Neofunktionalismus
Ursprung: Theorie der regionalen Kooperation
Ausgangspunkt -> nicht-staatliche Eliten möchten mehr wirtschaftliche Kooperation
Theorie mit Fokus auf Europäische Integration
Erklärungsversuch für Integrationsschritte in den 1950ern
Steigende Interdependenz: weitere Kompetenzübertragung in andere Bereiche auf supranationaler Ebene
Akteure: Komission, EuGH, Parlament, Rat, Interessengruppen -> supranationale Entrepreneure
Mechanismen:
Funktionaler Spillover: weitere Kompetenzübertragungen und Übertragung von Souveränität an die supranationale Ebene
Politischer Spillover: Ergebnis gezielten Drucks nationaler Interessen, da diese von weiteren integrativen Schritten profitieren wollen
Bsp.: Europäischer Runder Tisch der Industriellen
Rolle der EU-Akteure: teilweise autonom, Eigendynamik der Integration
Drei Mechanismen des Neofunktionalismus
Spillover Mechanismen: Überschwappen in neue Bereiche
Europäische Sozialisierung der politischen Entscheidungstäger:innen
Bedeutung supranationaler Institutionen und Interessengruppen
=> Eigendynamik der Integration entsteht
Supranationalismus
=> Weiterentwicklung des Neofunktionalismus
Fokus liegt auf supranationalem Regieren = Governance
integriertes europäisches Rechtssystem
transnationale Aktivitäten nicht-staatlicher Akteure bilden den Ausgangspunkt für supranationale Regeln
Supranationale Akteure treiben Regulierung voran
Folge:
Supranationale Regeln: führen zu mehr transnationalen Transaktionen und größerer Aktivität von Interessengruppen
(mehr) Entscheidungen des EuGH und Handeln der Kommission oft gegen Interessen der MS in Bereichen mit mehr Transaktionen
Intergouvernementalismus
akteurszentrierte, realistische Theorie
zentrale Akteure: Nationalstaaten
die Integration ist ein Prozess, der von den Regierungen gesteuert wird
Realistischer Intergouvernementalismus (Stanley Hoffmann) mit rationalen, staatlichen Akteuren
wichtige Entscheidungen werden von den Staats- und Regierungschefs getroffen
Beispiele: Leerer Stuhl, Luxemburger Kompromiss, Entwicklung des europäischen Rates
Mechanismus
Zentrale Unterscheidung:
• High Politics → Souveränität weiter wichtig: Diplomatie, Sicherheitspolitik
• Low Politics → Kooperation erwünscht: Wirtschaft, Währung
Liberaler Intergouvernementalismus
liberale Theorie der nationalen Präferenzbildung: nationale ökonomische Interessen stehen in Vordergrund
Verhandlungsmacht der Mitgliedsstaaten ist entscheidend
Delegation an supranationale Institutionen dient der Erfüllung bestimmter Funktionen, die Staaten nicht alleine ausüben können
Pinzipal-Agenten-Logik: "credible commitments" werden gemacht -> dadurch keine unerwarteten Konsequenzen
Prinzipal: Mitgliedsstaaten
Agenten: EU Akteure
Aushandeln in Regierungskonferenzen und Sitzungen des Europäischen Rates
Mechanismus:
Delegation durch nationale Regierungen
Rolle der EU-Akteure: sind Agenten der Mitgliedsstaaten
Prinzipal-Agenten-Beziehungen in der EU
EU als Staatsbildungsprozess
Autoritätsaufbau durch Marktlogik, nicht durch externe Bedrohung
Fokus der Akteure: Aufbau staatlicher Autorität und Legitimität über Zeit
Entstehung des nationalen Territorialstaats in Europa als Konsequenz der Faktoren:
Sicherheitsdruck: Sicherheit vor militärischer Bedrohung
Wirtschaftsdruck: wirtschaftliche Vorteile durch Marktintegration
In EU: Marktaspekte stehen vor den Sicherheitsaspekten (Binnenmarkt), NATO aös kollektive Sicherheitsorganisation
ABER EU ist kein Staat:
kein Gewaltmonopol der EuGH, trotz europaweiter Rechtsordnung
EU Haushalt nur ein Bruchteil der nationalen Haushalte der Mitgliedsstaaten
kleine Bürokratie
Institutionalismus: EU als politisches System
Zusammenführung zentraler Annahmen des:
Neo-Funktionalismus / Supranationalismus
Supranationale Akteure verfolgen eigenständige Interessen → z.B. KOM, EuGH
Intergouvernementalismus: Präferenzen und Verhandlungsmacht der MS von Bedeutung
Comparative Turn: das Ziel ist die Untersuchung aller Akteure
Politikergebnisse zwischen den Akteuren hängen maßgeblich von Entscheidungsregeln/-verfahren ab
unabhängige, erklärende Variable: EU Institutionen
abhängige Variable: Politikergebnisse
EU ist kein “sui generis” System, es ist vergleichbar mit einem föderalen System
Übersicht
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