Was sind Anlässe für eine Unternehmensbewertung?
Enteignung
Kauf/Verkauf von Unternehmen oder Anteilen
Börsengang (IPO)
Ausscheiden von Gesellschaftern
Fusionen, Spaltungen
Kündigung von Gesellschaftsverträgen
Ertragswertverfahren
Ziel, Vorgehen, Formel, Vor- und Nachteile
Bewertung auf Basis zukünftiger Gewinne
Besonders relevant bei Unternehmensverkäufen
Analyse der GuV der letzten 3–5 Jahre
Prognose zukünftiger Gewinne
Ermittlung des Kapitalzinsfuß (Basiszins + Risikoaufschlag)
Abzinsung der Gewinne auf den Bewertungsstichtag
Zukunftsorientiert
Berücksichtigt Ertragskraft
Subjektive Annahmen (z. B. Gewinnprognose, Zinsfuß)
Manipulationsanfällig (besonders vor Börsengängen legen sich Unternehmen so dar, dass sie besonders “reich” sind)
Substanzwertverfahren
Bewertung des Unternehmensvermögens (Wiederbeschaffungskosten)
Fortführungswert
Ermittlung der Zeitwerte aller Vermögensgegenstände
Anschaffungswerte, Zustand, Lebensdauer und Nachfrage
Abzug von Schulden
Berücksichtigung immaterieller Werte (z. B. Patente)
Substanzwert = Anschaffungskosten-Abschreibungen-Fremdkapital+immaterielle Werte
Objektiv, nachvollziehbar
Gut für vermögensintensive Unternehmen
Keine Berücksichtigung der Ertragskraft
Kein Firmenwert, wenn Substanzwert > Ertragswert
Mittelwertverfahren
Kombination aus Ertrags- und Substanzwert
Gewichtung beider Verfahren (z. B. 75 % Ertragswert, 25 % Substanzwert)
Unternehmenswert =(Ertragswert x 0,75)+(Substanzwert x 0,25)
Ausgleich zwischen Substanz und Ertrag
Praktisch bei Unsicherheiten
Gewichtung oft willkürlich
Bedeutung von Firmenwert
drückt einen nichtkörperlichen Wert aus
solider Kundenstamm
eingespieltes Team
positiver Firmenwert wenn Ertragswert größer als Substanzwert ist
Ertragswert - Substanzwert = Firmenwert
Umsatzverfahren
Schnelle, überschlägige Bewertung
Jahresumsatz x Branchenfaktor
→ z. B. 1,2-facher Umsatz
Einfach, schnell
für ersten Eindruck gut
Branchenüblich (z. B. Gastronomie, Verlage)
Sehr ungenau
Keine Berücksichtigung von Kosten oder Gewinnen
Liquidationsverfahren
Bewertung bei Zerschlagung des Unternehmens
Verkauf aller Vermögenswerte
Abzug aller Schulden und Verbindlichkeiten
Berücksichtigung von Sozialplänen, Vertragsauflösungen etc.
Liquidationswert=Verkaufserlöse-Schulden+Forderungen
Realistischer Mindestwert
Relevant bei Insolvenz
Kein Fortführungswert
Keine Berücksichtigung von Zukunftspotenzial
Multiplikatormethode
Marktbasierte Bewertung durch Vergleich mit ähnlichen Unternehmen
Oft bei Fusionen oder Übernahmen
Lässt sich z.B. aus Transaktionen ableiten, dass für ein Unternehmen einer bestimmten Branche durchschnittlich der 1,2-fache Umsatz gezahlt wird, kann man diesen Faktor mit dem Umsatz des zu bewertenden Unternehmens multiplizieren, um überschlägig einen Gesamtunternehmenswert zu ermitteln.
Umsatz
EBIT
EBITDA
Cashflow
Jahresüberschuss
Unternehmenswert = EBIT x Multiplikator
Marktnahe Bewertung
Schnell und praxisnah
Vergleichbarkeit oft schwierig
Multiplikatoren schwanken stark
fundierte Datenbasis zwingend notwendig
EBIT Bedeutung
Earnings before interest and taxes
Betriebsergebnis unabhängig von regionalen Besteuerungen und unterschiedlichen Finanzierungsformen
Ertragskraft eines operativen Geschäfts widerspiegeln, ohne Berücksichtigung Finanzierungskosten
Ermittlung des wirtschaftlichen Erfolgs
EBIT =
Jahresüberschuss oder -verlust
+ Steueraufwand
– Steuererstattungen
+ Zinsaufwand
– Zinsertrag
EBITDA Bedeutung
Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization
Deutsch: Ergebnis vor Zins, Steuern, Abschreibungen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte
Angabe zur Rentabilität
Ertragskraft eines Unternehmens -> Profitabilität eines Unternehmens ohne externe Faktoren
Internationale Vergleiche der operativen Ertragskraft von Unternehmen
Aussagekraft aufgrund der vielen ausgeklammerten Faktoren eingeschränkt
Kennzahl vergleichsweise leicht manipulierbar
EBITDA =
+ Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen
+ Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände
Discounted Cash Flow
Bewertung auf Basis zukünftiger Cashflows
Cashflow = Einnahmen-Ausgaben
Prognose der zukünftigen Cashflows
Abzinsung mit WACC (Weighted Average Cost of Capital)
Ermittlung des Terminal Value
Sehr präzise und theoretisch fundiert
Berücksichtigt Zeitwert des Geldes
Zeigt wie stark sich das Unternehmen von innen heraus finanzieren kann (finanzielles Potenzial)
Hoher Rechenaufwand
Starke Abhängigkeit von Prognosen
Zuletzt geändertvor 20 Tagen