Warum muss es Klimaschutz geben?
Mensch ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit (95–100 %) Hauptverursacher.
Temperatur +1,55 °C (2023), 1,5 °C-Schwelle schon bald erreicht (2023–2027).
Rekordwerte bei Emissionen und CO₂-Konzentration (z. B. 430,6 ppm in 2025).
Folgen: Eisverlust, Meeresspiegelanstieg, Extremwetter, Zunahme Schäden & Kosten.
Zwei Strategien: Mitigation (Minderung), Adaption (Anpassung).
Wie ging es im Bereich Klimaschutz los?
Was ist die Klimarahmenkonvention?
Abkürzung: UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change)
Ursprung: UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED), Rio de Janeiro 1992 („Erdgipfel“)
Grundlage globaler Klimaschutzpolitik mit dem Ziel der Stabilisation der THG-Konzentration
—> erste internationaler Vertrag, der den Klimawandel als ernstes Problem bezeichnet und die Staatengemeinsacht zum Handeln verpflichtet
Unterzeichnung: 1992 von 165 Staaten in Rio
Inkrafttreten: 21. März 1994
Aktuell ratifiziert: 197 Parteien (196 Staaten + EU)
Rahmen für die Klimaschutzverhandlungen, die jeweils als Vertragsstaatenkonferenz der Konvention stattfinden. und damit auch für weitere Abkommen
Sie regelt die Bereiche Bildung (Forschung und Bildung), Finanzierung (Entwicklung von Finanzmechanismen zur Umsetzung der Klimaziele, Initiativen (Verabschieden von Protokollen) sowie die jährlich stattfindenden Vertragskonferenzen (COPs).
Was sind die Ziele, Grundsätze und Verpflichtungen der Klimarahmenkonvention?
Ziele
Art. 2:
Satz 1: „[…] die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird.“
Satz 2: “Ein solches Niveau sollte innerhalb eines Zeitraums erreicht werden, der ausreicht, damit sich die Ökosysteme auf natürliche Weise den Klimaänderungen anpassen können, die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird und die wirtschaftliche Entwicklung auf nachhaltige Weise fortgeführt werden kann.”
Kritik:
„Veraltet“, weil vollständige Verhinderung anthropogener Störung heute nicht mehr möglich — nur Minderung.
Keine präzise Angabe, wie das Niveau berechnet wird.
Zeitraum unklar, keine Definition, ab wann oder wie schnell.
Ökosysteme nicht eindeutig definiert: Was ist ein Ökosystem? Unterschiede weltweit.
Nahrungsmittelerzeugung immer gefährdet: Es gab historisch nie ein Jahr ohne Hunger.
—> PROBLEM: Jeder kann unterschreiben, da es jeder anders auslegt (Rahmen)
Grundsätze
„Common but Differentiated Responsibilities“ (CBDR)
—> Schutz des Klimas nach gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten & Fähigkeiten.
Besonderer Schutz für Entwicklungsländer
—> Spezielle Bedürfnisse, geringere finanzielle & technische Kapazitäten.
Vorsorgeprinzip
Förderung nachhaltiger Entwicklung
—> Recht und Pflicht der Vertragsparteien zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung (sustainable development).
Verpflichtungen
Art. 4 KRK - Verpflichtungen
Allgemeine Pflicht zur Reduktion der THG
Bekämpfung der Klimaänderungen und Vorbeugung der Ursachen
Pflicht zur Erarbeitung nationaler Programme
Berichtspflichten
Pflicht zur Aufstellung und Veröffentlichung nationaler Emissionsverzeichnisse
Pflicht zur Kooperation und Forschung
Was ist das Kyoto-Protokoll und wann ist es in Kraft getreten?
Inhalt
Das Kyoto-Protokoll wurde auf der dritten Vertragsstaatenkonferenz (COP 3) der KRK im Dezember 1997 in Kyoto, Japan, verabschiedet und ist ein völkerrechtlicher Vertrag
Es ist ein verbindliches, allerdings stark konkretisierungsbedürftiges Handlungskonzept zum Schutz des Weltklimas, welches Emissionsreduktions- und Emissionsbegrenzungsverpflichtungen festlegt
Der Inhalt bezieht sich auf die Reduktion der Emissionen von THG
Kohlendioxid, Methan, Distickstoffoxid, Teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe, Perfluorierte Kohlenwasserstoffe, Schwefelhexafluorid (seit 2011 auch Stickstofftrifluorid)
um 5,2 % im Zeitraum 2008 bis 2012 ggü. 1990
Ratifizierung und In-Kraft-Treten
Voraussetzungen In-Kraft-Treten
Ratifizierung von mind. 55 Staaten
Erreichen von mind. 55 % der CO2-Emissionen der Anlage I-Länder
Stand Oktober 2015
1999 haben 84 Staaten das Protokoll unterzeichnet
192 Staaten haben das Protokoll ratifiziert / akzeptiert / sind beigetreten (ca. 62 % 2015)
22.10.2004 Verabschiedung des Ratifizierungsgesetzes in Russland (17 % der CO2-Emissionen) —> Überschreitung 55 %-Grenze
in Kraft getreten am 16.02.2005
im März 2001 steigen die USA aus dem Kyoto-Prozess aus
Reduktion der Treibhausgasemissionen um 5,2 % gegenüber 1990
Schutz des Klimas durch Emissionsminderung
Bezugsjahr
1990 als einheitliches Basisjahr
Adressat
Nur Industrieländer (Annex I) rechtlich verpflichtet
Entwicklungsländer (Non-Annex I) ohne Verpflichtung
Verhältnis IL vs. EL
Prinzip der "gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung" (CBDR)
Was ist das Ziel des Pariser Abkommens, welche Maßnahmen enhält es und wie steht es mit der Umsetzung?
Die COP 21 fand im Dezember 2015 in Paris statt und endet mit dem Abschluss eines Abkommens für 2020. Bis März 2015 waren eigentlich Ziele zu melden, aber bis August waren es nur 36 Staaten und bis Oktober 125. Die USA beispielsweise strebten eine Reduktion um 28 %, Japan um 26 %, Russland um 11 % an, China und Indien gaben keine genauen Angaben.
Vertragsparteien der UNFCCC: 197 (196 + EU)
Umsetzungsstand 25.10.2021
Unterzeichnung von 197 Vertragsparteien
03.09.2016: USA, China
21.09.2016: 31 Staaten, darunter Brasilien, Mexiko, Argentinien
02.10.2016: Indien
05.10.2016: Deutschland, Frankreich, EU, Kanada, Nepal
—> beide Hürden überschritten
—> Inkrafttreten am 04.11.2016
Wirksamwerden des Austritts der USA am 04.11.2020,
aber 24 Bundesstaaten bekennen sich zum PA
Wiedereintritt 21.01.2021
Wiederaustritt 20.01.2025
Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Kyoto-Protokoll und dem Paris Agreement?
Kyoto-Protokoll
Paris Agreement
Verbindlichkeit
Verbindliche Reduktionsziele nur für Industrieländer
Alle Staaten müssen Klimaziele setzen, aber nicht völkerrechtlich bindend
Zielgruppe
Nur Industrieländer (Annex I) verpflichtet
Alle Vertragsstaaten (global) eingebunden
Fix: 1990
Unklar/flexibel: Vergleich mit vorindustriellem Niveau (1850–1900)
Zielsetzung
Konkrete, absolute Reduktionsziele für IL
Ziel: Begrenzung auf unter 2 °C, ideal 1,5 °C, mit national festgelegten Beiträgen
Prinzip
„Common but differentiated responsibilities“ mit klaren Pflichten nur für IL
Gleiches Prinzip, aber mehr Eigenverantwortung und Flexibilität für alle Staaten
Fortschreibung der Ziele
Nicht vorgesehen
Alle 5 Jahre müssen Ziele nachgebessert werden
Welche Aspekte / Teile umfasst der Klimaschutz in Europa?
Was sind Primär- und Sekundärrecht der EU und warum darf die EU überhaupt Recht setzen?
Primärrecht
Primärrecht, auch als Gründungsverträge bekannt, bildet die Grundlage des EU-Rechts
Umfasst die Gründungsverträge (EUV, AEUV, Euratom), Protokolle, Anhänge und die Charta der Grundrechte der Europäischen Union.
Sekundärrecht
Von der jeweiligen Gemeinschaft erlassenes Europarecht in den vorgesehenen Formen und Verfahren aus dem Primärrecht
abgeleitetes Recht
Formen (Art. 288 AEUV): Rechtsakte wie Verordnungen, Richtlinien, Beschlüsse, Empfehlungen und Stellungnahmen
Muss mit dem Primärrecht vereinbar sein und dient der Umsetzung und Konkretisierung der im Primärrecht festgelegten Ziele und Bestimmungen
Befugnis
MS haben im Gegensatz zum internationalen Recht Rechte an die EU abgegeben
Klima und Umwelt liegen in den Bereichen der EU und der MS, demnach dürfen beide Akteuere in diesen Bereichen Recht setzen
Was bedeuten die verschiedenen Formen des europäischen Sekundärrechts?
Art. 288 AEUV
Für die Ausübung der Zuständigkeiten der Union nehmen die Organe Verordnungen, Richtlinien, Beschlüsse, Empfehlungen und Stellungnahmen an.
Die Verordnung hat allgemeine Geltung. Sie ist in allen ihren Teilen verbindlich und gilt unmittelbar in jedem Mitgliedsstaat.
—> Bei der VO wird nicht auf bspw. regionale Besonderheiten der jeweiligen MS Rücksicht genommen im Gegensatz zur RL
Die Richtlinie ist für jeden Mitgliedsstaat, an den sie gerichtet wird, hinsichtlich des zu erreichenden Ziels verbindlich, überlässt jedoch den innerstaatlichen Stellen die Wahl der Form und der Mittel. (Mindestmaß)
—> Ermöglicht mehr Handlungsspielraum in der Ausgestaltung, z.B. EE-RL: D setzt auf Solar und Wind, Schweden auf Wasser
Beschlüsse sind in allen ihren Teilen verbindlich. Sind sie an bestimmte Adressaten gerichtet, so sind sie nur für diese verbindlich.
Die Empfehlungen und Stellungnahmen sind nicht verbindlich.
Wie wird ein völkerrechtlicher Vertrag zu Recht?
Verhandlung und Unterzeichnung:
Völkerrechtliche Verträge werden meist von Diplomaten und Regierungsvertretern ausgehandelt und nach Einigung über den Wortlaut unterzeichnet.
Ratifizierung:
Die Ratifizierung ist die völkerrechtliche Erklärung eines Staates, dass er an den Vertrag gebunden ist. Dies geschieht meist durch das Staatsoberhaupt oder die Regierung.
Inkrafttreten:
Ein Vertrag tritt entweder zu einem im Vertrag selbst festgelegten Zeitpunkt oder nach Vorliegen einer bestimmten Anzahl von Ratifikationen in Kraft.
Umsetzung in innerstaatliches Recht:
In Deutschland müssen völkerrechtliche Verträge, die die politischen Beziehungen des Bundes regeln oder sich auf Gegenstände der Bundesgesetzgebung beziehen, gemäß Art.59 Abs. 2 des GG durch ein Zustimmungsgesetz des Bundestages und ggf. des Bundesrates in Form eines Bundesgesetzes in das deutsche Recht überführt werden.
—> Durch die Ratifizierung erlangt der Vertrag innerstaatliche Geltung und wird damit auch für deutsche Gerichte und Behörden verbindlich
Was ist das europäische Klimaschutzgesetz und was beinhaltet es?
Rechtliche Einordnung: EU-Verordnung
Inkrafttreten: 29.07.2021
Inhalt:
rechtsverbindliches Ziel, Klimaneutralität 2050 (Art. 2)
Verpflichtung zu negativen Emissionen nach 2050 (Art. 2)
—> mehr CO2 wird aus der Atmosphäre entnommen als ausgestoen wird
Klimaziel 2030: min. 55 % THG-Emissionsreduktion gegenüber 1990 (Art. 4)
Anerkennung der Notwendigkeit, die Kohlenstoffsenke (Art. 4 Abs. 1) der EU durch ehrgeizigere LULUCF-Verordnung zu stärken
—> die LULUCF-VO regelt, wie Emissionen und Entnahmen von Treibhausgasen aus Landnutzung, Änderungen der Landnutzung und Forstwirtschaft in den Klimabilanzen der Mitgliedstaaten erfasst werden müssen
Verfahren zur Festlegung eines Klimaziels für 2040 unter Berücksichtigung eines von der Kommission zu veröffentlichenden indikativen THG-Budgets für 2030-2050 (Art. 4 Abs. 3 iVm. Art. 4 Abs. 4 iVm. Art. 6, 7)
Einrichtung eines unabhängigen Europäischen Wissenschaftlichen Beirats zum Klimawandel (Art. 3) - European Scientific Advisory Board on Climate Change (ESABCC)
strengere Betsimmungen zur Anpassung an den Klimawandel (Art. 5)
starke Kohärenz aller Politikbereiche der Union mit dem Ziel der Klimaneutralität (Erwägungsgründe? Evtl. 31 oder eher Art. 13 Nr. 3)
Verpflichtung zur gemeinsamen Erstellung von sektorspezifischen Fahrplänen zur Klimaneutralität (Verkehr, Gebäude, Energie etc.) ( Art. 10)
Überprüfung der Fortschritte alle fünf Jahre (Art. 6 oder 7)
Umsetzung über zwei Hauptinstrumente (Konkretisierung der Minderungsziele:
Emissionshandelsrichtlinie (EU ETS)
Ziel: –62 % bis 2030 (ggü. 2005).
Vorher waren es nur –43 % → also wurde das Ziel deutlich verschärft.
Rechtsgrundlage: Richtlinie (EU) 2023/95
wichtige Bereiche: Stromerzeugung, Industrieanlagen, Teile des Luftverkehrs
Klimschutz-VO (Lastenteilungs-VO)
Ziel: –40 % bis 2030 (ggü. 2005).
Vorher: –30 %.
Rechtsgrundlage: Verordnung (EU) 2023/857
wichtige Bereiche: Nicht in ETS erfasste Sektoren, wie Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfall
—> hier fällt alles drunter, was nicht in den Bereich des Emissionshandel fällt
Was ist das deutsche Klimaschutzgesetz und warum musste es wie angepasst werden?
Ziel und Logik des KSG
Das Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) von 2019 ist ein zentrales Instrument der deutschen Klimapolitik., das verbindliche Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen festlegt
Die Logik des Gesetzes basiert auf der Notwendigkeit, den menschengemachten Klimawandel zu begrenzen und die Pariser Klimaziele zu erreichen, indem die Emissionen schrittweise reduziert und Treibhausgasneutralität angestrebt werden
—> Reduktionspfad, aber keine jährlichen Gesamtminderungsziele
Das Gesetz beinhaltet auch sektorale Ziele, die für einzelne Bereiche wie Energie, Verkehr, Gebäude und Industrie, Landwirtschaft, Abfall gelten, um sicherzustellen, dass die Reduktionsziele erreicht werden
Anpassungen
Hintergrund: Paris Abkommen und Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom März 2021
Paris Abkommen Art. 4
national festgelegte Beiträge, die rechtsverbindlich zu kommunizieren und kontinuierlich zu steigern / verbessern sowie alle 5 Jahr zu erneuern sind
Zeitplan zwingt Staaten dazu, Fortschritt regelmäßig zu kontrollieren und neue Beiträge vorzulegen.
Beschluss des Bundesverfassungsgerichts
Klage von jungen Kläger:innen, die ihre Freiheitsrechte gefährdet sahen (Art. 2 Abs. 2 GG — Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, Art. 20a GG — Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen).
Hauptkritik:
Das KSG 2019 verschiebt die Hauptlast der Reduktion auf die Zeit nach 2030.
Damit werden künftige Generationen unverhältnismäßig belastet („intertemporale Freiheitsrechte“).
Gesetz sah keine konkreten Maßnahmen oder Ziele nach 2030 vor.
Kernaussage des BVerfG:
Art. 20 GG verpflichtet zu Klimaschutz,also auch Klimaneutralität und zwar rechtzeitig (überraschend, da nur sehr indirekt adressiert “natürliche Lebensgrundlage”)
Sorgfalts- /Schutzpflicht des Staates für zukünftige Generationen
verhältnismäßge Verteilung von Freiheitschancen über die Generationen
Gesetzgeber muss klare Pfade und Zielvorgaben über 2030 hinaus festlegen.
—> Durch die Überarbeitung kommt es zur Konkretisierung der Aussagen des BVerfG und gleichzeitig werden die Fprderungen von Paris (alle fünf Jahre ambitioniertere Ziele) erfüllt
Was waren die neuen Zielvorgaben des deutschen Kliamschutzgesetzes von 2021?
bis 2030: 65 % weniger CO2 (bislang 55 %)
bis 2040: 88 % weniger CO2
2045: Klimaneutralität (bislang 2050)
Verschärfung der Sektorenziele bsi 2030 (vor allem Energiewirtschaft)
Benennung von Jahreszielen für 2031 bis 2040 (auch in den Sektoren)
Benennung von Sektorenbudgets für die Jahre 2035 und 2040
Was fordert das neue Klimaschutzgesetz von 2024?
Vom Rückblick zum Ausblick
verstärkter Fokus auf zukünftige Emissionen —> bessere Prüfung, ob Deutschland auf dem richtigen Weg ist - oder ob Maßnahmen nachgeschärft werden müssen
Gesamtverantwortung und flexibles Erreichen der Ziele
THG-Ausstoß muss insgesamt reduziert werden, unabhängig davon, in welchem Bereich die THG entstehen
Minderung dort, wo die größten Einsparpotenziale vorhanden sind
gemeinsame Verantwortung der Ministerien zur Erreichung der Klimaschutzziele
Volle Transparenz für alle Bereiche
Trotz Gesamtbetrachtung volle Transparenz bei den einzelnen Sektoren (“on track”)
angemessener Beitrag aller Sektoren an Erreichung der nationalen Klimaschutzziel
Stärkung des Expertenrates für Klimafragen
neue Aufgabe: Validierung der Prognosen und Feststellung einer Unter- oder Überschreitung der Jahresesmissionsgesamtmengen
Möglichkeit zur Vorlage eigener Vorschläge zur Weiterentwicklung geeigneter Klimaschutzmaßnahmen
Wie ergänzen länderspezifische Gesetze und Regelungen das Klimaschutzgesetz?
Das KSG regelt die bundesweiten Reduktionsziele und sektorspezifischen Jahresbudgets.
Landesgesetze ergänzen das KSG:
Konkretere Maßnahmen vor Ort (z. B. Gebäudestandards, Verkehr, Energieplanung)
Stärkung regionaler Klimaanpassung (z. B. Hochwasserschutz, Dürreresilienz)
Länder dürfen eigene Gesetze machen, solange der Bund nicht abschließend regelt oder um landesspezifische Besonderheiten zu adressieren
Was ist der Treibhausgasemissionshandel, wie funktioniert das System und wer ist betroffen?
Ökonomisches Instrument mit dem Ziel der Reduktion des Ausstoßes von THG in der EU und Vermeidung von Emissionen zu geringsten Kosten
Handel mit Rechten zum Ausstoß von THG
Funktionsweise: Cap and Trade
Festlegung einer Obergrenze (Cap) = THG pro Handelsperiode, die von den emissionshandelspflichtigen Anlagen ausgestoßen werden dürfen
Zuteilung von Zertifikaten in dem Umfang (Kostenlos oder Versteigerung)
Emissionsberechtigungen können auf dem Markt frei gehandelt werden (Trade)
Einhaltung des Caps durch Rückgabe der Zertifikate, Zukauf, etc.
Ablauf:
Jahr
Monat
Schritt
x
Januar–Februar
Zuteilung kostenloser Zertifikate & Auktionen starten
x+1
Ganzjährig
Emissionen messen, berichten, handeln
Bis 31. März
Emissionsbericht einreichen
Bis 30. April
Zertifikate abgeben
Danach
Strafzahlungen (falls nicht genug abgegeben)
Anwendungsbereich:
Anhang 1 Teil 2 zum TEHG
Anlagen und Tätigkeiten aus den Bereichen
Energieumwandlung und -umformung (mehr als 20 MW)
Eisenmetallerzeugung und -verarbeitung
Mineralverarbeitende Industrie
Sonstige Industriezweige (Zellstoff, Papier, …)
Flugverkehr (seit 2012 —> innereuropäisch)
Schiffsverkehr (ab 2024)
auch wenn nur Nebeneinrichtung
NICHT:
F&E-Vorhaben und sonstige Vorhaben nach § 2 Abs. 5 TEHG
THG: Kohlendioxid, Kohlenwasserstoffe (PFC), Stickoxide
Was gibt es für Zuteilungsmethoden für Emissionszertifikate?
Methode
Nutzung im EU ETS
Phase
Grandfathering
(kostenlos)
historische Emissionen
Produkt der durchschnittlichen jährlichen Kohlendioxid-Emissionen der Basisperiode und dem Erfüllungsfaktor (0,9875)
Früher Standard für kostenlose Zuteilung
Phase 1 (2005-2007) & überwiegend Phase 2 (2008-2012)
Benchmarking
Effizienzstandards, die sich an den besten verfügbaren Techniken orientieren
2013-2020: einheitliche EU-weite Benchmarks (52 Produkt- Emissionswerte aus 21 Sektoren)
Hauptmethode für kostenlose Zuteilungen, belohnt Effizienz
Phase 3 (2013-2020) & Phase 4 (2021-2030)
Auctioning
Marktbasierte Versteigerung
Festlegung der Verwendung der Versteigerungserlöse
Hauptmethode für Stromsektor & zunehmend andere Sektoren
Für Stromerzeuger Pflicht
Für Industriebranchen und Wärmeproduzenten unterschiedliche Auktionsanteile (zunächst 20 %, bis 2020 70 %, 100 % bis 2027)
Was ist Carbon Leakage, wie kommt es dazu, was sind die Folgen und wie kann man es lösen?
Industrielle Produktion im Inland wird wegen des Emissionshandels so teuer, dass Produktion und Emissionen in Länder verlagert werden, in denen keine oder geringe Klimaschutzauflagen gelten
Ursache: Kostensteigerungen durch den Emissionshandel
direkte Kosten: bei der Ersteigerung erhöhen sich Ausgaben und Kosten für Produktion
indirekte Kosten: jene, die Anbietern von Vorprodukten aufgrund des EMissionshandels entstehen und dem Verkaufspreis auferlegt werden
Folge: Umsatz und Beschäftigung in der EU sinken
Lösung: kostenlose Zuteilung der Zertifikate nach Benchmarks —> Carbon Leakage Liste der EU
Was ist das Linking / Verknüpfung, was ist das Ziel und wie funktioniert es?
Linking bedeutet die Verknüpfung zweier oder mehrerer Emissionshandelssysteme (EHS), sodass Zertifikate zwischen den Systemen gehandelt werden können.
Beispiel: EU ETS und das Emissionshandelssystem der Schweiz (seit 2020 verknüpft).
Verknüpfung im rechtlichen Sinn:
erfordert die Existenz unabhängiger Emissionshandelssysteme
36 multi-nationale, nationale, regionale und lokale Emissionshandelssysteme
Ziel: Schaffung eines globalen “carbon market”
“Anerkennung von Zertifikaten eines anderen Emissionshandelssystems oder von Projektgutschriften”
—> Die Teilnehmer eines Handelssystems können Zertifikate aus einem anderen Emissionshandelssystem zur Erfüllung ihrer Pflichten verwenden.
Auf unterschiedliche Arten möglich
direkt und indirekt
Einseitig, bilateral oder multilateral
Was sind die Vor- und Nachteile des Linkings?
Vorteile:
Attraktive Option, um zum Kliamschutz beizutragen (kosteneffizient mehr globaler Klimaschutz)
ermöglicht bi- oder multilaterale Verhandlungen
erster Schritt zu einem globalen CO2-Markt
—> Wenn mehrere Handelssysteme verknüpft werden, entsteht ein größerer gemeinsamer Markt. Das ist ein Vorläufer für einen weltweiten CO₂-Markt, der langfristig angestrebt wird, um Emissionen global möglichst dort zu reduzieren, wo es am günstigsten ist
Kosteneinsparungen
—> Unternehmen können günstigere Zertifikate aus anderen Systemen kaufen → sie müssen nicht unbedingt im Inland teurere Maßnahmen ergreifen. Das senkt die gesamtwirtschaftlichen Kosten, um Klimaziele zu erreichen
Minimierung von Transaktions- und Administrationskosten
—> Wenn Regeln harmonisiert und Märkte zusammengelegt werden, müssen weniger separate Überwachungs-, Berichts- und Kontrollsysteme betrieben werden
größerer Markt
—> Mehr Teilnehmer = höheres Handelsvolumen, dadurch werden Zertifikate leichter und in größeren Mengen handelbar
Erhöht Liquidität und Funktionsfähigkeit des Marktes für CO2 und reduziert Preisschwankungen
—> In einem größeren Markt gibt es mehr Käufer und Verkäufer, dadurch ist der Preis stabiler. Ohne Linking können Preise stark schwanken, z. B. bei Wirtschaftskrisen
Reduziert Marktmacht
—> In einem kleinen System können einzelne große Akteure den Preis beeinflussen (z. B. durch Hortung von Zertifikaten). In einem größeren, verknüpften Markt verlieren sie diese Macht, weil das Angebot und die Teilnehmerbasis viel breiter ist
Kann das Risiko von Carbon Leakage reduzieren
—> Wenn alle verknüpften Systeme ähnliche CO₂-Kosten haben, sinkt der Anreiz für Unternehmen, in Länder mit niedrigeren CO₂-Kosten abzuwandern. So bleibt die Produktion im Inland, ohne Verlagerung ins Ausland
Nachteile:
Verschärft Verteilungsfragen —> Gewinner und Verlierer
—> Nicht alle Länder profitieren gleich: Industriestaaten können z. B. billige Zertifikate importieren und selbst weniger reduzieren. Das kann in einzelnen Ländern oder zwischen Ländern zu Verteilungskonflikten führen (wer spart wirklich Emissionen?)
Verteilungsfragen können auch Sektoren betreffen, die nicht vom Handelssystem erfasst sind
—> Auswirkungen auf Energiepreise und energieintensive Güter und Produkte
—> Auch Branchen außerhalb des EHS können betroffen sein: etwa durch höhere Energiepreise oder höhere Kosten bei Vorprodukten, obwohl sie nicht direkt handeln dürfen
Kontrolle der jeweiligen Regierungen über das Handelssystem und seine Ausgestaltung ist eingeschränkt
—> Durch die Kopplung an andere Länder müssen nationale Regierungen Kompromisse eingehen, z. B. bei Regeln für Zuteilung oder beim Gesamtvolumen (Cap), Nationale Steuerungsmöglichkeiten sinken
Kann das Risiko für Carbon Leakage u.U. auch verschärfen
—> Wenn schwächere Systeme mit sehr vielen Zertifikaten verknüpft werden, kann der CO₂-Preis insgesamt sinken → Unternehmen wandern dorthin, wo sie noch günstiger Zertifikate kaufen können. Das kann CL verstärken.
kann u.U. auch dazu führen, dass sich die globalen Emissionen erhöhen
—> Wenn Länder Zertifikate billig importieren und dafür zu Hause weniger reduzieren, steigt die tatsächliche Emission weltweit, selbst wenn formal alle ihre Ziele erreichen
✅ Linking kann Kosten senken, Märkte stabilisieren und globalen Klimaschutz stärken,aber
❌ es birgt Verteilungs- und Steuerungsprobleme sowie Risiken für tatsächliche Emissionsreduktionen.
Was für Formen von Abgaben gibt es und was ist die CO2-Steuer?
Gebühren, Beiträge und Steuern:
Art
Wann?
Direkter Bezug von Zahlung und Gegenleistung?
Beispiel
Gebühren
Bei tatsächlicher Nutzung
Ja
Müllgebühr, Passgebühr
Beiträge
Bei möglicher Nutzung
Sozialversicherungsbeiträge
Steuern
Immer, gemäß Verpflichtung
Nein
Einkommensteuer, Kfz-Steuer
CO2-Steuer
Die CO2-Bepreisung ist ein Instrument zur Lenkungswirkung im Sinne des Klimaschutzes. Durch die Verteuerung von CO2-Emissionen sollen Unternehmen und Verbraucher*innen dazu angeregt werden, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren und auf klimafreundlichere Alternativen umzusteigen
Lenkungsabgabe, Ziel ist nicht die Erzielung von Einnahmen, sondern die Beeinflussung des Verhaltens des Abgabeleistemdem in eine definierte Richtung
Steuerungsinstrument zur Einhaltung von Klimaschutzzielen nach dem Verursacherprinzip
bei CO2-Steuer wird der Preis für THG-Emissionen festgelegt und üblicherweise in bestimmten Zeitabständen sukzessiv erhöht
Eine CO2-Steuer kann als alternatives oder komplementäres Instrument zum Emissionshandel eingeführt werden
Im Gegensatz zu Steuern, deren Einnahmen dem allgemeinen Staatshaushalt zugutekommen, sind die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung zweckgebunden für Klimaschutzmaßnahmen und Entlastungen vorgesehen
Ziele:
Nutzung fossiler Brennstoffe beinhaltet Kosten für Umweltschäden (Transparenz)
Einsparungspotenzial für Industrie und Verbraucher durch Umstieg auf EE
EE gewinnen an Attraktivität (auch Investitionspotenzial für andere THG-arme Technologien)
Berücksichtigung des Grades der Klimaschädlichkeit der Energieerzeugung
CO2-Abgabe als temporäres MIttel zur Erreichung der (nationalen) Klimaschutzziele —> Verdrängung von klimaschädlichen Technologien
Kosten der Energiewende und des Klimaschutzes werden angepasst verteilt
Preis für CO2-Emissionen kann Einzelentscheidungen der Haushalte und Unternehmen effizient koordinieren
Welche Möglichkeiten/Ansätze gibt es für die Einbeziehung aller Sektoren in die CO2-Bepreisung und welche Vor- und Nachteile haben sie?
Was ist Climate Engineering und welche Arten gibt es?
Climate Engineering, auch Geoengineering genannt, umfasst verschiedene technische Ansätze, um den menschengemachten Klimawandel zu bekämpfen.
Es wird hauptsächlich in zwei Kategorien unterteilt:
Carbon Dioxide Removal (CDR)
—> CDR-Methoden zielen darauf ab, CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und zu speichern
—> ursächlich wirkend, Reduktion der Konzentration LW-absorbierender Atmosphären-Komponenten
Radiation Management (RM)
—> RM-Methoden zielen darauf ab, die Sonneneinstrahlung reduzieren, um die Erwärmung zu verlangsamen
—> symptomatisch wirkend
—> Modifikation der Ein- bzw. Ausstrahlung
Was ist Solar Radiation Management, welche Arten gibt es, was ist ein Beispiel dafür und welche Nebenwirkungen kann es haben?
Was ist SRM?
= Beeinflussung der Strahlenbilanz
Welche Arten gibt es?
Weltraumgestütze Reflektoren
—> “Sonnensegel im All”
—> keine gute Idee aufgrund des Weltraumschrotts, der dafür sorgen würde, dass die Reflektoren schnell kaputt gehen
Aerosol-Ausbringungsmethoden (Rückstreuung)
Wolkenbeeinflussung (Seesalz-Aerosolpartikel)
—> Wolken vergrößern für eine weiße Fläche, die für Rückstrahlung sorgt
Stratosphärische-Aeorosolinjektion (H2S, SO2)
Sonstige Methoden:
arctic geo-engineering (z.B. Beeinflussung Salzgehalt, Temperatur,…)
cool roof (“weiße Dächer”)
Beispiel?
—> Aerosole und Partikel in der Stratosphäre
Art der Maßnahme: zur Reduktion kurzwelliger Einstrahlung (SRM)
Vorwiegend Schwefeldioxid, Aluminium oder Nanopartikel
in ca. 25km Höhe über der Erdoberfläche
Geringer Materialeinsatz bewirkt bereits große Reduktion der kurzwelligen Einstrahlung (viele W/m^2)
frei von reinigenden Wetterprozessen
Lange Lebensdauer (1-2 Jahre)
Wirksamkeit anhand “natürlicher Experimente” nachgewiesen
Modellrechnungen belegen Effektivität
Große technische Herausforderung
Nebenwirkungen und Probleme?
Negative Effekte auf den gloablen Wasserkreislauf
Modellrechnungen zeigen, dass eine Abkühlung nicht bei stabilen Niederschlagsverhältnissen erreichbar ist
Potenzielle katalytische Beschleunigung des Ozonabbaus durch stratosphärische Partikel
SO2 soll eigentlich aus der Atmosphäre raus, da sich durch die Reaktion mit Wasser eine Acidität des Niederschlags einstellt: insgesamt geringfügig, zudem zahlreiche Gegenmaßnahmen eingeplant
Plflanzenproduktivität steigt durch Erhöhung der diffusen Sonneneinstrahlung (++)
Aluminium wird als Ressource auf der Erde benötigt und ist endlich, außerdem energieintensiv für voraussichtliche Lebensdauer
Einsatz von Nanopartikeln ist unerforscht
Kosten?
—> schnell, billig (??), vermuteter Erfolg
—> Risiken unbekannt, beispielswiese Gefahr durch SO2, Beeinträchtigung lokaler durch Strahlungsbilanz, Einsatz als Waffe möglich
Wie könnte sich die Maßnahme von Aerosolen und Partikeln in der Stratosphäre mit geltendem Recht überschneiden?
Die Injektion von Aerosolen und Partikeln in die Stratosphäre könnte unbeabsichtigte Auswirkungen auf die Ozonschicht haben, was eine potenzielle Überschneidung mit den Zielen bereits bestehender Abkommen darstellt.
Die Einbringung reflektierender Partikel in die Stratosphäre könnte zwar zur Abkühlung der Erde beitragen, birgt aber auch Risiken für die Ozonschicht. Die Injektion von SAI-Partikeln könnte beispielsweise zu einer erhöhten Chlorreaktivität in der Stratosphäre führen, was den Ozonabbau beschleunigen könnte.
Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende Luftverschmutzung (CLRTAP)
51 Vertragsparteien (EU-, US- & ehem. UdSSR-Staaten)
keine universelle Geltung
Entstand Ende 1970 als Reaktion auf zunehmende Luftverschmutzung und sauren Regen
—> Vor Klimawandeldebatte: CE moch kein Begriff
sehr “offen” formuliert, Biepiel Luftverschmutzung =
Einbringung von Aerosolen und Partikeln in die Luft
negative Auswirkungen eingebrachter Substanzen auf die Erde (mögliche Nebenwirkungen)
enthält Schwefel-Emissionshöchstgrenzen
—> werden selbst mit SRM eingehalten
Schwermetallgrenzen des Übereinkommens in DE 1998 ratifiziert (evtl. für CE-Aktivitäten relevant)
Wiener Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht (1985)
seit 2009 mit 196 Vertragsparteien —> universelle Geltung
auch hier CE noch nicht erwähnt
Auflistung von Stoffen, von denen “angenommen wird, dass sie die Fähigkeit haben, die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Ozonschicht verändern”
—> nur Wasserstoff relevant für SRM
Verbietet Maßnahmen, die “wahrscheinlich schädliche Veränderungen” der Ozonschicht hervorrufen
—> Motivationsbasierte Auslegung möglich: CE als Schutz der Menschheit und Umwelt, Nebenwirkungen nicht wahrscheinlich und von geringem Ausmaß
Was ist Carbon Dioxide Removal, welche Arten gibt es, was ist ein Beispiel dafür und welche Nebenwirkungen kann es haben?
Was ist CDR?
= Reduktion von THG in der Atmosphäre durch Rückholung (Negativemissionstechnologien)
Kohlenstoff-Sequestrierung
Meeresdüngung (Eisen, Phosphor)
Luftfilterung (künstliche Bäume), biologische und mineralische Sequestrierung
—> Wo werden die MAtten mit gesperichertem CO2 entsorgt?
CLimate Farming (Wald, Moor, Landnutzung, Algen)
CCS [BECS - Bioenergie mit CO2-Sequestrierung]
sonstige Maßnahmen
Methanfixierung in Permafrost-Regionen
—> Methan steigt aufgrund des Auftauens des Permafrost auf, zum Entgegenwirken wird der Boden gekühlt, was wahnsinnig energieintensiv ist und wofür extra Kohlekraftwerke gebaut wurden (???)
—> Meeresdüngung anhand des LOHAFEX-Experiments (2009)
Projekt des deutschen Alfred-Wegener-Instituts und des indischen National Institue of Oceanography
nördlich von Südgerogien (Inselgruppe im Südpazifik)
20 t Eisensulfat auf ca. 300 km^2 Meeresfläche
Ziel: Anregung des Algenwachstums und Algenblüte
Einbindung von CO2 durch Photosynthese
Abgestorbene Algen sollen CO2 auf dem Meeresgrund halten
Ergebnisse
Algenbiomasse verdoppelt sich nach 2 Wochen
—> keine massenhafte Algenblüte
Ruderfußkrebse ernähren sich von dieser Algenart
—> kaum Absinken der Algen auf den Meeresgrund
Ruderfußkrebse dienen Flohkrebsen als Nahrung
—> geben CO2 indirekt an die Atmosphäre zurück
ökologische Auswirkungen
Veränderung der Nahrungskette
—> Gravierende Änderungen im betroffenen Ökosystem
Eventuelle Versauerung des lokalen Systems durch freiwerdendes CO2
Ökosysteme sind offen
—> Auswirkungen kaum zu kontrollieren und zu überwachen
—> Bei der Erforschung wurden bestimmte Einflussfaktoren nicht berücksichtigt und dann hat es in der Realität nicht funktioniert
—> Langsam, teuer, “nebenwirkungsarm” (??)
—> Risiken unbekannt / in Erforschung
Ist die Meeresdüngung mit dem Völkerrecht vereinbar?
Relevant sind: Seerechtsübereinkommen (SRÜ), Londoner Konvention (LC), Londoner Protokoll (LP) über die Verbringung von Abfällen und Biodiversitätskonevntion (CBD)
SRÜ, LC & LP
Norm
Erlaubnis und Pflichten
Art. 87 Abs. 1f SRÜ
Erlaubt Freiheit der Forschung auf Hoher See (Gebiet liegt außerhalb der 200 Seemeilen-Grenze)
Art. 192, 194 SRÜ
Pflicht, Meeresumwelt zu erhalten und schützen und Verschmutzung zu vermeiden
Art. 240 SRÜ
Forschung nur verantwortungsvoll und schadensvermeidend
LC & LP
Ozeandüngung als „dumping“, nur unter Ausnahme für Forschung erlaubt und Einbringung von Stoffen, die dadurch nicht entsorgt werden sollen
→ LOHAFEX war nach SRÜ, LC und LP grundsätzlich erlaubt, weil es als streng überwachtes kleinmaßstäbliches wissenschaftliches Experiment mit Umweltverträglichkeitsprüfung (nach neuesten wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen) deklariert war, obwohl es politisch und ethisch stark kritisiert wurde.
CBD
2008 hat die CBD-Vertragsstaatenkonferenz in Bonn (COP 9) eine Entscheidung (IX/16 C) getroffen:
„Ozeandüngung ist grundsätzlich zu unterlassen, bis ausreichend wissenschaftliche Informationen über die Wirksamkeit und mögliche negative Auswirkungen vorliegen [...] außer für streng kontrollierte wissenschaftliche Studien in kleinem Maßstab.“
Deutschland berief sich auf die Ausnahme, die von der CBD 2008 ausdrücklich für „small-scale scientific research“ innerhalb “coastal Waters” zugelassen wurde. (LOHAFEX-Experiment als kleinmaßstäbliches wissenschaftliches Experiment mit Umweltverträglichkeitsprüfung)
→ Küstenstaat hat volle Hoheitsgewalt in Küstengewässern und kann stärker kontrollieren
Begriff “coastal waters” entspricht keinem Begriff des SRÜ
—> Gebiet liegt außerhalb der “coastal waters” —> Verbot (wahrscheinlich, weil auf Hoher See kein einzelner Staat vollständige Kontrolle ausüben kann)
Die COP 9 CBD verwies bei der Entscheidung des Moratoriums zur Ozeandüngung auf die Risiken der Ozeandüngung nach dem Beschluss der 29. Vertragsstaatenkonferenz des LC und LP
—> also Auslegung so, dass es mit LP und LC übereinstimmt
—> CBD verweist also darauf, dass Bestimmungen im Hinblick auf das Seerecht auszulegen sind
ABER Konflikte bei der Auslegung der CBD
GLAUBE DAS IST UNÜBERSICHTLICHER:
Seerechtsübereinkommen (SRÜ), Londoner Konvention (LC), Londoner Protokoll (LP) über die Verbringung von Abfällen
Biodiversitätskonvention
Gebiet liegt außerhalb der 200 Seemeilen-Grenze, also auf der Hohen See
Gemäß Art. 87 Abs. 1f SRÜ gilt wissenschaftliche Forschungsfreiheit
Art. 194 und Art. 240 SRÜ Pflicht zum Erhalt und schutz der Meeresumwelt
—> LP und LC verbieten grundsätzlich das Dumping
—> Ausnahme: Einbringung von Stoffen, die dadurch nicht entsorgt werden sollen
—> Forschungszwecke unterfallen nicht Dumping und kleines Gebiet, keine kommerziellen Interessen
LOHAFEX wurde nach neuesten wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen durchgeführt
—> vereinbar mit LC und LP
ABER: Änderung LP 2013: Verbot der kommerziellen Düngung (6/51) (Stand 21.6.25)
COP-Decision IX/16 stellt Meeresdüngung unter Moratorium (Aussetzung oder Verzögerung bestimmter Handlungen oder Verpflichtungen)
Ausnahme: “small scale scientific research” innerhalb “coastal waters”
Gedüngte Fläche von 300 km^2 ist im Vergleich zur Größe des Wirbels (50 Mio. km^2 klein)
—> Gebiet liegt ausßerhalb der “coastal waters” —> Verbot
CBD verweist darauf, dass betsimmungen im Hinblick auf das Seerecht auszulegen sind
—> Londoner Protokoll
Konflikte bei der Auslegung des CBD
Was versteht man unter Carbon Capture and Storage, wie funnktioniert es, welche Arten gibt es für Abscheidung, Transport bzw. Speicherung und welche Risiken bergen die Schritte?
Was ist CCS?
Ein Verfahren, bei dem CO₂-Emissionen (z. B. aus Kraftwerken oder Industrieanlagen) abgeschieden, transportiert und anschließend dauerhaft unterirdisch gespeichert werden, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und Klimaziele zu erreichen. Die Idee ist, CO₂ nicht in die Atmosphäre gelangen zu lassen.
Prinzip / Funktionsweise?
Abscheidung: CO₂ wird am Schornstein oder direkt aus Abgasen herausgefiltert.
Transport: Per Pipeline oder Schiff in Lagerstätten gebracht.
Speicherung: Meist in tiefen geologischen Schichten (z. B. ehemalige Gas- oder Ölfelder).
Arten der Abscheidung?
Post-Combution
Oxyfuel-Verfahren
IGCC
Prinzip: Verbrennung der Kohle mit normaler Luft, Auswaschen des CO2 aus Abgas (“Rauchgaswäsche”)
Prinzip: Verbrennung der Kohle mit reinem Sauerstoff, entstehenes Rauchgas mit hoher CO2-Konzentration wird gereinigt und verdichtet
Prinzip: Synthesegas wird erzeugt, vor dessen Verbrennung CO2 abgetrennt wird
Prinzipiell auch in bestehende Kraftwerke integrierbar, wen Platz
wird von Vattenfall getestet
sher komplex / IGCC-Analge ist eher chemische Anlage als Kraftwerk
wird von EON getestet
wird von RWE getestet
IGGG = Integrated Gasification Combined Cycle) = integrierter Kohlevergasungsprozess
Transport?
—> Da Kraftwerke und Speicherorte meist räumlich getrennt sind, ist Transport notwendig
per Pipeline (Neubaukosten? Zeit? Akzeptanz?)
per Schiff (Kontinuität? Anzahl?)
D: potenzielle Lagerorte v.a. im Norden, Kraftwerke in der Lausitz und in NRW
Finanzierungsquellen-Optionen für CO2-Pipelines: Betreiber, Nutzer, Umschichtung von Kohlesubventionen
Arten der Speicherung?
Speicheroption
Charakteristika
Theoretische Kapazität in D (GtCO2)
erschöpfte Erdöl- und Erdgaslagerstätten
CO2 füllt freien / frei werdenden Porenraum und Hohlräume, die ursprünglich mit erdöl/Erdgas gefüllt waren
ungewinnbare Öl /Gasrestmemgen könnten noch gefördert werden
Erdölfelder: 0,13
Ergasfelder: 2,75
Tiefliegende salinare Aquifere
CO2 wird in Salzwasser (sole)-führende durchlässige Gesteinsschichten im tiefen Untergrund gepumpt
20 +/- 8
Nicht abbaubare Kohleflöze
CO2 lagert sich auf der Oberfläche der Kohle an und verdrängt dabei Methan, das gewonnen werden könnte
0,37-1,67
—> Theoretisch nutzbares Speicherpotenzial: ausreichend für Einlagerung von CO2 aus allen deutschen Kraftwerken für 30-60 Jahre, ABER effektiv nutzbares Potenzial wird kleiner ausfallen
—> Offshore teurer als Onshore
—> Kostenanstieg mit Speichertiefe
Risiken?
Abscheidung
Transport
Speicherung
ähnlich zu den Risiken der chemischen Industrie
Störfälle
Lange Strecken
Leckagen durch Korrosion / Bauarbeiten / Erdbeben
Gefahr abhängig von Verunreinigung
Unklarheit darüber was passiert, wenn CO2 im Untergrund gespeichert wird
Leckagen
Einwirkungen auf das Grundwasser
Werden durch Carbon Capture and Storage effektiv Emissionseinsparungen möglich und zu welchen Kosten?
Wie sieht der rechtliche Rahmen zu Carbon Capture and Storage aus?
EU-RL 2009/31/EG
Grundlage: Art. 175 Abs. 1 EGV (s.F.) [Art. 192 Abs. 1 AEUV]
Umsetzungsfrist: 25.06.2011
Wesentlicher Inhalt
Art. 4 iVm. Anhang I: Auswahl von Speicherstätten
Art. 6: Speichergenehmigung
Art. 10: Überprüfung der Genehmigungsentwürfe durch die Kommission
Art. 12-19: Betreiberpflichten (u.a. Übertragung der Verantwortung)
Art. 20: Zugang zum Transportnetz und zu den Speicherstätten
D - Kohlendioxidspeichergesetz
Dieses Gesetz in Deutschland regelt, unter welchen Bedingungen CO₂ dauerhaft unterirdisch gespeichert werden darf
2012 verabschiedet, nur Demonstrationsgesetz (??)
Nur für Pilot- und Demonstrationsprojekte gedacht
—> Das KSpG erlaubt nur kleine, begrenzte Projekte, die als „Demonstration“ dienen sollen (ausprobieren und Erfahrungen zu sammeln, bevor man sie großflächig anwendet)Das Gesetz legt z. B. fest:
Kein flächendeckender Einsatz geplant
—> Das Gesetz ist nicht als Freigabe für eine breite, kommerzielle Nutzung gedacht. Es gibt sogar eine sogenannte Länderöffnungsklausel (Ausstiegsklausel), die es den Bundesländern erlaubt, CCS auf ihrem Gebiet komplett zu verbieten
Ziel: Akzeptanz und Technikreife (Sicherheit und Machbarkeit zeigen, gesellschaftliche Akzeptanz prüfen, Risiken (z. B. Leckagen, Auswirkungen auf das Grundwasser) bewerten)
2024: Ändeungsgesetz vorgelegt (um kommerzielle CCS- und CCU-Projekte im industriellen Maßstab zu ergänzen), aber nicht verabschiedet (aufgrund vorzeitiger Neuwahlen, politischer Uneinigkeit, Widerstand von Umweltseite, rechtlichen Unsicherheiten, EU-Compliance nicht rechtzeitig)
Was sind Klimaklagen und welche Gründe und Bezüge gibt es?
Globales Phänomen
Gerichtliche Entscheidungen
sollen Politik und Unternehmen zu einem Handeln in Bezug auf den Klimawandel / die Klimakrise veranlasse (THG-EInsparungen)
sollen Unternehmen von getroffenen Maßnahem diesbezüglich freistellen oder Maßnahmen wenigstens abschwächen
Bezüge (Klimaschutz und -anpassung)
Schäden aufgrund von Klimaereignissen
Reduktion von THG —> ambitioniertere Ziele
Nichterreichen von Klimazielen —> ergreifen weiterer Maßnahmen
Gesundheitsschäden / Umweltschäden —> Verletzung von Grundrechten / Menschenrechten
Unterlassen von klimaschädlichen Handlungen
Anzahl weltweiter Verfahren steigt (Stand Juli 2025)
Allein in den USA ca. 1986 Verfahren (davon 85 in 2025)
Rest der Welt ca. 1113 Verfahren in 62 Staaten und EU (sowie vor übergeordneten Gerichten) (davon 12 in 2025)
Was könnte der Antsoß für Klimaklagen in Deutschland gewesen sein und welches Problem resultierte aus dem Urteil?
Urgenda-Klage
Prominente Klage in Europa (weltweit betrachtet)
Kläger:
Urgenda (NGO, die die Umsetzung von nationalen, europäischen und internationalen Umweltschutzvereinbarungen bezweckt)
gemeinsam mit 886 weiteren Privatklägern (Gemeinwohlklage)
Klagegner: Regierung der Niederlande
Urteil:
Das Zivilgericht in Den Haag bestätigte am 09.10.2018 in zweiter Instanz, dass die Niederlande die THG-Emissionen bis 2020 um min. 25 % senken müssen
Das Urteil wurde am 20.12.2019 vom Obersten Gerichtshof bestätigt
Problem der Klage: EIngriff in Gewaltenteilung
—> Das Hauptproblem der Urgenda-Klage im Hinblick auf die Gewaltenteilung besteht darin, dass das Gericht mit seiner Entscheidung, die Regierung zu strengeren Klimaschutzzielen zu verpflichten, möglicherweise in den Bereich der Exekutive eingreift. Kritiker argumentieren, dass die Judikative damit ihre Kompetenzen überschreitet und die Rolle der Regierung als Gesetzgeber untergräbt. Es wird die Frage aufgeworfen, ob Gerichte die Macht haben, Regierungen zu zwingen, bestimmte politische Maßnahmen zu ergreifen, insbesondere im Bereich des Klimaschutzes, der traditionell als Aufgabe der Regierung angesehen wird.
Was für Klagestrategien gab es vor dem KSG in Deutschland / Europa und was sind Beispiele dafür?
Klagestrategien?
Zivilgerichtlich
Verwaltungsgerichtlich
Unionsrechtlich
Verfassungsrechtlich
Strategie
Kläger
Gegen wen?
Ziel
Gericht / Instanz
Ergebnis
Besonderheiten
Peruanischer Bauer (Saúl Luciano Lliuya)
RWE
Beteiligung an Kosten für Schutzmaßnahmen gegen Gletschersee-Überschwemmung (ca. 17.000 €)
LG Essen
OLG Hamm
Abgewiesen (2025); Fragen konnten nicht positiv beantwortet werden
(Besteht ernsthaft drohende Beeinträchtigung des Hausgrundstück des Kläger?; Inwieweit hat der Klimawandel und die von RWE freigesetzten CO2-Emissionen dazu beigetragen?)
Erste Feststellung: Klimaschäden können Unternehmenshaftung begründen; Beweisaufnahme mit Gutachten (2023);
Erste Klimaklage auf Haftungsebene;
transnationaler Kontext;
Signalwirkung
Bio-Landwirte & Greenpeace
Bundesregierung
Verpflichtung der Regierung zur Einhaltung des Klimaziels 2020
VG Berlin
Abgewiesen (2019)
Verneinung einer grundrechtlichen Schutzpflichtverletzung; Klimaschutzziel 2020 nicht verfassungsrechtlich zwingend
Familien aus EU, Kenia, Fidschi & samischer Jugendverband
EU-Parlament & Rat der EU
Verschärfung EU-Klimaziele bis 2030
EuG
EuGH
Abgewiesen (2021);
“Die bisherigen Maßnahmen des Klimaschutzes sind nicht gänzlich ungeeignet oder völlig unzulänglich. Auch das Untermaßverbot ist nicht evident verletzt. “
Keine individuelle Betroffenheit (Plaumann-Formel); kein besonderer Adressatenkreis anerkannt
11 Einzelpersonen, Solarenergie Förderverein e.V. & BUND e.V.
Gesetzgeber (Bundesregierung & Parlament)
Nachschärfung des Klimaschutzgesetzes; ambitioniertere Zwischenziele & Schutz künftiger Generationen
BVerfG
Teilweise (erfolgreich (2021)
Führte zur Nachschärfung des Klimaschutzgesetzes; Verpflichtung zu ambitionierteren Zwischenzielen
Wie hält Deutschland die Anforderung des Paris Agreements ein? Wie hängen das Klimaschutzgesetz und das Paris Agreement zusammenhängen?
Das Klimaschutzgesetz ist Deutschlands nationales Werkzeug, um das über die EU eingereichte Pariser Ziel zu erfüllen — mit eigenen, teils strengeren Zeitplänen.
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