung – Kultur macht einen Unterschied
-Behandlungen für westliche Kulturen entwickelt
• Kollektivistische vs.
individualistische Orientierung
• Formen der Kommunikation
(nonverbal / verbal)
• Verhalten gegenüber Fremden / Behörden
• Konzepte psychischer Störungen
• Erwartungen an Hilfe und Unterstützung
• ....
Weitere Besonderheiten
• Kumulative Traumatisierung
• Postmigrationsstressoren, fehlende innere und äußere Sicherheit (unklarer Aufenthaltsstatus, Gefahr weiterer Traumatisierung, ...)
• Sprachbarrieren
Multimodale Konzepte
Komponenten bei der Behandlung von Geflüchteten:
• Psychotherapeutische Interventionen
• Soziale Intervention
• Medizinische Behandlung
• Aufenthaltsrechtliche Beratung
• Dokumentation von Kriegs- und Folterspuren
• Begutachtung von psychisch reaktiven Traumafolgen
• Sprach- und Integrationskurse, Weiterbildung
• Aber: Multimodale Ansätze ohne trauma-fokussierte Behandlung haben keine ausreichende Wirksamkeit in Bezug auf PTBS-Symptome
Wichtige Fragen
• Wann soll trauma-fokussiert behandelt werden?
• Sind die verfügbaren trauma-fokussierten Verfahren gleich wirksam?
• Müssen sie an kulturelle Besonderheiten angepasst werden?
• Welche Settings sind für die Traumabehandlung geeignet?
Hohe Komorbidität psychischer Störungen
• 47.0% erfüllen die Kriterien für PTBS und Depression
• 33.6% erfüllen die Kriterien nur für Depressionen
• 2.2% erfüllen die Kriterien nur für PTBS
Transdiagnostische Ansätze
• Ansatz, der die gleichen zugrunde liegenden Behandlungsprinzipien für psychische Störungen anwendet, ohne das Verfahren auf spezifische Diagnosen zuzuschneiden
Emotionsregulation vermittelt den Zusammenhang zwischen Traumaexposition und...
-PTBS
-Depression
-Angst
-Sucht
STARK: Skills-Training der Affektregulation – ein kultursensibler Ansatz (Koch, Ehring, & Liedl, 2017)
• Gruppenintervention mit Schwerpunkt auf Problemen der Emotionsregulation (Koch, Ehring & Liedl, 2017)
• Basiert auf evidenzbasierten Interventionen in Nichtflüchtlingspopulationen (Cloitre et al., 2014; Bohus & Wolf-Arehult, 2013)
• Geflüchtete waren an der Entwicklung der Intervention beteiligt.
STARK
• 14 wöchentliche skillsbasierte verhaltenstherapeutische Sitzungen á 90 Minuten, 6-10 Patienten
• Fokus auf kultureller Sensibilität, z.B. durch Einbeziehung von Metaphern
Modul 1
Training zum Erkennen und Verstehen von Emotionen:
1. Kennenlernen, Einführung in die Gruppentherapie
2. Emotionen kennenlernen
3. Verstehen von Emotionen
4. Emotionales Warnsystem
5. Persönliche Warnsignale
Modul 2
Training von spezifischen Emotionsregulationsstrategien:
6. Körperreaktionen
7. Gedanken
8. Trigger
9. Handlung
Modul 3
Umgang mit spezifischen Emotionen:
10. Wut/Aggression
11. Traurigkeit
12. Angst
13. Positive Emotionen
Modul 4
Abschluss:
Abschlussfeier
Prä-Post-Pilotstudie (n = 7) bei afghanischen Geflüchteten
• Effektgrößen (Cohen's d) des Prä-Post-Vergleichs von Schwierigkeiten in der Emotionsregulation und Psychopathologie
Aktueller Stand
• Könnte bei einem breiten Spektrum von psychischen Problemen bei Geflüchteten hilfreich sein
• Könnte zur Vorbeugung oder Behandlung von psychischen Störungen oder als Erstintervention zur Vorbereitung auf eine traumafokussierte Behandlung hilfreich sein
• Bisher noch keine ausreichende Evidenzbasis.
Aktuelles Projekt
• Randomisierte kontrollierte Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit
von STARK bei Geflüchteten im Vergleich zur üblichen Behandlung
• N = 283 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak mit
traumatischen Erfahrungen (PTSD Checklist for DSM-5; PCL-5)
• Einschlusskriterien:
Psychische Belastung (General Health Questionnaire 12; GHQ-12 >13)
Zuletzt geändertvor 23 Tagen