Was bedeutet kompetenzorientiertes Prüfen in der Pflegepädagogik?
Kompetenzorientiertes Prüfen zielt auf die Beurteilung von beruflicher Handlungskompetenz, nicht nur auf die Reproduktion von Wissen. Es misst Wissen, Können und Haltung – also Fachkompetenz, Entscheidungsfähigkeit, Reflexion und Kommunikation in realitätsnahen Situationen.
Welche Rechtsgrundlage fordert kompetenzorientiertes Prüfen in der Pflegeausbildung?
Das Pflegeberufegesetz (PflBG, §5) nennt fünf Kompetenzbereiche, an denen sich Prüfungsformate orientieren müssen:
Pflegerische Aufgaben eigenverantwortlich ausführen
Kommunikation und Beratung
Intra- und interprofessionelles Arbeiten
Qualität sichern und fördern
Berufliches Handeln auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse gestalten
Welche typischen Prüfungsformate gelten als kompetenzorientiert?
Fallanalyse: schriftlich oder mündlich mit reflexiv-argumentativem Fokus
Lern- oder Praxisaufträge mit realem Bezug
Beratungsgespräche oder Simulationen
Präsentationen & Portfolios → Alle mit Bezug auf konkrete, berufliche Situationen
Worin unterscheidet sich kompetenzorientiertes Prüfen von traditionellen Prüfungen?
Traditionelle Prüfungen: meist wissenszentriert, schriftlich, summativ
Kompetenzorientiertes Prüfen: handlungszentriert, formativer und summativer Anteil, erfahrungsbezogen → Bewertung erfolgt nicht nur kognitiv, sondern auch anwendungsbezogen, kommunikativ, reflexiv und ethisch.
Welche Anforderungen stellt kompetenzorientiertes Prüfen an die Prüfungsdidaktik?
Prüfungssituationen müssen authentisch und berufstypisch sein
Klare Kriterien für Fachlichkeit, Kommunikation, Ethik, Reflexion
Transparente Erwartungshorizonte und Feedbackstruktur
Verzahnung mit Unterricht: Die Prüfung darf nicht losgelöst vom Lernprozess stehen
Möglichkeit zur Individualisierung und Differenzierung
Inwiefern sind Prüfungen auch Teil des Lernprozesses (formatives Prüfen)?
Prüfen ist nicht nur Selektion, sondern auch Lerngelegenheit:
Über Feedbackprozesse, Selbsteinschätzung und Reflexionsphasen
Förderung metakognitiver Kompetenzen: „Wie bewerte ich mein eigenes Handeln?“
Lernende lernen durch Prüfungen, was professionelles Handeln bedeutet und wie sie sich verbessern können
Welche Rolle spielen Kompetenzmodelle (z. B. Olbrich) bei der Bewertung von Prüfungsleistungen?
Sie dienen als Begründungsrahmen für die Bewertungsdimensionen:
Fachkompetenz → Fachlich korrekte Handlung
Selbstkompetenz → Umgang mit Unsicherheit
Sozialkompetenz → Beziehungsgestaltung
Ethische Kompetenz → moralisches Handeln im Konflikt → Solche Modelle ermöglichen differenzierte, begründbare und faire Leistungsbewertung
Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Umsetzung kompetenzorientierter Prüfungen im Schulalltag?
Hoher Planungsaufwand und Ressourcenbindung (z. B. Simulation, Beisitzer:innen)
Notwendigkeit klarer, intersubjektiv nachvollziehbarer Bewertungskriterien
Ungleichheit von Prüfungssituationen (z. B. emotionale Belastung, Sprache, Gruppendynamik)
Spannung zwischen Individualisierung und Standardisierung (rechtliche Vergleichbarkeit)
Lehrende benötigen diagnostische, beobachtende und reflexive Prüfer:innenkompetenz
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