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Block I - Werturteilsfreiheit und Wirtschaftspolitik

TS
von Tim S.

Erläutern Sie die Wohlfahrtsfunktions-Ideen von Bentham, Bernoulli-Nash und Rawls. Was ist an allen dreien der Kritikpunkt?


o   Bentham will die Gesamt-Nutzensumme maximieren – alle Erhöhungen einzelner Akteure in Kauf nehmen, solange keiner schlechter gestellt wird

o   Bernoulli-Nash geht davon aus, dass negatives Wachstum negative Auswirkungen auf die Gesamtwohlfahrt hat – und umgekehrt

o   Rawls legt die gesellschaftliche Wohlfahrt darauf aus, den Nutzen desjenigen zu maximieren, der den geringsten Nutzen hat – alles um denjenigen zu helfen, die am wenigsten haben

  • Auf der x-Achse steht der Nutzen von Person B (UB), auf der y-Achse der Nutzen von Person A (UA).

  • Die Kurve stellt die Menge der möglichen effizienten Verteilungen dar.

    • Punkte auf der Kurve sind Pareto-effizient (man kann keinen besser stellen, ohne den anderen schlechter zu stellen).

    • Punkte unterhalb der Kurve sind ineffizient.

Zusätzlich sind in der Grafik drei verschiedene Punkte eingezeichnet, die jeweils das Ergebnis einer anderen sozialen Wohlfahrtsfunktion darstellen.

2. Die drei Theorien

Das Bild zeigt drei prominente Ansätze, wie man gesellschaftliche Wohlfahrt aggregieren kann:

(a) Bentham (utilitaristisch)

  • Ziel: Summe der Nutzen maximieren (Utilitarismus).

  • Wohlfahrtsfunktion:

    WBentham=UA+UB

  • Gezeigt durch den blauen Punkt WBentham, der die Stelle auf der Pareto-Kurve ist, wo die Summe UA+UB maximal ist.

(b) Bernoulli-Nash (Produktmaximierung)

  • Ziel: Produkt der Nutzen maximieren (oft „Nash-Produkt“ genannt).

  • Wohlfahrtsfunktion:

    WNash=UA⋅UB

  • Motivation: Man möchte ein Gleichgewicht, das beide (bzw. alle) relativ gut stellt. Ein zu kleines Produkt bedeutet, dass einer fast nichts bekommt.

  • Gezeigt durch den grünen Punkt WNash

(c) Rawls (egalitaristisch)

  • Ziel: Derjenige, dem es am schlechtesten geht, soll möglichst gut gestellt werden

  • Wohlfahrtsfunktion:

    WRawls=min⁡(UA,UB)

  • Gezeigt durch den lila Punkt WRawls​, der dort liegt, wo der Nutzen der schlechter gestellten Person maximal ist.


Wie ist eine wirtschaftspolitische Maßnahme mit dem Kaldor-Hicks-Kompensationskriterium zu beurteilen? Ist es langfristig zielführend, bzw. was ist kiritisch zu betrachten? Geben Sie auch ein Beispiel.


Kaldor-Hicks-Kriterium: Es reicht, wenn die Gesamtwohlfahrt steigt, d. h. die Gewinner könnten die Verlierer entschädigen (ohne dass das tatsächlich passiert).

-Zentral: Nicholas Kaldor (1939): The Foundations of Welfare Economics / John R. Hicks (1939): Welfare Propositions of Economics and Interpersonal Comparisons of utility

-Grunkgedanke: Eine Reallokation führt aus gesamtgesellschaftlicher Sicht zu einer Verbesserung, wenn diejenigen, die sich dadurch besser stellen, die anderen, die sich schlechter stellen, kompensieren könnten.

-ABER: Die Kompensation muss aber nicht tatsächlich stattfinden – nur hypothetisch (nur durch Verzicht auf tatsächliche Kompensation entsteht die gewünschte Dynamik)

-Eine wirtschaftspolitische Maßnahme gilt hier also als wohlfahrtssteigernd, wenn der gesamtgesellschaftliche Nutzenzuwachs den Nutzenverlust für Einige überwiegt.

-Ermöglicht mehr Maßnahmen als das Pareto-Kriterium

-Kritik

  • Es wird nur Effizienz betrachtet, nicht Verteilungsgerechtigkeit

  • Die tatsächlich Betroffenen (Verlierer) bleiben oft ohne Entschädigung.

  • Es kann zu Maßnahmen führen, die ungerechte Verteilungswirkungenhaben

-Setzt interpersonelle Nutzenvergleiche (- die aber die normative Dimension des methodologischen Individualismus eigentlich verbietet - objektiv feststellbare kardinale Nutzen) voraus und trifft utilitaristisches Werturteil – geht eigentlich beides Nicht, ist aber ein politisches Hilfsmittel

-Hypothetisch weil: In der Realität kommt man von I und III immer wieder in IV

==> Verstoß gegen methodologischen Individualismus – insgesamt nicht zielführend

🏗 Beispiel

  • Der Bau einer neuen Autobahn bringt vielen Menschen Zeitersparnis und der Wirtschaft Vorteile.

  • Einige Anwohner leiden aber unter mehr Lärm und verlieren an Lebensqualität.

  • Wenn die Summe der Vorteile größer ist als die Summe der Nachteile, sodass die Nutznießer die Geschädigten theoretisch entschädigen könnten, gilt das Projekt nach Kaldor-Hicks als effizienzsteigernd, auch wenn niemand tatsächlich entschädigt wird


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Tim S.

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