Spielen vs Verspieltheit
Spielen (play) = (konkretes) Verhalten; typischerweise gekennzeichnet durch (a) dient Selbstzweck (intrinsisch motiviert); (b) schafft eine neue Realitätsebene; und (c) Wiederholung und Ritual/Ritualisierung sind zentrale Elemente
Verspieltheit (playfulness) = Persönlichkeitsmerkmal (Trait; Disposition zu spielen)
Nutzen von Spielen
Abgrenzung zu Neugier/ Explorationsverhalten
Idee von Verspieltheit im Erwachsenenalter
Idee geht verloren bei Erwachsenen, wird anders institutionalisiert (z.B. Freizeitverhalten), wenig Forschung
Bei Kindern = integrierter Teil; bei Erwachsenen = Vergnügung ist Unterbrechung der Arbeit, Mittel zur Erholung
Spielen mit ihren Kindern macht Erwachsenen Freude
Schiler: Der Mensch ist nur ganz Mensch, wo er spielt.
Spiel = Auslöser von positiven Emotionen
Peterson & Seligman: Humor/Verspieltheit als Charakterstärke, verwenden es synonym
Verspieltheit laut Lieberman
Verspieltheit = Disposition zum Spielen, Imagination, Kreativität
aus Sinn für Humor, Spontaneität und manifester Freude zsmgesetzt
Modell ist heute nicht mehr haltbar (z.B. Sinn für Humor abgegrenzt von Verspieltheit, auch Verspieltheit ohne Freude möglich)
Faktorenanalyse
Top-Down Ansatz: verfügbare Fragebögen zu Verspieltheit analysieren
Faktoren: Humor (guten Sinn für Humor haben), emotionale Stabilität (heiter sein) und Extraversion stecken mit drin (lebhaft)
Definition Verspieltheit
Playfulness is the predisposition to frame (or reframe) a situation in such a way as to provide oneself (and possibly others) with amusement, humor, and/or entertainment
> in nahezu allen Situationen
> stabiles Merkmal
-> Proyer hat Definition noch ergänzt (auch noch Interesse und Involviertheit, in Studie haben Erwachsene noch mehr Komponenten als Spaß als Funktion von Verspieltheit genannt: Wohlbefinden, Kreativität, Motivation, Situationen auflockern, …)
Strukturmodell der Verspieltheit
Other-directed
Seine Verspieltheit nutzen können, um andere Personen oder um Situationen aufzulockern; gerne mit anderen etwas spielen; Verspieltheit einsetzen, um Partnerschaften interessanter zu gestalten; gerne mit Freunden herumalbern; gerne auf verspielte Weise mit anderen Leuten umgehen; in der Partnerschaft verspielte Dinge machen (z.B. um Partner zu überraschen)
Lighthearted
Das Leben eher als Spiel sehen; gerne improvisieren; die leichteren Seiten des Lebens sehen; nicht zum Ruminieren neigen; sich Zeit für Spiel und Vergnügen nehmen
Intellectual
Probleme auf verspielte Art und Weise lösen; nach ungewöhnlichen Lösungswegen suchen; mit Ideen spielen; Komplexität der Einfachheit vorziehen; sich an Wortspielen erfreuen können; Gerne mit Ideen und Gedanken spielen; schlagfertig sein
Whimsical
Extravagant sein; Groteskes mögen und sich an Seltsamem erfreuen können; Nonsens mögen; anderen (wohlwollende) Streiche spielen; „Unsinn im Kopf“ haben; es fällt einem leicht, etwas Amüsantes im Alltag zu entdecken; den Ruf haben, Kurioses zu mögen; den „Schalk“ im Nacken sitzen haben
Aktuelle Forschung
Fragebogen: OLIW Fragebogen
Personen mit höherer Ausprägung in Verspieltheit …
… verbringen mehr Zeit mit dem Ausprobieren der Brillen („spielen“)
… wählen Brillen mit stärkerer Beeinträchtigung —> verspielte Menschen mögen Herausforderungen
Höhere Verspieltheit geht mit dem Mögen und geringerer Ablehnung des chaotischen Arbeitsplatzes bzw. des surrelatischen Kunstwerks einher. Hoch und niedrig verspielte Personen unterscheiden sich nicht in ihrer Präferenz für den ordentlichen Arbeitsplatz und die geometrischen Figuren. —> verspielte Menschen können sich besser auf verschiedene Arbeitsbedingungen einstellen (höhere Flexibilität)
man wird immer verspielter im Verlauf des Lebens (nur leicht), nur bei other-directed gehts runter -> Verspieltheit spielt in jedem Alter eine Rolle
Selbst und Fremdeinschätzung von Verspieltheit stimmt hoch überein (gemischt, Paare und Ubekannte) —> Verspieltheit ist gut beobachtbares Merkmal
Polizeibeamte vs. Bibliothekare:
Polizeibeamte mehr other-directed (gut mit Kollegen umgehen)
Bibliothekare mehr intellectual und whimsical
Sensation Seeking höher bei Polizeibeamten
Sensation Seeking & Verspieltheit sind miteinander korreliert
Verspieltheits-Interventionen:
3 playful things, counting playfulnes, using playfulness (wie Signaturstärken)
haben kleinen Effekt auf Wohlbefinden und Depressivität, und erhöhen die Verspieltheit
Verspieltheit könnte als Charakterstärke gelten, jedoch sprechen auch Argumente dagegen
Verspieltheit steht im besonderen Maße mit Beziehungszufriedenheit in Zsmhang
Kann Verspieltheit eine Charakterstärke sein?
1. Charakterstärken wirken auf verschiedene „Erfüllungen“ (fulfillments), welche ihrerseits das „gute Leben“ ausmachen (für andere wie für sich selbst).
Mögliche Funktionen: Flow, positive Emotionen, Arbeits- und Lebenszufriedenheit, intrinsische Motivation; Funktionen für eine Gruppe (Kreativität, Spannungen lösen); Element in der Definition von Barnett (2007)?
ist als Signaturstärke vorstellbar
2. Obwohl durch solche Stärken auch wünschenswerte Resultate erzielt werden, liegt der moralische Wert in der Stärke selbst, auch wenn diese keine offensichtlichen, lohnenden Resultate hervorbringt.
intrinsische Motivation
im Sinne der Self-Determination-Theory ist Verspieltheit vorstellbar, um Kompetenz, Autonomie und Verbundenheit ausleben zu können
3. Das Zeigen einer Stärke durch eine Person stellt die Personen in der Umgebung nicht in den Schatten
Bewunderung empfinden beim Ausüben von Handlungen, die mit Verspieltheit in Verbindung stehen (z.B. KünstlerInnen, KollegInnen, SplortlerInnen, usw.)
Gegenbeispiele? (Petter Northug, Langlauf Staffelwettbewerb WM 2011)
4. Wenn das Gegenteil einer in Betracht gezogenen Stärke ebenfalls eine Stärke darstellt, handelt es sich dabei nicht um eine Charakterstärke.
„Nichtverspieltheit“ (nonplayfulness)
Ernst sollte nicht einfach als Gegenteil der Verspieltheit verstanden werden (r = -.42 zwischen SMAP und Trait Ernst aus STHI, r = -.22 bis -.44 mit Facetten; N = 241)
Ist es möglich, auch in „ernsten“ Situationen, Verspieltheit zu zeigen? (Facetten!; in Freizeitforschung gibt es den Begriff des „serious leisure“)
5.Die Stärke muss im Verhalten eines Individuums messbar sein (Gedanken, Gefühle, Handlungen) und Trait-ähnlich, indem Konsistenz und Kontingenz vorhanden sind.
würde als tonische (im Gegensatz zu phasischen) Stärken gelten; situationsinvariant
dennoch situative Einflüsse zu diskutieren („paratelisch“)
zahlreiche Messinstrumente vorhanden
6. Die Stärke ist klar von den anderen Stärken abgrenzbar und kann auch nicht in diese übergeführt werden.
zentrale Frage; geht dzt. in Humor auf
scheint keine vollständige Aufklärung durch alle Stärken (auch nicht alle 24 zusammen) zu geben
Grundsatzfrage zur Tugendhaftigkeit der Verspieltheit
7.Vorbilder. Die Charakterstärke zeigt sich bei Leuten, die von den meisten anderen auch als Vorbild in Bezug auf diese Charakterstärke gesehen werden.
Zahlreiche Vorbilder denkbar (aus verschiedenen Bereichen; Kunst, Sport, Arbeitswelt, etc.)
8.Wunderkinder. Es existieren Menschen, die bezüglich dieser Stärke als „Wunderkinder“ angeschaut werden. Bei ihnen zeigt sich das Merkmal in sehr frühem Alter.
Existenz von Wunderkindern denkbar; Forschung dazu? (Biographieforschung)
9. Es muss auch einige Menschen geben, die nicht einmal einen Ansatz der Stärke besitzen (character imbeciles)
Menschen, die gar keine Verspieltheit aufweisen?
Gibt es für das selektive Ausbleiben Komorbiditäten?
10. Jede grössere Gesellschaft erstellt Institutionen und Rituale, die der Kultivierung und der Ausübung von Stärken und Tugenden dienen
Beispiele: Sport, Spiele (Plätze, an denen Spiele gespielt werden können); Fasnacht; auch Theater (auch Improvisationstheater); etc.
Wofür ist Verspieltheit nützlich? (Auswahl)
• Akademischer Erfolg
• Anpassung an die Herausforderungen der Schule
• Innovatives Verhalten am Arbeitsplatz
• Intrinsische Motivation
• Kreativität
• Partnerschaftszufriedenheit
• Sozialverhalten in der Schule und Freude am Besuch der Schule
• Stressverarbeitung
• Verträglichkeit und Offenheit für neue Erfahrungen
• Wahrgenommene Verspieltheit und höhere Lebenszufriedenheit bei 3-5-jährigen
• Wohlbefinden
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