Leitliniengerechte Behandlung
S3-Leitlinie abgelaufen seit 2022
1. SOLL
Psychoedukation
Nicht-pharmakologische Interventionen bei Kindern im Vorschulalter (3-6 Jahre) sowie bei Kindern und Jugendlichen bei leichter bis moderater Funktionseinschränkung
Pharmakologische Therapie bei schwerer Symptomatik oder unzureichender Wirkung nicht pharmakologischer Interventionen
2. SOLLTE
Eltern- und Erzieher:innentrainings insbesondere im Vorschulalter (auch wenn die Kriterien einer ADHS-Diagnose noch nicht voll erfüllt sind)
Wenn KVT, dann breit angelegte KVT, die auch komorbide Störungen behandelt und soziale Kompetenzen sowie die Beziehung zu Gleichaltrigen fördert
Pharmakologische Interventionen durch entsprechende Fachärzt:innen mit Psychostimulanzien sowie Atomoxetin und Guanfacin.
3. KÖNNEN
Kindzentrierte Interventionen im Vorschulalter
Was sind potentielle Ziele der Therapie?
Auf Ebene des Kindes:
Verbesserung der Aufmerksamkeit und Konzentration
Verbesserung der Inhibitionskontrolle
Ineffiziente Verhaltensmuster reduzieren
Handlungsorganisatorische Kompetenzen fördern → Strategien erwerben und metakognitive Prozesse stärken
Lernbeeinträchtigung korrigieren und selbstgesteuertes Lernen ermöglichen
Förderung von sozialen Kompetenzen -> Aufbau von Beziehungen zu Gleichaltrigen
Auf Ebene der Eltern (ggf. der Lehrer:innen)
Generalisierung der Therapieerfolge in den Alltag
(Wieder-)Aufbau einer positive Beziehung zum Kind
Adaptiver Umgang mit den herausfordernden Verhaltensweisen des Kindes
Gestaltung einer angemessenen Anleitung des Kindes
ABER!!! Auch wenn das Ziel auf der Ebene des Kindes liegt, können auch die Intervention auf der Ebene der Eltern angewendet werde! werden → unterscheide was ist die Zielebene und was ist die Interventionsebene!
Baustein: Psychoedukation
soll nach den Leitlinien
für Eltern- und Kinder/Jugendliche
Baustein 1: Basistraining
Ziel: (Basis-)Fertigkeiten zur Förderung der Inhibitionskontrolle
Ziel: genau hinschauen, beschreiben, hinhören, zuhören und nacherzählen / wahrgenommenes genau wiedergeben können
-> Reaktionsverzögerung
-> Aufmerksamkeitssteuerung durch verbale Selbstanweisungen
-> Umgang mit Ablenkungen
Würde ich anwenden bei: Schwierigkeiten beim Aufnehmen und Verarbeiten der Information sowie der Verhaltenssteuerung (Reaktionskontrolle)
Altersbereich: 6- bis 10 J.
Baustein 2: Strategietraining
Ziel: Verhalten besser planen und sich dabei an übergeordnete Strategien orientieren; Umgang mit Ablenkung, Fehlern und Frustration lernen
Würde ich anwenden bei: wenig planvollem Vorgehen und eingeschränkter Fähigkeit übergeordnete Strategien anzuwenden, aber ausreichender Selbststeuerung bei einfachen Anforderungen (= einfache Aufgaben können erledigt werden)
Altersbereich: 8- bis 12 J.
Baustein 3: Wissensvermittlung (bspw. Lernstrategien)
Ziel: Bessere Bewältigung des Schulalltags, Umgang mit Lernhindernissen und bessere Lernorganisation erreichen
(-> Übertragung des Strategietrainings auf schulrelevante Aufgaben)
Würde ich anwenden bei: Kindern, die aufgrund der ADHS Schul- und Lernschwierigkeiten haben (F ≠ 81), aber keine gravierenden Aufmerksamkeitsbeeinträchtigungen (mehr) im Alltag haben
Baustein 4: Vermittlung sozialer Kompetenzen
Ziel: Reduktion von maladaptivem und impulsivem Reagieren auf andere Kinder; Förderung von prosozialem Verhalten
Reaktionsverzögerung in sozialen Situationen, ungeeigneten Verhaltens stoppen, Emotionen erkennen, Handlungsmöglichkeiten bewerten …
Würde ich anwenden bei: Kindern mit herausforderndem Sozialverhalten
Baustein 5: Elterntraining
Ziel: Psychoedukation und Strategien zum Umgang mit Alltagsschwierigkeiten; Stärkung des Erziehungsverhaltens und Durchbrechung von dysfunktionalen Interaktionen
Würde ich anwenden bei: im Vorschulalter (auch wenn die Kriterien einer ADHS-Diagnose noch nicht voll erfüllt sind → siehe Leitlinie)
Baustein 6: Zusammenarbeit mit Lehrer:innen
Ziel: Positives Verhalten stärken, eine differenzierte Betrachtung des Verhaltens schaffen, Gestaltung einer angemessene Anleitung des Kindes, für Lerngewinne sorgen
Entscheidungsbaum
Exemplarische Elterntrainings, für die positive Effekte vorliegen
IYP (The Incredible Years Program): Reduziert Verhaltensprobleme und fördert soziale, emotionale und akademische Fertigkeiten.
Triple P (Positive Parenting Program): Fördert die Entwicklung, Gesundheit und soziale Kompetenz von Kindern im Alter von 2–12 Jahren.
RNFP (Revised New Forest Parenting Program): Psychoedukation und Kontingenzmanagementtechniken, die Eltern einsetzen, damit ihr Kind ruhiger und aufnahmefähiger wird.
Exemplarische kindzentrierte Programme, für die positive Effekte vorliegen
TEAMS (Training Executive, Attention & Motor Skills): spielerisches Training von Defiziten
ENGAGE (Enhancing Neurocognitive Growth with the Aid of Games & Exercise): Fokus auf selbstregulatorische Förderung zur Verbesserung der Inhibitions- und emotionalen Kontrolle sowie der Kernsymptome der ADHS
ETAM (Executive Training of Attention & Metacognition): Förderung exekutiver Funktionen und der Aufmerksamkeit.
Zuletzt geändertvor 14 Tagen