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M2L2-Konsumenten und die Marketingbotschaft

AA
von Andre A.

Kleine Beispiele.

Emma geht an 3 Bäckereien vorbei und entdeckt dann ein Schild, welches Ihr das anbietet, was sie möchte. Leckeres Brötchen für 3,99€.

Noah will seiner Freundin etwas Leckeres holen. Er sieht das Schild gar nicht, denn er schaut sich die Angebote aller nahegelegenen Bäckereien an. Er kauft ein Erdbeertörtchen, dass ihn an Valentisntag und Verliebtheit erinnert.


Beispiele zeigen Komplexität zwischen Konsument und Marketingbotschaft. S-R-Modell beschreibt lineare Verbindung zwischen Botschaft und Reaktion. Doch es ist mehr. Was geht in der Blackbox vor sich? In S-O-R steht das “O” für denken und fühlen. Die psychischen Faktoren im Inneren der Konsumenten. Sie sind nicht nur subjektiv, sondern werden durch Umwelt beeinflusst.


Abbildung 2: Konsumenten und die Marketingbotschaft im S-O-R-Modell


2.1 Aktivierende Prozesse

beziehen sich auf die Gefühlswelt eines Individuums. Sie sind mit innerer Energie und Spannung verbunden und liefern so die Antriebsenergie für das Handeln.

Abbildung 3: Übersicht aktivierende Prozesse


Aktivierung

bezieht sich auf Erregung des zentralen Nervensystems. Versorgt Organismus mit Energie und versetzt ihn in Leistungsbereitschaft. Sprich psychologische Antriebsenergie (Wachheit, Aufmerksamkeit). Aktivierung ist Voraussetzung für Verbindung Konsument und Marketingbotschaft. Zielgruppen sind informationsüberlastet. Nur Durchdringung zum Konsumenten, kann Botschaft wirken.

Emma brauchte den Aufsteller, um Aufmerksam zu werden.


Aktivierung wird durch Reize ausgelöst Innere Reize (z.B.Ermüdung) für tonische Aktivierung, äußere Reize (z.B. Marketingbotschaft) für phasische Aktivierung. In Praix sind relevant

  • emotionaler Aktivierungsreiz: Humor, Erotik, biologischer Schlüsselreiz

  • kognitiver Aktivierungsreiz: irritierende Botschaft, Widerspruch, Überraschung

  • physischer Aktivierungsreiz: optisch, akustisch, Geruch, Temperatur

Je stärker die Aktivierung, desto eher die Erinnerung daran. Aktivierungswirkung kann auch nach hinten losgehen. Kein Garant für Erfolg.


Emotion

sind innere Erregungszustände. Können positiv und negativ empfunden werden. Gefühle sind Emotionen, die bewusst erlebt -und verbal ausgedrückt werden. Emotionen sind angeboren und können durch Reize ausgelöst werden. Das Törtchen löst bei Noah positve Emotionen aus (Verliebtheit).

Emotionale Kommunikation besser als informative Botschaften. Daher im Marketing gestiegene Bedeutung und gestiegener Einsatz (wie BMW, Freude am Fahren). Für Makler besonders interessant..

  • Emotionale Reize bleiben eher in Erinnerung als neutrale

  • Angenehme Inhalte bleiben eher in Erinnerung als unangenehme oder neutrale

  • Gut gelaunte Personen = emotional positiv

    Schlecht gelaunte Personen = emotional negativ (Stimmungskongruenz)


Motivation

innere Antriebskraft, die das Verhalten auf bestimmte Ziele (Motive) ausrichtet. Relativ stabil und in einer Person verankert. Motive sind Ausdruck von Bedürfnissen. Wird ein Motiv wirksam (aktiviert) verspürt man Motivation.

Emma ist hungrig und dadurch motiviert. Noah dagegen will etwas Nettes tun.

Die Antriebsgründe und unterschiedlichen Motive zu sehen, ist für Marketing sehr interessant. Bedürfnispyramide Maslow. Wenn Bedürfnis einer Ebene erfüllt, dann nächste Stufe. Für jede Stufe kann Marketing Verkaufsargumente liefern.


Abbildung 4: Bedürfnispyramide nach Maslow

Maslow selbst hat keine Pyramide dargestellt. Doch dieses Modell der Darstellung hat sich bewährt. Kritiker sagen, dass Menschen auch dann gemeinschaftlich denken und ihre Grundbedürfnissen außer Acht lassen, wenn extreme Situationen herrschen. Auch anderer Kulturen zeigen Differenzen.


Einstellung

konstante Denkhaltung gegenüber Sachen, Personen oder Ideen. Positiv wie negativ. Man nimmt folgende DREI Komponenten an.

  1. affektive Komponente: gefühlsmäßige Bewertung fühlen

  2. kognitive Komponente: Wissen über den Bewertungsgegenstand (Überzeugung) denken

  3. konative Komponente: Bereitschaft, auf bestimmte Weise zu handeln.

Sie beeinflussen sich gegenseitig und sollten nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Positives Wissen und positive Emotionen sollen zum Kauf bewegen (E-V-Hypothese).

Noah kauf Erdbeertörtchen, weil es romantische Emotionen transportiert. Botschaft muss aber erst zur Zielgruppe gelangen.

E-V-Hypothese kann nur wirken, wenn Produkt großes persönliches Interesse weckt. (high involvement, Autokauf).

Dinge des täglichen Gebrauchs (Duschgel) kauf man meistens ohne viel Reflexion (low involvement). Einstellungen werden dann auf der Basis der eigenen Erfahrung erst nach dem Kauf gebildet (V-E-Hypothese)

Emma war weniger involviert als Noah. Sie wird erst später eine Meinung zu Ihrem Frühstück haben. Eine bereits gebildete Einstellung ist im Nachgang schwer zu ändern. Da richten die Unternehmen ihre Produkte eher am Konsumenten und seiner Einstellung aus.


2.2 Koknitive Prozesse

Das Denken von Individuen. Informationen werden aufgenommen, verarbeitet und gespeichert. Warum für Marketing interessant?


Aufnahme von Informationen

Reize werden über Sinnesorgane aufgenommen. Dann in körpereigene Signale verwandelt und im Gedächtnis gespeichert (sog. Informationsaufnahme). Vorstufe der Informationsverarbeitung. Gedächtnis besteht aus DREI unterschiedlichen Einheiten.

  1. sensoriches Gedächtnis: Sehr kurze Speicherung von Umweltreizen (millisek)

  2. Kurzzeitgedächtnis: kurze, selektive Speicherung eines Teils der Sinneseindrücke zur Weiterverarbeitung.

  3. Langzeitgedächtnis: Sinneseindrücke werden verarbeitet. Bestehende Informationen genutzt. Verabeitete Informationen, dann vergessen oder gelernt.

Kaufentscheidungen beruhen auf Langzeitgedächtnis. Daher sollte Marketing darauf abzielen.


Warnehmung

Sinnesreize werden nicht nur gespeichert, sondern durch Interpretation und Organisation in Wissensschatz integriert. Wahrnehmung hat DREI typische Eigenschaften. Im script keine Liste.

  1. subjektiv: Andere Wahrnehmung durch unterschiedliche Werte, Wünsche, Eigenschaften, Voraussetzungen

  2. aktiv: sie erfolgt, wenn man gerade nicht passiv ist.

  3. selektiv: Konsument nimmt nicht die ganze Realität wahr.

    Emma wird durch Werbeaufsteller aktiviert. Noah nicht. Er suchte etwas Bestimmtes.

Nur wahrgenommene Marketingbotschaften können Konsumenteverhalten beeinflussen. Es gibt verschiedene Phänomene, die mit der Wahrnehmung verbunden sind.

  • Selektive Wahrnehmung: 3.000 - 5.000 Werbebotschaften erreichen Konsumenten täglich. Doch nur 3-4 bleiben in Erinnerung. Der Rest nicht. Was ist die Wahrnehmungsschwelle (Grenzwert), ab dem ein Reiz aufgenommen wird.

  • Selektive Verzerrung: Werbestimuli werden von den Konsumenten in existierendes geistiges Raster integriert (Auch Hypothesentheorie).

    Konsumenten tedieren dazu, Beurteilungsprozesse zu vereinfachen.

    Bsp.

    • Attributdominanz (Schluss von einer Produkteigenschaft auf die Gesamtqualität),

    • Halo-Effekt (Schluss von Gesamtqualität auf einzelne Produkteigenschaften)

    • Irradiation (Schluss von einer Produkteigenschaft auf eine andere).

  • Selektives Erinnern: Eher erinnern, wenn Marketingbot­schaften mit Einstellungen und Überzeugungen übereinstimmen

Diesen Phänomenen begegnet man durch auffällige und prägnante Gestaltung, Wiederholung und den Einsatz von Schlüsselinformationen.


Lernen von Informationen

Lernen = speichern von Informationen. Es gibt verschiedene Theorien, wie genau Informationen gelernt werden.


Tabelle 3: Übersicht zentraler lerntheoretischer Ansätze


Behavioristische Lerntheorien sehen Lernen als individuelle Konditionierung.

Die klassische Konditionierung (Pawlow) koppelt zwei Reize und neutraler Reiz erhält neue Bedeutung. Emotionale Werbespots koppeln Markennamen. Irgendwann soll Markenname oder Markenlogo alleine die Emotion erzielen.

Die instrumentelle Konditionierung arbeitet mit Belohnung für Verhalten. Marketing nutzt Kundenkarten für Treue.

Soziale Lerntheorien = sozialer Prozess, wo Menschen vonein­ander lernen. Sie beobachten, wie sich andere (als nachahmenswert eingestufte) Personen verhalten und machen es in ähnlichen Situationen nach. Marketing nutzt Prominente.

Kognitive Lerntheorien Auseinandersetzen mit Sachverhalten und dadurch Umstrukturierung von Wissen. Schemata ermöglichen Anpassung an die Umwelt. Marketingbotschaften mit faktenbasierte Informationen, beruhen meist auf den Erkenntnissen kognitiver Lerntheorien.

Bildlernen (Imagery-Forschung) besagt, dass Konzepte im Gehirn bildlich und verbal codiert und verarbeitet werden. Bildreize werden mit wenig kognitiven Aufwand verarbeitet und erinnert. Entwicklung von Bild­reizen im Marketing wichtig.


2.3 Moderatoren der Umwelt

Die inneren psychischen Prozesse, sowie die Umwelt nehmen Einfluss darauf, wie Konsumenten auf Marketingbotschaften reagieren.

Während das Marketing keinen Einfluss auf diese Determinanten hat, sollte es sich jedoch über deren Wirkung im Klaren sein (Kotler/Armstrong/Harris/Piercy 2016).


Kulturelle Determinanten

Kultur, Subkulturen und Schichten beeinflussen Konsumentenverhalten

  • Kultur umfasst die übereinstimmenden Verhaltens- und Orientierungsmuster in größeren sozialen Einheiten. Sie vermitteln Werte, Normen und Traditionen. Oft innerhalb einer Kultur selbstverständlich und wird nicht hinterfragt.

    Bsp. hohe Bedeutung von „Jugendlichkeit“ in der westlichen Kultur. Kosmetik- und Modeunter­nehmen beziehen das in Marketingbotschaften mit ein.

  • Subkulturen: Gruppen von Menschen innerhalb einer Kultur. Gemeinsame Lebenserfahrungen und Wertesysteme.

    Bsp. Nationalität, Religion, Geografie oder Interessen. Sind oft wichtige Marktsegmente.

  • Soziale Schichten werden durch soziodemografische Merkmale definiert, wie z. B. Einkommen und Bildung. Zugehörigkeit zur Unterschicht, Mittelschicht oder Oberschicht kann Konsumentenverhalten erklären. Sinus-Institut Heidelberg kombiniert Schichtzugehörigkeit zusätzlich mit Werthaltungen, um zu einer Typologie sozialer Milieus zu gelangen.


Soziale Determinanten

  • Gruppenzugehörigkeiten (einschließlich Familie)

  • soziale Rollen

  • sozialer Status

Alle Menschen gehören verschiedenen Gruppen an und unterliegen einem sozialen Druck. Innerhalb der Gruppen verschiedene Rollen und Wertschätzungen (Status).

Es gibt:

  • Primärgruppen (regelmäßiger, informeller Kontakt): Familie, Freunde, Nachbarn, Kollegen

  • Sekundärgruppen (unregelmäßiger, formeller Umgang): Berufsverbände, religiöse Gemeinschaften, Onlinegemeinschaften

  • Referenzgruppen (kein persönlicher Kontakt): Promis als Vorbilder. Sie vermitteln neue Verhaltensmuster, beeinlfussen das Selbstbild einer Person und suggerieren Kauf bestimmter Marken und Produkte. Einfluss mal mehr, mal weniger.

Für Marketing interessant, wie Gruppeneinflüsse das Konsumentenverhalten lenken und wie man Prozesse aktiv nutzen kann. Konzepte der Meinungsführerschaft und Buzz Marketing hier wichtig.


Persönliche Determinanten

die individuellen Charakteristika von Konsumenten, z. B.

  • Alter

  • Geschlecht

  • Lebensphase: Nur wer im Haus kleine Kinder hat, wird Windeln kaufen

  • Beruf: verschiedene Berufsbekleidung

  • Finanzielle Situation

  • Lebensstil: Werte, Aktivitäten und Interessen einer Person

  • Persönlichkeit und Selbstbild: Charakter. Personen, die sich selbst reflektieren, bevorzugen Marken.


Begriffe

Bedürfnis: Wunsch, der aus dem Empfinden eines Mangels herrührt

biologischer Schlüsselreiz: Stimuli, lösen bei Wahrnehmung eine Instinktbewegung aus. (z. B. Kindchenschema)

Buzz Marketing: Anwerben oder Kreieren von Meinungsführern zur Unterstützung von Marketing­botschaften (Bsp. Promi wirbt für Axe)

Determinanten:

E-V-Hypothese: durch eine positive Einstellung wird das Verhalten (positiv) beeinflusst

Hypothesentheorie: Ergebnis eines Wahrnehmungsprozesses. Kompromiss aus Erwartung des Konsumenten und objektiver Realität.

Pawlow: Glocke Hund Speichel

phasische Aktivierung: kurzfristig und wird durch Umwelt ausgelöst.

Referenzgruppen:

Schemata: Denk- und Verhaltensmuster, die als Handlungsregeln dienen

Schlüsselinformationen: Sie (z. B. Gütezeichen oder Marken­namen) bündeln und vereinfachen einzelne Produkt­eigenschaften und erleichtern so die Beurteilung des Produktes

tonische Aktivierung: biologisch. Natürlich zyklische Akivierung im Tagesverlauf.

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Andre A.

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