Platon: Phaidros
In Phaidros erzählt Sokrates Phaidros eine Sage und entfaltet mit dieser eine Kritik an der Schrift.
Theuth (ägyptischer Gott): ➡️ Erfinder von Zahl, Rechnen, Geometrie, Sternkunde, Spielen und der Schrift.
Thamus (König von Ägypten): ➡️ Prüft jede Erfindung: Lob oder Tadel je nach Nutzen.
„Als er aber an die Buchstaben gekommen, habe Theuth gesagt: Diese Kunst […] wird die Ägypter weiser machen und gedächtnisreicher […] als ein Mittel für Erinnerung und Weisheit ist sie erfunden.“
Schrift macht Menschen nicht weiser, sondern vergesslicher.
Sie verlassen sich auf Geschriebenes statt eigenes Erinnern.
Schrift bringt Scheinwissen, nicht echtes Wissen.
„Denn diese Erfindung wird den Seelen der Lernenden vielmehr Vergessenheit einflößen […]; weil sie im Vertrauen auf die Schrift sich nur von außen vermittels fremder Zeichen […] erinnern werden.“
Schrift liefert nur äußere Stütze, keine innere Einprägung.
Gefahr: Menschen glauben, viel zu wissen → werden aber „dünkelweise“ statt wirklich weise.
ist keine Erinnerung, weil das Geschriebene nicht wirklich existiert als Gedanke, sondern nur als Stütze zum Erinnern
„Nicht also für die Erinnerung, sondern nur für das Erinnern hast du ein Mittel erfunden.“
Bilder wirken lebendig, sind aber stumm.
Ebenso „sprechen“ Schriften scheinbar, können aber keine Fragen beantworten.
„Denn auch diese [die Malerei] stellt ihre Ausgeburten hin als lebend, wenn man sie aber etwas fragt, so schweigen sie gar ehrwürdig still.“
Schrift kann sich nicht selbst verteidigen oder erklären.
Sie ist hilflos gegen Missverständnisse oder Missbrauch.
„Wird sie beleidigt […] so bedarf sie immer ihres Vaters Hilfe; denn selbst ist sie weder sich zu schützen noch zu helfen imstande.“
Wahre Erkenntnis soll „in die Seele eingepflanzt“ werden.
Vergleich mit dem Landwirt:
Nicht schnell wachsende Pflanzen im „Adonisgärtchen“ (Spielerei).
Sondern sorgfältig gesäter Same, der langfristig Früchte trägt.
„Welche mit Einsicht geschrieben wird in des Lernenden Seele […] wohl imstande, sich selbst zu helfen, und wohl wissend zu reden und zu schweigen.“
Rede, die direkt zwischen Menschen entsteht.
Kann sich an Hörer anpassen, erklären, reagieren.
„Die lebende und beseelte Rede des wahrhaft Wissenden, von der man die geschriebene mit Recht wie ein Schattenbild ansehen könnte.“
Schrift ist kein Ernst, sondern ein Spiel, ein Gedächtnisstütze.
Beispiel: Vorrat für das eigene Alter oder für gleichgesinnte Freunde
Nicht gedacht, um Wahrheit endgültig zu lehren.
„Die Schriftgärtchen wird er nur des Spieles wegen, wie es scheint, besäen und beschreiben.“
Wer Erkenntnis über Gerechtigkeit, das Schöne, das Gute hat, sät mit Worten in der Seele
Diese Rede ist:
Fruchtbar
Trägt Samen weiter
Macht den Menschen so glücklich wie möglich
„Wenn jemand […] Reden säet und pflanzt, welche sich selbst und dem, der sie gepflanzt, zu helfen imstande und nicht unfruchtbar sind.“
Führt zu Vergessenheit
Schafft nur Scheinwissen
Kann nicht auf Fragen eingehen
Pflanzt echtes Wissen in die Seele
Flexibel, anpassungsfähig
Lebendig & dialogisch
Gedächtnisstütze für sich selbst & Gleichgesinnte
Keine wahre Erkenntnisvermittlung
Aspekt
Schrift
Lebendige Rede
Funktion
Erinnerungshilfe, Spielerei
Vermittlung echter Erkenntnis
Wirkung
Vergessenheit, Scheinwissen
Tiefe Einprägung, Weisheit
Flexibilität
Statisch, unbeweglich
Dialogisch, anpassungsfähig
Schutz
Abhängig vom Autor
Selbstverteidigend
Zuletzt geändertvor 7 Tagen