Definition Humor
lange Zeit unwichtiges Thema, mit PP wieder verstärktes Interesse
Definition: persönlichkeitsbedingter kognitiv-emotionaler Stil der Verarbeitung von Situationen bzw. des Lebens; Fähigkeit, auch in negativen Situationen positive Seiten abzugewinnen, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, sogar darüber lächeln können (heitere Weltsicht)
heiter-gelassene Gemütsverfassung, bei allen Widrigkeiten und Unzulänglichkeiten der menschlichen Existenz
Abgrenzung Emotion Erheiterung: kurzfristige Veränderung im heiteren Erleben (lustig stimmen), wobei Lachen oder Lächeln und phasische physiologische Veränderungen auftreten
Fragen zu Humor
Facetten des Humors
Humorpräferenz (Struktur, z.B. INC-RES, Nonsens; Inhalt, z.B. Sexualität, Aggression)
Humorproduktion (Quantität und Qualität, z.B. viel aber unlustig) =Leistung (Test: möglichst viele Pointen bei Cartoon schreiben, CPPT-Test = Cartoon-Punchline-Production-Test)
Sinn für Humor (als trait)
Humor als Charakterstärke (Teil der VIA-Klassifikation), tugendhafter Humor
Humorstile, Komikstile
Wann sind Menschen empfänglich für Humor?: Temperamentelle Basis des Sinns für Humor (Erheiterbarkeit: Heiterkeit (↑), Ernst (↓) und schlechte Laune (↓))
State-Trait Modell der Erheiterbarkeit
Grundidee: Heitere Stimmung stellt einen Zustand erhöhter Bereitschaft dar, mit Erheiterung zu reagieren.
heitere Stimmung: empfänglicher für Humor und eher in der Lage, Humor zu produzieren
Als Facetten der Heiterkeit werden angenommen: vorherrschende heitere Stimmung (H1), geringe Schwelle für Lachen und Lächeln/Erheiterung (H2), gelassen-heitere Haltung gegenüber widrigen Lebensumständen (H3), vielfältige Auslöser von Erheiterung und Heiterkeit (H4), heiterer Interaktionsstil (H5); Ernst und schlechte Laune erhöhen die Schwelle für Auslösbarkeit von Erheiterung und Lachen.
Sinn für Humor
McGhee (1996) legt ein Konzept mit verschiedenen Facetten vor
Humor = form des Spiels, the play with ideas, spielerische Grundeinstellung im Gegensatz zu einer ernsthaften, um humorvolle Stimuli verarbeiten zu können
Spielerische Grundhaltung (Verspieltheit) = Basis für Sinn für Humor; ist angeboren aber geht mit Erwachsenenalter verloren
Sinn für Humor besteht aus sechs Komponenten oder humor skills, die hierarchisch angeordnet sind:
Enjoyment of humor
Laughter
Verbal humor
Finding humor in everyday life
Laughing at yourself
Finding humor under stress
Humorpräferenz: Zwei Hauptstrukturen im Witz
und welcher test
(a) Inkongruenz - Lösung (INC-RES)
Witze und Cartoons, bei denen die Pointe eine Inkongruenz enthält, die aber vollständig lösbar ist -> z.B. stereotype Witze
(b) Nonsens (NON) (nicht vollständig auflösbare Inkongruenz)
die (meist stärkere) Inkongruenz ist nicht vollständig lösbar, oder deren Lösung kehrt neue Inkongruenzen hervor
—> Die positiven (Erheiterung) und negativen Reaktionen auf Humor sind orthogonal (also unabhängig!) und werden durch die Einschätzung der Witzigkeit (funniness) und Ablehnung (aversiveness) abgedeckt
3 WD test of humour appreciation
Besteht aus 30 Witzen und Cartoons (+5 “warming up”)
7-stufige Ratingskalen: Erfassen Grad der Witzigkeit (funniness, f) und Ablehnung (aversiveness, a)
Skalen zu Inkongruenz, Nonsens, Sexueller Humor
Persönlichkeit und Humorpräferenz
Mögen von Humorstrukturen und Persönlichkeit: Hypothesen zu INC-RES
Personen, die Witze vom Typ Inkongruenz-Lösung mögen
meiden generell Informationshaltigkeit (im Sinne der Informationstheorie), also Neuheit, Komplexität, Asymmetrie, Unstimmigkeit, Ambiguität, Unvorhersagbarkeit, Unvertrautheit
suchen und schätzen Redundanz (das Vertraute, Einfache, Bekannte, Symmetrische, Vorhersagbare, etc.)
im ästhetischen Erleben (z.B. bildende Kunst: geometrische Formen, Musik) und im Leben generell
erlaubt Vorhersagen mit Merkmalen wie geringe Offenheit für Werte, Konservatismus, Intoleranz von Ambiguität, geringes Sensation Seeking
Mögen von Humorstrukturen und Persönlichkeit: Hypothesen zu NON
Personen, die Witze/Cartoons vom Typ Nonsens mögen
Suchen und schätzen generell Informationshaltigkeit = Überraschung in Information
Vermeiden Redundanz
im ästhetischen Erleben (z.B. Musik, bildende Kunst, groteske Texte, Produktion von Rastermustern)
im Leben generell
Erlaubt Vorhersagen zu Merkmalen wie Offenheit für neue Erfahrungen und Experience Seeking (Suche nach neuen und komplexen Erfahrungen)
Das Zwei-Stufen-Modell (Inkongruenz-Lösungs-Modell)
- Verwunderung bei Nonsens
Comic Style Marker (CSM, von Ruch 2018)
Negativ („Dark“)
Zynismus („ Ich empfinde manche bürgerliche Normen und Moralvorstellungen als lächerlich und kommentiere sie dann bissig oder zynisch“)
Sarkasmus („Ich bin ein scharfzüngiger Lästerer“)
Satire („Ich habe eine kritische Haltung gegenüber überheblichen und ungerechten Menschen und mein Spott dient der Herstellung von Gleichheit und Gerechtigkeit“)
Ironie („ Ich finde es lustig, einen Sachverhalt durch sein Gegenteil auszudrücken“)
Wohlwollend („Bright“)
Spaß („Mein Alltag bietet oft Anlass für lustige Spässe“)
Humor („Ich akzeptiere die Unvollkommenheit der Menschen und mein Alltag bietet mir oft Anlass, darüber wohlwollend zu schmunzeln“)
Nonsens („Ich finde groteske und phantastische Geschichten erheiternd“)
Witz („Ich habe oft witzige Einfälle, die den Nagel auf den Kopf treffen“)
Witz hat signifikante Korrelation mit selbstgerateter Intelligenz
Überlappung der Komikstile mit Big 5, Intelligenz und anderen Humorfacettten
—> Überlappung mit Big 5:
Extraversion mit Spaß und Witz korreliert
Verträglichkeit negativ mit Zynismus und Sarkasmus korreliert
Offenheit: wohlwollende Stile
—> Intelligenz:
Witz mit verbaler Intelligenz, sonst nicht korreliert
—> Korrelationen mit STCI, 3WD und CPPT
STCI = State Trait Cheerfulness Inventory: Heiterkeit hängt mit positiven aber auch Ironie und Satire zusammen, Ernst mit Sarkasmus und Zynismus und mit wenig Spaß
3WD: Nonsens Witze mögen hängt mit Mögen von negativem Humor zusammen
CPPT: Quantität hängt mit allen positiven Komikstilen zusammen, Qualität mit Witz
Anwendung: Humor-basierte Interventionen: bekannte
McGhee’s Humorinterventionsprogramm (7 Humor Habits)
sich mit Humor umgeben, den eigenen Humor finden
eine verspielte Einstellung entwickeln, nicht allem mit Ernst begeben
mehr lachen, Witze erzählen üben
eigenen verbalen Humor entwickeln (mit Sprache: am alltagstauglichsten)
Humor im täglichen Leben finden
sich selbst nicht ernst nehmen, über sich lachen können (Führungspositionen haben Angst vor Hierarchieverlust, wenn man mal über sie lacht -> man kann authentisch und ernst sein, aber auch über sich lachen können) -> Humor durch Fehler zugeben
Humor in stressigen Stiuationen finden (auf andere Komponenten aufbauend)
Forschung allg (Medizin)
Vaillaint: Humor = reifer Abwehrmechanismus, trägt zum positiven Altern bei
keine empirischen Hinweise auf Humor = Medizin, keine Effekte auf Immunsysteme
Lachen = eine mögliche Reaktionsform auf Humor; Erheiterung: senkt Schwelle, mit Lachen zu reagieren
keine gute Studie zu Lachyoga, keine kontrollierten Manuale usw, Wirkmechanismus von erzwungenem Lachen unklar
Studie zu Patienten mit COPD: Clown, der Patienten mit Lungenerkrankung zum Lachen bringt -> Lungenleistung gesteigert, Heiterkeit gesteigert
Hinweise für analgetische Wirkung von Lachen = schmerzlindernd -> gut belegt -> nur bei authentischem Lachen; Cold Pressure Test (Hand in kaltes Wasser)
unklare Wirkung von Humor auf Immunsystem, könnte sein, dass sich humorvolle Menschen einfach gesünder fühlen
Humorinterventionsstudie
-> welche Interventionen gibt
-> welche effektiv auf welche outcomes
Lustige Dinge zählen: Zahl aufschreiben
Humorfokus: belastende Situation im Leben, die man nun auf humorvolle Weise reframen kann
Outcomes: Authentic Happiness Index, BDI
Ergebnisse:
3 lustige Dinge, lustige Dinge zählen und Humor anwenden haben Effekte auf die Zufriedenheit
auf Depressivität weniger Effekte, nur Humor anwenden bisschen
das Mögen der Intervention und eine schnelle Veränderung in die gewünschte Richtung = sehr gute Prädiktoren der Veränderung
Moderatoren bei Interventionsstudie
Haben PEN-Faktoren Einfluss, wer von der 3 lustige Dinge Übung profitiert?
keine Effekte für P und N
extravertierte Personen profitieren mehr von der Übung, bei Zufriedenheit und Depressivität —> Grund vielleicht, weil lustige Dinge mit anderen Menschen gemeinsam passiert sind -> höheres Emotionserleben
Sinn für Humor: keine moderierenden Effekte -> Personen mit unterschiedlichen Ausprägungen im Sinn für Humor können von Intervention profitieren
Variation der 3 lustige Dinge: Zeitperspektive
original: was war heute lustig vs past: was war in der Vergangenheit lustig vs future sich vorstellen, was in der Zukunft humorvolles passieren könnte
Ergebnisse: Effekt von allen 3 auf die Zufriedenheit, am größten von past-Variante; für Depressivität nur für original und past —> alle drei effektiv
Wirkmechanismen:
future: Veränderung der Aufmerksamkeit auf Positives
past: Genießen der bereits erlebten positiven Emotionen = savoring
original: beides
Klinische Studien
Klinische Studien mit Humorinterventionen
McGhees Humorinterventionsprogramm für Patienten mit Depressionen
Effekte in die erwartete Richtung, aber nur Pilot-Studie
Studie zu Erheiterbarkeit und Humorpräferenz bei Patienten
Patienten haben höhere Werte in Ernst und bad mood und geringere in Heiterkeit als Kontrolle
Frage: müssen sie erstmal erheitert werden, um empfänglich für Humor zu sein?
keine Unterschiede in Humorpräferenz zu Kontrollgruppe
Studie zu Vergleich: treatment as usual vs tau + Humortraining
kurzfristiger Anstieg in Heiterkeit und Coping Humor, aber nicht stabil
keine Änderungen bei Wohlbefinden, Depression, Ängstlichkeit und Symptomerleben
—> Weitere Theoriebildung erforderlich, um die Rolle humor-basierter Interventionen im klinischen Kontext, sowohl auf psychischer als auch physischer Ebene besser zu verstehen
—> Anwendungen im klinischen Bereich sind ein wichtiger Forschungsbereich, aber viele Anwendungsgebiete sind noch unter-repräsentiert
Problem: einzige abhängige Variable immer Selbstbericht
Studie mit Fremdbeurteilung von Sense of Humor bei Humorintervention
7 Habits Humor Program mit oder ohne Hausaufgaben, Kontrollgruppe
keine Unterschiede zwischen 2 Interventionsgruppen mit und ohne Hausaufgaben, aber Unterschiede im Vergleich zu Kontrollgruppe -> Anstieg in Sense of Humor
Es zeigte sich, dass durch die Intervention auch Auswirkungen auf die Wahrnehmung durch gute Freunde messbar war >die Tn wurden mit mehr Sinn für Humor im Vergleich zum Zeitraum vor dem Training wahrgenommen
Zuletzt geändertvor 25 Tagen