Was ist eine villa (villae)
villa lat. = Landhaus, Landgut, Vorwerk, „Amtshaus“ (Dorf, Stadt)
villa in der Provinzialrömischen Forschung = ländlicher Einzelsiedlungen
In der Regel nicht von Herrenhäusern oder Villen im modernen Sinne die Rede
In der Provinzialrömischen Forschung ist eine villa ein Gutshof oder ein Bauernhof und KEIN Herrenhaus!
Villae werden im eroberten Gebiet der römischen Provinzen je nach Region in verschiedenen Ausführungen errichtet und sorgen unteranderem für den Nachschub an Nahrung und Material für das römische Militär und die Versorgung der sich neu bildenden städtischen Siedlungen
Mit Komplexen von Streuhofanlagen (villa rustica) ist somit bereits bald nach der römischen Okkupation zurechnen
Woraus besteht eine villa
Unabhängig davon ob es sich um eine villa rustica oder urbana handelt bestehen diese Anlagen immer aus mehreren Gebäuden
• Ein Hauptgebäude o. Herrenhaus
• Ein oder mehrere Nebengebäude z.B.:
• Haus des Gutsverwalters (bei Axialhofanlagen)
• Badegebäude
• Werkstätten (Schmiede, Schreinerei, Töpferei etc.)
• Spezialisierte Werkstätten (z.B. Räucherküche, Brauereien und Keltereien)
• Speicher
• etc.
Was sind Erkennungsmerkmale von villae
Die Hauptgebäude unterscheiden sich in der Regel deutlich von den übrigen Gebäuden einer villa durch:
• Größe – häufig das größte Gebäude
• Kleinräumige Innengliederung (zw. 5 und bis zu 20-30 Räume)
• Keller
• Hohen Ausstattungsreichtum z.B.:
• Fenster mit Glasscheiben
• Fußbodenheizung (hypocaustum oder Kanalheizungen)
• (Bunte) Mosaikfußböden oder Marmorplattierungen (opus sectile)
• Wandmalereien und Reliefverzierte Wandbordüren
Was sind Erkennungsmerkmale von Hauptgebäuden
meist das größte Gebäude
besitzt meist kleinräumige Inneneinteilung
besitzt oft verglaste Fenster
besitzt oft Räume mit Fußbodenheizung (hypocaustum)
besitzt meist eine reiche Innenausstattung
Was ist ein häufiges Erkennungsmerkmal der Hauptgebäude
Porticus (Eck-) Risalit Fassade
Was bedeutet Porticus
Säulengang, Galerie, Laufgang
Was bedeutet Risalit
Vorspringender Gebäudeteil
Welche drei Grundtypen gibt es von Hauptgebäuden
Die Hauptgebäude waren bautechnisch und von ihrer Aufteilung her sehr individuell, es gibt aber bestimmte Grundtypen die in der Forschung wie folgt benannt wurden:
• Reihentyp mit Unterkategorie L-Typ
• Hof- bzw. Hallentyp
• Peristyltyp
Reihentyp
L-Typ
Hoftyp rechts und Hallentyp links
Peristyltyp
Was ist eine villa rustica
villa rustica– Streuhofanlage
Der Begriff bezeichnete in der Frühzeit der römischen Republik einen Landsitz der nobilitas und entwickelte sich zum Sitz der begüterten Mittelschicht im Umfeld neueroberter Städte
villa = kombiniertes Wohn und Wirtschaftsgebäude
rustica= ländlich, landwirtschaftlich, bäuerlich
In der römischen Kaiserzeit:
Sorgen villae rusticae bzw. Streuhofanlagen unteranderem für den Nachschub an Nahrung und Material für das römische Militär und die Versorgung der städtischen Siedlungen.
Da das Wort villa rustica ursprünglich eine andere Bedeutung hatte ist der Begriff Streuhofanlage inzwischen von größerer Bedeutung in der Forschung
Wie waren villae rusticae in den römischen Provinzen gebaut
• Komplex scheinbar wahllos bzw. „verstreut“ platzierter Gebäude
• Eher ein agrarischer bzw. produzierender (Bauern-)Hof
• Oft aber nicht immer von einer Mauer umgeben
• Ursprung vermutlich in eisenzeitlichen Höfen bekannt als fermes indigènes oder Viereck-Schanzen
• Normalerweise keine Unterteilung innerhalb des ummauerten Hofareals fassbar
• Zusätzlich zum ummauerten Hofareal gehörte weiteres Land zu jeder villa, der fundus
was sind viereck schanzen
fermes indigènes bzw. Viereck-Schanzen
• Komplex mehrerer Gebäude
• Vermutlich ein agrarischer bzw. produzierender (Bauern-)Hof
• In der Regel von einem Graben und/ oder einer hölzerenen Palisade umgeben
• Die Umfriedung ist nahezu immer rechteckig
Was ist eine villa urbana
villa urbana– Axialhofanlage
Der Begriff villa urbana stammt aus der Zeit der römischen Republik und bezeichnete eine innerhalb oder am Rande einer Stadt gelegene villa (im Sinne eines Herrenhauses)
urbana= innerhalb einer Stadt
In der provinzialrömischen Forschung wird der Begriff auf die oft mehr oder weniger entfernt von größeren Städten gelegenen Axialhofanlagen angewandt
Hier bei handelt es sich nicht um einen reinen Wirtschaftsbetrieb sondern auch um den Landsitz eines reichen römischen Bürgers der hier das otium des Landlebens genießen konnte
Da villa urbana oft zu Missverständnissen führt (z.B. bei Überschneidungen mit der Klassischen Archäologie) ist inzwischen der Begriff Axialhofanlage gebräuchlicher.
Unterschied villa urbana zur villa rustica
Im Gegensatz zur villa rustica in der Regel deutlich größer und in zwei Bereiche unterteilt
pars urbana = Hauptgebäude, Wohnort des Besitzers
pars rustica = Wirtschaftsbereich
Merkmale pars urbana und pars rustica
Pars urbana (grün)
• Herrenhaus (rot)
• Hypocaustierte Räume
• z.T. sehr hoher Ausstattungsreichtum
• Ziergärten
• Wasserspiele u. Zierbrunnen
• Badetrakt o. Badegebäude
Pars rustica (gelb)
• Symmetrisch an einer Hauptachse aufgereihte
Wirtschaftsgebäude
• Vermutl. Wohngebäude der Angestellten
• Werkstätten verschiedenster Art
• (Wirtschafts-?)Fläche
Wo haben Axialhofanlagen ihren Ursprung
Ihren Ursprung haben die Axialhofanlagen vermutlich in einer Mischung aus dem römischen und eisenzeitlichen gallischen Kulturraum, wo diese Form des Landgutes in der Kaiserzeit besonders häufig anzutreffen ist
Es lassen sich eisenzeitliche Herrschersitze fassen die einen ähnlichen axialen Aufbau aufweisen, aber eine Tradierung dieses Merkmales ist nicht belegt
Merkmale der Axialhofanlage von Heitersheim
Beginn der Besiedlung ca. 30 n. Chr. und wurde vermutlich ab der Mitte des 3. Jh. n. Chr. nicht mehr genutzt
Am besten erforscht ist das Hauptgebäude welches mehrere Bauphasen aufweist
Die villa urbana von Heitersheim weist eine Holz- sowie eine Steinbauperiode auf
Im Hauptgebäude lebte man spätestens ab dem 2. Jh. n. Chr. in regelrechtem Luxus
In der pars rustica wurde Keramik produziert die sogenannte Fontusware
Was waren mansiones
mansiones– Straßenstationen
mansio oder mansiones (plural) = Aufenhalt, Unterkunft, die Strecke zwischen zwei Stationen
Spätestens seit dem 3. Jh. n. Chr. ist eine Bedeutung des Begriffes als Rasthaus oder Herberge belegt
In der Provinzialrömischen Forschung werden Gebäude in denen Reisende rasten und Proviant aufstocken sowie die Zugtiere wechseln konnten, als mansio bezeichnet
Unter Kaiser Augustus wurde der cursus publicus geschaffen; Ein Kurier- und Transportsystem zu dem auch die mansiones gehörten
Neben gut ausgebauten Straßennetzten gab es an den Hauptrouten Straßenstationen (mansiones) oder private Rasthäuser zur Versorgung in einem Abstand von 25 römischen Meilen (37 km)
Ab der mittleren Kaiserzeit ist belegt, dass Straßenstationen an privat Leute verpachtet wurden
Wegen der vielfältigen Bedürfnisse der Reisenden (Nahrung, Versorgung der (Zug-)Tiere, Reparaturen, Gottesdienst, etc.) musste es hier eine hohe Zahl verschiedener Einrichtungen und Fachkräfte geben
Einige mansiones nehmen daher ganz ähnliche Strukuren wie villae an
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