Was versteht man unter situationsorientiertem Lernen in der Pflegepädagogik?
Situationsorientiertes Lernen basiert auf realen oder realitätsnahen beruflichen Handlungssituationen. Lernprozesse werden an konkreten Pflegeanlässen ausgerichtet, um authentisches, handlungs- und erfahrungsbasiertes Lernen zu ermöglichen.
Welche Typen beruflicher Situationen unterscheidet Kirkevold – und wie sind sie definiert?
Akutsituationen: erfordern schnelles, intuitives Handeln (z. B. Notfall).
Problematische Situationen: sind von Unsicherheit geprägt, verlangen Deutungsarbeit.
Nicht-problematische Situationen: routiniert, keine besondere Herausforderung.
Problemidentifizierende Situationen: vorausschauendes, reflexives Beobachten.
Inwiefern unterscheidet sich das situationsorientierte Lernen von klassischen lehrplanzentrierten Ansätzen?
Während klassische Curricula häufig inhaltszentriert und systematisch aufgebaut sind, setzt situationsorientiertes Lernen auf Handlungslogik: Inhalte ergeben sich aus komplexen, mehrdimensionalen Pflegeanlässen – mit dem Ziel, berufliche Handlungsfähigkeit zu entwickeln, nicht nur Wissen zu vermitteln.
Welche lernpsychologischen und didaktischen Prinzipien unterstützen das situationsorientierte Lernen?
Konstruktivistische Lerntheorie: Lernen als aktiver, sinnstiftender Prozess.
Subjektorientierung: Lernende reflektieren eigene Erfahrungen und Perspektiven.
Authentizität & Komplexität: Lernsituationen sind ganzheitlich, mehrdimensional und praxisnah.
Erfahrungslernen nach Kolb: Lernen durch konkrete Erfahrung, Reflexion, Konzeptbildung und Anwendung.
Welche professionellen Kompetenzen werden durch situationsorientiertes Lernen besonders gefördert – und wie kann dies didaktisch sichergestellt werden?
Gefördert werden insbesondere:
Reflexionsfähigkeit
Entscheidungs- und Problemlösekompetenz
Kommunikations- und Beziehungsgestaltung
Ethische Urteilsfähigkeit
Didaktisch gesichert wird dies durch Methoden wie Fallarbeit, szenisches Spiel, POL und phänomenologisches Lernen. Entscheidende Gelingensbedingungen sind: gut strukturierte Reflexionsphasen, interprofessionelle Perspektiven und raumgebende Lernumgebungen.
Welche Herausforderungen ergeben sich bei der Umsetzung von situationsorientiertem Lernen im Pflegeunterricht?
Didaktischer Mehraufwand in der Planung (Analyse, Material, Differenzierung)
Komplexität der Fallauswahl: realitätsnah, aber pädagogisch bearbeitbar
Spannungsverhältnis zur Prüfungslogik: Kompetenzentwicklung ist nicht immer direkt messbar
Lernendenvoraussetzungen: ungleiche Vorerfahrungen, emotionale Betroffenheit
Zuletzt geändertvor 4 Tagen